Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
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Inhaltsanalytische Bibliographien deutscher


95-4-498
Inhaltsanalytische Bibliographien deutscher Kulturzeitschriften des 19. Jahrhunderts : IBDK / Alfred Estermann. - München [u.a.] : Saur. - 30 cm. - ISBN 3-598-23310-8 : DM 5992.00, DM 4984.00 (Subskr.-Pr. bis 31.03.1996)
[3042]
Bd. 1. Deutsches Museum (1851 - 1867). - Teil 1 - 2. - 1995. - VI, 300; 306 S. - ISBN 3-598-23311-6 : DM 856.00, DM 712.00 (Subskr.-Pr.)
Bd. 2. Telegraph für Deutschland (1837 - 1848). - 1995. - VI, 324 S. - ISBN 3-598-23312-4 : DM 428.00, DM 356.00 (Subskr.-Pr.)
Bd. 3. Die Gartenlaube (1853 - 1880 [- 1944]). - Teil 1 - 2. - 1995. - VI, 324; 336 S. - ISBN 3-598-23313-2 : DM 856.00, DM 712.00 (Subskr.-Pr.)

Nicht nur wegen des Hinweises in der Einleitung, daß es sich bei der IBDK um "ein[e] partielle Fortführung" von Estermanns Auswahlbibliographien Die deutschen Literatur-Zeitschriften 1815 - 1850 bzw. 1850 - 1880 handelt,[1] macht eine Rückerinnerung an diese erforderlich, denen wir eine wesentliche Verbesserung der bibliographischen Kontrolle der Zeitschriften des 19. Jahrhunderts verdanken. Der Zusatz zum Sachtitel bei der ersten Bibliographie nannte auch Autoren, womit die summarische Aufführung der Namen der wichtigeren Verfasser und behandelten Autoren angedeutet wurde. Dies war allerdings ein halbherziges Angebot der Inhaltserschließung, und wenn man dank eines derartigen Hinweises zwar wußte, daß ein Autor für eine Zeitschrift geschrieben hat oder darin behandelt wurde, ohne aber die Fundstellen genannt zu bekommen, löste das eine möglicherweise frustrierend lange Suche in den Zeitschriftenheften aus. Den Schritt zur detaillierten Inhaltserschließung macht Estermann jetzt mit der in achtjähriger Arbeit erstellten, von der DFG und privaten Sponsoren[2] geförderten IBDK, allerdings unter Beschränkung auf "zwanzig ausgewählte, für eine Form oder einen Zusammenhang charakteristische und bedeutende Zeitschriften aus dem Zeitraum 1815 - 1880,[3] deren Titel in beratender Abstimmung mit der Ständigen Arbeitsgruppe für Germanistische Bibliographie der Deutschen Forschungsgemeinschaft festgelegt wurden ... Eine Zeitschrift[4] konnte wegen Materialfülle nur bis 1850 aufgenommen werden" (S. V). Man wird nicht am Sachverstand zweifeln, mit der diese Auswahl getroffen wurde, doch hätte man schon gerne bei jeder Zeitschrift ein paar Worte der Begründung erfahren und zudem den Abdruck von programmatischen Äußerungen der Herausgeber erwarten können, die man jetzt umständlich in den beiden früheren Bibliographie-Bänden suchen muß.

Die Inhaltserschließung berücksichtigt (von gewissen Ausnahmen abgesehen) auch kleinste Texte und erstellt für jeden einen eigenen Datensatz mit genauer Fundstelle. Dem eigentlichen Index für jede Zeitschrift geht deren bibliographische Beschreibung mit Nennung der Herausgeber und Verlage (mit allen Wechseln), eine Aufführung aller Bände und Hefte mit Umfangsangabe sowie eine Übersicht über redaktionelle Texte voran. Das zweispaltig gesetzte Register weist alle mit eigenen Datensätzen gespeicherten Texte unter folgenden Eintragungen ggf. mehrfach nach: 1. Personennamen (einschließlich der sehr zahlreichen nicht aufgelösten Namenskürzel) und zwar mit Unterscheidung der Funktion als Autor oder als behandelte Person bzw. rezensierter Autor; 2. Geographica; 3. Sachbegriffen, und zwar unter Beschränkung auf 78 allen Bänden gemeinsame, in der Einleitung aufgeführte Begriffe ganz unterschiedlicher Gewichtung; um nur einige zu nennen: Akademien; Archäologie; Buchdruck (mit Bibliographie); Buchmarkt; Chemie; Enzyklopädien; Hydrologie; Okkultismus; Periodika; Theater (mit Oper); Umweltfragen; Verkehr; Zirkus; Zoologie. Schlagwörter mit sehr vielen Eintragungen sind durch Unterschlagwörter differenziert. Dies gilt insbesondere für Geschichte, Kunst, Literatur, Musik, Politik und Wirtschaft. Der große Umfang der Register kommt nicht nur durch Mehrfacheintragungen zustande, sondern auch dadurch, daß die Beschlagwortung nicht allein vom (häufig nichtssagenden Titel) ausgeht, sondern, wie der Titel der IBDK ankündigt, den Inhalt auswertet.

Von den zahlreichen neueren Beispielen für Indizes zu einzelnen Zeitschriften, so vor allem den vorbildhaften, in der Reihe Analytische Bibliographien deutschsprachiger literarischer Zeitschriften erschienenen,[5] die im Hauptteil quasi den Inhalt Heft für Heft, Beitrag für Beitrag abbilden und diesen durch detaillierte Register erschließen, grenzt Estermann sein Verfahren bewußt ab, das er als praktikabler erachtet, da es "alle Eintragungen zu einem Suchbegriff an einer Stelle zusammenfaßt" (S. VI). Andererseits distanziert er sich von den nach dem Muster der Einzelindizes erstellten Sammelindizes verwandter Zeitschriften (wie dem nachstehend besprochenen) und begründet dies mit der insgesamt "zu schmalen Datenbasis" der IBDK einerseits und andererseits mit der Tatsache, daß "eine Kumulation ... die hier erschlossenen Zeitschriften unangemessen eng aneinander binden (würde)" (S. VI). Der Rezensent hält weder das eine noch das andere Argument für schlagend, sollte es doch das anzustrebende Ziel sein, die retrospektive Zeitschrifteninhaltserschließung auf den Weg zu bringen. Ob diese noch in der hier gewählten Form zahlreicher gedruckter Bände - deren Zahl sich durch einen weniger splendiden Satzspiegel und vor allem durch die Verwendung von dünnerem Papier leicht auf die Hälfte hätte reduzieren lassen - hätte realisiert werden sollen, möchte der Rezensent anzweifeln. Da diese Bände Auszüge aus einer Datenbank sind, hätte man den Inhalt auf einer CD-ROM anbieten sollen. Diese Angebotsform böte außer der Platz- und Kostenersparnis zudem den Vorteil bequemerer Recherche, indem sowohl eine Suche im Inhalt aller Zeitschriften, als auch unter Einschränkung auf nur eine möglich wäre, womit sich zugleich die Gefahr - wenn es denn wirklich eine ist - bannen ließe, "die Zeitschriften unangemessen eng aneinander zu binden". - Daß dank des immensen Fleißes Estermanns und seiner Mitarbeiter zahlreiche Informationen erstmals leicht zugänglich werden,[6] ist unzweifelhaft; die Präsentation freilich ist unzeitgemäß.

sh


[1]
Die deutschen Literatur-Zeitschriften : 1815 - 1850 ; Bibliographien, Programme, Autoren / Alfred Estermann. - München [u.a.] : Saur. - 24 cm. - ISBN 3-598-10723-4 [1241]. - Bd. 1 (1991) - 11 (1991). - Bd. 1 - 10 in 2., verb. und erw. Aufl. - Vgl. ABUN in ZfBB 38 (1991),6, S. 616 - 617 sowie die ausführliche Rezension der 1. Aufl. durch Hans-Albrecht Koch in ZfBB 27 (1980),3, S. 242 - 246.
Die deutschen Literatur-Zeitschriften : 1850 - 1880 ; Bibliographien, Programme / Alfred Estermann. - München [u.a.] : Saur. - 24 cm. - ISBN 3-598-10708-0 [0411]. - Bd. 1 (1988) - 5 (1989). - Vgl. ABUN in ZfBB 35 (1988),4, S. 355 - 358 und 37 (1990),1, S. 60 - 61. (zurück)
[2]
Daß diese nicht genannt sein wollen, ist in einer Zeit, in der auf Titel und Umschlag kaum eines größeren Ausstellungskataloges die Firmenzeichen der Sponsoren fehlen geradezu rührend und der dankbare Bibliograph hätte deswegen wohl eher von Mäzenaten als von Sponsoren sprechen sollen. (zurück)
[3]
Insofern verspricht der Titel mehr, als er hält. Die wenig gefällige Titelfassung Inhaltsanalytische ... statt Analytische Bibliographie des Inhalts ... wurde vermutlich gewählt, um das Unternehmen von der weiter unten genannten Reihe Analytische Bibliographien ... zu unterscheiden. Warum aber nicht einfach Analytischer Index ...? (zurück)
[4]
Es dürfte sich um die für Bd. 9 vorgesehenen Blätter für literarische Unterhaltung handeln. (zurück)
[5]
Vgl. Rezensionen der zuletzt erschienenen Bände in ABUN in ZfBB 39 (1992),5, S. 439 - 442 sowie IFB 94-3/4-369. (zurück)
[6]
Die IBDK wird sicherlich alsbald in die Quellenliste für die weiteren Bände des neuen Deutschen Schriftstellerlexikons (IFB 95-3-397) Aufnahme finden. (zurück)

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