Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

Zeitungen und Zeitschriften aus Braunschweig


95-4-497
Zeitungen und Zeitschriften aus Braunschweig : einschließlich Helmstedt (bis 1810) und Wolfenbüttel (bis 1918) / Britta Berg. - Hannover ; Braunschweig : Reichold, 1995. - 271 S. ; 24 cm. - (Braunschweiger Werkstücke ; 93 : Reihe A, Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv und der Stadtbibliothek ; 40). - ISBN 3-930459-08-6 : DM 36.00
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Die Zahl regionaler Periodika- oder gar reiner Zeitungsverzeichnisse ist nicht gerade groß. Es dominieren eindeutig die lokalen bzw. institutionengebundenen Bestandskataloge. Nach den Ursachen hierfür braucht man nicht lange zu suchen: Sie liegen im erhöhten Arbeitsaufwand, den - selbst im EDV-Zeitalter - jeder mehrinstitutionelle Nachweis mit sich bringt, vor allem dann, wenn auch die Zeitungen berücksichtigt werden sollen, deren Verzeichnung in den Bibliothekskatalogen häufig zu wünschen übrig läßt. Erst recht gilt dies für Unternehmen, welche die regional-verlegerische und -publizistische Herkunft der Periodika in den Vordergrund stellen und in dieser Konstellation Bibliographie und Besitznachweis verknüpfen wollen.

In diese zuletzt genannte arbeitsintensive Kategorie gehört die Veröffentlichung von Britta Berg. Vorsorglich spricht die Bearbeiterin das Wort "Bibliographie" nicht aus und beläßt es bei einem "Zeitungen und Zeitschriften aus Braunschweig ...", doch wird man ihrer Arbeit durchaus diesen Rang zusprechen können. Für die Titelmenge, die sie aus den Verlagsstädten Braunschweig, Helmstedt und Wolfenbüttel zusammengetragen hat, wählte sie vier Unterteilungen: 1. Zeitungen und Wochenschriften, 2. Unterhaltende und belehrende Zeitschriften, 3. Fachzeitschriften und 4. Zeitschriften von Institutionen und Verbänden. Vier Register ergänzen diesen bibliographischen Teil. Hinzu tritt ein Literaturverzeichnis.

Innerhalb der Abteilungen ist das Titelmaterial chronologisch angelegt, begleitet von einer fortlaufenden Zählung (insgesamt 398 Nummern), die in den Registern genutzt wird. Weitere bibliographische Angaben werden in 18 verschlüsselten Rubriken geboten, unter denen die zu Titeländerungen, Erscheinungsdaten und Beilagen besonders ins Gewicht fallen. Informationen über Verlage und Redakteure etc. wurden allerdings nur im ersten Erscheinungsjahrgang recherchiert.

Für den Wissenschaftler und Bibliothekar ist das Erfassungssegment SO (= Standort) besonders wichtig. Hier weist die Bearbeiterin Bestände von 10 Bibliotheken/Archiven/Museen in der engeren und weiteren Region Braunschweigs nach. Hinzu tritt überregional die Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. Es sind jedoch - entgegen der Mitteilung in den "Vorbemerkungen" - weit mehr Standortnachweise, die in den Zeitschriftenabteilungen in Erscheinung treten, dann nämlich, wenn in der Region Braunschweig kein Besitz zu ermitteln war.

Dies alles ist mit Akribie zusammengetragen worden und verdient großes Lob.

Nichtsdestoweniger sind Einschränkungen anzubringen, auf die quellensuchende Wissenschaftler und informationsvermittelnde Bibliothekare, die künftigen Nutzer dieses Werkes, hinzuweisen sind. Die Arbeit ist ganz aus der ortsgebundenen Tätigkeit und Erfahrung eines Stadtarchivs konzipiert und hat den überregionalen Informationsbedarf und den daraus resultierenden Informationsanspruch an diese Veröffentlichung nicht erkannt. Dazu gehört im besonderen, daß der Bestandsnachweis nur für den Braunschweiger Raum geführt und nur im Ausnahmefall auf "auswärtige" Bestände verwiesen wird. Es wird sozusagen nur "Eigenbesitz" notiert, ausgerichtet auf eine Nutzerschaft aus der zugehörigen Region des Stadtarchivs Braunschweig.

Leider verzeichnet die Bearbeiterin nicht die mikroverfilmten Bestände, obwohl solche in den befragten Bibliotheken und Archiven durchaus vorhanden sind. Demzufolge ist auch nicht zu erkennen, welche Zeitungen - normalerweise nicht entleihbar - tatsächlich doch über die Fernleihe, also "auswärts" zu erhalten sind. Weitere Auswirkung dieser Entscheidung: Der Benutzer erfährt nicht, daß mit Hilfe der Mikroverfilmung größere Sammlungen braunschweiger, helmstedter und wolfenbütteler Zeitungen in Bremen (Deutsche Presseforschung) und in Dortmund (Institut für Zeitungsforschung) entstanden sind. Warum eine Neufindung von Abkürzungen für Bibliotheken unternommen wurde, ist - da seit Jahrzehnten bibliothekarische Standards exisitieren - nicht ganz einzusehen.

Im einzelnen wäre noch manches einzuwenden, was sich auf Strukturelles und Formales beziehen würde, doch ist dergleichen zumeist Auffassungssache. Es bleibt die Grundleistung, die hier anzuzeigen ist und in Bibliotheken und Archiven gewürdigt werden wird. Die Neuauflage des Werks, die sicherlich einmal kommen wird, sollte dann jedoch den gesamten ehemaligen Braunschweiger Staatsraum aufarbeiten und auch die Stadt- und Verlagsarchive berücksichtigen. Den Grundstein hierfür hat Britta Berg gelegt.

Gert Hagelweide


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