Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
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Pharmaziehistorische Bibliographie


95-3-482
Pharmaziehistorische Bibliographie : PhB / [Red.: Michael W. Mönnich ...]. - Eschborn : Govi-Verlag. - 30 cm. - Gegründet 1952 als Pharmaziegeschichtliche Rundschau. - ISSN 0945-7704 - ISSN 0936-7322
[1756]
Nachtr. 1988/92 [1995]. - 35 S. - DM 32.00 zzgl. Versandkosten
1 (1993). - 23 S. - DM 32.00 zzgl. Versandkosten
2 (1994). - 44 S. - DM 32.00 zzgl. Versandkosten
3 (1995). - 40 S. - DM 32.00 zzgl. Versandkosten
95-3-483
The history of pharmacy : a selected annotated bibliography / Gregory J. Higby ; Elaine C. Stroud. - New York ; London : Garland, 1995. - XI, 321 S. ; 22 cm. - (Garland reference library of the humanities ; 1366) (Bibliographies on the history of science and technology ; 25). - ISBN 0-8240-9768-8 : $ 50.00
[2997]

Der Vorgänger der Pharmaziehistorischen Bibliographie (PhB), die von Georg Edmund Dann begründete Pharmaziegeschichtliche Rundschau : internationale Bibliographie und Referate pharmaziegeschichtlicher Veröffentlichungen. - 1. 1955/58 - 11. 1985/87 erschien unregelmäßig ab 1955 in der Pharmazeutischen Zeitung und ab 1970 dann als deren Beilage. Die letzte Ausgabe der am Ende zweimal jährlich mit großer Verspätung erschienenen Bibliographie ist Bd. 11, Nr. 6, datiert Dezember 1987, die aber erst im Sommer 1989 ausgeliefert wurde.[1] Im Sommer 1993 erschien dann die erste Lieferung der Pharmaziehistorischen Bibliographie, die seitdem regelmäßig jährlich herauskommt und inzwischen bis zu Jg. 3 (1995) gediehen ist. Im Spätsommer 1995 erschien dann unter dem neuen Titel - obwohl eigentlich ein Nachtrag zum Vorgänger - der Nachtrag 1988/92 für die Berichtszeit ca. 1987 bis 1991, also unter Überschneidung mit der Berichtszeit der alten und der neuen Bibliographie. Die Jahr in der Zählung der PhB ist das Erscheinungsjahr, während die verzeichneten Titel aus den Vorjahren stammen: bei Jg. 1 (1993) überwiegend aus den Jahren 1991 und 1992, bei Jg. 3 (1995) im Teil Aufsätze aus Zeitschriften schon wesentlich aktueller, nämlich überwiegend 1994, im Teil Monographien/Bücher jedoch trotz einiger Titel aus dem Jahr 1995 mit vielen älteren, vor 1994 erschienenen Titeln. Die Titel sind nicht annotiert.

Die Anlage folgt den Prinzipien der Vorgängerbibliographie - die aber eben weniger eine Bibliographie als eine Literaturrundschau mit kurzen Annotationen war, so daß dieses Verfahren dort noch angehen konnte - und gliedert die Titel rein formal: 1. Aufsätze aus Zeitschriften, 2. Rezensionen aus Zeitschriften, 3. Monographien/Bücher (was meint diese Differenzierung?) und 4. Originalrezensionen. Die Wendung aus Zeitschriften hätte man weglassen sollen, da es sich in beiden Fällen um unselbständig erschienene Beiträge handelt, die zwar überwiegend in Zeitschriften, aber keineswegs nur da veröffentlicht wurden. Innerhalb der Teile 1 - 3 sind die Titel im Verfasseralphabet (in Teil 2 dem der Rezensenten) geordnet mit langen Listen unter dem Verfasser N.N., da das Datenbankprogramm offensichtlich nicht sehr flexibel ist und Eintragungen unter Sachtitelwerken nicht vorsieht. Regeln für die Abfolge der z.T. ausführlichen Rezensionen in Teil 4 sind nicht auszumachen.

Die Zahl der verzeichneten Titel in den Teilen 1 - 3 (diese sind insgesamt durchnumeriert; Teil 4 hat keine Numerierung) beträgt: 1988/92: 1028 (darin allerdings eine ganze Reihe nicht besetzter Nummern); 1 (1993): ca. 800 (die Titel in Jg. 1 waren nicht numeriert[2]); 2 (1994): 1049; 3 (1995): 766. Für das Absacken der Zahl im neuesten Jg. hätte man sich denn doch eine Begründung gewünscht.

Überhaupt sind die Vorbemerkungen zu den Jahresheften eher dürftig und lassen elementare und wichtige Fragen unbeantwortet, so vor allem die nach dem Vollständigkeitsanspruch. In Jg. 1 wird zwar die Auswertung "aller wichtigen in- und ausländischen pharmazeutischen, wissenschafts- und medizinhistorischen Fachblätter" und ebenso die Verzeichnung aller entsprechenden Bücher versprochen, doch bleiben die Bearbeiter eine Liste der ausgewerteten Zeitschriften schuldig. Während man die umfassende Auswertung der deutschsprachigen Zeitschriften wohl als gegeben annehmen kann, lassen es Stichproben in den laufenden wissenschafts- und medizinhistorischen Bibliographien[3] geraten erscheinen, diese zusätzlich heranzuziehen, insbesondere für fremdsprachige, monographische, an entlegenerer Stelle erschienene Publikationen. Ohne daß es der Rezensent eigens nachgeprüft hätte, wagt er die Behauptung, daß die Verzeichnung von Aufsätzen aus nicht-pharmazeutischen und -medizinischen Zeitschriften lückenhaft sein muß, und zwar selbst bei deutschsprachigen, weshalb die Bearbeiter zumindest die Regionalbibliographien der deutschsprachigen Länder auf einschlägige Publikationen hin durchsehen sollten, von Bibliographien dieser Art für andere Nationen ganz zu schweigen: der Ertrag für die Nutzer dürfte zumeist größer sein als der chinesischsprachiger Aufsätze aus der Zeitschrift Chung kuo chung yao tsa chih,[4] die nur mit deutsch- oder englischsprachiger Übersetzung des Titels zitiert werden.

Was die Titelaufnahmen betrifft, so machen sie einen insgesamt zuverlässigen, wenn auch nicht immer einheitlichen Eindruck; trotzdem fragt man sich, ob sie in allen Fällen nach Autopsie angefertigt wurden. Ärgerlich ist die Zitierform für die häufig vorkommende Zeitschrift Atti e Memorie; außer Spezialisten der italienischen Pharmaziegeschichte dürfte es allen anderen (auch den Bibliothekaren, die eine derartige Bestellung auf den Fernleihweg bringen müssen) schwer fallen, zu wissen, daß es sich dabei um die Atti e memorie della Accademia Italiana di Storia della Farmacia[5] handelt.

Die Register erschließen "Sachbegriffe, Personen [aber nur behandelte, keineswegs die Verfasser], Autoren rezensierter Werke [aber nur die in Teil 4, nicht etwa die in Teil 2], Orte und Länder. Die Registereintragungen verweisen auf die laufenden Nummern, doch sind diese nicht aufsteigend, sondern willkürlich (?) geordnet. Teil 4 wird mit Sachbegriffen und behandelten Personen erst ab Jg. 3 im Register berücksichtigt, zuvor waren es nur die rezensierten Autoren (rezensierte Sachtitelwerke haben in jedem Fall das Nachsehen). Das Register ist eher simpel gestrickt und erfüllt - auch in Ermangelung dienlicher Hinweise - seinen Zweck der sachlichen Recherche nur ungenügend: wer wird z.B. auf die Idee kommen, daß die Eintragungen unter Ländernamen keineswegs alle landesbezogenen Titel aufführen, sondern daß man ebenso unter Sachbegriffen mit dem Ländernamen als Unterschlagwort suchen muß, also nicht nur unter Ungarn, sondern auch unter Botanik, Ungarn oder Museum, Ungarn (von Museum, Pecs bzw. Museum, Soporn ganz zu schweigen). Wegen des unzureichenden Registers sind die Nachteile der gewählten Anlage um so gravierender. Es ist unverständlich, warum eine Fachbibliographie so überschaubaren Umfangs nicht systematisch angelegt ist; falls man Mehrfacheintragungen desselben Titels vermeiden wollte, so hätte man ja auch mit Verweisungen arbeiten können. Und ein Verfasser-, Rezensenten- und Titelregister (letzteres zumindest für Sachtitelwerke) hätte ebenfalls nicht fehlen dürfen.

Da die Verzeichnung der pharmaziehistorischen Titel in einer selbständigen laufenden Bibliographie durchaus ein Desiderat darstellt, wünschte man dieser mehr bibliographische Professionalität. Das Angebot der PhB im World Wide Web[6] ist erfreulich, doch verbessert auch das digitalisierte Angebot nicht die ungenügende Sacherschließung und kann somit auch nicht über die zu behebenden Mängel der PhB hinwegtrösten.

Eine Bibliographie aus den USA, die internationale Literatur und somit auch die nicht-englischsprachige angemessen berücksichtigt und noch dazu deutschsprachige Titel ohne Fehler und mit Umlauten verzeichnet, ist immer eine besondere Erwähnung wert. In der vorliegenden sind es - mit einigen Mehrfacheintragungen - 1255 Monographien und Aufsätze mit vollständigen Titelaufnahmen und mit knappen, beschreibenden Annotationen. Anlage in 3 Teilen: 1. Bibliographien und allgemeine Untersuchungen, nämlich: Nachschlagewerke; Geschichten der Pharmazie; länderbezogene Darstellungen; Firmengeschichten; Biographien einzelner Pharmazeuten; 2. Sachgebiete und Themen; 3. Die Pharmazie in den Künsten (mit immerhin 100 Titeln). Die Verfasser verstehen ihr Werk als kritische Auswahlbibliographie. Regionale und lokale Darstellungen wurden i.d.R. nicht berücksichtigt. Stichproben im Abschnitt für die einzelnen Nationen unter Spanien und Italien ergaben keine Beanstandung. Im Abschnitt für die Bibliographien fehlten dagegen einige wichtigere.[7] Allerdings ist die Benutzung der Bibliographie durch die Gliederung des ersten Teils nach formalen Kriterien erschwert: so wäre es nützlicher gewesen, die auf einzelne Nationen beschränkten Nachschlagewerke aus dem - dazu nur alphabetisch geordneten - ersten Abschnitt in den für die einzelnen Nationen zu überführen. Der mit 150 Titeln besonders umfangreiche Abschnitt Biographies verzeichnet 14 internationale und nationale biographische Sammelwerke und nicht weniger als 136 Titel für einzelne Pharmazeuten aus allen Epochen (von Johann Mésué aus dem 8./9. Jh. bis zur Gegenwart); biographische Titel im engeren Sinne stehen im Vordergrund, doch sind z.B. auch Personalbibliographien genannt. Paracelsus ist hier allerdings mit nur zwei Titeln (einer deutschsprachigen Biographie und einer englischsprachigen Untersuchung über die Medizin seiner Zeit) völlig inadäquat repräsentiert.[8] Der größte - und für eine Bibliographie anglo-amerikanischer Herkunft unverständliche Mangel ist das Fehlen eines Sachregisters (es gibt nur ein Verfasserregister und nicht einmal ein Register der Sachtitelwerke); so kann man z.B. auch nicht feststellen, ob der amerikanische Pharmazeut Albert C. Barnes vertreten ist, der mit dem von ihm vermarkteten Desinfektionsmittel so viel Geld verdient hat, daß er zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der größten Privatsammlungen moderner Kunst zusammentragen konnte.

sh


[1]
Die Deutsche Nationalbibliographie 1994A31,1327 will sich noch 1994 nicht festlegen und behauptet "vermutlich" mit Bd. 11, Nr. 4 (1986) Erscheinen eingestellt; hat der Verlag etwa die Nr. 5 und 6 nicht abgeliefert? (zurück)
[2]
Dafür waren sie mit einer alphanumerischen Notation (?) versehen, ohne daß der Benutzer erfuhr, worum es sich dabei wirklich handelte. (zurück)
[3]
Francis : Bulletin signalétique. 522, Histoire des sciences et des techniques. - Bibliography of the history of medicine. - Current work in the history of medicine. (zurück)
[4]
In der ZDB (mit einem einzigen laufenden Bestand in 38M) als Chung-kuo Chung-yao tsa-chich als abweichende Umschrift des Hauptsachtitels Zhongguo-Zhongyao-zazhi : yuekan = China journal of Chinese materia medica. (zurück)
[5]
Der volle Titel erscheint erst ab 3 (1995). (zurück)
[6]
http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/pharm/phb.html (zurück)
[7]
Für Dänemark: Danske farmacihistoriske arbejder efter †ret 1800 : en kortfattet oversigt med bibliografi / udarb. af Aage Schaeffer og Edith Kruse. - 2. udg. - Kobenhaven : Dansk Farmacihistorisk Selskab, 1982. - 229 S. - (Theriaca ; 21)
Bibliographien über Pharmakopöen finden sich verstreut gleichfalls im ersten Kapitel; zu ergänzen wären:
Catalogue des ouvrages de pharmacopée des origines … nos jours / Jean Volckringer. // In: Contribution … l'étude de l'évolution et de l'unification des formulaires et des pharmacopées / Jean Volckringer. - Paris, 1953, S. 359 - 427.
Noord- en zuidnederlandse stedelijke pharmacopee‰n / door W. F. Daems ; L. J. Vandewiele. - Mortsel-bij-Antwerpen : Itico [u.a.], 1955. - 199 S. : Ill. (zurück)
[8]
Zumindest die beiden Paracelsus-Bibliographien von Karl Sudhoff (1894) und Karl-Heinz Weimann (1963) hätten genannt werden müssen. - Dagegen sind die folgenden Veröffentlichungen wohl zu neu, als daß man ihre Verzeichnung billigerweise erwarten könnte:
Analecta Paracelsica : Studien zum Nachleben Theophrast von Hohenheims im deutschen Kulturgebiet der frühen Neuzeit / hrsg. von Joachim Telle. - Stuttgart : Steiner, 1994. - XV, 590 S. - (Heidelberger Studien zur Naturkunde der frühen Neuzeit ; 4). - ISBN 3-515-06589-X : DM 188.00. - Der Band enthält mehrere Bibliographien, so zum Frühneuzeitlichen Paracelsismus (S. 557 - 564), zu Alchemie und Paracelsismus um 1600 (S. 391 - 403), einen umfangreichen biobibliographischen Teil zum selben Thema (S. 343 - 386), sowie Personalbibliographien zu Franz Krell (S. 158 - 164) und Georg am Wald (S. 240 - 255).
Il medico, l'arte, la scienza, la virt— : materiali per una ricerca bibliografica e iconografica su Paracelso nella Biblioteca Casanatense ; mostra, Roma, 11 dicembre 1993 - 15 febbraio 1994 ; catalogo / Istituto Paracelso ; Biblioteca Casanatense ; Ministero per i Beni Culturali e Ambientali, Ufficio Centrale per i Beni Librari e gli Istituti Culturali. - 1. ed. - Roma : Edizioni Paracelso, 1993. - XV, 558 S. : Ill. ; 30 cm. - Lit. 130.000. (zurück)

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