Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
[ Bestand in K10plus ]

The American Historical Association's guide to historical


95-3-463
The American Historical Association's guide to historical literature / general ed. Mary Beth Norton. Assoc. ed. Pamela Gerardi. - 3. ed. - New York ; Oxford : Oxford University Press, 1995. - Vol. 1 - 2. - XXV, 2027 S. ; 26 cm. - ISBN 0-19-505727-9 : $ 150.00, œ 100.00
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Man ist als Rezensent meist versucht, ein umfangreiches und wichtiges Werk durch eine besonders lange Rezension zu würdigen. Im vorliegenden Fall, bei dem beides zutrifft, kann es jedoch bei einer relativ kurzen und beschreibenden Vorstellung sein Bewenden haben, da es an dieser professionell gearbeiteten Bibliographie aus gutem Haus, nämlich dem der American Historical Association[1] (die Oxford University Press nicht zu vergessen) nichts auszusetzen gibt, wenn man das der Auswahl zugrunde liegende Prinzip akzeptiert. Bei der vorliegenden Bibliographie handelt es sich um die 3. Auflage eines Standardwerkes: die erste erschien bereits 1931, die zweite folgte 1961 nach genau 30 Jahren und bis zum Erscheinen dieser 3. Auflage vergingen sogar 34 Jahre, obwohl die Planung bereits bis zum Jahr 1985 zurückreicht und mit der eigentlichen Arbeit zu Anfang der neunziger Jahre begonnen wurde. Wenn man diese relativ kurze Zeitspanne bedenkt und sie ins Verhältnis zu den hier verzeichneten 26.926 Titeln setzt, so kann man den amerikanischen Historikern und ihrer Vereinigung die Hochachtung nicht versagen; denn selbst wenn sich die Last der Arbeit auf rund mehr als 400 Mitarbeiter verteilt, so ist allein schon die erfolgreiche Organisation eines solchen Großunternehmens eine erstaunliche Leistung. Die Vorauflage ist allerdings nicht, wie man meinen könnte, überholt, da sich die Bearbeiter überwiegend auf Veröffentlichungen der Jahre 1961 - 1991 beschränkt haben.

Der Charakter dieser Bibliographie wird in der Einleitung klar definiert: "the selection and listing, with appropriate commentary, of the finest and most useful books and articles available in every field of historical scholarship" (S. XI). Es handelt sich also um eine empfehlende Bibliographie, die sich ausdrücklich nicht an den Spezialisten auf seinem engsten Forschungsbereich wendet, sondern an Historiker außerhalb ihres Spezialgebietes sowie an Studenten und Bibliothekare. Der Charakter einer kritischen Auswahlbibliographie wird unterstrichen durch die sämtlichen Titeln beigegebenen, stark komprimierten, teils beschreibenden, teils wertenden Annotationen, die mit den Namenskürzeln der Bearbeiter gezeichnet sind. Monographien überwiegen die Aufsätze bei weitem, doch schwankt der Anteil an Zeitschriftenbeiträgen in den einzelnen Kapiteln und Abschnitten relativ stark, ohne daß man dafür ohne weiteres Gründe auf der Angebotsseite ausmachen könnte. Anlage in 48 Abschnitten, beginnend mit einem über Theorie und Praxis der Geschichtswissenschaft, weiter mit solchen zur Vor- und Frühgeschichte, Weltgeschichte, Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin und sodann für Regionen und/oder Epochen. Berücksichtigt sind alle Teile der Welt, auch wenn Europa einerseits und Amerika andererseits besonders breiter Raum gewährt wird. Von den europäischen Nationen haben Großbritannien, Frankreich, Deutschland mit Österreich sowie Rußland mit Sowjetunion je zwei Abschnitte, Italien, Spanien mit Portugal, die Niederlande gemeinsam mit der Schweiz nur einen Abschnitt, ebenso wie Skandinavien mit den baltischen Ländern sowie die sonstigen Länder Ost- und Südosteuropas. Dazu kommt noch je ein Abschnitt für das Mittelalter und die Neuzeit in Europa, die einen Abschnitt für die jüdische Geschichte vom Mittelalter bis heute rahmen. Insgesamt stehen für Europa 512 S. zur Verfügung, für Amerika 397, davon für die USA 265, so daß also in keiner Weise von der sonst häufig anzutreffenden Bevorzugung der Nation des Herkunftslandes eines Nachschlagewerkes gesprochen werden kann. Daß englischsprachige Titel stark überwiegen, entspricht dem Konzept und erklärt sich auch mit der als Herausgeber fungierenden Gesellschaft, die hierdurch nicht zuletzt den Beitrag ihrer Mitglieder zur Erforschung der Weltgeschichte dokumentieren möchte. Dieser Beitrag ist so reich und vielfältig, daß es in der Tat kaum einen Bereich gibt, für den keine (guten) englischsprachigen Untersuchungen vorliegen. Trotzdem ist die unterschiedlich starke Berücksichtigung nicht-englischsprachiger Titel wohl gleichfalls weniger eine Folge des Angebots, als der unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen der für die Organisation der einzelnen Abschnitte verantwortlichen Herausgeber. Letztere sind auch verantwortlich für die ihre Abschnitte einleitenden Überblicksberichte, in denen Geschichte und Entwicklungstendenzen auf dem jeweiligen Forschungsgebiet dargestellt werden. Die Titelaufnahmen machen, obwohl von der zentralen Redaktion natürlich nicht nach Autopsie überprüft, insgesamt einen zuverlässigen Eindruck. Die bibliographischen Angaben sind knapp aber ausreichend, wobei das Fehlen der Umfangsangabe bei Monographien mehr stört, als die Auslassung der dem knapp bemessenen Platz geopferten Schriftenreihen (letzteres mit Ausnahmen). Den Abschluß bildet eine sachlich geordnete Liste der zitierten Zeitschriften. Das Verfasserregister nimmt nicht weniger als 119 Seiten, das detaillierte Schlagwortregister sogar 285 Seiten ein.

Auch wenn sich diese empfehlende Bibliographie primär an Benutzer in anglophonen Ländern wendet, so sollte sie in keiner wissenschaftlichen Universal- und historischen Spezialbibliothek hierzulande fehlen. Einerseits kann man hier den Beitrag der anglo-amerikanischen Forschung für die Geschichte der eigenen Nation[2] ablesen und andererseits ist sie natürlich für das Studium der Geschichte der anglo-amerikanischen Länder ein vorzüglicher Ausgangspunkt.

sh


[1]
Sie war auch Herausgeberin einer nützlichen, da sehr umfassenden laufenden internationalen Bibliographie von unselbständigen Veröffentlichungen zur Weltgeschichte, die leider mit Vol. 15 (1990) ihr Erscheinen eingestellt hat: Recently published articles / American Historical Association. - Washington, DC. - 26 cm. - ISSB 0145-5311 [0807]. - 1 (1976) - 15 (1990). - Vgl. ABUN in ZfBB 24 (1977),1, S. 71. (zurück)
[2]
In der Einleitung zum ersten, Deutschland und der Habsburgermonarchie gewidmenten Abschnitt liest man: "... there is a greater methodological openness in non-German scholarship, liberated on the one hand from the minutiae of local history (Landesgeschichte), and on the other from the dominant discourse of historicism." (S. 942). (zurück)

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