Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
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Duden "Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung"


95-3-390
Duden "Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung" : nach den Beschlüssen der Wiener Orthographiekonferenz vom 22. bis 24. 11. 1994 für Deutschland, Österreich und die Schweiz / [verf. von Horst Sitta und Peter Gallmann. In Zsarb. mit Gerhard Augst und Karl Blüml]. Hrsg. von der Dudenredaktion in Zsarb. mit der Schweizerischen Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren und dem Koordinationskomitee für Orthographie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst, Wien. - Mannheim [u.a.] : Dudenverlag, 1994. - 47 S. ; 19 cm. - ISBN 3-411-06131-6 : DM 5.00 (Schutzgebühr; Mindestabnahme 5 Stück)
[2528]
95-3-391
Reform der deutschen Rechtschreibung : die Neuregelung auf einen Blick / von Klaus Heller. - Erw. Nachdr. der Sprachreport-Extraausgabe des Instituts für Deutsche Sprache, Mannheim, vom Dez. 1994. - [München] : Bertelsmann-Lexikon-Verlag, 1995. - 31 S. ; 21 cm. - (Bertelsmann-Wörterbuch). - ISBN 3-577-10582-8 : DM 5.00
[2909]
95-3-392
Die neue deutsche Rechtschreibung / Hermann Zabel. Gesellschaft für Deutsche Sprache (Hrsg.). - Niedernhausen/Ts. : Falken-Verlag, 1995. - 133 S. ; 20 cm. - ISBN 3-8068-3301-X : DM 14.90
[2880]

Der Reformvorschlag zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, zwischen Linguisten und Staatsvertretern der betroffenen Länder bereits abgestimmt und den politischen Entscheidungsträgern zur Annahme empfohlen, betrifft im wesentlichen die folgenden, seit langem schon als problematisch empfundenen Orthographiebereiche: 1. Beziehung zwischen Laut und Buchstabe, 2. Groß- und Kleinschreibung, 3. Getrennt- und Zusammenschreibung, 4. Zeichensetzung, 5. Worttrennung am Zeilenende. Zu den Tendenzen und Grundzügen der Reform, die in den Duden "Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung" übersichtlich dargestellt werden, hier aus Platzgründen jedoch nur sehr grob und kaum mit Beispielen versehen skizziert werden können, zählen: Versuch zu größerer Systematisierung, um einen höheren Grad der Allgemeingültigkeit von Regeln zu erzielen; Vereinfachung (auch der Kommaregeln); weitgehende Beibehaltung des vertrauten Schriftbildes; stärkere formale Regelung von Schreibweisen, um den Aufwand subtiler inhaltlicher Entscheidungen zu minimieren; Stammschreibungsprinzip (beispielsweise nicht mehr überschwenglich, sondern überschwänglich, weil es von Überschwang abgeleitet ist); Anpassung an deutsche Schreibweisen bei Fremdwörtern (z.B. ist dann Asfalt möglich neben Asphalt); Bevorzugung der Getrenntschreibung; Stärkung des Sprechsilbenprinzips bei der Silbentrennung (z.B. künftig: Kis-ten).

Im Gegensatz zu den Duden "Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung" werden in Klaus Hellers Reform der deutschen Rechtschreibung die Tendenzen der Orthographiereform weniger deutlich herausgearbeitet und bleiben gelegentlich etwas profillos. Einige Motivationen befremden; Beispiel: bei der Schreibung von Fremdwörtern sei der Schreibende auch um "Loyalität gegenüber der Muttersprache" (S. 10) bemüht. Immerhin gefällt das Bändchen durch tabellarische Übersichten, in denen die bisherige Schreibung und die vorgesehene Schreibung gegenübergestellt werden; auch enthält es ein kleines exemplarisches Wörterverzeichnis (S. 24 - 31).

Umfangreicher, detaillierter und auch umständlicher: die - entsprechend dem Verlagsprofil des Falkenverlags als Ratgeber konzipierte - Monographie Die neue deutsche Rechtschreibung von Hermann Zabel, der die neue Orthographie bereits anwendet, eine umfangreiche alphabetische Wörterliste (S. 31 - 51) bereitstellt und einen "Ausblick" (S. 127 - 130) auf die künftige Entwicklung gibt - spätestens im Jahr 2001 soll die neue Rechtschreibung wohl verbindlich werden. Zabel wirbt sehr stark um Akzeptanz der Orthographiereform und gibt Anregungen für eine didaktische Vermittlung dieser Reform (S. 108 - 126).

Offensichtlich möchte jeder der hier vertretenen Verlage und Autoren - sie alle waren in der einen oder anderen Funktion an der Erarbeitung der Reform beteiligt - von dem neuen Thema profitieren. Ihre Darstellung der Genese der Orthographiereform unterscheidet sich denn auch kaum voneinander; auch triplizieren sich die meisten Beispiele. Aus auskunftsbibliothekarischer Sicht möchte der Rezensent sich jedoch eindeutig für die Duden "Informationen zur neuen deutschen Rechtschreibung" entscheiden, die von den drei hier vorgestellten Publikationen die stringenteste und konzeptionell anspruchsvollste Einführung bieten und schon jetzt in der Nähe des Duden "Rechtschreibung der deutschen Sprache" untergebracht werden sollten. Hier können sie zumindest eine ganz wichtige Funktion erfüllen: dementieren, was in vielen halbseidenen Presseprodukten als Reform der Rechtschreibung verkauft worden ist. So stimmt es beispielsweise nicht, daß das ß künftig gänzlich verschwindet - gleichwohl: aus daß wird dass - oder daß man Philosophie Filosofie schreiben wird.

Werner Bies Zum Redaktionsschluß des vorliegenden Heftes von IFB häuften sich jedoch die Schreckensnachrichten für die Verfechter der Schreibung Filosofie: "Katastrofe" wurde vorläufig abgewendet, berichtete das Börsenblatt in seiner Ausgabe vom 15.09.1995 (Nr. 74, S. 4), dasselbe Börsenblatt, das seit Jahren nur noch die Bibliografie kennt. Die Frankfurter Allgemeine (1995-09-13, S. 24) meldete unter der Überschrift Der neue Duden wird bei Brockhaus erst einmal eingelagert die Absicht einiger Kultusminister deutscher Bundesländer, die Rechtschreibreform zu vertagen. Das Aus gab dann der Verlag, quasi Duden-amtlich, im Börsenblatt vom 22.09.1995 (Nr. 76, S. 8627) bekannt: "Rechtschreibreform ausgesetzt - kein neuer DUDEN. Die Dudenredaktion erklärt, daß der für Anfang Oktober 1995 angekündigte 'Reform-Duden' nicht erscheinen wird, nachdem die Verabschiedung der Reform der deutschen Rechtschreibung verschoben worden ist. Die Neuregelung der Orthographie, die von den Kultusministern am 28. September 1995 in Halle genehmigt werden sollte, ist durch den Vorstoß einiger Bundesländer in Frage gestellt worden. Ob und wann es eine Rechtschreibreform geben wird, ist damit völlig ungewiß. Die derzeitige 20. Auflage des DUDEN - Die deutsche Rechtschreibung bleibt deshalb auch weiterhin verbindlich und ist in Kürze wieder lieferbar." Der Schaden, der dem Duden-Verlag dadurch entsteht, dürfte erheblich sein und bei weitem den übertreffen, den der Klett-Schulbuchverlag mit seiner rechtzeitig Anfang Oktober ausgelieferten Wörterliste Rechtschreibung 2000[1] erleidet.

sh


[1]
Rechtschreibung 2000 : die Reform auf einen Blick ; Wörterliste der geänderten Schreibungen / erarb. von Klaus Heller. - 1. Aufl. - Stuttgart [u.a.] : Klett-Schulbuchverlag, 1995. - 68 S. ; 21 cm. - ISBN 3-12-320660-2 : DM 12.80 [3007]. (zurück)

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