Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 3
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Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main


95-3-365
Jüdische Stiftungen in Frankfurt am Main / M.-J.-Kirchheim'sche Stiftung Frankfurt a.M. Hrsg. von Arno Lustiger. Biographischer Teil mit Kurzbiographien jüdischer Stifter, Politiker und Mäzene mit Beitr. von Hans Achinger ... Sachteil mit der Beschreibung von Stiftungen, Organisationen, Vereinen und Schenkungen dargest. von Gerhard Schiebler. - Nachdr. der Ausg. Frankfurt, Kramer, 1988. - Sigmaringen : Thorbecke, 1994. - 422 S. ; 25 cm. - ISBN 3-7995-0407-9 : DM 39.00
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Frankfurt ist weder die Stadt mit der ältesten jüdischen Gemeinde in Deutschland noch war sie vor 1933 die Stadt mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil (diese Position nahm Berlin mit ca. 200.000 Juden vor Frankfurt mit ca. 30.000 ein); dafür war Frankfurt führend, was Zahl und Bedeutung der jüdischen Stiftungen betraf, die im ersten Teil des vorliegenden Bandes dargestellt werden. Genau genommen sind es nicht allein Stiftungen, sondern vielfach jüdische Vereine und sonstige Institutionen ohne Stiftungscharakter; darüber hinaus wird auch bedeutender Schenkungen gedacht, wie z.B. der testamentarischen Vermächtnisse der Familie Speyer (S. 209 - 212). Eigens zu vermerken ist die Tatsache, daß sich viele dieser Stiftungen und Schenkungen der Allgemeinheit und keineswegs nur jüdischen Bürgern galten. Die von Gerhard Schiebler zusammengetragenen Informationen über die Stiftungen etc. sind sehr unterschiedlich ausführlich, was nicht nur mit der Bedeutung, sondern wohl vor allem mit der Lage der Quellen zu erklären ist, die in einem nicht weniger als 941 Nummern umfassenden Anmerkungsapparat zitiert werden. Anlage nach 27 Sachgruppen wie z.B. Erziehung, Unterricht und Ausbildung; Bildung, Wissenschaft und Kunst; Universitätsstiftungen; Fürsorgeeinrichtungen, unterteilt nach Wohlfahrts-, Kranken-, Kinderpflege und Waisenfürsorge; Religionsgemeinden und Religiöse Zweckbestimmungen bis hin zu Studentenverbindungen und Sportvereinen. Unter diesen Sachgruppen sind zwei Abschnitte mit Schenkungen subsumiert, die von großen jüdischen Familien stammen, nämlich Rothschild und der bereits erwähnten Familie Speyer. Daß nur ganz wenige dieser Stiftungen, von Vereinen ganz zu schweigen, das Dritte Reich überlebt haben, genauer gesagt, nach 1945 neu gegründet wurden, ist klar: es sind nur ganze drei.[1] Über Das Schicksal der jüdischen Stiftungen in der NS-Zeit und die Wiederherstellung einiger Stiftungen nach 1945 berichtet der Autor am Schluß des Bandes in einem besonderen Beitrag (S. 407 - 410).

Obwohl auf dem Titelblatt an erster Stelle genannt, handelt es sich bei den Biographien um den zweiten, kürzeren Teil des vorliegenden Bandes (S. 289 - 410). Er behandelt 14 jüdische Bürger bzw. Familien aus dem im Titel genannten Personenkreis. Die von verschiedenen Autoren stammenden Beiträge sind recht unterschiedlich, nicht nur nach Stil und Länge, sondern auch nach den benutzten Quellen: z.T. kommen sie ganz ohne Zitierung von Belegen aus, z.T. wird nur aus der Literatur zitiert, in wenigen Fällen (Hilmar Hoffmann über Georg und Franziska Speyer) wurden auch die Bestände des Stadtarchivs benutzt und zitiert. Dieser Teil schließt mit dem Sammelbeitrag Jüdische Bürger im Frankfurter Stadtparlament. - Die Namen der Stiftungen und Stifter aus dem ersten Teil sind durch ein Register am Schluß des Bandes erschlossen, das jedoch unverständlicherweise nicht den zweiten Teil einbezieht.

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[1]
Sie werden auch im folgenden Adreßbuch behandelt, zusammen mit weiteren, erst nach dem Krieg begründeten Stiftungen: Verzeichnis der deutschen Stiftungen / Hrsg.: Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. - Darmstadt : Hoppenstedt. [1304] - 2 (1994). - XIX, 1061 S. - ISBN 3-8203-0321-9 : DM 245.00. - Vgl. IFB 95-2-188. (zurück)

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