Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 2
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Reclams Opern- und Operettenführer


95-2-229
Reclams Opern- und Operettenführer / von Rolf Fath und Anton Würz. - 34. und 21. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 1994. - 799, 350 S. ; 16 cm : Ill. - Ausg. in einem Bd. von: Reclams Opernführer / von Rudolf Fath. - 34., völlig neu bearb. Aufl. und Reclams Operettenführer / von Anton Würz. - 21. rev. Aufl. - ISBN 3-15-010406-8 : DM 36.80
[2576]
95-2-230
Reclams Opernführer / von Rolf Fath. - 34., völlig neu bearb. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 1994. - 799 S. ; 16 cm : Ill. - ISBN 3-15-010406-8 : DM 29.80
[2436]
95-2-231
Reclams Operettenführer / von Anton Würz. - 21., rev. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 1994. - 350 S. ; 16 cm : Ill. - ISBN 3-15-010407-6 : DM 24.80
[2577]
95-2-232
Handbuch der Oper / Rudolf Kloiber ; Wulf Konold. - 8. Aufl., gemeinschaftliche Originalausg. - München : Deutscher Taschenbuch-Verlag ; Kassel [u.a]: Bärenreiter-Verlag, 1994. - 1100 S. ; 19 cm. - (dtv ; 3297). - ISBN 3-423-03297-9 (dtv) - ISBN 3-7618-3297-9 (Bärenreiter) : DM 39.80
[2679]
95-2-233
Reclams Musicalführer / von Charles B. Axton und Otto Zehnder. - 4., durchges. und erw. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 1994. - 571 S. ; 16 cm : Ill. - ISBN 3-15-010409-2 : DM 39.80
[2578]
95-2-234
Das Heyne-Musical-Lexikon / Günter Bartosch. - München : Heyne, 1995. - 688 S. ; 22 cm. - ISBN 3-453-08686-4 : DM 68.00
[2757]
95-2-235
Renners Führer durch Oper, Operette, Musical : das Bühnenrepertoire der Gegenwart / Hans Renner. - 4. Aufl. - Mainz : Schott ; München : Piper, 1991. - 728 S. ; 19 cm. - (Serie Musik Piper, Schott ; 8203). - ISBN 3-7957-8203-1 (Schott) - ISBN 3-492-18203-8 (Piper) : DM 22.80
[2815]

Allein schon ausgewiesen durch das kleine Handtaschenformat - einzigartig gegenüber den Vergleichswerken - wendet sich Reclams Opern- und Operettenführer - beide Führer sind auch als Einzelwerke erhältlich - dezidiert an den Theatergänger, der sich, "zwischen zwei Klingelzeichen" (Vowort S. 6), über das Dargebotene in Kürze kundig machen möchte. Diesem pragmatischen Anspruch ordnet sich auch der Informationsgehalt der einzelnen Werkbesprechungen unter. Kleine Portraitskizzen der Komponisten - die freilich, etwa bei Wagner, auch ganze vier Seiten umfassen können - eröffnen den Reigen der ausgewählten Werkbesprechungen, es folgen stichwortartig Daten zu den vorgestellten Kompositionen (Uraufführung, Personen, Ort und Zeit), eine mal knappe, mal ausführlichere Inhaltsangabe der Akte und schließlich eine stilistische und musikgeschichtliche Bewertung. Register der Komponisten sowie der Operntitel (deutsche Titel und Originaltitel) bzw. ein separates Register der Operettentitel beschließen die Teilbände. Beide Führer haben auch keine durchgehende Paginierung und ebenso fehlt ein gemeinsames Register der beiden in einen Band gebundenen Führer, weshalb die Register zum Opernteil unglücklicherweise mitten im Buch als Schluß des ersten Teilbandes zu finden sind. Dem Anspruch entsprechend und der Not gehorchend, den Umfang der Bände möglichst handlich halten zu müssen, beschränkt sich die Auswahl der vorgestellten Bühnenwerke noch bewußter als bei den früheren Auflagen auf diejenigen Kompositionen, die "sich im Repertoire des Musiktheaters auf Dauer behauptet" haben (Klappentext). Die im Vorwort genannten Streichungen sind, gemessen an ihrer aktuellen Präsenz im zeitgenössischen Bühnenrepertoire, allesamt nachvollziehbar, die Neueinträge (neben zeitgenössischen Komponisten u.a. Purcell, Pepusch, Telemann, Spontini, Halévy) fraglos ein Gewinn. Dennoch repräsentiert auch diese Auflage wieder nur eine Momentaufnahme, da sich ja erst mit der Zeit erweisen wird, ob sich "Tagesneuheiten, Ausgrabungen und Wiederentdeckungen älterer Stücke", die in den Reclam-Führern ausgeklammert sind, auf dem Repertoire behaupten werden, oder nicht.[1] So spiegeln die einzelnen Auflagen dieses bewährten Nachschlagewerkes mit der bewußt am aktuellen Opernbetrieb orientierten Auswahl selbst schon ein Stück Rezeptionsgeschichte der Opern- und Operettengeschichte im 20. Jahrhundert wieder.

Einen etwas anderen Anspruch verwirklicht das Handbuch der Oper. Der umfangreiche Band, das mit seinen etwa 270 Werken ca. 90 Titel mehr als Reclams Opernführer verzeichnet (darunter auch Verdis Attila), wendet sich nicht ausschließlich an den Theaterbesucher. Das Nachschlagewerk will ebenso dem praktizierenden Künstler, dem Kritiker und Musikwissenschaftler nützlich sein. Den Erwartungen der Künstler, vor allem der Sänger und Sängerinnen, wird gleich mehrfach Rechnung getragen. Neben präziser Angabe der Orchesterbesetzung sind auch stets die Stimmfächer der Gesangspartien angegeben. Ein entsprechendes Fachpartien-Verzeichnis für alle Stimmgattungen faßt diese nochmals gesondert zusammen - ein hilfreiches Instrument bei Besetzungsfragen. Die Handlung wird ausführlicher als bei Reclam referiert, "stilistische Stellung" und "Geschichtliches" beschließen auch hier die einzelnen Werkbeschreibungen. Neuausgaben, Neubearbeitungen und markante Textübersetzungen finden ebenfalls nur im Handbuch Erwähnung. Entgegen Reclams Vorgaben werden ebenso Schöpfungen aus dem Gegenwartsschaffen berücksichtigt, "die auf dem Gebiet des musikalischen Theaters neue Entwicklungstendenzen aufzeigen und daher ein aktuelles Interesse beanspruchen" (Vorwort). Solches Interesse mag zwar nicht objektiv bestimmbar sein,[2] nichtsdestotrotz sind hier Bühnenwerke von Bialas, Blacher und Nono zu finden. Register zu den Werkbeschreibungen beschließen den Band (nach Komponisten und nach Operntiteln getrennt). Die recht knapp gehaltenen "Hinweise auf weiterführende Literatur" wurden seit der Neubearbeitung des Handbuchs 1985, auf der die vorliegende Ausgabe basiert, leider nicht aktualisiert. Das Werk ist vergleichbar in Anspruch und Aufbau mit dem Opernführer von Csampai und Holland.[3] Diese geben zusätzlich noch diskographische Empfehlungen und nur hier findet sich eine Besprechung von Ph. Glass' Satyagraha.[4] Als weitere Vergleichswerke zu Reclams Opernführer und zum Handbuch, mit analogem - nicht lexikalischem oder enzyklopädischem[5] - Anspruch, wären folgende Werke zu nennen: Pahlen,[6] Schumann[7] (jeweils mit Notenbeispielen), Wagner[8] (sehr knappe Werkbeschreibungen, dafür wohl die größte Zahl an Einträgen) und das wenig empfehlenswerte Herder-Handbuch des Musiktheaters.[9]

Ähnlich dem Opern- und Operettenführer ist auch Reclams Musicalführer angelegt: Daten zum Werk (hier auch Daten zur Aufführungsgeschichte), Besetzung, Ort und Zeit, Inhaltsbeschreibung (Akt für Akt), gefolgt von einer kurzen Wertung nach musik- und wirkungsgeschichtlichen Prinzipien. Orchesterbesetzung und die Plattenaufnahmen der Original-Broadway-Besetzung sind ebenfalls genannt. Die Musicals sind unter ihrem Titel in chronologischer Folge, nach dem Jahr der Uraufführung, verzeichnet. Wer dieses bei einem bestimmten Werk nicht weiß, ist deshalb gezwungen, im Register nachzuschlagen. Dieses führt nicht nur die Originaltitel auf, sondern verweist auch von den teilweise eigenwilligen deutschen Textfassungen. Neben einem Werkregister finden sich im Anhang ein Personenverzeichnis sowie ein biographischer Teil (Autoren, Komponisten). Obgleich auch das Herder-Handbuch des Musiktheaters Musicals berücksichtigt, ist doch Reclams Musicalführer für den Theaterbesucher bei weitem informativer und in den wertenden Anmerkungen zudem kompetenter. Pflichts Musical-Führer[10] mit seinem relativ knappen Repertoire vorwiegend auf dem "deutschsprachigen Theater heimisch gewordener" Stücke ist durch Reclams Musicalführer völlig überholt.

Das Heyne-Musical-Lexikon bietet von allen Vergleichswerken den umfassendsten Überblick und auch die reichhaltigste Information. Es berücksichtigt nicht nur "das runde Hundert der bekanntesten Musicals vom Broadway und Londoner West End" wie Reclams Mucialführer, sondern verzeichnet ebenso akribisch Theaterwerke französischer und deutscher Autoren. Der Verfasser führt die Werke alphabetisch unter ihrem Originaltitel auf. Im Werkregister wird von den abweichenden Titelfassungen verwiesen. Im Anhang finden sich eine Liste deutschsprachiger Erstaufführungen, eine Zeittafel der Premieren, ein Komponistenverzeichnis, eine Filmliste sowie eine ausführliche Bibliographie. Die Einträge sind zweispaltig gesetzt und sehr übersichtlich angeordnet. Die üblichen Daten wie Premierenort und -zeit, deutsche Erstaufführung, Komponist, Texter u.s.w. ergänzen ausführliche Personenlisten (selbst die Tänzer der jeweiligen Premiere sind einzeln mit Namen aufgeführt!) und ein ebenso vollständiges Verzeichnis der "Songs und Musiknummern", getrennt nach Bühnenstück und Filmfassung. Letzteres dokumentiert die Stärke dieses Nachschlagewerkes: So sind nicht nur die Bühnenwerke detailliert verzeichnet, sondern ebenso alle weiteren Adaptionen, Bearbeitungen, Verfilmungen, auch reine Film-Musicals bzw. Musikfilme. Im Gegensatz zu Reclams Musicalführer enthält sich der Autor dieses Werkes weitgehend wertender Anmerkungen. Ein empfehlenswertes Buch.

Renners Führer durch Oper, Operette, Musical verzeichnet für die letzte Sparte verhältnismäßig wenige Titel - der Musical-Teil umfaßt nur 40 Seiten -, gleichwohl sind hier auch Werke genannt, die in keinem der anderen Führer auftauchen, vorwiegend italienische und deutsche Produktionen. Eine Besonderheit bietet das sehr knappe Kapitel "Musiktheater für Kinder". Insgesamt stellt das Werk im Bereich der Musical-Führer eine eher kuriose Ergänzung zu den oben genannten Standardwerken dar.

Reiner Nägele


[1]
Die Stuttgarter Staatstheater produzieren z. Zt. beispielsweise Verdis Attila, ein Werk, dessen Besprechung der Opernfreund vergeblich in Reclams Opernführer sucht. (zurück)
[2]
Bei Zemlinsky z.B. scheiden sich auffällig die Geister. Das Handbuch verzichtet - anders als Reclams Opernführer - auf eine Besprechung des gelegentlich gespielten Einakters Der Zwerg und plädiert stattdessen für Kleider machen Leute, um diese Schöpfung, wie es heißt, "für die Bühne zurückzugewinnen" (S. 1025). (zurück)
[3]
Opernführer / Attila Csampai ; Dietmar Holland. - 3. Aufl. - Hamburg : Hoffmann und Campe, 1994. - 1399 S. - ISBN 3-455-08336-6 : DM 78.00. (zurück)
[4]
Bemerkenswert ist die Divergenz in den Angaben zur Aufführungsdauer der Werke. Monteverdis Poppea dauert bei Csampai/Holland ganze 3 1/2 Stunden, Reclam kommt mit einer halben Stunde weniger aus, das Handbuch wiederum begnügt sich mit 2 3/4 Stunden. (zurück)
[5]
Als Beispiel hierfür in deutscher Sprache Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters : Oper, Operette, Musical, Ballet / hrsg. von Carl Dahlhaus ... - München : Piper, 1986 - . - Bd. 1 - (zurück)
[6]
Oper der Welt / Kurt Pahlen. - Zürich : Schweizer Druck- und Verlagshaus, 1963. - 575 S.
Eine aktualisierte Neubearbeitung ist für September 1995 angekündigt: Opernlexikon / Kurt Pahlen. - München : Heyne, 1995. - ca. 950 S. ; 21 cm. - ISBN 3-453-09088-8 : DM 78.00. - Eine Besprechung in IFB ist vorgesehen. (zurück)
[7]
Opernführer : von Monteverdi bis Penderecki / Otto Schumann. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1989. - 963 S. - (rororo ; 6289 : rororo-Handbuch). - ISBN 3-499-16289-X : DM 22.80. (zurück)
[8]
Das große Handbuch der Oper / Heinz Wagner. - 2., stark erw. Aufl. - Wilhelmshaven : Noetzel, 1991. - 855 S. - (Heinrichshofen-Bücher). (zurück)
[9]
Herder-Handbuch des Musiktheaters : Oper, Operette, Musical, Ballett / [Basistext von Renate Wagner. Konzeption und Redaktion: Christian Scholz]. - Freiburg [u.a.] : Herder, 1992. - Bd. 1 - 2. - Vgl. IFB 94-1-101. (zurück)
[10]
Musical-Führer / Stephan Pflicht. - 7. Aufl. - Mainz : Schott ; München : Piper, 1992. - 328 S. ; 19 cm. - (Serie Musik Piper, Schott ; 8206). - ISBN 3-757-8206-6 (Piper) - ISBN 3-492-18206-2 (Schott) : DM 19.80. (zurück)

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