Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 2

Religion indexes: RIO/RIT/IBRR 1975- on CD-ROM


95-2-212
Religion indexes: RIO/RIT/IBRR 1975- on CD-ROM . - Evanston, IL : American Theological Library Association. - (ATLA, 820 Church Street, Suite 300, Evanston, IL 60201-5603, USA)
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1994. - 1 CD-ROM + User's manual (1994). - $ 1100.00

1 Die bibliographischen Dienste der ATLA in gedruckter und digitalisierter Form

Der Religion Index (RI) der American Theological Library Association (ATLA) gehört seit langem in seiner Papierausgabe zu den praktikabelsten umfassenden theologisch-religionswissenschaftlichen Bibliographien. Wie sowohl der Untertitel der CD-ROM als auch die Pluralform des Haupttitels anzeigen, ist er inzwischen ausdifferenziert in Religion index one (RIO)[1] mit der Zeitschriftenaufsatz-Verzeichnung, Religion index two (RIT)[2] mit der Auswertung von Sammelbänden sowie den Index to book reviews in religion (IBRR) mit der Verzeichnung der Rezensionen. Die gesamte ATLA religion database on CD-ROM enthält zusätzlich noch Research in ministry : an index to D.Min. theses and project reports (RIM). Mit dem Jahre 1995 soll sie zweimal jährlich als CD-ROM angeboten werden. Die folgende Analyse stützt sich allerdings auf die weniger umfangreiche Ausgabe RIO/RIT/IBRR 1975- on CD-ROM an Hand des update 1994. Die updates erfolgen jährlich.

Auf die Leistungsfähigkeit dieses Instrumentars und die Notwendigkeit ergänzender Angebote ist später einzugehen. Die Umsetzung des Ganzen in eine elektronische Datenbank und das Angebot der Online-Recherche sind nicht neu. 1992 erschien eine entsprechende CD-ROM. Diese Version für den Gebrauch "außer Haus" als CD-ROM liegt nun aber schon einige Zeit in einer zweiten Fassung mit neuer Software (von DATAWARE) und anderem Datenbestand vor - und dies bereits wiederum als Update -, so daß es sinnvoll ist, sich damit erneut zu beschäftigen.[3]

2 Die bisherige CD-ROM-Version

Zunächst ein Rückblick auf die erste Ausgabe von 1992. Ein Hauptunterschied zur Neuausgabe besteht darin, daß der Datenbestand dieser ersten Ausgabe für den Benutzer unklar ist. Sie enthält Titel ab 1949, aber nicht in durchgängiger Kontinuität. Deshalb hat man wohl für die neue Version den klaren Schnitt beim Erscheinungsjahr 1975 gewählt. Dafür spricht, daß eine eindeutige Information über den Inhalt eines Datenbestands für Recherchen wichtig ist, dagegen, daß schon einmal Erschlossenes auch weiterhin angeboten werden sollte. Wer mit beiden Versionen arbeiten kann, wird den Rückgriff auf die erste Fassung gelegentlich benötigen.

Die Wilson-Software der alten Version erlaubt drei Suchmodi: 1. Browse mit der Möglichkeit, Stich- und Schlagwörter einzugeben, den Schlagwortkontext mit Alternativen zu recherchieren und sich entsprechende Titel ausgeben zu lassen. - 2. Wilsonsearch als komfortablere Suche über ein fest vorgegebenes Suchmenü, das bis zu drei Schlagwörter, den Autor, den Code der Dezimalklassifikation usw. suchen läßt und die Ausgabe der entsprechenden Daten ermöglicht. - 3. Wilsonline als Expertenebene: Hier können qualifiziertere Suchanfragen in einer einfachen Suchsprache formuliert werden. Suchbegriffe können verkürzt eingegeben (truncation) oder auch mit Hilfe der Booleschen Operatoren miteinander verbunden werden; darüber hinaus können sie qualifiziert werden - Rahner, Karl(au) sucht z.B. diesen nicht als Schlagwort sondern nur als Verfasser; ein besonderes Angebot ist die gezielte Suche nach Bibelstellen.

Es kann nach folgenden Kriterien recherchiert werden: Abstract, Artikelinhalt, Autor, Bibelstelle, Datenbankauswahl (z.B. nur Rezensionsteil der Indexes), Dezimalklassifikation, ISBN, ISSN, Publikationsjahr, Schlagwort, Sprache, Titel, Verlegername (gekürzt), Zeitschriftentitel. Die Suchstrategie kann auch gespeichert werden, was freilich nur bei komplizierten und immer wieder vorkommenden Recherchen sinnvoll ist. Eine Ausgabe der Ergebnisse ist auf Drucker möglich oder auf Diskette in Form einer ASCII-Datei, wie sie von allen Textverarbeitungsprogrammen für PCs weiterverarbeitet werden kann.

Eine üble Schwachstelle des Programms sind die Umlaute: Die Suche nach Müller führt unweigerlich zum Absturz. Es geht nur über Muller. Soweit zur alten Version.[4] 3 Die aktuelle CD-ROM-Version

Um zur neuen Version zu kommen: Sie hat die eben genannte Schwachstelle ausgemerzt. Ansonsten ist für den geübten Wilson-Rechercheur eine völlige Umstellung nötig.

3.1 Installation

Positiv ist die Installations-Routine. Die Software ist auf der CD-ROM untergebracht. Die Installation wird nach Anwählen des CD-Laufwerks mit install in Gang gebracht, verlangt im Bildschirmdialog die üblichen Angaben (Festplatte, Verzeichnis, Graphik-Karte, Drucker, Drucker-Auflösung) und legt eine Batch-Datei an, mit der das Programm dann aufgerufen werden kann.

3.2 Recherche und Anzeige

3.2.1 Standard search format

Der Eingangsbildschirm (Standard search format) bietet ein komfortables und relativ umfangreiches Auswahlmenü: Keyword (Stichwort über alle Textfelder), Titel, Verfassser/Herausgeber, behandelte Person (Person as subject), Schlagwort, Schriftstelle, Zeitschriftentitel - dass. mit bibliographischen Daten, Verleger, Sprache, Gattung (Zeitschriftenaufsatz, Buch, Buchbeitrag, Rezension), ISSN, ISBN, Book/essay-link, LC. Die meisten Kategorien erklären sich von selbst. Über die Kategorie Book/essay-link läßt sich von einem recherchierten einzelnen Buchbeitrag die Brücke zu allen indexierten Beiträgen des Buches schlagen. Weniger nützlich dürfte hierzulande die ebenfalls noch angebotene Suche eines Buches mit der Card number der Library of Congress sein (LC). Alles in allem sind das relativ zahlreiche Suchmöglichkeiten, die bei Einarbeitung in diese Datenbank vielfältige Recherchen ermöglichen, im Normalfall freilich kaum ausgenützt werden dürften. Das spricht aber natürlich nicht gegen diese Möglichkeiten!

Boolesche Operatoren lassen sich auch weitgehend in den Suchfeldern verwenden. Wenn die Befehlswörter (AND, OR, NOT) vorkommen, aber nicht als solche angesehen werden sollen, ist der gesuchte Text in Anführungszeichen zu setzen. Das ist wichtig, da der Operator OR auch durch Komma darstellbar ist. Eine Suche von Personennamen ohne Anführungszeichen kann zu Überraschungen führen. Rahner, Karl als Keyword sucht alle Rahner und alle Karl (5.843 Treffer), wogen "Rahner, Karl" einzig den berühmten Theologen heraussucht, aber Titel von ihm und über ihn (414 Treffer)! Bei Person as subject erbringt erstere Fragestellung keinen Treffer (was nur überraschend ist, solange man diese Logik nicht kennt), letztere 111. Mit dem Operator ADJ (adjust) lassen sich Worte in direktem Bezug suchen (was ohnehin voreingestellt ist, solange keine Operatoren vorkommen). Trunkierung mit ? bzw. * ist möglich. Hilfe über F1 kann kontextbezogen angefordert werden. Die Möglichkeiten der Suche mit Booleschen Operatoren sind recht weitgehend: Klammerausdrücke, Differenzierung zwischen den Suchfeldern (statt der Standardeinstellung AND) usw.

Für intensivere Benutzung gibt es auch die Möglichkeit, das Programm durch Befehlstasten-Kombinationen steuern.

Unter den Optionen taucht auch Sprache auf. Doch scheint derzeit nur Englisch verfügbar zu sein.

Die Anzeige der Suchergebnisse ist zwischen Listen- und Vollanzeigen umschaltbar. Einzelne Titel sind markierbar; das Springen zu einzelnen Nummern ist möglich usw.

Besondere Aufmerksamkeit verdient noch die Suche nach Schriftstellen. Hier wurde nach meinen Aufzeichnungen in der ersten Ausgabe mit der neuen Software noch automatisch trunkiert: JN[5] 1 suchte auch JN 1,14. Das ist jetzt geändert. Blättert man den Index auf, so ist man wahrscheinlich verblüfft, daß das Johannes-Evangelium mit Kapitel 9 aufhören soll. Der Grund: Die Sortierung ist alphanumerisch, d.h. 10 folgt auf 1 vor 2, 20 auf 2 etc.[6] Daß JN 35 vorkommt, verweist auf kein Apokryphon sondern ist schlicht ein Erfassungsfehler.

Die Beispiele zeigen, daß es wichtig ist, sehr genau mitzudenken, welche Fragestellungen bei welcher CD welche Ergebnisse implizieren. Das Problem elektronischer Medien ist oft, daß eine erfolgreiche Suche ein vollkommenes Ergebnis suggeriert. Das ist aber mitnichten so.

3.2.2 Name search format

Neben dem bislang beschriebenen Standard search format gibt es noch das Name search format, das eine reine Personen- oder Körperschaftsnamen-Suche ermöglicht. Gerade hier sollte man unbedingt über den Index (F2) die Einträge auswählen und mit Trunkierungen nicht sparen, da Namensformen häufig uneinheitlich angesetzt sind (den Standard von Normdateien erreicht man hier nicht; viele Personen sind mehrfach in unterschiedlicher Form angesetzt). Den Vorteil dieses Suchmodus gegenüber dem Standard search format sehe ich allerdings nicht.

3.2.3 Thesaurus search format

Eine dritte Variante ist das Thesaurus search format. Es ermöglicht, verwandte Begriffe ausfindig zu machen bzw. Zusammensetzungen mit dem Suchbegriff. So führt eschatology auch zur Zusammensetzung mit Personennamen (Calvin, Luther ...), wie mit Zeitabschnitten, Religionen, Sachgebieten usw.: RSWK-mäßig gesagt, gewissermaßen eine Kurzkettenanzeige. Daneben zeigt es die einzeln angesetzten Begriffe der Eschatologie, also gewissermaßen eine Ober-/Unterbegriff-Suche, wie sie allerdings von der Logik her in der Schlagwortnormdatei (SWD) weit umfangreicher möglich wäre. Aber man soll das Gute nicht tadeln, weil es Besseres gibt. - Schließlich sind Verweisungsformen (use for, see also, see also from) ermittelbar. - Das Thesaurus search format läßt sich im übrigen nicht nur zur Ermittlung des Vokabulars im Thesaurus, sondern auch direkt zur Suche verwenden.

3.3 Ausgabe

Über das Ausgabe-Menü (Action) lassen sich Ausdrucke und file transfers realisieren. Es besteht die Möglichkeit, einzelne Datensätze durch Markierung auszuwählen oder die ganze Recherche bzw. bestimmte laufende Nummern en bloc zu überspielen. Unsinnig ist die im Handbuch nicht vermerkte Begrenzung der Ausgabequantität; sie liegt meiner Erfahrung nach bei 100 Datensätzen. Da sich durch mehrmaliges Recherchieren diese Schwelle leicht umgehen läßt, ist sie nur eine unnötige Beigabe zum Kapitel Sisyphos. Das Ausgabeformat kann differenziert bestimmt werden. So lassen sich Formate (ASCII, Trennung der Kategorien durch Semikolon, DBase, WordPerfect ...) festlegen, einzelne Kategorien ausschließen etc. Das gibt die Möglichkeit, die Sätze relativ einfach in eine eigene Datenbank zu laden, wenn man sich entsprechende "Filter" überlegt. Die etwas seltsame Kodierungen der Jahrgangs-/Heft-/Seitenzahlen (in der Form: Freiburger Zeitschrift für Theologie und Philosophie 35 no.3:507-526 1988) machen allerdings immer eine Nachbearbeitung nötig, was eigentlich ein Unsinn ist, da sich die Kategorien leicht auch so verteilen ließen, daß sie nach entsprechenden Zitiernormen wie DIN 1505, T. 2 zusammengeführt werden könnten.

4 Datenbankinhalt und vewandte Bibliographien

Neben der technischen Seite und der suchpraktischen ist bei einer Datenbank letztlich natürlich der inhaltliche Umfang entscheidend. Was die Verzeichnungsdichte anbelangt, so wurden 1990 in der Papierausgabe des RIO ca. 500 Zeitschriften ganz und ca. 150 teilweise ausgewertet, darunter auch wichtige deutschsprachige. Das Benutzerhandbuch der Ausg. 1994 der CD-ROM spricht von 12.000 Artikeln aus 500 Zeitschriften jährlich. Bei den Mehrverfasserschriften sind Angaben nach der Papierausgabe schwerer zu machen, es findet sich allerdings inzwischen selbst aus dem deutschsprachigen Bereich Schrifttum wie Rundfunksammelbände und Vortragspublikationen, so daß man wohl von einer ständigen Erweiterung des Kreises des Erfaßten ausgehen kann. Das Benutzerhandbuch spricht hier von 450 Publikationen, die in RIT jährlich verarbeitet werden. Selbständig erschienene Verfasserschriften werden allerdings grundsätzlich nicht berücksichtigt, so daß man sie nur indirekt - sobald sie rezensiert sind - über Besprechungen in den Religion indexes ermitteln kann, was sowohl eine Verzögerung als möglicherweise auch eine Qualitätsauslese bedeutet (ersteres sicher, letzteres vielleicht). Erfaßt werden laut Handbuch jährlich mehr als 14.500 Rezensionen aus über 450 Zeitschriften.

Nach einer früheren Ankündigung der ATLA schien es, als ob der Catholic periodicals index in den Datenpool der Religion indexes auf CD-ROM aufgenommen würde. Nun wird von der ATLA eine eigene CD-ROM The catholic periodical and literature index mit ca. 200.000 Einträgen ab 1981 auf CD-ROM für Ende 1995 angekündigt. Das wäre ein Schritt weiter in Richtung auf eine vernünftige Erschließung theologischer Literatur, aber leider auch wieder eine Zersplitterung der Suchmedien.

Nicht übelnehmen kann man der ATLA, daß die Ausrichtung des Instrumentars von amerikanischen Interessen geprägt ist. Die deutsche Literatur ist zwar nicht völlig ausgelassen, aber auch nicht genügend erschlossen. Als Ergänzung scheint mir hier zum einen das Löwener bibliographische System (Ephemerides theologicae Lovanienses und Repertoire bibliographique de la philosophie) wichtig zu sein, dem man auch eine baldige Digitalisierung wünschen möchte. Für die französische Literatur liegt das Bulletin signalétique als FRANCIS auf CD-ROM vor. Bleibt noch der Zeitschrifteninhaltsdienst Theologie der Universitätsbibliothek Tübingen zu nennen, der jetzt in neuer und verbesserter Form erscheint und inzwischen aufgrund einer eigenen Datenbank erstellt wird. Die angekündigte[7] Zusammenarbeit mit der ATLA wird hoffentlich einmal zur Möglichkeit führen, beider Daten in einem Medium zu recherchieren.

Albert Raffelt


[1]
Religion index one : periodicals ; a subject and author index to periodical literature. - Evanston, Ill. : American Theological Library Association. - 29 cm. - ISSN 0149-8428 [0634]. - Vgl. ABUN in ZfBB 32 (1985),6, S. 520 - 521 mit der Rezension der Ausg. 1/4. 1949/59 (1985). - Rev. and expanded ed. of the Index to religious periodical literature (vol. 1 - 4). - VII, 785 S. (zurück)
[2]
Religion index two : multi-author works. - Evanston, Ill. : American Theological Library Association. - ISSN 0149-8436 [0633]. - Vgl. ABUN in ZfBB 29 (1982),2, S. 146 - 148 mit der Rezension der Ausg. 1960/69. Festschriften / ed. by Betty A. O'Brien ; Elmer J. O'Brien. - 1980. - ISBN 0-9604960-0-9 und ABUN in ZfBB 32 (1985),6, S. 520 - 521 für Ausg. 1970/75 (1982). - Vol. 1 - 2. (zurück)
[3]
Informationen zu den bibliographischen Projekten der ATLA allgemein, zu der neuen Version der CD-ROM im besonderen und über weitere Planungen enthält der folgende Beitrag: The ATLA religion database on CD-ROM : its first year / Matthew E. Moore. // In: Journal of religious & theological information. - 2 (1994),1, S. 115 - 135. (zurück)
[4]
Wegen der prototypischen Bedeutung dieser CD habe ich eine Beschreibung auch in mein Buch Proseminar Theologie. - 5. Aufl. - Freiburg : Herder, 1992, S. 53 ff. aufgenommen. Wie aus dem oben Gesagten ersichtlich, ist diese inzwischen überholt. (zurück)
[5]
Die Liste der zu verwendenden Scripture referece abbreviations enthält das Handbuch. Sie ist auch über einen Index anwählbar. (zurück)
[6]
Bei automatischer Trunkierung war der Nebeneffekt: John 1 suchte auch John 10! (zurück)
[7]
Bibliotheksdienst. - 29 (1995),2, S. 353 - 354. (zurück)

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