Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 1
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Kleines Lexikon des Hellenismus


95-1-131
Kleines Lexikon des Hellenismus / hrsg. von Hatto H. Schmitt und Ernst Vogt. - 2., erw. Aufl. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1993. - XIV, 885 S. : Ill. ; 18 cm. - ISBN 3-447-03278-2 : DM 98.00
[2349]

Beim Kleinen Lexikon des Hellenismus handelt es sich um die 2., überarb. und erw. Aufl. des zuerst 1988 erschienenen Kleinen Wörterbuches des Hellenismus. Erweitert heißt in diesem Fall, daß das Lexikon gegenüber dem Wörterbuch um ca. 140 Seiten angewachsen ist. Überarbeitung ist u.a. an solchen Stellen zu beobachten, die von Rezensenten des Wörterbuches bemängelt wurden,[1] bei Literaturnachträgen und vor allem an neuen bzw. nicht mehr enthaltenen Lemmata.[2] Die Konzeption des nunmehr von mehr als 30 Mitwirkenden ausgearbeiteten Nachschlagewerkes wurde indessen - aus guten Gründen - beibehalten bzw. weiterentwickelt.

Immer noch steht am Beginn eine Definition des Begriffes Hellenismus. Die Länge der Beiträge sprengt meist das Format konventioneller Lexikoneintragungen; bisweilen erreichen die Artikel die Ausmaße kleinerer Aufsätze, sind jedoch sprachlich knapp geschrieben und erinnern nicht zuletzt durch die häufigen Verweisungen an ihren eigentlichen Charakter. Der Beitrag über die Schule Epikurs (Kepos) umfaßt z.B. 22 Seiten, das Militärwesen wird auf 25 Seiten behandelt, die Religion belegt 26 Seiten,[3] die Stoa 23 Seiten, 25 Seiten lang ist der Artikel Geschichtsschreibung. Belege und Hinweise werden reichlich in Form von Anmerkungen am Ende der jeweiligen Haupttexte gegeben. Der chronologischen Orientierung dient eine Zeittafel; dazu gibt es einen Anhang mit 33 Schwarz-Weiß-Abbildungen.

Auch in seiner 2. Aufl. präsentiert sich das Buch damit eher als eine Sammlung von konzentrierten Einführungen zu größeren Themenbereichen. Dennoch ist es auch - und jetzt noch besser - als Lexikon verwendbar, da es über ein Register von 42 S. verfügt (in der 1. Aufl. waren es nur 14 S.). Für diese Anlage spricht, daß man sich in der Regel häufiges Springen zwischen Stichwörtern und Suchen nach Querverweisungen ersparen kann, und sie erscheint auch deshalb sinnvoll, weil auf diese Weise die Darstellung des Hellenismus als einer verhältnismäßig eigenständigen Epoche überzeugend gelungen ist.

Die Gesamtseitenzahl wurde auf nur ca. 140 Stichwörter aufgeteilt und es ist offensichtlich, daß damit der Auswahl der Lemmata besondere Bedeutung zukommt. Schwerpunkte sind erkennbar in den Bereichen Geographie, Literatur und Philosophie, womit bereits eine Vielzahl von Namen, Orten und Daten abgedeckt werden konnte, ohne daß der Zusammenhang verlorenging. Genau hier liegt ein Vorzug dieses Buches. Wer das Glück hat, sich über ein Thema informieren zu wollen, das mit einem eigenen Stichwort vertreten ist, wird ausgiebig bedient. Auf 31 Seiten ist z.B. das Judentum im Hellenismus behandelt, der Benutzer bekommt außerdem über 100 thematisch geordnete Literaturhinweise. Damit ist ein weiter Vorteil des Werkes angesprochen: Das Lexikon ist in dieser Form eine sinnvolle und leicht benutzbare Ergänzung zur gegenwärtigen Einführungsliteratur, die vorrangig Ereignisgeschichte im politisch-staatlichen Leben anbietet.[4]

Auch wenn man bei aller Ausführlichkeit die eine oder andere Lücke in der Literaturauswahl registrieren mag und inzwischen weitere Nachträge gemacht werden könnten,[5] steht der Nutzen des Buches - hauptsächlich wohl für den wissenschaftlichen Bereich - außer Frage. Wo das Wörterbuch bisher noch nicht erworben wurde, sei deshalb jetzt das Lexikon zur Anschaffung empfohlen.

Joachim Migl


[1]
Vgl. nur die Rezension von Frank William Walbank in Gnomon. - 62 (1990), 128 - 131. (zurück)
[2]
Neu ist z.B. das Stichwort Lyrik; übergangen wurden in der Neuauflage dagegen viele Stichwörter aus dem Gebiet der Religion, der Mythologie und des Kultes wie Totenkult und Jenseitsglaube, Tyche, Helios, Herakles, Men. Das Material wurde jetzt allerdings z.T. an anderer Stelle eingearbeitet. (zurück)
[3]
Hier waren es in der 1. Aufl. noch 6 Seiten. In diesen Abschnitt wurde allerdings sehr viel Text der jetzt nicht mehr vorkommenden Stichwörter übernommen. (zurück)
[4]
Vgl. Geschichte des Hellenismus / Hans-Joachim Gehrke. - München : Oldenbourg, 1990. - XI, 285 S. - (Oldenbourg-Grundriss der Geschichte ; 1A). (zurück)
[5]
Es sei nur erwähnt: Die Diadochenzeit im Spiegel der historischen Geographie : Kommentar zu TAVO-Karte B V 2 "Diadochenreiche (um 303 v. Chr.)" / Wolfgang Orth. - Wiesbaden : Reichert, 1993. XII, 174 S. - (Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients : Reihe B, Geisteswissenschaften ; 80). (zurück)

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