Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 1
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Die englische Literatur


95-1-084
Die englische Literatur / hrsg. von Bernhard Fabian. - Original-Ausg. - München : Deutscher Taschenbuch-Verlag. - 18 cm. - (Dtv ; ...)
[2395]
Bd. 1. Epochen, Formen / von Willi Erzgräber ... - 1991. - 632 S. - (... ; 4494). - ISBN 3-423-04494-2 : DM 24.80
Bd. 2. Autoren / von Willi Erzgräber ... - 1991. - 483 S. - (... ; 4495). - ISBN 3-423-04495-0 : DM 22.80
95-1-085
Englische Literaturgeschichte / unter Mitarb. von Stephan Kohl ... hrsg. von Hans Ulrich Seeber. - 2. Aufl. - Stuttgart [u.a.] : Metzler, 1993. - X, 461 S. : Ill. ; 25 cm. - ISBN 3-476-00911-4 : DM 39.80
[1683]

Die von Fabian unter Mitarbeit bekannter deutscher Anglisten herausgegebene Literaturgeschichte stellt in ihrer Struktur ein Novum dar, da sie im Band 1 im Rahmen einer konventionellen Periodisierung nach der Darstellung des geschichtlichen Ablaufs einen Überblick über die Gattungen bringt und, im Band 2, ein Autorenlexikon zu 175 wichtigen Schriftstellern bietet. Sieht man von Einzelpunkten der Kritik ab, hat das Werk im allgemeinen Zustimmung gefunden,[1] wobei freilich das Autorenlexikon in seinem Wert als Nachschlagewerk in wichtigen Punkten deutlich gemindert erscheint. Auch wenn man den Aufbau der Artikel nur loben kann - eine kurze biographische Schilderung und interpretatorische Bewertung wird von einem bibliographischen Anhang, geordnet nach Hauptwerken, Bibliographien, Ausgaben, Biographien, Sekundärliteratur ergänzt -, bleibt die in ihrer jeweiligen Länge von bis zu 5 Seiten die übliche Bewertung spiegelnde Auswahl der Autoren einem traditionellen Kanon der bleibenden englischen Schriftsteller verhaftet: Moderne Autoren, deren Platz in der Literaturgeschichte schon gesichert erscheint, und insbesondere Autorinnen sind unterrepräsentiert. So vermißt man die Dramatiker Howard Brenton, Brian Friel, David Hare, Joe Orton, die Lyriker Tony Harrison, Hugh MacDiarmid, Peter Porter, Craig Raine, sowie unter den Epikern Julian Barnes, Joyce Cary, Anthony Powell, Graham Swift oder Fay Weldon, um nur einige Beispiele zu zeigen. Leider sind zudem - nicht allein an dem von der Fachkritik angeführten Beispiel Shelleys belegbar - in einigen Fällen die maßgeblichen Ausgaben nicht zuverlässig verzeichnet, und die angeführte Sekundärliteratur ist nicht durchgehend kritisch gesichtet, so daß man Werke wie die englischen Titel aus der Reihe Approaches to teaching ...[2] mitheranziehen muß, um einen schnellen und genauen Überblick zu gewinnen. Unabhängig von diesen Punkten darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, daß hier eine neukonzipierte Literaturgeschichte, und im Band II ein weitgehend verläßliches, griffiges Nachschlagewerk vorliegt, das wichtige Ergebnisse der Forschung in leicht lesbarer, gewinnender Form darbietet. Im gesamten gesehen wäre eine baldige verbesserte, im Autorenlexikon erweiterte Neuauflage wünschenswert, damit diese Bände sowohl als preisgünstiges Informationsmittel für alle Bibliotheken wie auch als Studienliteratur noch bessere Dienste leisten können.

Die von Seeber herausgegebene Literaturgeschichte ist, bereits in der 2. Auflage erschienen, ebenfalls ein Gemeinschaftswerk führender deutscher Anglisten und schließt im Unterschied zu Fabian auch die moderne englische Literatur des früheren Commonwealth, wenn auch in sehr knapper und nicht immer überzeugender Form ein. Seine Konzeption bringt einen deutlichen Fortschritt gegenüber der bisherigen Literaturgeschichtsschreibung, da es im weitgehend geglückten Versuch der Darstellung "im Zeichen rascher Modernisierungsschübe" und der "Modernisierungstheorie"[3] den geistes- und sozialgeschichtlichen Kontext und Hintergrund verläßlich integriert und dichte Informationen in ausgewogenen Relationen vermittelt. Hervorhebung verdient auch die sehr instruktive Untermalung des Textes durch zeitgenössische Illustrationen, Reproduktionen von Titelblättern, Autorenporträts oder Theaterzetteln. Der Band wird abgeschlossen durch ein kombiniertes Personen- und Werkregister, sowie eine nach Epochen gegliederte Bibliographie von 7 Seiten. Er sollte in keiner wissenschaftlichen Bibliothek fehlen. Der Nachschlagewert dieser Literaturgeschichte leidet allerdings darunter, daß zum einen wesentliche Autoren der Moderne - erwähnt seien nur Peter Barnes, Nissim Ezekiel, Norman MacCaig, Brian Moore, Peter Nichols oder Ben Okri - nicht behandelt werden, und daß andererseits, abgesehen von einigen ärgerlichen Datierungsfehlern im Text und den Druckfehlern, die Bibliographie nicht mit der nötigen Sorgfalt erstellt wurde.[4] Wie bei Fabian wird man allerdings, um ein verläßliches Gesamtbild der Entwicklung zu erhalten, auch hier Autorenlexika, Gattungsgeschichten der neuesten Zeit und andere Titel supplementär heranziehen, da die Darstellung oft recht bündig und an den wichtigsten Autoren der Epoche orientiert ist. Verdienstvoll bleibt die Entscheidung des Herausgebers, erstmals die anglophone Literatur außerhalb der britischen Inseln und der USA in eine Literaturgeschichte deutschen Ursprungs einzubeziehen.

II. Ältere einbändige englische und amerikanische Literaturgeschichten

A literary history of England / ed. by Albert C. Baugh. - 2. ed., repr. - London : Routledge & Kegan Paul ; New York : Prentice Hall, 1976. - XV, LXX, 1796 S. - ISBN 0-13-537605-X : $ 76.00.

The Oxford illustrated history of English literature / ed. by Pat Rogers. - Oxford [u.a.] : Oxford University Press, 1987. - XIV, 528 S. : Ill. - ISBN 0-19-282728-6 : œ 12.95

A history of English literature : forms and kinds from the Middle Ages to the present / Alastair Fowler. - 1. publ. - Oxford: Blackwell, 1987. - IX, 395 S. - ISBN 0-631-17147-9 : œ 12.95

A short history of English and American literature / Peter Wagner - 1. ed. - Stuttgart : Klett, 1988. - 326 S. : Ill. - ISBN 3-12-516140-1 : DM 37.80

Literature in America : an illustrated history / Peter Conn. - 1. publ. - Cambridge [u.a.] : Cambridge University Press, 1989. - XX, 587 S. : Ill. - ISBN 0-521-30373-1 : œ 30.00

The literature of the United States / Marcus Cunliffe - 4. ed. - New York, NY : Penguin Books, 1986. - 512 S. - ISBN 0-14-013626-6 : œ 8.99

From puritanism to postmodernism : a history of American literature / Richard Ruland and Malcolm Bradbury. - 1. American ed. - New York, NY [u.a.] : Viking Press, 1991. - XXI, 455 S. - ISBN 0-670-83592-7 (hb.) : $ 29.95 - ISBN 0-14-014435-8 (pb.) : $ 15.00

Mit Ausnahme des letztgenannten Titels Ruland/Bradbury können diese Literaturgeschichten als Studienliteratur und als Mehrfachexemplare uneingeschränkt empfohlen werden. Besonders hervorzuheben sind Conn[5] und Cunliffe. Sie gelten unbestritten als beste einbändige Literaturgeschichten der USA. Das englische Gegenstück gleichen Ranges ist Baugh, dessen Darstellungsteil allerdings mit dem Jahr 1939 und dessen Sekundärliteratur mit dem Jahr 1965 endet. Baugh schließt auch die anglo-irische und schottische Literatur ein und bietet in den Fußnoten sowie im umfangreichen Bibliographical supplement eine jetzt natürlich zum Teil veraltete, aber noch gut brauchbare Orientierung zur Primär- und Sekundärliteratur, die leider nicht durchgehend kritisch kommentiert ist. Zusammen mit den später zu besprechenden Standop/Mertner, Baugh und Cunliffe kann auch Wagner sowohl für die Einführung der Studienanfänger als auch zur Examensvorbereitung in mehreren Exemplaren angeboten werden. Der besondere Vorzug von Ruland/Bradbury[6] liegt in der guten Darstellung der amerikanischen Literatur seit 1945. Der Titel im gesamten ist jedoch nur zum Teil als zuverlässig bewertet worden.

III. Chronologische Nachschlagewerke zur englischen und amerikanischen Literaturgeschichte

Annals of American literature, 1602-1983 / ed. by Richard M. Ludwig ; Clifford A. Nault. - New York [u.a.] : Oxford University Press, 1986. - VII, 342 S. - ISBN 0-19-505919-0 : œ 9.95

Annals of English literature, 1475-1950 : the principal publications of each year together with an alphabetical index of authors with their works / ed. by W. R. Chapman and W.K. Davin. - 2. ed. repr. with corrections. - Oxford : Clarendon Press, 1965. - VI, 380 S. - Vergriffen[7]

A chronological outline of British literature / Samuel J. Rogal. - Westport, Conn. : Greenwood Press, 1980. - XV, 341 S. - ISBN 0-313-21477-8 : $ 42.95

A chronological outline of American literature / Samuel J. Rogal. - 1. publ. - New York [u.a.] : Greenwood Press, 1987. - XIV, 446 S. - (Bibliographies and indexes in American literature ; 8). - ISBN 0-313-25471-0 : $ 69.95

Abriß der amerikanischen Literaturgeschichte in Tabellen / Annemarie Schöne. - Frankfurt a. M. : Athenäum-Verlag, 1967. - XIV, 300 S. - Vergriffen

Daten der englischen und amerikanischen Literatur von 1700 bis 1890 / Wolfgang Karrer und Eberhard Kreutzer. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 1979. - 390 S. - Vergriffen

Werke der englischen und amerikanischen Literatur von 1890 bis zur Gegenwart / von Wolfgang Karrer und Eberhard Kreutzer. - Orig.-Ausg., 4., überarb. und erw. Aufl. - München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 1989. - 433 S. - ISBN 3-423-03290-1 : DM 24.80

Annalistische Werke gehören zum Kernbereich der Literaturgeschichtsschreibung. Ludwig/Nault und Chapman/Davin sollten in keinem philologischen Lesesaal fehlen, da sie die Möglichkeit bieten, einen spezifischen literarischen Titel rasch in sein historisches, kulturgeschichtliches, soziales oder politisches Umfeld einzuordnen. Zwar enthalten auch die Oxford companions, die Oxford history of English literature oder andere Literaturgeschichten Zeittafeln mehr oder minder großen Umfangs, aber die Einträge bei Ludwig/Nault und Chapman/Davin sind viel umfassender. Die beiden deutschsprachigen Titel - Schöne und Karrer/Kreutzer - bringen zwar auch eine chronologische Abfolge, sowie, über Ludwig/Nault und Chapman/Davin hinaus eine kurze Inhaltsangabe und interpretatorische Bewertung des jeweiligen Titels mit Angaben zur Übersetzung und Rezeption, es fehlt aber bei beiden die tiefere Einordnung in den historischen Kontext. Deshalb empfiehlt es sich, die hier genannten Werke supplementär zu nutzen. Rogals Titel decken zwar einen weiteren zeitlichen Rahmen ab - sie reichen von 516 bis 1979 bzw. von 1507 bis 1986, werden aber wegen signifikanter Lücken in der Sozial- und Geistesgeschichte als weniger brauchbar eingestuft.

IV. Die Klassiker der englischen und amerikanischen Literaturgeschichte

Geschichte der englischen und amerikanischen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart / Walter F. Schirmer. Hrsg. von Arno Esch. - Tübingen : Niemeyer

1. (Von der altenglischen Zeit bis zum Barock.) - 6., neubearb. Aufl. - 1983. - XIV, 452 S. - ISBN 3-484-40098-6 (Ln.) : DM 86.00

2. (Vom Klassizismus bis zum 20. Jahrhundert.) - 6., neubearb. Aufl. - 1983. - XIII, 624 S. - ISBN 3-484-40099-4 (Ln.) : DM 114.00[8]

Englische Literaturgeschichte : alt- und mittelenglische Literatur / Ewald Standop ; englische Literatur von der Renaissance bis zur Gegenwart / Edgar Mertner. - 5., unveränd. Aufl. - Heidelberg [u.a.] : Quelle & Meyer, 1992. - 755 S. - ISBN 3-494-00373-4 : DM 59.00

The Oxford history of English literature / ed. by Frank P. Wilson ... - Oxford : Clarendon Press. - 1945 - [9]

The Cambridge history of English literature / ed. by A. W. Ward ... - Cambridge : Cambridge University Press. - 1907 - 1927. - Vol. 1 - 15. - Vergriffen

Literary history of the United States / ed.: Robert E. Spiller ... - 4. ed., rev., 1. print. - New York [u.a.] : Macmillan [u.a.]. - 1. History. - 1974. - XXVI, 1556 S. - 2. Bibliography - 1974. - XXXVIII, 1466 S. - Vergriffen

Columbia literary history of the United States / Emory Elliott, general ed. - New York : Columbia University Press, 1988. - XXIII, 1263 S. - ISBN 0-231-05812-8 : $ 67.50

The Cambridge history of American literature : in 4 vol. / ed. by William P. Trent. - New York : Putnam, 1917 - 1921. - Vergriffen

Schirmer,[10] neubearbeitet durch Arno Esch und andere Schüler, ist die einzige deutschsprachige Literaturgeschichte, die die englische und amerikanische Literatur gemeinsam darstellt. Trotz ihres zeitbedingt veralteten Ansatzes und massiver Schwächen in Einzelpunkten bleibt sie eine verdienstvolle Übersicht mit vielen wertvollen Einsichten und einer weitgehend verläßlichen Bewertung in einer nach Epochen gegliederten, synoptischen Darstellung beider Literaturen. Leider ist die in Fußnoten aufgeführte Primär- und Sekundärliteratur - es fehlt ein bibliographischer Anhang oder Begleitband, allerdings geht jeder Epoche eine kleine Bibliographie voraus, - nicht immer verläßlich oder dem Stand der Forschung entsprechend, so daß ihr Wert für die punktuelle, autorenbezogene Suche gelegentlich beeinträchtigt ist. Ihr größter Mangel besteht jedoch darin, daß sie die amerikanische Literatur in ihren Gattungen und Epochen nur supplementär und fast als Beigabe behandelt. Sie ist deshalb als amerikanische Literaturgeschichte nur mit großen Einschränkungen brauchbar. Dieser Mangel wird noch dadurch verschärft, daß sie das amerikanische Drama vor 1900, wichtige Vertreter der südstaatlichen Literatur, und nicht zuletzt die Literatur der ethnischen Minderheiten völlig außer acht läßt. Daß sie dem Stand der Zeit entsprechend die anglophonen Literaturen außerhalb der britischen Inseln und der USA nicht berücksichtigt, ist nachvollziehbar. Will man eine gerechte Wertung des Werkes versuchen, so muß man die auf weite Strecken meisterhafte Darstellung der englischen Literatur vom Mittelalter bis zum späten 19. Jahrhundert hervorheben. Die Art der Darbietung und der Grad der benötigten Vorkenntnisse schließen eine Nutzung des Werkes als studentisches Lehrbuch fast aus. Unbeschadet dessen bleibt das Werk auch für die nähere Zukunft wichtig als partiell veraltetes, aber für zentrale Lesesäle und philologische Fachbibliotheken unentbehrliches, klassisches Werk der deutschen Anglistik. Es ist zudem in der Hand des kundigen Fachreferenten, sowohl beim Grundaufbau als auch bei Bestandsvertiefungen und Lückenergänzungen, ein Hilfsmittel ersten Ranges.

Standop/Mertner ist trotz seines Alters ein verläßliches Handbuch der englischen Literatur geblieben. Es verzichtet zwar auf die vollständige Angabe von Standardausgaben und führt keinerlei Sekundärliteratur auf, wird aber seinem Anspruch gerecht, "die großen Erzeugnisse der Literatur ausführlich und mit möglichst vielen präzisen Angaben zu behandeln", wenn auch "auf Kosten der weniger bedeutenden Autoren", "die häufig nur kurz erwähnt werden" (Vorwort, S. 5). Bezogen auf den Stand seiner Zeit, ist es ein gutes studentisches Lehrbuch geblieben, das auch dem erfahrenen Benutzer eine sichere und schnelle Orientierung über die Epochen und ihre wichtigsten Autoren bietet. Damit ist trotz des Fehlens einer Bibliographie oder textbezogener Fußnoten sein Nachschlagewert immer noch beträchtlich. Es gehört daher vorrangig in Fachlesesäle und zur Studienliteratur.

Die Oxford History[11] ist ein seit 1945 laufendes, noch nicht abgeschlossenes, in vielen Aspekten heutigen Ansprüchen an eine Literaturgeschichte nicht mehr genügendes Handbuch. Die Mehrzahl der jeweils von berühmten Gelehrten verfaßten Bände stellt keine eigentliche Literaturgeschichte dar, sondern eine in die Tiefe gehende, zum Teil in der Präzision der Beschreibung unübertroffene Reihung von Einzelautorenporträts oder Autorengruppen. Obwohl die Bände in der Regel mit einer kurzen Erörterung der geistigen, sozialen und religiösen Zeithintergründe beginnen, fehlt oft die Einbindung dieser Faktoren in den Darstellungsteil. Trotz aller Einzelkritik zur Struktur und Methodik wird der Wert dieser mehrbändigen Literaturgeschichte, die die amerikanische Literatur und die Literatur des Commonwealth leider ausschließt, nach ihrem hoffentlich baldigen Abschluß wie bislang darin liegen, daß sie die umfassendste neuere Darstellung der englischen Literatur bietet. Das bleibende Verdienst der Bände, die sowohl als Klassiker eingestuft wie auch "verrissen" wurden, liegt jedoch jeweils in ihrem umfangreichen bibliographischen Anhang, der mit leichter Hand den Forschungsstand auf knappstem Raum umreißt und auch im Falle von kleineren Autoren zu gut ausgewählter, kritisch erläuterter Primär- und Sekundärliteratur führt und somit dem Leser die umständlichere Suche und längere Lektüre erspart. Zusammenfassend sind zwei Punkte zu betonen: Der Wert einzelner Bände als Literaturgeschichte ist schwankend, ihr Wert als Handbuch, das in zentrale und Fachlesesäle gehört, ist unbestreitbar. Zur Einarbeitung des Fachreferenten sowie zur punktuellen Bestandskontrolle und Bestandsergänzung bleibt es ein unverzichtbares Hilfsmittel. Der Student wird es freilich erst nach dem Grundstudium sinnvoll nutzen können.

Wenn auch im heutigen Studienbereich nur noch selten verwendet und in einzelnen Aspekten überholt, ist die Cambridge history, deren Darstellung bis zur Jahrhundertwende reicht, in 15 Bänden zur Zeit noch die umfassendste englische Literaturgeschichte, deren Wert als Nachschlagewerk mit der Oxford history verglichen werden kann. Dies gilt insbesondere für die Autoren am Rande des Kanons und für die kleineren Gattungen, wie etwa die Reiseliteratur, den Journalismus, die Predigtliteratur oder die ältere Literatur des Commonwealth. Da die jeweils von Spezialisten geschriebenen Einzelkapitel mit umfangreichen Bibliographien enden - sie sind nicht in allen Reprintausgaben enthalten und nur zum Teil durch die New Cambridge bibliography of English literature[12] überholt - sollten das Original bzw. die späteren englischen Ausgaben in keinem Lesesaal fehlen. Hinzuweisen ist auf eine einbändige, gekürzte, bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts fortgeführte und überarbeitete Fassung,[13] die auch die anglophone Literatur außerhalb der britischen Inseln einschließt.

Auch die im folgenden genannten Handbücher zur amerikanischen Literaturgeschichte[14] gehören zum Bestand der philologischen Fachlesesäle wie auch in zentrale Lesesäle.

Die von Spiller herausgegebene Literary history of the United States und - allerdings mit massiven Einschränkungen - der eigenständige Bibliographieband gelten auch heute als Standardwerk zur amerikanischen Kultur- und Literaturgeschichte - wie schon seit 45 Jahren. Es wird auch in Zukunft gute Dienste leisten, mag auch in einzelnen Punkten die Forschung über es hinweggegangen sein. Ein durchaus modernes, aber sinnvollerweise nur zusammen mit dem "Vorgänger" benutzbares Werk ist die Columbia history,[15] als dessen Hauptmangel oft der fehlende Bibliographieband und die fehlende inhaltliche Geschlossenheit angesehen wird. Hervorhebung verdient jedoch der außerordentlich sorgfältig gearbeitete Index sowie die Darstellung der ethnischen Literaturen. Die Columbia history sollte als Studienliteratur bereitgestellt werden. Für zentrale Lesesäle ist sie entbehrlich.

Die bedeutend ältere Cambridge history of American literature[16] ist nach dem Vorbild der schon angesprochenen Cambridge history of English literature gearbeitet und als Literaturgeschichte heute weitgehend überholt. Ihre früher wichtige, umfangreiche Bibliographie ist heute praktisch durch Spiller und andere ersetzt. Für kleinere Autoren kann sie jedoch noch von großem Nutzen sein. Da die Bibliographien in den späteren Nachdrucken fehlen, sollte beim Bestandsaufbau für den Lesesaal die Originalausgabe erworben werden.


[1]
Siehe als Beispiel etwa die Besprechung von Christoph Bode in Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik. - 41 (1993), S. 268 - 270. (zurück)
[2]
Diese bei der Modern Language Association erschienenen Aufsatzsammlungen zu einzelnen Autoren bringen in der Einführung jeweils eine kurze, kritische Liste der wichtigsten Primärausgaben und der ausgewählten Sekundärliteratur, so daß der Bibliothekar wichtige Hinweise für eine schnelle Sichtung der Bestandstiefe und der Lücken erhält. Unerläßlich in diesem Kontext bleibt jedoch F. W. Batesons und H. T. Meseroles Guide to English and American literature (1976). Die deutschsprachigen Literaturgeschichten sind für solche Zwecke nicht im nötigen Umfang verwendbar. (zurück)
[3]
Vorwort, S. IX. Unter den Rezensionen des Werkes sind erwähnenswert: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. - 144 (1992), S. 379 -382 (Wolfgang Riehle) und Der fremdsprachliche Unterricht/Englisch. - 26 (1992), S. 47 - 48 (Ansgar Nünning). (zurück)
[4]
Für eine Neuauflage deshalb kurz diese Hinweise: Falsche Auflagenangaben bei Standop/Mertner und Robert K. Webb (S. 439); Druckfehler bei Titeln und Vornamen (Coyle, ed. Encyclopaedia; Baugh, Albert L., S. 439); Unvollständigkeit bei Werktiteln (Wheeler, English Fiction ..., 1830 - 1890, S. 444); Fehler bei Erscheinungsjahren (Levenson, A Genealogy ..., Cambridge, 1922, S. 444). (zurück)
[5]
Auf die Vorzüge des Werks und seine beispielhafte Aufmachung verweist der Rezensent in The year's work in English studies. - 70 (1989), S. 578. (zurück)
[6]
Sachliche Fehler und andere massive Mängel werden in den Besprechungen von Everett Emerson in Early American literature. - 27 (1992), S. 79 - 81 und von Hans-Joachim Lang in Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik. - 42 (1994), S. 78 - 80 herausgestellt. Eine positive Bewertung findet sich hingegen bei H. Claridge und J. Goodwin in The year's work in English studies. - 72 (1991), S. 423. (zurück)
[7]
Lt. Harner, Literary research guide. - 2. ed. - 1993 (IFB 94-3/4-484), S. 148, Nr. 1345 ist eine Neuausgabe in Arbeit. (zurück)
[8]
Die kartonierte Studienausgabe in 4 Teilbänden, die ebenfalls einzeln lieferbar sind, kostet DM 21.80, DM 21.80, DM 29.80 und DM 39.80. (zurück)
[9]
Eine Übersicht über die bisher erschienenen Bände der Originalausgabe sowie des mit neuer Bandzählung und neuen Bandtiteln versehenen unveränderten Nachdrucks 1990 - bei Harner a.a.O. S. 144 - 145, Nr. 1310. (zurück)
[10]
Auf wichtige Aspekte des Werks verweisen Peter Wagner in Literatur in Wissenschaft und Unterricht. - 19 (1986), S. 78 - 83 sowie Wilhelm Füger und Jürgen Schäfer in Anglia 103 (1985), S. 199 - 212. (zurück)
[11]
Eingehende Bewertungen einzelner Bände finden sich unter anderem bei Dieter Mehl in Anglia. - 107 (1989), S. 176 - 180 und bei Miriam Allott in The review of English studies. - 44 (1993), S. 437 - 438. Der als Vol. 1, Pt. 1 geplante Band zur altenglischen Literatur fehlt immer noch. (zurück)
[12]
1 (1974) - 5 (1977). - Siehe Harner a.a.O. S. 155 - 157, Nr. 1385; zu Vol. 5. Index, vgl. ABUN in ZfBB 24 (1977),4, S. 377. (zurück)
[13]
The concise Cambridge history of English literature / George Sampson. - 3. ed. / rev. by R. C. Churchill. - Cambridge : Cambridge University Press, 1970. - XIII, 976 S. (zurück)
[14]
Zur Kenntnis des Hintergrundes der amerikanischen Literaturgeschichtsschreibung unseres Jahrhunderts und ihrer Bewertung siehe The bibliographic control of American literature, 1920-1975 / Vito J. Brenni. - Metuchen, NJ : Scarecrow Press, 1979; American literature and the academy : the roots, growth, and the maturity of a profession / Kermit Vanderbilt. - Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 1986; From the old Cambridge history of American literature to the new Columbia literary history of the United States / Hans-Joachim Lang // In: Reconstructing American literary and historical studies / ed. G. H. Lenz ... - Frankfurt a.M. [u.a.] : Campus, 1990, S. 110 - 127. (zurück)
[15]
Zur vergleichenden Bewertung beider Literaturgeschichten siehe Hans-Joachim Lang, a.a.O., sowie die Besprechungen in The year's work in English studies. - 69 (1988), S. 550 - 551 und in American literary scholarship. - 1988 (1990), S. 431 - 435. Der Bibliographieband ist der überarbeitete Nachdruck des Originals von 1948 und der früheren Supplemente von 1959 und 1972. Er kann noch als Überblick der älteren Literatur und, durchaus vergleichbar mit der NCBEL, als retrospektive, auswählende Bibliographie der amerikanischen Literatur dienen, die freilich durch Titel wie American literary scholarship aktualisiert werden muß. Die Bewertung des Bandes bei Harner a.a.O. S. 373, Nr. 3300, wird seiner Bedeutung allerdings nicht ganz gerecht. Eine detaillierte Beschreibung des Aufbaus und der Untergliederungen findet sich bei Michael J. Marcuse, A reference guide for English studies. - 1990 (ABUN in ZfBB 38 (1991),1, S. 65 - 68), S. 371, Nr. S-10. (zurück)
[16]
Der Nachfolger, dessen erster Band jüngst erschienen ist (vol. 1. 1590 - 1820 / ed. Sacvan Bercovitch) knüpft auch im Titel bewußt an die älteren, für ihre Zeit vorzüglichen Literaturgeschichten dieses Verlages an. Es sind 7 weitere Bände, allerdings ohne Bibliographieband, geplant, die bis Herbst 1997 erscheinen sollen. (zurück)

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