Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 1
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Frauen und Massenkommunikation


95-1-039
Frauen und Massenkommunikation : eine Bibliographie / Romy Fröhlich ; Christina Holtz-Bacha. - Bochum : Universitätsverlag Brockmeyer, 1993. - 226 S. ; 21 cm. - (Frauen und Massenmedien ; 2). - ISBN 3-8196-0207-0 : DM 34.80
[2507]
95-1-040
Frauen-Medien-Forschung : Graue Literatur 1980 - 1993 ; eine kommentierte Bibliographie / Jutta Röser. Unter Mitarb. von Beate Illg und Susanne Keuneke. - Münster : Agenda-Verlag, 1993. - 176 S. ; 21 cm. - (Agenda Frauen ; 1). - ISBN 3-929440-09-1 : DM 15.00
[2510]

Die vorliegende Bibliographie mit ihren 1.998 unkommentierten Nachweisen von Aufsätzen und Büchern ist das Ergebnis einer bibliographischen Expertise "zu weiblichen Aspekten der Kommunikationswissenschaft" (S. 5), d.i. Frauen als Personal, Thema und Publikum der Massenmedien und Frauen als Kommunikationswissenschaftlerinnen. Gemeinsam mit Studentinnen der Ruhr-Universität Bochum haben die Autorinnen 29 englisch- und deutschsprachige Fachzeitschriften, dazu Sammelwerke, Bibliographien und Bibliothekskataloge für die Jahre 1975 bis 1991 ausgewertet, die Ergebnisse in großen Teilen in Autopsie überprüft, in 28 inhaltliche Gruppen sortiert, durchnumeriert und durch ein Autorenregister erschlossen. Gelegentlich sind Titel mehrfach aufgenommen worden - jedoch ohne ärgerlichen Wiederholungseffekt -, auch mag die Aufnahme von Lexikon-Beiträgen überzogen wirken, dankbar aber wird die Auswertung von Sammelwerken und die Aufnahme US-amerikanischer Konferenzpapiere akzeptiert. Eine kurze Einleitung umreißt knapp die bibliographische Aufgabenstellung und verweist auch auf die grundlegende Bibliographie zum Thema,[1] der die Autorinnen allerdings - und zu Recht - Fehler und Ungenauigkeiten nachsagen. Ungenau sind die Autorinnen jedoch auch selbst, und zwar in den Aufführung der Monographien (keine Angaben von Umfang und eventueller Schriftenreihe) - während die Aufsätze exakt zitiert werden -, und Fehler sind zumindest insoweit enthalten, als viele und leicht nachweisbare Titel nicht genannt werden. Als m.E. schwerwiegende Lücke sei das Fehlen einer weiteren Bibliographie zum Thema Frauenzeitschriften[2] erwähnt, die allein 1.215 meist amerikanische Nachweise enthält, während Fröhlich/Holtz-Bacha im entsprechenden Abschnitt ihrer Bibliographie lediglich 48 Nachweise aufführen. Die einschlägige Bibliographie zum Film[3] nennen die Autorinnen zwar (wenn auch mit Fehler im Autorenregister), aber den 1.282 Titeln dort, stehen nur etwa 130 hier gegenüber, - das mag den vielen Filmschauspielerinnen-Biographien zugute gehalten werden, die die beiden Autorinnen (ohne Begründung) nicht aufnehmen, die aber dort ins Gewicht fallen. Das Kapitel der Biographien fällt weiterhin dadurch auf, daß die Namen der Frauen, denen die Biographien gewidmet sind, nicht im Register erschlossen werden, was bei immerhin 205 Nachweisen doch schon lästiges Suchen zur Folge hat. Die summarische Bewertung fällt daher leicht: Als erste bibliographische Expertise zum Thema wird die Bibliographie gern begrüßt, die offensichtlich umfangreichen Lücken zeigen aber, wie weitläufig das Themenfeld tatsächlich ist, und wieviele Aufsätze und Bücher noch - auch in anderen Ländern und Sprachen - zu entdecken wären.

Die unmittelbar vor der oben erwähnten Bibliographie erschienene, kommentierte Bibliographie deutschsprachiger Magister-Arbeiten bietet bereits eine willkommene, da oft nachgefragte Erweiterung: Magister-Arbeiten gehören bekanntlich zu den besonders von Studenten gern gesuchten Forschungsarbeiten, deren Nachweis und Greifbarkeit aber aus bekannten Gründen im argen liegen. Jutta Röser hat sich mit ihren Mitarbeiterinnen nicht nur der Mühe unterzogen, an den über 40 einschlägigen Universitätsinstituten die dort erstellten Magister-Arbeiten durchzusehen und zu registrieren, sondern sie haben diese zu großen Teilen auch archiviert. Für den Zeitraum 1980 bis 1993 haben sie insgesamt 346 Titel bibliographisch nachgewiesen, für 262 von ihnen einen Bibliotheksstandort resp. eine Kontaktadresse ausfindig gemacht, 209 Titel tatsächlich gesichtet und kommentiert und schließlich 182 Arbeiten im Archiv Frauen-Medien-Forschung am Institut für Publizistik der Universität Münster hinterlegt. Die Magister-Arbeiten der Institute für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der deutschen Universitäten, die österreichischen und schweizerischen Dissertationen und weitere Diplom- und Magisterarbeiten aus Instituten anderer Universitätsfächer können somit als vollzählig nachgewiesen gelten (in der DDR gab es in den ausgewerteten Jahren offensichtlich keine einschlägigen Arbeiten). Wie viele Arbeiten in anderen Fächern geschrieben wurden, aber nicht bekannt sind und daher als verschollen gelten müssen, ist schwerlich abzuschätzen: Vielleicht kann die Veröffentlichung der Bibliographie helfen, noch an solche - sicherlich nicht zahlreichen - Arbeiten zu gelangen. Der Bibliographie ist ein detaillierter Arbeitsbericht beigefügt, der die Ergebnisse quantitativ erläutert und nützliche Hinweise zu den Bibliotheksstandorten gibt. Die Bibliographie von 240 Titeln ist systematisch in 17 Gruppen gegliedert, die etwa 10 - 15 Zeilen umfassenden Kommentare der 209 gesichteten Arbeiten sind informativ und prägnant, die Register (nach Autoren, Medien, Personen und Stichwörtern) sind hinreichend ausführlich; 43 Hinweise auf Arbeiten ohne nachgewiesene Standorte sowie die 41 nicht zugänglichen Arbeiten des Instituts für Theater-, Film und Fernsehwissenschaft der Universität Köln werden ergänzend aufgelistet.

Eine Arbeit voller Mühe und Engagement, die Jutta Röser einem "Phänomen" widmet, nämlich dem institutionell gar nicht existenten Thema "Frauenforschung" an den Instituten für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, einem Thema also, das seine Realisierung nur den individuellen Interessen der Examenskandidatinnen und wenigen -kandidaten verdankt. Wie marginal dies Interesse bislang in diesem Universitätsfach ist, mag der einfache Hinweis auf die Gesamtzahl der Magister-Arbeiten im Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin verdeutlichen: Von den bis 1992 insgesamt 920 Magister-Arbeiten dort waren nur 39 unserem Themenfeld gewidmet.

Wilbert Ubbens


[1]
Women and mass communications : an international annotated bibliography / comp. by John A. Lent. - New York [u.a.] : Greenwood Press, 1991. - XVIII, 481 S. - (Bibliographies and indexes in women's studies ; 11). - ISBN 0-313-26579-8 : $ 85.00 (zurück)
[2]
Sources on the history of women's magazines, 1792 - 1960 / an annotated bibliography / comp. by Mary Ellen Zuckerman. - New York ; London : Greenwood Press, 1991. - XXIII, 297 S. - (Bibliographies and indexes in women's studies ; 12). - ISBN 0-313-26378-7 : $ 55.00. (zurück)
[3]
Women and film bibliography / comp. by Samantha Cook. - London : British Film Institute, 1992. - 139 S. (zurück)

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