Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 4
[ Bestand in K10plus ]

Women artists


95-4-586
Women artists : an historical, contemporary and feminist bibliography / by Sherry Piland. - 2. ed. - Metuchen, NJ ; London : Scarecrow Press, 1994. - XVII, 454 S. ; 23 cm. - 1. ed. 1978 mit Verf.: Donna G. Bachmann and Sherry Piland. - ISBN 0-8108-2559-7 : $ 59.50
[2697]

Als beispielhaft für eine der frühen amerikanischen bibliographischen Einführungen zum Thema "Künstlerinnen" konnte die Zusammenstellung gleichen Titels von Donna G. Bachmann und Sherry Piland von 1978[1] gelten, die nun - von Sherry Piland alleine weitergeführt - in 2., erw. Aufl. 1994 erschienen ist. Diese Auflage lag leider für die Komplexrezension von Bibliographien u.d.T. Frauenforschung in der Kunstgeschichte ; Frauen in der Kunst in IFB 95-1-093 - 095 noch nicht vor; daher sollen jetzt im Nachgang einige ergänzende Angaben gemacht werden.

Die Anlage in zwei Hauptgruppen - 1. Allgemeine Literatur zu Künstlerinnen mit weiterer Untergliederung rein formal nach Publikationstypen und 2. Literatur zu den ausgewählten Künstlerinnen, untergliedert nach Jahrhunderten mit knappen biographischen Angaben und Kurzhinweisen auf Werkstandorte - wurde beibehalten, ebenso der ständige Bezug auf die Eintragungen in den gängigsten biographischen Lexika wie Thieme/Becker, Bénézit usw., desgleichen die Beschränkung auf überwiegend anglo-amerikanische Literatur.

Die damals geäußerte Erwartung, daß die Neuauflage mit einer wirklichen Neukonzeption einhergehen möge, wird bereits nach der bloßen Durchsicht der 2. Aufl. enttäuscht. Fast alle bei der 1. Aufl. beanstandeten Mängel gelten unverändert auch für die 2. Aufl. Die wenigen Veränderungen betreffen das Layout, das dank des technischen Fortschritts auf dem Gebiet der Textverarbeitung wesentlich verbessert wurde; auch ein Teil der entstellenden Fehler bei nicht-englischsprachigen Titeln wurde korrigiert. Die Zahl der damals berücksichtigten 161 Künstlerinnen wurde um 29 vermehrt und neuere Literatur nachgetragen. Damit sind die Neuerungen der 2. Aufl. schon im wesentlichen beschrieben. Das ist allerdings zu wenig, wenn man die erheblichen Veränderungen und Informationsgewinne auf dem Gebiet der Bio-Lexikographie der Künstlerinnen in den letzten 15 bis 20 Jahren bedenkt, die hier konzeptionell überhaupt nicht und materialmäßig nur bruchstückhaft verarbeitet werden. Zu einem Zeitpunkt, da die Literatur zu einzelnen Künstlerinnen bereits erhebliches Ausmaß angenommen hat, immer noch Einträge aus Thieme/Becker und Bénézit zu zitieren und andererseits umfangreiche, allerdings meist nicht in den USA erschienene Monographien und sogar Werkausgaben unerwähnt zu lassen, von unselbständiger Literatur ganz abgesehen, macht diese Bibliographie fast nutzlos. Die Lückenhaftigkeit und Zufallsauswahl trifft sogar inzwischen gut bekannte und dokumentierte Künstlerinnen. Beispielhaft seien aus verschiedenen Epochen erwähnt: Rosalba Carriera, Angelika Kauffmann, Sonia Delaunay-Terk, Käthe Kollwitz, Louise Bourgeois. Das gleiche gilt auch für die Standortnachweise zu Werksammlungen. Für Werke von Käthe Kollwitz etwa werden als Standorte einzig die Staatlichen Museen in Berlin und das Fogg Art Museum an der Harvard Universität in Cambridge/Mass. genannt, nicht aber z.B. die Kollwitz-Sammlung des Kupferstichkabinetts in Dresden oder das Käthe-Kollwitz-Museum in Köln; ebensowenig werden in der Literaturübersicht die 1988 bzw. 1985 publizierten Sammlungskataloge dieser Institutionen aufgeführt. Bei so viel Zufallsprinzip mag es müßig erscheinen, auch noch auf die Auswahl der berücksichtigten Künstlerinnen einzugehen. Es genügt, neuere Handlexika wie Reclams Künstlerlexikon von 1995 aufzuschlagen,[2] um schon auf den ersten Seiten mit Magdalena Abakanowicz und Marina Abramovic auf zwei Künstlerinnen zu stoßen, die seit Jahren durch Ausstellungen und Kunstmarkt hinreichend dokumentiert sind und in der Bibliographie demnach keine Berücksichtigung finden; die Liste ließe sich fast beliebig fortsetzen. Vor 20 Jahren mochte es verdienstvoll gewesen sein, eine persönlichen Prinzipien gehorchende Auswahl als erste Materialbasis für ein bis dahin eher vernachlässigtes Forschungsgebiet zu publizieren. Im Jahr 1994 aber nochmals einen bescheidenen häuslichen Zettelkasten, der weder den heutigen Forschungsstand noch Forschungsumfang in angemessener und in nachvollziehbaren Kriterien gehorchender Auswahl präsentiert, als bibliographische Einführung anzubieten, ist unverzeihlich.

Angela Karasch


[1]
Women artists : an historical, contemporary and feminist bibliography / by Donna G. Bachmann and Sherry Piland. - Metuchen, NJ [u.a.] : Scarecrow Press, 1978. - XXVIII, 323 S. ; 23 cm. [2654]. - Vgl. IFB 95-1-093/095, Anm. 3. (zurück)
[2]
Vgl. IFB 95-4-592. (zurück)

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