Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 3(1995) 2
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Brockhaus-Enzyklopädie


95-2-184
Brockhaus-Enzyklopädie . - 19., völlig neu bearb. Aufl. - Mannheim : Brockhaus. - 25 cm. - ISBN 3-7653-1100-6 : DM 4752.00 (Barpreis ab 1.1.95 bei Komplettlieferung der Bd. 1 - 24)
[0605]
Bd. 24. Wek - Zz und 4. Nachtrag. - 1994. - 752 S. - ISBN 3-7653-1124-3
Bd. 25. Personenregister. - 1994. - 1048 S. - ISBN 3-7653-1125-1 : DM 216.00 (bei Einzelbezug ab 1.1.95), DM 1188.00 (Gesamtpreis für Bd. 25 - 30)
95-2-185
Brockhaus-Enzyklopädie . - 19., völlig neu bearb. Aufl. - Mannheim : Brockhaus. - 25 cm
[2758]
Jahrbuch
1993 (1994). - 383 S. - ISBN 3-7653-1903-1 : DM 98.00
1994 (1995). - 384 S. - ISBN 3-7653-1904-X : DM 98.00

Das deutsche Traditions-Lexikon, Der Brockhaus, bei dem sich seit Jahren mittelgroße Ausgaben (so die 18. Aufl. u.d.T. Der große Brockhaus[1]) mit großen Ausgaben abwechseln, liegt mit Bd. 24 der neuesten, 19. Aufl. der Brockhaus-Enzyklopädie (BE), die zu den Großlexika zählt, im Hauptteil nach rund acht Jahren[2] abgeschlossen vor. Diese Tatsache lohnte kaum der Erwähnung, stellt doch der Verlag schon selbst dieses Ereignis in seiner Werbung gehörig heraus,[3] würde der letzte Band nicht zugleich erste Elemente der unvermeidlichen Ergänzungsbände enthalten. Gemeint ist der 4. und letzte Nachtrag zu Bd. 1 - 23 (S. 689 - 736), der an die vorausgehenden in den Bd. 6, 12 und 18 anschließt. Er betrifft nicht nur neue Ergänzungen (so vermeldet er z.B. den Tod von H. J. Abs am 5.2.1994), sondern verweist auch auf den Band, in dem die ursprüngliche Eintragung steht (hier Bd. 1) und verzeichnet darüber hinaus auch die Fundstellen in den drei vorhergehenden Nachträgen. Bei einem aktuellen Thema, wie z.B. Afghanistan, sind außer dem Artikel selbst Fundstellen in allen drei vorhergehenden Nachträgen angegeben; so muß man, wenn einem nicht vorher die Lust daran vergeht, Informationen über Afghanistan an nicht weniger als vier Stellen zusammensuchen. Daß dies eine wenig nutzerfreundliche Lösung ist, liegt auf der Hand. Zudem ist es nur eine Notlösung, da man davon ausgehen kann, daß in dem als Bd. 30 für Juni 1996 angekündigten separaten Ergänzungsband mit ca. 10.000 Eintragungen dann (hoffentlich) die Gesamtinformation seit den Ur-Artikeln enthalten sein wird.[4]

Die Tatsache, daß der Verlag F. A. Brockhaus seit Jahren unter dem Dach der ehemaligen Konkurrenz des Bibliographischen Instituts weiterbesteht, ist vermutlich auch ein Grund dafür, daß beider Produkte voneinander profitieren. So kamen die Lexika von Brockhaus bisher ohne besondere Register aus, während die letzte, 9., völlig neubearb. Aufl. von Meyers enzyklopädischem Lexikon durch ein separates Personenregister erschlossen wurde.[5] Diese Praxis wird jetzt auch von der BE übernommen und dabei nicht unwesentlich verbessert. Das Personenregister zum Meyer verzeichnete sowohl die ca. 40.000 Personen mit eigenen biographischen Artikeln - allerdings ohne Wiederholung biographischer Daten, sondern nur mit Angabe der Fundstellen - als auch die sonstigen lediglich erwähnten ca. 60.000 Personen, für die, soweit möglich, knappste biographische Angaben (Beruf, Lebensjahre) ermittelt und mitgeteilt wurden. Beim vorliegenden Personenregister zur BE werden neben den ca. 31.000 mit eigenen Artikeln bedachten Personen - auch für diese werden im Register die elementaren biographischen Angaben (Jahre, Beruf, Nationalität) mitgeteilt - weitere ca. 21.000 lediglich erwähnte Personen unter Angabe ermittelter biographischer Minimalinformationen verzeichnet. Die Zahl der Fundstellen beträgt lt. Vorwort über 200.000. Sie werden in der Form Artikel Bd./S. zitiert, und zwar mit typographischer Differenzierung, je nachdem ob es sich auf einen eigenen Artikel, die Erwähnung innerhalb eines Artikels oder um die Nennung in Bildunterschriften oder Kartenlegenden handelt. Man muß also damit rechnen, daß die Informationen zu einer gesuchten Person nach derselben Abstufung stark abnimmt. Wie beim Meyer sind auch hier keine fiktiven (z.B. mythologischen und biblischen) Personen und ebensowenig Eponyme berücksichtigt. Im Gegensatz zum Meyer, der mit Namensverweisungen eher spärlich ausgestattet ist, finden sich diese hier sehr zahlreich. Auch wurde der Versuch unternommen, die im Lexikon selbst nur erwähnten, mit abgekürztem Vornamen zitierten Personen zu differenzieren. Insofern kann dieses Personenregister in beschränktem Umfang auch als eigenständiges Nachschlagewerk zur Ermittlung elementarer Angaben für eine relativ große Zahl von Personen genutzt werden.

Lassen sich die oben erwähnten vier Nachträge in der BE aus dem Versuch erklären, der wegen der sukzessiven Bearbeitung des Alphabets fortschreitenden Veraltung vieler Artikel mit aktuellem Bezug zu begegnen, so gilt das im Prinzip auch für Enzyklopädie-Jahrbücher generell und somit auch für die Jahrbücher zur BE, doch ist der Bezug der Jahrbücher zum Grundwerk nicht so eng wie bei den Nachtragsbänden i.e.S.[6] Bei Enzyklopädie-Jahrbüchern überwiegt der Anteil der Informationen, die auch ohne Kenntnis (oder Besitz) des Grundwerkes genutzt werden können bei weitem und vielfach kommen sie - wie auch im vorliegenden Fall - völlig ohne Verweisungen auf das Grundwerk aus.[7] Ihrem Typ nach gehören die Enzyklopädie-Jahrbücher zu den allgemeinen Handbüchern mit aktuellen Informationen.

Die seit 1993 (1994) erscheinenden Jahrbücher zur BE folgen einem einheitlichen Aufbau, wobei das Gewicht und der Nutzen der vier Teile sehr unterschiedlich ist: 1. Einleitungsessay aus "einer persönlichen Perspektive" (1993 der von Hanna-Renate Laurien, 1994 der von Jens Reich); 2. Chronik, die aber innerhalb der Monate nicht streng chronologisch, etwa nach den Tagesdaten, sondern nach (ganz überwiegend) geographischen, z.T. auch Sach-Begriffen ordnet; ganz unerwartet findet man dann aber im folgenden Teil unter Kultur eine Kulturchronik die nach Tagesdaten angelegt ist und dann noch eine ebensolche Sportchronik; 3. das Lexikon A - Z bildet schon allein auf Grund seines Umfangs den Hauptteil; es "erläutert aktuelle Begriffe und Schlagwörter und stellt Menschen vor, die ... neu oder in besonderer Weise hervorgetreten sind;[8] es gibt Auskunft über Organisationen und Institutionen und berichtet über sämtliche Staaten der Erde"; eingeschlossen sind auch 10 (bzw. 12) Essays, "in denen namhafte Autoren ... zu aktuellen Themen Stellung (nehmen)", 1994 u.a.: Arbeitsmarkt, Forschungspolitik, das Frauenbild der Katholischen Kirche (von Rita Süssmuth), eine Rede von Günter Grass Über das Sekundäre aus primärer Sicht (in der Rubrik Kultur) oder Betrachtungen von Hans Mommsen zum 50. Jahrestag des 20. Juli 1944; 4. Nekrolog für die im Berichtsjahr Verstorbenen mit äußerst knappen, auf Namen, Beruf, Geburtsjahr (nicht Datum) und Todesort und -datum beschränkten Angaben. Ein Personenregister erschließt alle vier Teile. Daß Enzyklopädie-Jahrbücher durchweg farbig illustriert sind, ist inzwischen selbstverständlich. Über ihren Nutzen kann man sich dagegen nur vorsichtig-zurückhaltend äußern, zielen sie doch wohl in erster Linie auf den Markt der privaten Lexika-Käufer. Ihre Funktion unter verlegerischem Aspekt dürfte - wie auch bei den eigentlichen Ergänzungsbänden - vor allem darin bestehen, den Ertragseinbruch zu mindern, der zwangsweise nach Abschluß des Grundwerks eines Großlexikons droht. Wem nicht gerade an den Essays gelegen ist - und die liest man bestenfalls einmal -, sondern an aktueller, möglichst komprimierter Information, und wer auf die bunten Bildchen verzichten kann, dem ist mit speziellen Handbüchern zur aktuellen Information, allen voran mit dem Fischer-Weltalmanach[9] für viel weniger Geld besser gedient. Auch dieser enthält - allerdings in systematischer Anordnung, und daher gezielt nur über das Register zu erschließen - Informationen zu "aktuellen Begriffen und Schlagwörtern" wie Arbeitslosigkeit oder Inflationsrate (im Kapitel Wirtschaft) oder Übersichten über die wichtigsten Ereignisse auf kulturellem Gebiet (untergliedert nach Bildender Kunst, Literatur etc.). Während also Bibliotheken gleich welchen Zuschnitts ohne die BE kaum auskommen, können sie auf deren Jahrbücher ohne große Nachteile verzichten.[10]

sh


[1]
Der große Brockhaus : in 12 Bänden. - 18., völlig neu bearb. Aufl. - Wiesbaden : Brockhaus. - 25 cm [0748]. - Bd. 1 (1977) - 14 (1982). - Vgl. ABUN in ZfBB 25 (1978),3, S. 226 - 227 und 31 (1984),2, S. 169 - 171. (zurück)
[2]
Bd. 1. A - Apt. - 1986. - 704 S. - ISBN 3-7653-1101-4. - Vgl. ABUN in ZfBB 34 (1987),2, S. 156 - 158. (zurück)
[3]
Auch das Börsenblatt war, wie üblich bei so bedeutenden Ereignissen, mit einem Artikel dabei, der im zweiten Teil ein Interview mit Walter Boehlich ("ein wandelndes Lexikon") enhält; der Artikel ist allerdings viel kürzer, als es nach der Umfangsangabe scheint, da nicht weniger als 8 der 10 Seiten zu fünf Sechsteln aus Abbildungen von Musterseiten aus dem Brockhaus und anderen Lexika besteht: Letztes Monument der bürgerlichen Kulturgeschichte. // In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. - 161 (1994),52, S. 44 - 53. (zurück)
[4]
Hier wird man sich hoffentlich an der Praxis von Meyers enzyklopädischem Lexikon. - 9., völlig neu bearb. Aufl. - Mannheim [u.a.] : Bibliographisches Institut orientieren, in dessen Bd. 26. Nachträge A - Z. - 1980 alle bereits in jedem dritten Band des Grundwerks (beginnend mit Bd. 4) enthaltenen Nachträge in aktualisierter Form eingearbeitet wurden. - Vgl. ABUN in ZfBB 28 (1981),5, S. 368 - 371. - Dagegen mußte man bei der Brockhaus-Enzyklopädie. - 17., völlig neubearb. Aufl. des Großen Brockhaus. - Wiesbaden : Brockhaus und ihren Bd. 22 - 23. Ergänzungen A - Z. - 1975 - 1976 bzw. Bd. 25. Ergänzungen A - Z. - 1981 theoretisch an drei Stellen nachschlagen, da es der Verlag 1981 versäumt hatte, alle Ergänzungen in ein Alphabet zu bringen, obwohl Bd. 25 bereits zahlreiche Ergänzungen zu den Bd. 22 - 23 enthielt. (zurück)
[5]
Meyers enzyklopädisches Lexikon : in 25 Bd. - 9., völlig neubearb. Aufl. - Mannheim [u.a.] : Bibliographisches Institut. - 24 cm [0606]. - Bd. 28. Personenregister. - 1981. - 892 S. - Vgl.: ABUN in ZfBB 28 (1981),5, S. 368 - 371. (zurück)
[6]
So auch die Werbung: "Die jährlich erscheinenden Jahrbücher [sic] ... sind keine Nachträge zum Lexikon, sondern ... schließen ... die Informationslücke zwischen dem Wissensangebot des Lexikons und dem aktuellen Tagesgeschehen." (Prospekt B 158/1191/993). (zurück)
[7]
So gibt es Verlage, wie gerade auch den Dachverlag des vorliegenden Lexikons, die derartige Jahrbücher den Käufern aller ihrer kleineren, mittleren und großen Lexika andienen und diese sogar - inhaltlich unverändert, aber mit anderem Titel - auch anderen Verlagen zur Vermarktung überlassen. So wurde Meyers großes Jahreslexikon sowohl als Jahrbuch zu den verschiedenen Enzyklopädien des Bibliographischen Instituts unter den entsprechenden Titeln angeboten, erschien aber zugleich auch in einer Lizenzausgabe als Großes Fackel-Jahreslexikon. (zurück)
[8]
Das trifft auf Monika Wulf-Mathies zu, die sowohl hier als auch in der BE mit eigenem Artikel und beide Male mit Photo berücksichtigt wird. Ihr Vorgänger, Heinz Kluncker, den sie 1982 als Vorsitzenden der Gewerkschaft ÖTV ablöste, hat dagegen keinen Platz in der neuesten BE gefunden, nicht einmal als Erwähnung; das Personenregister nennt nur einen Theaterkritiker namens Heinz Klunker. - Claudia Schiffer ist offensichtlich auch nicht in "besonderer Weise hervorgetreten", obwohl sie doch unübersehbar und permanent "hervortritt" und als Phänomen unserer Medienkultur vielleicht doch einen Artikel verdient hätte. (zurück)
[9]
Der Fischer-Weltalmanach / begr. von Gustav Fochler-Hauke. Hrsg. von Mario von Baratta. - Originalausg. - Frankfurt : Fischer-Taschenbuch-Verlag. - 19 cm. - ISSN 0430-5973 [2235]. - 1995 (1994). - 1216 Sp. - ISBN 3-596-19099-9 : DM 19.90. - Vgl. IFB 94-3/4-540. - Hier beschränken sich die Länderartikel im Gegensatz zu den Jahrbüchern der BE nicht auf die Mitteilung der neuesten Ereignisse, sondern enthalten in knapper Form auch die wichtigsten retrospektiven Informationen. Der Nekrolog im erwähnten Band nennt für die Berichtszeit Sept. 1993 bis Aug. 1994 ca. 440 Namen, das Jahrbuch 1994 der BE 257. (zurück)
[10]
Sicherheitshalber sei auch für alle Leser dieser Rezension die Warnung des Verlages wiederholt, die er neuerdings den Bänden der BE auf einem farbigen Blatt beilegt: reinigen Sie den "werterhaltenden und schmückenden Goldschnitt" nicht mit "Staubtüchern, die mit Putzmittel oder Wasser getränkt wurden" und halten Sie die Bände außerhalb der Reichweite von "Luftbefeuchtern, Blumensprühern oder Zimmerspringbrunnen"; nur so ist eine "dauerhafte Freude an der Schönheit Ihrer wertvollen Bibliothek" gesichert. (zurück)

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