Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Japan


94-3/4-554
Japan : an illustrated encyclopedia. - 1. ed. - Tokyo : Kodansha, 1993. - Vol. 1 - 2 ; 29 cm. - ISBN 4-06-931098-3 (set) : œ 175.00. - (Kodansha International, London)
[2215]

Das zunehmende Veraltern der Kodansha encyclopedia of Japan veranlaßte den Verlag dazu, auf der Basis dieser Standardenzyklopädie eine aktualisierte zweibändige Ausgabe herauszubringen und damit zugleich einen neuen, weiteren Benutzerkreis anzusprechen. Dazu bedient er sich einerseits neuer Konzepte bei der Präsentation enzyklopädischer Information, und andererseits versucht er, Käufer durch die reiche und zumeist farbige Bebilderung anzulocken, ohne die heute keine Enzyklopädie mehr auskommt; dazu bietet er alles zu einem noch erschwinglichen Preis an. Nach der Zahl der Wörter gerechnet - die Angaben stammen aus der Einleitung - reduzierte sich der Gesamtumfang trotz der Zunahme der Gesamtzahl der Artikel auf über 11.000 um ca. 50 %, d.h. daß der Platz für neue Artikel entweder durch die Streichung alter Artikel oder deren Kürzung gewonnen werden mußte; daß die verbliebenen Artikel auf den neuesten Stand gebracht wurden, ist selbstverständlich. Gehörte schon die Kodansha encyclopedia of Japan trotz ihrer neun Bände und trotz der 123 Überblicksartikel letztlich doch dem Typ Lexikon mit überwiegend kurzen und namentlich nicht gezeichneten Artikeln an, so wird diese typologische Zuordnung bei dem zweibändigen Lexikon allein schon durch den geringen Gesamtumfang und die hohe Zahl kurzer Artikel manifest. Um der dadurch bedingten Fragmentierung der Information zu begegnen, bietet das neue Lexikon zwei Hilfen an, die es ermöglichen sollen, größere sachliche Zusammenhänge herzustellen; beide Verfahren sind zwar nicht neu und werden auch von anderen Enzyklopädien angeboten, zumeist allerdings nur eine von beiden: zum einen handelt es sich um den Reader's guide to the encyclopedia, eine systematische Übersicht über die wichtigeren Artikel nach folgenden sieben, weiter untergliederten Sachgebieten: 1. Japan's natural setting, 2. History, 3. Society, 4. Economy, 5. Science and technology, 6. Culture, 7. Daily life. Während dieses Angebot überaus nützlich ist, gilt das von dem anderen nur bedingt: gemeint sind die 26 feature articles und die 73 pictorial essays, die, namentlich gezeichnet und jeweils zwei gegenüberliegende Seiten einnehmend, über das ganze Lexikon verstreut sind, jedoch in einem besondern Verzeichnis zusammengestellt und dazu durch Piktogramme sowohl bei den Verweisungen im Text als auch im Register markiert sind. Beide sind von grundsätzlich anderer Art als die Überblicksartikel der Kodansha encyclopedia of Japan und entsprechen eher den z.B. aus Meyers enzyklopädischem Lexikon bekannten Sonderbeiträgen, doch empfindet man sie in dem japanischen Werk als weniger isoliert, da ihnen jeweils auch ein normaler Lexikonartikel (auch räumlich benachbart) zur Seite steht, der die faktische Information im Lexikonstil enthält: so bringt z.B. der feature article "Haiku" Textbeispiele, ein Motto wie "Haiku: the deepest feelings very simple" und hinterlegt das ganze mit dem Ausschnitt eines "picture scroll painted by the great haiku poet Basho"; wohl nicht ganz zu Unrecht kann man dergleichen als etwas simple abtun. Als Beispiel für ein pictorial essay sei das Doppelblatt Kimono images erwähnt mit 10 Farbabbildungen von Kimonos, präsentiert in z.T. stimmungsvollem Rahmen; wem das gleichfalls zu bunt ist, kann sich an die Fakten des entsprechenden Lexikonartikels halten, dem auch ein Schaubild beigegeben ist, das die verschiedenen Teile dieses Kleidungsstückes benennt. - Der umfangreiche Anhang enthält: 1. einen Atlas von Japan auf 14 Kartenseiten (größter Maßstab 1:1.500.000) mit Register; 2. eine chronologische Übersicht über die japanische Geschichte mit Vergleichsdaten aus der Weltgeschichte; 3. eine titelreiche, systematisch geordnete Bibliographie[1] englischsprachiger Monographien (die Artikel selbst enthalten keine bibliographischen Angaben), in der diejenigen Titel, die sich zur Einführung empfehlen, besonders markiert sind; 4. Register der Lemmata mit Konkordanz englisch- und japanischsprachiger Begriffe, das vor allem dem japanischen Leser, der den englischen Ausdruck nicht kennt, unter dem er suchen muß, die Benutzung ermöglichen soll; ein eigentliches Register, das auch den Inhalt der Artikel erschließt, fehlt dagegen, ist allerdings auf Grund der insgesamt kurzen Artikel nicht unbedingt erforderlich; 5. Liste der Mitarbeiter, die allerdings wenig nützlich ist, da weder Angaben zu den Personen gemacht, noch ihr Anteil durch Aufführung der Artikel verdeutlicht wird.

Sowohl die große Kodansha encyclopedia of Japan als auch ihre kleine Schwester gehören in die Informationsbestände jeder wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek, während sich deutsche öffentliche Bibliotheken wohl mit dem zweibändigen Lexikon begnügen werden.

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[1]
Die Bibliographie bedient sich einer eigenen Systematik, nicht etwa der des Reader's guide ...; sie stammt von dem durch zahlreiche große Bibliographien ausgewiesenen amerikanischen Japanologen Frank Joseph Shulman. (zurück)

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