Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
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The Guinness encyclopedia of popular music


94-3/4-518
The Guinness encyclopedia of popular music / ed. by Colin Larkin. - Enfield, Middlesex : Guinness Publishing ; Chester, CT : New England Publishing Associates, 1992. - Vol. 1 - 4 ; 25 cm. - ISBN 0-85112-939-0 (Guinness) : œ 225.00 - ISBN 1-882267-00-1 (New England ...) : $ 295.00
[1936]
94-3/4-519
Rock- und Pop-Lexikon / Frank Laufenberg ; Ingrid Hake. - Orig.-Ausg. - Düsseldorf [u.a.] : Econ-Taschenbuch-Verlag, 1994. - Bd. 1 - 2 ; 19 cm. - (ETB ; ...)
[2071]
Bd. 1. ABBA - Kay Kyser. - 1994. - 856 S. - (... ; 26101 : ECON-Sachbuch). - ISBN 3-612-26101-0 : DM 19.90
Bd. 2. Patti LaBelle - ZZ Top. - 1994. - S. 857 - 1714. - (... ; 26102 : ECON-Sachbuch). - ISBN 3-612-26102-9 : DM 19.90
94-3/4-520
Das Lexikon des deutschen Schlagers : [Geschichte, Titel, Interpreten, Komponisten, Texter] / hrsg. von Matthias Bardong ; Hermann Demmler ; Christian Pfarr. - 2. erw. und überarb. Aufl. - Mainz : Schott ; München : Piper, 1993. - 464 S. ; 19 cm. - (Serie Musik Piper, Schott ; 8208). - ISBN 3-7957-8208-2 (Schott) - ISBN 3-492-18208-9 (Piper) : DM 29.90
[2074]

Das Problem all der vorrangig biographischen Nachschlagewerke zu Künstlern aus der Unterhaltungsmusikszene ist ein doppeltes: Auswahl und Aktualität. Klar, daß ein Lexikon mit globalem Anspruch, wie etwa die Guiness encyclopedia, nur einen Bruchteil der in der Geschichte der Popularmusik tatsächlich zu jeder Dekade und in jedem Land "relevanten" Interpreten/Gruppen verzeichnen kann. Aber selbst ein thematisch und geographisch so eng gefaßtes Raster, wie es der Titel des Lexikons des deutschen Schlagers vorgibt, erweist sich unter Umständen als immer noch zu wenig spezifisch. Und leidenschaftliche Seher und Hörer diverser Musiksender werden zwangsläufig die jeweils aktuellen Chartbreaker vermissen. Die Mehrzahl dessen, was die einschlägigen Lexika dokumentieren, ist bereits Musikgeschichte. Dennoch decken die hier zu besprechenden Nachschlagewerke im Verbund mit den bereits auf dem Markt eingeführten[1] ein erstaunlich breites Spektrum der schnellebigen Rock-, Pop- und Schlagerszene ab.

Das umfangreichste und solideste der drei zu besprechenden ist zweifelsohne die vierbändige Guinness encyclopedia of popular music, deren Inhalt in der auf zahlreiche Themenbände projektierten Guiness who's who of popular music series[2] weiter vermarktet wird. Klarer, übersichtlicher Aufbau und straffe, präzise Informationen zeichnen die Artikel aus, nüchterne Bewertungen, frei von journalistischen Spracharabesken, adeln das Werk. Deutlich ist zu spüren, daß nicht nur Musikliteraten, sondern auch Musikwissenschaftler die Texte mit zu verantworten hatten. Der Ton ist erfreulich seriös, ohne allzu streng lexikalisch zu sein. Den biographischen Einträgen folgt eine knapp gefaßte Diskographie, mitunter sind auch bibliographische Angaben beigefügt. Doch nicht nur bei Recherchen zu Personen und Gruppen wird der Leser fündig. Die Enzyclopädie verzeichnet "every important artist, band, group, genre, event, instrument, publisher, promoter, record company and musical style[3] from the world of popular music" (editorisches Vorwort), bis zum Stichjahr 1992. Der Nachsatz, "its scope is truly global", freilich greift für ein spezifisch europäisches oder gar deutsches Interesse zu weit. Das Werk verzeichnet eindeutig nur diejenigen Interpreten (und nach Stichproben ebenso Labels), die auf dem amerikanischen Markt eingeführt sind oder waren. Daß schmaltzy nature Heintje einen Eintrag erhält, weil Connie Francis mit einem seiner frühen Hits in den US-Charts erfolgreich war, befremdet, angesichts der Tatsache, daß Herbert Grönemeyer - der nach den LP-Verkaufszahlen erfolgreichste deutsche Rocksänger - nicht verzeichnet ist.[4] Nach den Biographien erfolgreicher deutscher Interpreten in dieser Enzyklopädie zu forschen bedeutet deshalb auch in der Regel vergebliche Mühe.

Anders bei Frank Laufenbergs zweibändigem Rock- und Poplexikon. Um dem Problem intellektueller, also wertender Auswahl zu entgehen, versammelte der SWF-3-Redakteur einfach die amerikanischen, englischen und deutschen Top Ten der letzten fünf Jahrzehnte (ab 1940 in den USA, ab 1952 in Großbritannien, ab 1956 in Deutschland) bis 1992, ordnete sie alphabetisch und versah die einzelnen Einträge mit den nötigen biographischen Daten, aber vor allem mit Anekdoten und nicht zuletzt mit dem ganz persönlichen Werturteil über den jeweiligen Künstler oder die Gruppe. Zu manchen fällt ihm viel ein, zu anderen wenig, bei einigen reichts auch nur zu einem bissigen Kommentar über die fehlenden musikalischen Qualitäten. Alles sehr subjektiv, im Stil einer Anmoderation gehalten, faktisch nicht immer ergiebig, aber stets unterhaltend, im Ton arrogant und nicht selten ausschweifend. In den einzelnen identischen Artikeln wäre sicher und ohne zu zögern dem Rock-Lexikon des Rowohlt-Verlags der Vorzug zu geben. Es ist sachlicher, im Detail informativer und dabei keineswegs langweilig. Aber, Laufenberg bringt eben mehr, alles was sich jemals gut verkaufen ließ, von Lou van Burg bis zu den Wildecker Herzbuben.[5] Schade nur, daß die Klebebindung so mißerabel ist. Schon nach kurzem intensivem Schmökern in den beiden dickleibigen Bänden ist Herbst: Die Blätter fallen.

Das Lexikon des deutschen Schlagers liegt bereits in der 2. Auflage vor und widmet sich einer nicht selten mitleidig belächelten Sparte der Popularmusikbranche, nicht nur dem Schlager, nein, dem deutschen Schlager. Ein durchaus lesbarer geschichtlicher Teil benennt die Wurzeln des intellektuell unterschätzten Gewächses (Wiener Operette), weitere Abschnitte verfolgen die Triebe, Aus- und Wildwüchse bis auf unsere Tage ("Patronia Bavariae und die Folgen"). Der Personenteil ist reich mit Agenturbildern (schwarz/weiß) geschmückt, im Registerteil erleichtert ein Titelverzeichnis den Einstieg auch ohne Kenntnis des/der Interpreten, ein Jahreskalender mit Geburts- und Gedenktagen am Schluß mahnt zur häuslichen Andacht. Den Artikeln ist in der Regel kaum mehr zu entnehmen als aufgelöstes Pseudonym, Lebensdaten, einige Angaben zu biographischen Stationen - bei manchen nicht einmal das[6] -, am Schluß, kursiv gesetzt, den oder auch mal die Hits mit Jahreszahlen. Die Wertungen sind pauschal gehalten, austauschbar, unspezifisch. Das Berufsetikett Schauspieler wird unbedarft jedem Sternchen angeheftet, das irgendwann mal in eine laufende Kamera lächeln durfte. Immerhin: Nur hier finden wir Wums Gesang zwischen Wolfgang und Wunderlich, Klaus (mit Wehmut erinnern wir uns an die Kleine Miezekatze). Sicher tauchen Namen auf, die in keinem der anderen Nachschlagewerke verzeichnet sind, aber die uneinheitlichen Einträge und häufig mageren Informationen enttäuschen doch, alles in allem.

Reiner Nägele


[1]
Hier kann es sich zwangsläufig nur um eine kleine Auswahl umfassender und vorzüglich biographischer Werke handeln.
The Oxford companion to popular music / Peter Gammond. - Oxford [u.a.] : Oxford University Press, 1991. - VII, 739 S. empfiehlt sich vor allem bei der Suche nach älteren Künstlern aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts. In diesem Bereich ist es tatsächlich ergiebiger als die Guinness encyclopedia. Ein Plus ist, daß der Oxford companion auch bekannte Lieder ("favorite songs of famous films and shows") verzeichnet und ihr Entstehen und ihre Interpretationsgeschichte erläutert.
Im Erläutern fachterminologischer Begriffe ist es qualitativ vergleichbar mit dem Sachlexikon Rockmusik : Instrumente, Stile, Techniken, Industrie und Geschichte / Bernward Halbscheffel ; Tibor Kneif. - Orig.-Ausg. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1992. - 464 S. ; 19 cm. - (Rororo ; 6334 : rororo-Handbuch).
The rock who's who : a biographical dictionary and critical discography ... / Brock Helander. - London : Schirmer [u.a.], 1982. - XIV, 686 S. Ill. ist zwar schon älteren Datums, bringt aber am ausführlichsten Informationen zu den allseits bekannten Stars.
Das Standardwerk für den deutschen Markt ist nach wie vor Das neue Rock-Lexikon / Barry Graves : Siegfried Schmidt-Joos. Mit Diskographie / von Bernie Sigg. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt. - 19 cm [2373]. - 1. ABBA - Anne Murray. - Vollst. überarb. und erw. Neuausg. - 1993. - 549 S. - (rororo ; 6320 : rororo-Handbuch). - ISBN 3-449-16320-9 : DM 14.90. - 2. Gianna Nannini - ZZ Top. - Vollst. überarb. und erw. Neuausg. - 1993. - S. 551 - 1048. - (rororo ; 6321 : rororo-Handbuch). - ISBN 3-449-16321-7 : DM 14.90
Ebenfalls ergiebig bei biographische Recherchen für den deutschsprachigen Bereich ist das Pop-Archiv international / in Zsarb. mit dem Saarländischen Rundfunk. - Ravensburg : Munzinger-Archiv. - Losebl.- Ausg., das auch Einträge von Gruppen enthält, die in keinem der o. g. und hier zu besprechenden Nachschlagewerke aufgeführt sind. (zurück)
[2]
Nach Ausweis von Whitaker's books in print 1994, Okt. waren bereits 15 Titel lieferbar, die alle mit Who's who of ... beginnen und die zwischen œ 13.00 und œ 15.00 kosten. - Ein eigenständiges vielbändiges Who's is who of Jazz wird vom Verlag "in the near future" in Aussicht gestellt (Editor's note). In den aktuellen Bibliographien ist darüberhinaus ein Guinness book of rock stars / Barry Lazell ... - 3., rev. ed. - London : Guiness, 1994. - 640 S. angezeigt, das aber dem Rezensenten bei Abfassen dieser Besprechung nicht vorlag. (zurück)
[3] Wobei die Guiness encyclopedia allerdings kein terminologisches Fachwörterbuch darstellt, wie etwa das sehr empfehlenswerte Sachlexikon Rockmusik. Gerade aktuelle Stilbegriffe - Punk-Rock, Hip Hop, Tekkno usf. - sind nur dort zu finden. Der Schwerpunkt der Enzyklopädie liegt dagegen im historischen Bereich. (zurück)
[4]
Und das, obwohl für ihn über MTVs "Most wanted"-Show kräftig geworben wurde und er in den USA auch schon eine LP (What's All This") veröffentlicht hat. Daß freilich auch die trällernden amerikanischen Schauspieler nicht auftauchen - kein David Hasselhoff, kein Don Johnson -, unterstreicht wiederum die Seriosität dieser Publikation. (zurück)
[5]
Aufgrund der Auswahlkriterien fehlen freilich - ebenso wie in der Guiness encyclopedia - u. a. die deutschen Kultbands Die Ärzte oder Pur. Wer zu diesen u. ä. Informationen sucht, sei auf das Pop-Archiv international verwiesen. (zurück)
[6]
Unverständlich beispielsweise bei der bereits erwähnten Gruppe Pur, über die das Pop-Archiv international ja ausführlich informiert. (zurück)

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