Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Bibliographie zur Medaillenkunde


94-3/4-499
Bibliographie zur Medaillenkunde : Schrifttum Deutschlands und Österreichs bis 1990 / bearb. von Petra Hauke und Eckart Henning. Mit einem Geleitwort von Wolfgang Steguweit. - Bad Honnef : Bock und Herchen, 1993. - XXXVIII, 774 S. ; 25 cm. - (Bibliographien zur Numismatik ; 1). - ISBN 3-88347-172-0 : DM 270.00
[1820]

Von den Bibliographien vor allem zur Genealogie und ihren Nachbargebieten, die wir dem Archivar Eckart Henning verdanken, wurden die neueren in ABUN in ZfBB besprochen, so auch die Bibliographie zur Heraldik.[1] Diese eröffnete die Reihe Bibliographie der historischen Hilfswissenschaften des Böhlau-Verlages, in der als weitere Bibliographien vom selben Verfasser die folgenden angekündigt waren: Bd. 2 (Medaillenkunde), Bd. 3 (Numismatik), Bd. 4 (Sphragistik).[2] Erschienen ist davon im Böhlau-Verlag jedoch nichts mehr. Dafür erscheint jetzt in einem anderen, mit dergleichen Publikationen bisher nicht hervorgetretenen Verlag, die damals als Bd. 2 angekündigte Bibliographie zur Medaillenkunde, jetzt allerdings in der neuen, enger konzipierten Reihe Bibliographien zur Numismatik. Daß Beziehungen zwischen beiden Reihen bestehen, kann man u.a. der Bemerkung auf S. XXII entnehmen, wo von dem Band für die Heraldik als dem "ersten Band dieser [d.h. der neuen] bibliographischen Reihe" die Rede ist. Was die Planung für die weiteren Bände der neuen Reihe betrifft, so gehen die Aussagen dazu auseinander: zu Beginn der Einleitung (S. XIII) werden als weitere Bände solche für 2. die Münzkunde und 3. das Papiergeld angekündigt, während eine werbende Vorschau auf S. 775 folgende Bibliographien als in Vorbereitung befindlich nennt: Münzfunde; Münzstätten; Brakteaten; Numismatische Sammlungen. Diese etwas komplizierte Vorgeschichte wurde deswegen referiert, weil der Rezensent seit 1984 vergeblich auf eine Fortführung der Bibliographie der historischen Hilfswissenschaften wartete, da es sich bei der Bibliographie zur Heraldik um eine - trotz gewisser Mängel - nützliche und vor allem titelreiche Bibliographie handelte, so daß man gehofft hatte, solche auch für andere Bereiche der historischen Hilfswissenschaften zu erhalten.

Offensichtlich basieren die beiden bisher erschienenen sowie die geplanten weiteren Bibliographien auf einer extensiven Auswertung von Bibliographien, Katalogen und einschlägigen Zeitschriften mit der Absicht, "Monographien und Aufsätze ... möglichst vollständig" zu erfassen (S. XXII) und zwar unter Beschränkung, wie die Zusätze zu den Sachtiteln aussagen, auf das in Deutschland und Österreich erschienene Schrifttum, "allerdings nicht das der Schweiz (wo eine Beschränkung auf das deutsche Titelmaterial allzu willkürlich erschienen wäre)" (S. XXI); letzteres leuchtet allerdings keineswegs ein, da eine Selektion nach dem Kriterium der Sprache durchaus gängig ist; genauso willkürlich wäre dann die Entscheidung, für Deutschland und Österreich nur die deutschsprachigen Titel zu berücksichtigen, nicht aber die dort erschienenen fremdsprachigen (die Berücksichtigung "älterer Titel in lateinischer bzw. deutscher Sprache" steht dem nicht entgegen), so wie ja auch "fremdsprachige Aufsätze deutscher Autoren" zum Thema aufgenommen werden. Was die Berichtszeit betrifft, so werden von den älteren, vor 1866 erschienenen nur die wichtigeren Titel aus früheren Bibliographien entnommen, eine durchaus sinnvolle Entscheidung. Damit ist auch bereits gesagt, daß die erfreulich vollständigen Titelaufnahmen nicht durchweg, sondern nur zu "gut zwei Dritteln" (S. XXI) auf Autopsie beruhen; eine entsprechende Markierung wäre sinnvoll gewesen, da man aus dem konstant angegebenen (einzigen) Bibliothekssigel ja nicht von vornherein auf Autopsie schließen kann.

Die Anlage der 7.595 Titel erfolgt nach einer differenzierten Systematik, die dem "sachlichen Bezug Vorrang vor dem regionalen oder personenbezogenen" (S. XXII) einräumt und die die Titel auf der untersten systematischen Stufe bedarfsgerecht chronologisch, topographisch oder nach Schlagwörtern[3] ordnet. Dazu kommen zahlreiche Verweisungen. Das Register enthält Eintragungen unter Personen - die nach ihrer Funktion u.a. als Autor, Medailleur, Portraitierter, Sammler u.a. differenziert sind - und unter Sachbegriffen.

Die schwierige Abgrenzung zwischen Münzen und Medaillen, die "mit einem gewissen Recht ... bisher - nicht nur bibliographisch - 'in einen Topf geworfen' (werden)" (S. XIII), sind doch beide sachlich sehr wohl zu differenzieren, lösen die Bearbeiter dadurch, daß sie keine "weitere Vermischung von münzen- und medaillenkundlicher Literatur" vornehmen. Das Problem liegt aber nicht in der Unmöglichkeit, sachlich zwischen beiden zu unterscheiden, sondern darin, daß sie sehr häufig in ein und demselben Titel behandelt werden, der dann typischerweise "... auf Münzen und Medaillen" heißt, was nur bedeuten kann, daß solche Titel doppelt verzeichnet werden müssen, nämlich sowohl in einer Bibliographie der Medaillen als auch in einer solchen der Münzkunde. Ferner ist an alle den Medaillen verwandten Gattungen zu denken, also z.B. an die Antiken Medaillone, die Gnadenpfennige, Orden und Auszeichnungen sowie die Plaketten, die in dem Kapitel Medaillenähnliche Objekte der vorliegenden Bibliographie behandelt werden; dabei kann es sich zumindest bei dem Abschnitt Orden und Auszeichnungen mit nur 122 Titeln allenfalls um eine Auswahl handeln; für die Veröffentlichungen zur Phaleristik ist übrigens ein weiterer Band in dieser Reihe geplant (S. XIV - XV; seine Nennung fehlt an den beiden anderen genannten Stellen).

Damit sind wir bei der "Vollständigkeit" der Verzeichnung, da die Bibliographie ja die "Monographien und Aufsätze ... möglichst vollständig" verzeichnen möchte. Man kann annehmen, daß nicht nur die einschlägigen numismatischen und medaillenkundlichen Zeitschriften ausgewertet wurden, sondern auch weitere aus dem Bereich der historischen Hilfswissenschaften. Da Arbeiten zu Münzen und Medaillen aber vielfach verstreut in anderen, insbesondere in regional- und lokalhistorischen Zeitschriften erscheinen, die systematisch auszuwerten weder möglich noch sinnvoll ist, haben sich die Bearbeiter vermutlich weitgehend auf die sekundäre Auswertung der deutschen Regionalbibliographien gestützt und entsprechend stößt man, wo letztere (noch) nicht vorlagen, auf einzelne Lücken.[4] Zwei weitere Stichproben mit Medaillen aus Meißner Porzellan[5] und mit Freimaurermedaillen[6] ergaben kein einheitliches, insgesamt aber ein positives Bild.

Hoffen wir also, daß der offensichtlich weiterhin bestehende Plan eine Gesamtbibliographie der deutschsprachigen Veröffentlichungen zu den historischen Hilfswissenschaften und ihren Teilgebieten im zweiten Anlauf gelingen möge.

sh


[1]
Bibliographie zur Heraldik : Schrifttum Deutschlands und Österreichs bis 1980 / bearb. von Eckart Henning und Gabriele Jochums. - Köln ; Wien : Böhlau, 1984. - XXIII, 546 S. ; 27 cm. - (Bibliographie der historischen Hilfswissenschaften ; 1). - ISBN 3-412-05183-7 : DM 154.00 [0022]. - Vgl. ABUN in ZfBB 31 (1984),6, S. 509 - 510. - Ferner in ABUN in ZfBB 39 (1992),1, S. 53 - 58:
Kirchenbücher : Bibliographie gedruckter Tauf-, Trau- und Totenregister sowie der Bestandsverzeichnisse im deutschen Sprachgebiet / von Eckart Henning und Christel Wegeleben. - Neustadt an der Aisch : Degener, 1991. - 447 S. ; 24 cm. - (Genealogische Informationen ; 23). - ISBN 3-7686-2048-4 : DM 48.00 [1251] und ebd.:
Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung / Wolfgang Ribbe ; Eckart Henning. Begr. von Friedrich Wecken. - 10., erw. u. verb. Aufl. - Neustadt an der Aisch : Degener, 1990. - 479 S. ; 22 cm. - ISBN 3-7686-1037-3 : DM 78.00 (Ln.), DM 63.50 (Plastik) [1252]. (zurück)
[2]
So z.B. noch in der Rubrik Vorankündigungen im Neuerscheinungskatalog für die zweite Jahreshälfte 1986, S. 51. (zurück)
[3]
Während bei letzteren die ordnenden Begriffe durch Fettdruck hervorgehoben sind, fehlt diese Markierung bei den chronologisch geordneten Abschnitten. (zurück)
[4]
Landesbibliographie von Baden-Württemberg. - 6. 1983/85 (1993). - (IFB 94-1-157). - Von den 11 einschlägigen Titeln dieses Bandes waren immerhin 8 in der vorliegenden Bibliographie enthalten; es fehlten lediglich die Nr. 10.809 (Weißenau) und Nr. 10.511 - 10.512 (Schwäbisch Gmünd). (zurück)
[5]
Meissener Porzellan : Bibliographie der deutschsprachigen Literatur / Hans Sonntag. - Leipzig, 1994 [2441]. - Vgl. IFB 94-3/4-498. - Von 12 einschlägigen Titeln (S. 166) fehlten immerhin 6, wovon allerdings ein Zeitungsbeitrag und ein Titel mit Erscheinungsjahr 1993 in Abzug zu bringen sind. (zurück)
[6]
Deutsche Freimaurer-Bibliothek / Herbert Schneider. - Frankfurt am Main [u.a.] : Lang, 1993. - Teil 1 - 2. - 21 cm. - (Schriftenreihe der Internationalen Forschungsstelle Demokratische Bewegungen in Mitteleuropa 1770 - 1850 ; 12). - ISBN 3-631-46507-6 [2445]. - Eine Rezension erfolgt demnächst in IFB. - Hier fehlten (S. 101 - 115) 4 von 12 einschlägigen Titeln, doch handelt es sich dabei um eher wenig wichtige, während die 8 wichtigeren verzeichnet waren. (zurück)

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