Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
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Inventar zu den Nachlässen emigrierter deutschsprachiger


94-3/4-391
Inventar zu den Nachlässen emigrierter deutschsprachiger Wissenschaftler in Archiven und Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland / Die Deutsche Bibliothek. Bearb. im Deutschen Exilarchiv 1933 - 1945 der Deutschen Bibliothek, Frankfurt am Main. [Red. Bearb.: Gabriele von Glasenapp und Barbara Brunn]. - München [u.a.] : Saur, 1993. - 1 - 2 ; 25 cm. - (Sonderveröffentlichungen / Die Deutsche Bibliothek ; 19) (Nachlaßverzeichnisse zur deutschsprachigen Emigration). - ISBN 3-598-23130-X : DM 360.00
[2051]

Das vom Deutschen Exilarchiv 1933 - 1945 Der Deutschen Bibliothek[1] mit finanzieller Förderung der DFG im Rahmen von deren Schwerpunktprogramm Wissenschaftsemigration bearbeitete Nachschlagewerk verzeichnet nach dem Stand von Ende 1991 die in deutschen Archiven und Bibliotheken vorhandenen Nachlässe (die in den Institutionen der neuen Bundesländer liegenden konnten in fortgeschrittenem Stadium der Bearbeitung noch berücksichtigt werden) von 425 emigrierten Wissenschaftlern. Aufnahmekriterium war die Lehr- oder Forschungstätigkeit einer Person an einer Hochschule oder einem Forschungsinstitut vor der Emigration; berücksichtigt wurde Material aus allen Lebensepochen, auch wenn sich das auf die Zeit 1933 - 1950 beziehende nach Möglichkeit ausführlicher beschrieben wurde. Anlage im Namensalphabet der Nachlasser (mit ganz knappen biographischen Angaben und Fundstellen in den bekannten Nachschlagewerken), innerhalb nach besitzenden Institutionen in einer Rangfolge, die der Mächtigkeit der dort deponierten Nachlässe entspricht. Die Ausführlichkeit bei der Verzeichnung des Inhalts der Nachlässe schwankt stark je nach dem Erschließungszustand; die einzelnen Nachlaß-Kategorien sind praktischerweise mit den Sigeln der einschlägigen DFG-Richtlinien markiert. Außer den eigentlichen Nachlässen sind auch Nachlaßteile verzeichnet, die in anderen Nachlässen überliefert sind; diese zumeist winzigen Nachlaßteile nehmen den größten Teil des Verzeichnisses ein, das bei sparsamerer typographischer Gestaltung ohne Schaden für die leichte Benutzbarkeit allenfalls zwei Drittel seines jetzigen Umfangs haben müßte. - Register: 1. aller Personen; 2. der Nachlässe besitzenden Institutionen; 3. der emigrierten Wissenschaftler nach Fächern.

Nachteilig für die Benutzung ist jedoch die Beschränkung des Nachweises auf nur ein Depotland, allein auf Grund des bereits existierenden, aber noch keineswegs abgeschlossenen, von John M. Spalek bearbeiteten Guide to the archival materials of the German-speaking emigration to the United States after 1933[2], dem der Rezensent ebendeswegen den im Vorwort behaupteten Modellcharakter absprechen möchte, was er umso leichter tut, als anscheinend auch innerhalb des Deutschen Exilarchivs Überlegungen angestellt werden, beide Verzeichnisse zusammenzuführen (S. XII), was dann die Grundlage für ein vom Depotland unabhängiges, internationales Verzeichnis der Nachlässe ergäbe, in das dann noch die in den wichtigeren anderen Exilländern ruhenden Nachlässe eingearbeitet werden könnten. So kommt dem vorliegenden Verzeichnis in all jenen Fällen lediglich Supplement-Funktion zu, in denen die Nachlässe selbst in anderen Ländern liegen, wie z.B. im Fall des Gesamtnachlasses von Paul Oskar Kristeller, der in der Rare Book and Manuscript Library der Columbia University in New York liegt, und über den man nur auf dem Umweg über die hier zitierte Fundstelle in dem Werk von Spalek gelangt. Noch ein Beispiel, das für die Schaffung eines internationalen Verzeichnisses von Emigrantennachlässen spricht: im vorliegenden Verzeichnis werden Nachlaßfragmente von Richard Krautheimer verzeichnet, dessen Tod am 01.11.1994 zwei Tage später in der FAZ gemeldet wurde;[3] da Krautheimer seit 1971 in Rom lebte und arbeitete, kann es gut sein, daß sein Nachlaß an die Bibliotheca Hertziana gelangt: welches Nachlaßverzeichnis wird das vermelden?

Außer dem Werk von Spalek werden einige wenige ältere zitiert, während der seitdem erschienene Band 4 von Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933[4] ebensowenig herangezogen werden konnte wie das gleichfalls neue Nachschlagewerk über die in die USA emigrierten Historiker von Epstein,[5] das zahlreiche Ergänzungen zum vorliegenden Verzeichnis enthält.

sh


[1]
Vgl. die folgende ausführliche Darstellung zur Geschichte, zu den Beständen und den Publikationen des Exilarchivs: Exil im Archiv : das "Deutsche Exilarchiv 1933 - 1944" der Deutschen Bibliothek / Klaus Ulrich Werner. - Herzberg : Bautz, 1992. - 126 S. ; 23 cm. - (Bibliothemata ; 4) (zurück)
[2]
Guide to the archival materials of the German-speaking emigration to the United States after 1933 = Verzeichnis der Quellen und Materialien der deutschsprachigen Emigration in den USA seit 1933 / by John M. Spalek and Sandra H. Hawrylchak. - Bern : Francke. - [Vol. 1] (1978). - XXV, 1133 S. - ISBN 0-8139-0749-7 (Univ. Press of Virginia) - ISBN 3-907820-93-2 (Francke) : DM 168.00. - Vol. 2 (1992). - XVII, 847 S. - ISBN 3-907820-94-0 : DM 180.00. - Ein das Verzeichnis abschließender Bd. 3 ist in Vorbereitung. (zurück)
[3]
Der Biograph Roms : zum Tode des Kunsthistorikers Richard Krautheimer / Martin Warnke. // In: Frankfurter Allgemeine. - 1994-11-03, S. 35. (zurück)
[4]
Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. - Bern ; München : Saur. [2382]. - Bd. 4. Bibliographien : Schriftsteller, Publizisten und Literaturwissenschaftler in den USA / hrsg. von John M. Spalek ... - 1994. - Teil 1 - 3. - Vgl. unten IFB 94-3/4-441. (zurück)
[5]
A past renewed : a catalog of German-speaking refugee historians in the United States after 1933 / Catherine Epstein. - Cambridge : Cambridge University Press, 1993. - 386 S. ; 24 cm. - (Publications of the German Historical Institute, Washington, D.C.). - ISBN 0-521-44063-7 : œ 35.00. [1947]. - Kristeller ist hier im Gegensatz zu Krautheimer berücksichtigt. - Vgl. unten IFB 94-3/4-537. (zurück)

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