Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
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Hochschulschriften


94-3/4-374
Hochschulschriften / Die Deutsche Bibliothek : (CD-ROM). - Leipzig ; Frankfurt ; Berlin : Die Deutsche Bibliothek. - (Buchhändler-Vereinigung GmbH, Frankfurt am Main)
[2093]
1945/92
Ausg. 1993. - 1 CD-ROM + Benutzerdokumentation [20 Bl.]. - ISBN 3-922051-53-7 : DM 840.00

Für den bibliographischen Nachweis deutscher Hochschulschriften der Nachkriegszeit steht den Bibliotheken eine Vielzahl von Informationsmitteln zur Verfügung; abgesehen von örtlichen Katalogen[1] sowie den regionalen und überregionalen Verbundkatalogen, die alle - wenn auch in unterschiedlichem, meist nicht genau definiertem Umfang - Dissertationen und Habilitationsschriften deutscher Universitäten nachweisen und gegenüber den nachfolgend aufgeführten Verzeichnissen den Vorteil des zuverlässigen Standortnachweises haben, sind hier vor allem zu nennen:

1. das Jahresverzeichnis der (bis Jg. 85. 1969: deutschen) Hochschulschriften (JVH) bis 103. 1987 (1990) mit der Primärstufe Deutsche Nationalbibliographie. Reihe C, Dissertationen und Habilitationsschriften.

2. das Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums 1911 - 1965 (GV-neu) das v.a. das JVH auswertet sowie außerdem Buchhandelsausgaben aus der Deutschen Bibliographie. Fünfjahresverzeichnis.

3. das Gesamtverzeichnis deutschsprachiger Hochschulschriften 1966 - 1980 (GVH) mit der Auswertung des JVH sowie der Deutschen Bibliographie. Reihe H, Hochschulschriften-Verzeichnis.

4. die Deutsche Bibliographie. Fünfjahresverzeichnis (ab 1981).

5. die Deutsche Bibliographie. Reihe H, Hochschulschriften-Verzeichnis (ab 1972).

6. BIBLIODATA (die in den Reihen A, B und H seit 1972 angezeigten Hochschulschriften).

Alle hier aufgeführten Verzeichnisse werden durch die DISS-CD Der Deutschen Bibliothek[2] nicht überflüssig, sei es, weil ihre Berichtszeit früher einsetzt, sei es, weil sie für den relevanten Zeitraum zusätzliches Titelmaterial enthalten oder weil sie besondere Suchmöglichkeiten zulassen (z.B. beim JVH durch die Hochschul- und Fakultätsgliederung). Trotzdem verbessert die DISS-CD die Verifikation und den thematischen Nachweis deutscher Hochschulschriften erheblich, nicht zuletzt durch die vorteilhaften Such- und Ausgabemöglichkeiten der CD-ROM-Datenbank. In späteren, dann vervollständigten Ausgaben, wird nur noch BIBLIODATA in Konkurrenz zu ihr treten, darf man doch davon ausgehen, daß mittelfristig alle von der Deutschen Bibliothek (ab 1945 bereits) konvertierten Daten auch in BIBLIODATA Eingang finden werden.[3]

Die DISS-CD enthält ca. 620.000[4] Dissertationen und Habilitationsschriften (nur) deutscher Universitäten und Hochschulen aus den Jahren 1945 bis 1992; dementsprechend wurden (z.B. im JVH nachgewiesene) allgemeine Hochschulschriften sowie deutsch- oder fremdsprachige Hochschulschriften des Auslands nicht aufgenommen. Für die Zeit von 1945 bis 1970 wurden die Aufnahmen des JVH nachträglich maschinenlesbar erfaßt; ab dem Berichtsjahr 1971 liegen die elektronischen Daten aus Frankfurt zugrunde. Seit diesem Zeitpunkt sind auch Buchhandelsausgaben berücksichtigt. Nach Auskunft Der Deutschen Bibliothek werden in einer späteren Ausgabe[5] auch diejenigen Hochschulschriften hinzukommen, die mit Veröffentlichungsjahr ab 1971 nur in Leipzig vorhanden sind bzw. zu Zeiten der DDR geheim gehalten und im JVH nicht angezeigt werden durften; die nachträgliche Einbringung der letzteren dürfte jedoch allein schon deswegen nicht ganz einfach sein, weil diese Dissertationen z.T. nicht an die Deutsche Bücherei abgeliefert worden sind, ganz zu schweigen davon, daß sich deren Existenz z.T. nur durch Eintragungen in Promotionsakten nachweisen läßt.[6]

Installation: Vorausgesetzt werden 640KB RAM, VGA-Farbbildschirm und die Microsoft-Extensions (MSCDEX). Während der problemlosen Installation (Abfragemodus) legt der Anwender das Standard-Anzeigeformat, das von ihm gewünschte Anwenderformat sowie das Format für die Kurztitellisten (ISBN-Format als Standard oder Signatur-Format) fest. Wünschenswert wäre es, daß das Anwenderformat - wie mittlerweile beim VLB-aktuell - noch während der Recherche definiert bzw. geändert werden kann. So muß der Installationsvorgang wiederholt werden, wozu erneut beide, für die Installationssoftware mitgelieferten Disketten vom System angefordert werden. Durch die Vergabe eines Passwortes können die Exportfunktionen (Druck und Download) für bestimmte Benutzergruppen ausgeschlossen werden.

Recherchemöglichkeiten: Da die Retrievalsoftware (Online Computer Systems, Inc.) weitgehend der von DNB-aktuell, VLB-aktuell, BIP-plus und Ulrich's plus entspricht, kann - bei entsprechender Installation - zwischen diesen und weiteren CD-ROM-Datenbanken mit gleicher Benutzeroberfläche via Menü problemlos gewechselt werden. Die Recherchesprache ist - im Unterschied zu DNB-CD und DNB-Musik - ausschließlich Deutsch. Unter den lediglich fünf Suchfeldern, die für die Dokumente aller drei o.a. Datenmengen zur Verfügung stehen, ist das voreingestellte Stichwortfeld besonders hervorzuheben. Als Basic Index beinhaltet dieses Feld alle Wörter und Zahlen aus dem Titel, dem Hochschulschriftenvermerk sowie den Autoren-, Serien-, Verlags- und ggf. Schlagwortangaben; es bietet sich deshalb als Standard-Suchfeld an. Eine auf den Titel eingeschränkte Suche ist leider nicht möglich. Veröffentlichungen ab Erscheinungsjahr 1971 (Frankfurter Aufnahmen) können auch über die Sachgruppen des Wöchentlichen Verzeichnisses (Name oder Nummer) recherchiert werden, während bei älteren Dokumenten diese Möglichkeit ausnahmsweise für die Sachgruppe Medizin besteht (ca. 98.000 Titel). Über das Feld Erscheinungsland kann die Suche auf solche deutsche (!) Hochschulschriften eingeschränkt werden, die in der DDR (vor 1991), in der BRD, in Österreich, in der Schweiz oder im sonstigen Ausland "erschienen" bzw. gedruckt wurden.[7] Bei Buchhandelsausgaben ab Erscheinungsjahr 1971 sind auch die Verlags- und Reihenangaben sowie ISBN und ISSN suchbar. Bei der Suche mit Sachgruppenbezeichnungen und Schlagwörtern ist auf die diesbezüglichen Änderungen bei der Deutschen Bibliographie (ab 1982 neue Sachgruppen; ab 1986 RSWK) zu achten. Für den Listeneinstieg stehen acht Register zur Verfügung, wovon die meisten - vorteilhaft - phraseninvertiert sind. Schlagwörter (incl. Systematiknummern und Ländercodes) können als Kette oder über ihre einzelnen Elemente angesprochen werden. Fehlerhafte Erfassungen[8] und uneinheitliche Ansetzungen, wie sie vor allem in den Listen für den Hochschulschriftenvermerk, die Verlagsnamen und Verlagsorte anzutreffen sind, sollten in zukünftigen Ausgaben bereinigt werden.[9] Dieser Sachverhalt unterstreicht aber auch die Bedeutung des Listeneinstiegs für eine verläßliche Recherche, sind doch abweichende Ansetzungsformen - wenn überhaupt - nur über die Listen zu erkennen. Im Arbeitsbereich der Suchmaske ist - lt. Benutzerdokumentation - Platz für 12 Ergebniszeilen; tatsächlich erfolgt die Aufforderung, die Suchtabelle ganz oder teilweise zu löschen, erst nach dem 30. Eintrag. In jedem Fall sind solche Beschränkungen lästig und sollten entsprechend dem Standard anderer CD-ROM-Datenbanken, beseitigt werden. Der Rezensent gibt auch zu bedenken, ob eine Suche mit z.B. drei verknüpften Suchbegriffen vier Einträge im Arbeitsbereich erhalten muß, ob nicht - entsprechend der Praxis beim Online-Retrieval - ein einziger Eintrag ausreichend ist, auch wenn dann nicht auf einzelne Suchergebnisse eines mehrteiligen Suchbefehls zurückgegriffen werden kann.

Ausgabemöglichkeiten: Suchergebnisse können über Bildschirm, Drucker oder per Download auf Festplatte oder Diskette als Kurztitelliste (s.o. bei Installation) oder im Vollformat ausgegeben werden. Der Nutzer kann wählen zwischen dem DNB-Format,[10] dem DB-MAB-90-Format, dem Internformat (mit vollständigen Feldbezeichnungen) und einem von ihm bereits bei der Installation individuell festgelegten Anwenderformat. Die wichtigen Exportfunktionen (Druck und Download) werden leider weder in der Kurztitelanzeige noch in der Vollanzeige vom Menü angeboten; hier wird die Kenntnis der Funktionstastenbelegungen (F4 und F5) vorausgesetzt. Bestimmte Datenformate für die Konvertierung in gängige Textverarbeitungs- oder Datenbanksysteme sind nicht vorgesehen; natürlich lassen sich die im ASCII-Format heruntergeladenen Daten trotzdem in solche Programme problemlos einlesen. Die Optionen Druck/Sichern Verlag separat und Anhängen an Vollbibliographie können für die DISS-CD nicht aktiviert werden, da sie lt. Benutzerdokumentation nur für Buchhandelsdatenbanken mit Bestelloption vorgesehen sind. Für die Beendigung der Recherche gibt es im Hauptmenü kein sich selbsterklärendes Angebot, obwohl in der Standard-Menü-Leiste (am oberen Bildschirmrand) dafür ausreichend Platz zur Verfügung stünde; so muß der Anwender entweder über den Menüschritt Aktion vorgehen oder Kenntnis haben von der Tastenkombination Shift+F1.

Hilfstexte und Benutzerdokumentation: Auch wenn sich Benutzeroberfläche und Datenbankstruktur der DISS-CD in vielen Fällen selbst erklären, so sollten die Hilfetexte und die Benutzerdokumentation ausführlicher sein. In einem 16-seitigen Bildschirm-Hilfsmenü werden zwar die Feldinhalte zusammenhängend beschrieben; diese Informationen sollten aber auch feldspezifisch aufgerufen werden können; auf der anderen Seite kann der Anwender auf Hilfetexte verzichten, die nicht datenbankspezifisch sind.[11] Die (zu) knappe Benutzerdokumentation, die ganz offensichtlich hastig zusammengeschrieben wurde, hat weder ein Inhaltsverzeichnis, noch ein Register, noch eine Seitenzählung; würde man den Satzspiegel besser ausnutzen (z.B. durch eine kleinere Schrifttype und geringeren Zeilenabstand), ließen sich nicht nur Installation, Feldinhalte und Retrievalfunktionen für Anfänger/innen ausführlicher erklären, sondern könnten im Anhang neben den Sachgruppenübersichten auch die Ländercodes und Systematiknummern abgedruckt werden.

Bernward Hoffmann


[1]
Z.B.: UB Tübingen bis 1980; UB der Humboldt-Universität Berlin bis 1974. (zurück)
[2]
Vgl. die Rezension der DISS-CD in ZfBB (ABUN) 41 (1994), 3, S. 320 - 322 (Benno Homann); hier wurde irrtümlich ein falscher Preis angeführt. (zurück)
[3]
Die Deutsche Bibliothek steht diesbezügl. in Verhandlungen mit STN-International, Karlsruhe. Die DISS-CD weist ca. 240.500 Titel von vor 1972 nach, die bisher nicht in Bibliodata enthalten sind. (zurück)
[4]
Die Informationsmaterialien Der Deutschen Bibliothek nennen "ca. 650.000 Titel"; eine Recherche im Signaturenfeld (si=$) ergibt 618.192 Treffer. (zurück)
[5]
Bei entsprechender Akzeptanz der ersten Ausgabe soll die DISS-CD zukünftig jährlich erscheinen. (zurück)
[6]
Vgl. dazu weiter unten (94-3/4-375) die Rezension der Bibliographie der geheimen DDR-Dissertationen = Bibliography of secret dissertations in the German Democratic Republic / hrsg. und eingel. von Wilhelm Bleek und Lothar Mertens. - München [u.a.] : Saur, 1994. - Bd. 1 - 2 ; 25 cm. - ISBN 3-598-11209-2 : DM 398.00. [2306] (zurück)
[7]
Hierbei handelt es sich in sehr vielen Fällen um im Ausland erschienene Reihentitel. Folgende Ergebnisse lassen sich ermitteln: DDR 103.322; BRD 518.593; Schweiz 156; Österreich 114; übriges Ausland 300. Der Code für Österreich wird in der Benutzerdokumentation (Blatt 11) mit au angegeben; der richtige Code lautet at. (zurück)
[8]
Damit sei nach Auskunft Der Deutschen Bibliothek auch das Fehlen ganzer Titel zu erklären, obwohl diese in den gedruckten Bänden enthalten sind, so z.B. JHV 1974, Nr. U74.801; es genüge nämlich, daß bei der nachträglichen Erfassung für die EDV der Code Diss versehentlich nicht besetzt wurde, was bewirkt, daß der Titel beim Abzug der Daten für die DISS-CD nicht berücksichtigt wird. Anders steht es um das Fehlen zahlreicher Dissertationen des Jahres 1945, ein unnötiger Mangel, der auf Kosten Der Deutschen Bibliothek geht, die das JHV erst ab Jg. 61/64. 1945/48 (1951) für die DISS-CD ausgewertet hat, fahrlässigerweise jedoch nicht den damals nachträglich bearbeiten Jg. 60. 1944/45 (1962), wohl weil es ihr zu mühsam erschien, die geringere Zahl der Dissertationen von 1945 aus der größeren Zahl derer von 1944 herauszusuchen. - Die Hinweise auf diese Mängel sind einem Anonymus in Frankfurt zu danken, der sie in zwei Briefen von Ende 1993 und Anfang 1994 dem Herausgeber zur Kenntnis brachte. [sh] (zurück)
[9]
In der Liste für die Verlagsorte sind z.B. für Freiburg im Breisgau mindestens 39, für Marburg an der Lahn mindestens 20 Ansetzungsvarianten festzustellen; Anschriften von Selbstverlegern sind mal dem Ortsnamen angefügt, mal getrennt invertiert. Ähnliche Fehlerhäufungen sind in der Liste für den Hochschulschriftenvermerk anzutreffen. (zurück)
[10]
Für die konvertierten Daten der Deutschen Bücherei (1945 - 1970) wurden einfache Titelaufnahmen erstellt; die Aufnahmen der Frankfurter Bestände, die nicht im JVH verzeichnet waren, sind an RAK angelehnt; alle übrigen Aufnahmen wurden nach RAK, ab 1981 nach RAK-WB erstellt. (zurück)
[11]
Der Hinweis darauf, daß Belletristik, Kalender, Kinder- und Jugendliteratur nicht beschlagwortet sind, dürfte in einer Hochschulschriftendatenbank irrelevant sein. (zurück)

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