Es handelt sich, dies muß angesichts mancher Begriffsverwirrungen betont werden, um einen Bestandsnachweis, nicht um eine Bibliographie. Der Titel dient als Identifizierung des ermittelten Besitzes. Dieser Nachweis ist beachtlich, enthält er doch für 1.061 Periodika Bestände, für die 62 Standorte konsultiert wurden. Es sind - von der Staatsbibliothek zu Berlin einmal abgesehen - regionale Fundstellen: die führenden Bibliotheken des Landes Mecklenburg-Vorpommern, im besonderen die Archive und Museen, ergänzt durch die Angaben der Bezirks- und Stadtbibliothek Stettin.
Unterhalb des führenden Titels werden das Sigel der besitzenden Stelle, danach die Signatur (so vorhanden) und der ermittelte Bestand genannt. Lücken im Besitz oder Einzelnummern werden pauschal mit L bzw. E notiert. Das Sigelverzeichnis macht sichtbar, wie wichtig es ist, auch Archive und Museen zu berücksichtigen, die gelegentlich Unikate ihr Eigen nennen. Als Berichtszeit gilt das 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart, d.h. der gesamte Zeitraum periodischer Publizistik.
Man mag den bewußten Verzicht auf publizistische Zuordnung der einzelnen Periodika-Gruppen und auf eine entsprechende Begrenzung bedauern, weil hier Verwischungen entstehen, die den Zugriff nicht erleichtern. Dem Verfasser wird man aber zugute halten müssen, daß er eine pragmatisch angelegte Ersterfassung bieten wollte, und diese ist ihm auch mit Bravour gelungen. Heinz Gittig hat mit Sachverstand und enormer Energie das geleistet, worauf Bibliothekare, Archivare und Wissenschaftler schon seit Jahrzehnten warteten und was niemand in Angriff nehmen wollte. In diesem Zusammenhang muß erinnert werden, daß sein Name eng verbunden ist mit dem seit 1960 errichteten Zentralkatalog der Zeitungsbestände Berliner Bibliotheken in Ostberlin.
Die Veröffentlichungen Gittigs, nicht zuletzt die Ankündigung des Generaldirektors der Staatsbibliothek zu Berlin, daß die hier ermittelten Bestände zum überwiegenden Teil in die Zeitschriften-Datenbank (ZDB) übernommen werden sollen, geben Anlaß, kritisch und vor allem auf die Zeitungen bezogen weiterzudenken. Die Übernahme der Nachweise in die ZDB - so positiv dies auch gewertet werden muß - signalisiert, daß Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin sozusagen "im Kasten sind" und damit der bibliothekarische Teil der Arbeit erledigt ist. Dem ist mit Sicherheit nicht so, denn gerade die Arbeit von Gittig legt offen, wo weitergearbeitet werden muß, nämlich bei der bibliographischen und historischen Verifizierung und bei der Bestandsrevision. Die vorliegenden Kataloge spiegeln ein "Soll", nicht aber immer den tatsächlichen Besitz. Hintergrund dessen ist, daß nur in den seltensten Fällen Nachkriegsrevisionen stattgefunden haben. Nachfragen bei Bibliotheken und Archiven ergeben, wie es dem Rezensenten ergangen ist, durchaus Fehlanzeigen, Lücken in den Jahrgängen, Nichtbenutzbarkeit, da der Band in desolatem Zustand ist etc. Zum anderen: Kataloge spiegeln durchaus nicht immer die historische Authentizität, die für eine gültige Titelaufnahme erforderlich ist. Eine solche Authentizität ist für Tageszeitungen weithin nicht erreicht und wäre - als Folge der Arbeiten von Gittig - erst in die Wege zu leiten.
Nicht zuletzt muß die Frage nach der Vollständigkeit des Besitznachweises aufgeworfen werden. Die bisher vorliegenden drei Verzeichnisse bieten eine regionale Aufstellung, es fehlt der Bestand in den westdeutschen Bibliotheken, im besonderen der der Deutschen Presseforschung in Bremen und der des Internationalen Zeitungsmuseums der Stadt Aachen; schließlich fehlen auch die Mikrofilmbestände der unterschiedlichsten Institutionen, durch die wissenschaftliche Forschung beschleunigt oder erst ermöglicht wird. Weitere Besitzstandorte im jetzt polnischen Pommern, die zu vermuten sind, müssen erfragt werden.
Zeitungsbibliographisch und -dokumentarisch stehen wir erst am Anfang. Die Bestandsermittlung ist hierzu eine grundlegende Voraussetzung, für die Heinz Gittig in drei regionalen Teilbereichen hervorragende Arbeit geleistet hat. Dafür ist ihm zu danken. Alles weitere sollte systematisch und vor allem institutionell geregelt in die Wege geleitet werden.
Gert Hagelweide