Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Deutsche Nationalbibliographie [auf CD-ROM]


94-3/4-352
Deutsche Nationalbibliographie [auf CD-ROM] . - Frankfurt am Main : Buchhändler-Vereinigung. - Vorg.: Deutsche Bibliographie auf CD-ROM
[2090]
[Grundwerk] 1986/92
Ausg. 1992,Nov. - 1 CD-ROM. - ISBN 3-7657-1661-8 : DM 3000.00
[Laufend kumulierendes Suppl.] 1991 -
Ausg. 1994,Aug. - 1 CD-ROM. - ISBN 3-7657-1834-3 : DM 3000.00 (4 aufeinander folgende Ausg.)[1]
94-3/4-353
Deutsche Bibliographie auf CD-ROM. Benutzer-Dokumentation : DB-CD aktuell ; 1986 ff., Reihen A, B, C, H und N / Wilfried H. Schinzel, Reinhard Buchbinder und Dieter Wolf. - Frankfurt am Main : Buchhändler-Vereinigung. - 21 cm. - Forts.: Deutsche Nationalbibliographie auf CD-ROM
[2094]
1989,Mai. - 109 S. - ISBN 3-7657-1518-2 : kostenlos mit CD-ROM

Als Die Deutsche Bibliothek 1966 mit der maschinenlesbaren Erfassung ihrer Daten begann, zählte sie damit weltweit zu den ersten Nationalbibliotheken; seitdem hat sie ihre Dienstleistungen kontinuierlich erweitert und auf hohem, je länger desto mehr auch internationalem Standard fortentwickelt. Mittlerweile können ihre Kunden - je nach individuellen Bedarf - ihre zentralen bibliographischen Dienstleistungen in praktisch allen wünschenswerten konventionellen und elektronischen Angebotsformen beziehen. Zu den Ersten zählte sie auch, als sie 1988 in enger Kooperation mit der British Library und der BibliothŠque Nationale die CD-ROM-Technik für die Vermarktung ihrer Daten erprobte. Der in einem europaweiten Feldversuch getesteten Vorausversion von Juli 1988 folgte die erste reguläre CD-ROM-Ausgabe von Mai 1989 mit den Daten ab Jahrgang 1986 der Deutschen Bibliographie. Erst als die Datenmenge die ständige Kumulierung der Katalogisate nicht mehr zuließ, wurde die DNB-CD
[2] mit der Ausgabe von Februar 1993 aufgeteilt in ein abgeschlossenes und ein fortlaufend kumulierendes Segment, nämlich DNB-CD 1986/92 und DNB-CD 1993 - . Um neuen Abonnenten den Einstieg attraktiver zu machen, wurden allerdings auf der aktuellen Ausgabe übergangsweise auch die Jahrgänge ab 1991 der Deutschen Nationalbibliographie (DNB) mit aufgenommen; diese Datensätze können also später nur noch auf der Backfile-Scheibe recherchiert werden.

DNB-CD 1986/92 enthält ca. eine Million Datensätze der Reihen A, B, C, G (ab der 2. Hälfte 1992), H und N der DNB aus dem genannten Berichtszeitraum; aufgrund des "natürlichen" Anzeigeverzuges entfallen immerhin ca. 187.000 Titel auf die Zeit vor 1986. Da die konsequente Konversion der Altdaten durch Die Deutsche Bibliothek weitere CD-ROM-Ausgaben der DNB erwarten läßt, ergibt sich dann die Möglichkeit, bei künfigen Ausgaben klare Berichtsgrenzen nach Erscheinungsjahren vorzusehen.[3]

Die Ausgabe August 1994 der aktuellen DNB-CD weist ca. 570.000 Titel derselben Primärverzeichnisse nach, gegenüber der vorhergehenden Ausgabe von Februar 1994 ein Zuwachs von ca. 35.000 Titeln.[4] Auch bei dieser Scheibe sind ca. 133.000 Titel aufgrund des Anzeigeverzuges älter als 1991. Mit z. Zt. lediglich vier Updates pro Jahr[5] steht sie für die laufende Literatur- und Medienkontrolle nicht in Konkurrenz zu den Printversionen; trotzdem wäre es wünschenswert, wenn die Anwendersoftware für Bibliotheken und Buchhandel geeignete, ggf. dem individuellem Bedarf anzupassende Bestellformulare anbieten würde.

Recherche- und Ausgabemöglichkeiten: Die 18 (bei der aktuellen DNB-CD: 19) Suchfelder lassen den Zugriff auf praktisch alle wünschenswerten Elemente der Dokumentenbeschreibung zu. Aufgrund der Verknüpfungs- und Trunkierungsmöglichkeiten und der Verwendung von Vergleichsoperatoren ist die thematische Suche im kumulierten CD-ROM-Datenpool der konventionellen Recherche über die Permutationsindices der Primärverzeichnisse im Hinblick auf Vollständigkeit, Geschwindigkeit und Komfort bei weitem überlegen. Das Stichwort-Feld ist - nutzerfreundlich - voreingestellt; Schlagwortketten (nach RSWK) können entweder als Phrase oder zerlegt direkt recherchiert oder über die entsprechenden Listen angesprochen werden. Für die Ausgabe stehen das DNB-Format (RAK-WB), das DB-MAB-90-Format, das Internformat und ein ggf. bei der Installation festzulegendes Anwenderformat zur Verfügung; auf das Datenbankformat älterer Ausgaben wurde mittlerweile verzichtet.

Installation: DNB-CD ist voll netzwerkfähig; beide Scheiben müssen getrennt installiert werden; zwischen ihnen - sowie weiteren CD-ROM-Datenbanken mit der gleichen Benutzeroberfläche - kann dann über den Menüschritt Datenbank bequem gewechselt werden. Die Software befindet sich mittlerweile auf der jeweiligen CD-ROM, auch wenn das Installationsmenü immer noch dazu auffordert, nach der Installation die "Installationsdisketten an einem sicheren Ort ... aufzubewahren". Während der Installation sind bestimmte Parameter festzulegen (Passwort, Pfad für Exportdateien, Anwenderformat, Titelkurzlistenformat, Standardsuchsprache); die Kopie der Programmdateien erfolgt in wenigen Sekunden!

Benutzeroberfläche: Seit 1988 wurde die mittlerweile bei zahlreichen einschlägigen Datenbanken[6] eingesetzte und deshalb weithin bekannte Anwendersoftware der Firma Online Computer Systems, Inc. immer wieder erweitert und verbessert; für die Ausgabe November 1994 ist eine weitgehende Anpassung an die Benutzeroberfläche des VLB-aktuell in Aussicht gestellt: Dann kann auch bei der DNB-CD das Anwenderformat unmittelbar vor der Ausgabe individuell eingestellt werden; die Suche in den Listen soll dadurch wesentlich beschleunigt werden, daß der Index bei Eingabe einer Buchstaben- oder Zeichenfolge sofort an die entsprechende Stelle springt; wie beim VLB-aktuell werden dann auch die eingegebenen Suchbegriffe in der Anzeige hervorgehoben.

Trotzdem bleiben Wünsche offen:

1. Die Funktionstastenbelegungen können zwar unter dem Menüpunkt Aktion sowie in der Benutzer-Dokumentation eruiert werden; es sollte aber möglich sein, diese Funktionen sowie die unter dem Menüpunkt Option versteckten Tasten-Kombinationen z.B. für das Löschen des Arbeitsbereiches, die Sicherung von Dateien, den Druck von Rechercheergebnissen und das Arbeitsende bereits im Hauptmenü anzubieten.

2. Auch das Angebot der Hilfetexte (F1) gehört ins Hauptmenü; die Texte selbst sollten ausführlicher und bei den einzelnen Rechercheschritten spezifischer sein.

3. Nicht nur für den Wechsel zwischen mehreren (gleichstrukturierten) Datenbanken bzw. Datenbanksegmenten, sondern auch für Updating-Recherchen sollte die Suchtabelle abgespeichert werden können.

4. Im Arbeitsbereich werden immer nur 12 Suchschritte gleichzeitig angezeigt, obwohl ausreichend Platz für mindestens vier weitere Einträge zur Verfügung steht.[7]

5. Bei der Festlegung des Anwenderformates sollte - wie z.B. bei Bibliodata - auch die Reihenfolge der ausgewählten Felder bestimmt werden können.

6. Rechercheergebnisse sollten für den Ausdruck oder die Speicherung (Download) nach verschiedenen Kriterien sortiert werden können.

7. Die Benutzer-Dokumentation (Stand Mai 1989!) bedarf aufgrund der zahlreichen Änderungen und Erweiterungen einer gründlichen Überarbeitung.

Bewertung von Bibliodata und DNB-CD im Vergleich:

Die CD-ROM-Ausgaben der DNB runden bei zunehmender Qualitätsverbesserung in idealer Weise die elektronischen Dienstleistungen Der Deutschen Bibliothek ab. Je seltener ein Kunde auf die DNB-Daten zugreifen muß, um so wirtschaftlicher ist - einen entsprechenden Hostvertrag vorausgesetzt - die Recherche in Bibliodata. Auch für die Suche nach älteren Dokumenten (ab Jahrgang 1972), für komplexe Fragestellungen sowie für individuelle Ansprüche hinsichtlich der Formatierung und Sortierung von Suchergebnissen, schließlich für Multifile- und Crossfile-Suche liefert Bibliodata - z.T. ausschließlich - die besten Voraussetzungen. Bibliotheken, die im Verbund katalogisieren, können und werden ohne Mehraufwand die dort eingespielten Daten Der Deutschen Bibliothek ohnehin für unterschiedliche Anwendungen online nutzen; allerdings mangelt es bei den meisten Verbünden noch an einer der Online-Praxis vergleichbaren Retrievalsoftware, die auch Bibliothekskunden ohneweiteres "zuzumuten" wäre. Für Erwerbungszwecke werden vor allem große (Spezial-) Bibliotheken die Diskettendienste in Anspruch nehmen.

Demgegenüber lassen sich die besonderen Vorteile der DNB-CD mit folgenden Aspekten beschreiben: vierteljährliche Gesamtausgaben (gegenüber Monatsregistern, Halb- und Fünfjahresverzeichnissen), platzsparender und kostengünstiger Ersatz für vielbändige und teure Mehrjahreskumulationen, deutlich umfangreichere und komfortablere Such- und Ausgabemöglichkeiten gegenüber den Printversionen (s.o.), Option der elektronischen Weiterverarbeitung von Rechercheergebnissen, Unabhängigkeit von der Datenfernübertragung, Mehrplatznutzung im Netzbetrieb, kalkulierbare Kosten (gegenüber der i.d.R. komplizierten, für Nutzer wenig transparenten Kostenstruktur der Recherche in externen Datenbanken), keine Gebührenerhebung beim Kunden, schließlich endnutzerorientierte Oberfläche, die nach einer Einführung das eigenständige Arbeiten von Bibliothekskunden erlaubt.

Fazit: Die Deutsche Bibliothek setzt auch mit ihren CD-ROM-Ausgaben Maßstäbe für die Entwicklung kundenorientierter internationaler CD-ROM-Datenbanken, Standards, die eine Gruppe europäischer Mitgliedsländer im Auftrag der Kommission der Europäischen Union erarbeiten soll.[8]

Bernward Hoffmann


[1]
Die Preise für Mehrplatznutzung erhöhen sich bei beiden Ausgaben um folgende Sätze: 2 - 10 Arbeitsplätze 50%, 11 - 25 Arbeitsplätze 100%, 26 - 50 Arbeitsplätze 150%, mehr als 51 Arbeitsplätze 200% (zurück)
[2]
Es fällt schwer, für die CD-ROM-Ausgaben der Deutschen Nationalbibliographie einen "amtlichen" Titel zu ermitteln, und zwar nicht nur, weil man ihre aktuelle (Selbst-) Anzeige in DNB bzw. Bibliodata vergeblich sucht (Erstanzeige in DNB 1989, A46, 0007), sondern auch weil Label, Benutzer-Dokumentation und Informationsbroschüren immer wieder andere Angebote für die Lang- und Kurzform machen: z.B. Deutsche (National-) Bibliographie auf CD-ROM; DB-CD; Deutsche Nationalbibliographie aktuell; DNB-aktuell; DNB CD-ROM-aktuell; DNB-CD; DNB-CD-aktuell. Im Hinblick auf zukünftige Editionen, die zusätzliche oder andere Segmentierungen erwarten lassen, empfiehlt sich die neutrale Zitierform DNB-CD (erweitert um den jeweiligen Berichtszeitraum) anstelle von DNB-aktuell.
Rezensionen der CD-ROM-Ausgaben erschienen in ABUN in ZfBB 35 (1988),6, S. 511 - 512 sowie in ZfBB (ABUN) 41 (1994),1, S. 71 - 74 (Benno Homann). - Eine systematische Analyse der Benutzeroberfläche der DNB-CD Ausgabe Februar 1992 ist in der folgenden, sehr empfehlenswerten Arbeit enthalten: Zur Problematik der Gestaltung von CD-ROM-Benutzeroberflächen / Uwe Schwerski. - Köln : Greven, 1992. - (Kölner Arbeiten zum Bibliotheks- und Dokumentationswesen ; 17), S. 133 - 162. (zurück)
[3]
DNB-CD 1986/1992 ist auch einzeln beziehbar. (zurück)
[4]
Über das Suchfeld el (Erscheinungsland) lassen sich folgende Verteilungen ermitteln: BRD 482.166; DDR 27.215; Österreich 18.085; Schweiz 21.429; übriges Ausland 7.617. Auf die Reihe A der DNB entfallen 294.289 Titel, auf die Reihe B 123.058, die Reihe C (Karten) 25.268, die Reihe G (Auslandsgermanica und Übersetzungen) 11.898, die Reihe H (Hochschulschriften) 74.761 und die Reihe N (Neuerscheinungen Sofortdienst) 19.807 Titel. 32.830 Titel haben das Erscheinungsjahr 1994. (zurück)
[5]
Bei Erscheinen der aktualisierten CD-ROM verbleibt die Scheibe im Besitz des Kunden. Lt. einer Anzeige in Dialog mit Bibliotheken 6 (1994),3, Umschlag sollen ab Jg. 1995 sechs Ausgaben erscheinen. Angekündigt ist ebd. auch die Übernahme der ca. 25.000 nicht von der Deutschen Bibliothek selbst erstellten Katalogisate der Edition Corvey (Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts aus der Fürstl. Bibliothek Corvey) sowohl auf die DNB-CD als auch in Bibliodata. (zurück)
[6]
Dazu zählen u.a.: VLB-aktuell, DNB-Musik, DISS-CD, BIP-plus, BOP-plus, Ulrich's plus. (zurück)
[7]
Frühere Einträge die nach oben aus dem Fenster rollen, können zwar über den Cursor angesprochen werden; dies funktioniert aber nur, wenn nicht zwischenzeitlich (irrtümlich) die Cursortasten nach rechts oder links bedient wurden; erst nach Betätigung der ESC-Taste können vorhergehende Einträge über den Cursor wieder angesprochen werden. (zurück)
[8]
National bibliographies on CD-ROM : development of a common approach / Robert Smith. // In: International cataloguing and bibliographic control. - 23 (1994),1, S. 15 - 18. (zurück)

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