Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 2
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Les bibliothŠques nationales de la francophonie


94-2-201
Les bibliothŠques nationales de la francophonie : répertoire des bibliothŠques nationales des Etats et gouvernements membres des sommets francophones / comp. par Réal Bosa. - Montréal : BibliothŠque Nationale du Québec ; Banque Intern. d'Information sur les Etats Francophones, 1993. - 223 S. ; 28 cm. - ISBN 2-551-13204-5 : Can$ 25.00. - (BibliothŠque Nationale du Québec, Section de l'Edition, 1700, rue Saint-Denis, Montréal (Québec) H2X 3K6, Canada)
[2205]

Aufwendig gestaltetes Adreßbuch über 41 Nationalbibliotheken in 40 Ländern (der Unterschied kommt durch das Nebeneinander von National Library of Canada und BibliothŠque Nationale du Québec zustande), jweils mit ausführlichen, durch Fragebogen erhobenen und aus anderen Quellen ergänzten Angaben: 1. Allgemeines (Adreßangaben, leitendes Personal, Gründungsjahr, gesetzliche Grundlagen); 2. Pflichtexemplar (gesetzliche Grundlagen, Beginn, ablieferungspflichtige Gattungen, Ablieferungspflichtige und Zahl der Pflichtstücke); 3. Nationalbibliographie (laufende Verzeichnisse einschließlich Kumulationen und retrospektive Verzeichnisse); 4. Bestand; 5. Benutzung; 6. Veröffentlichungen und Ausstellungen; 7. sonstige Funktionen; 8. Mitgliedschaften in internationalen Verbänden und Teilnahme an internationalen Programmen (z.B. ISSN). Daß diese Angaben für die entwickelten Länder mit großer Buchproduktion viele Seiten füllen, ist klar; interessanter, da sonst schwer zu finden, sind die Angaben zu den hier die Mehrzahl bildenden Entwicklungsländern, insbesondere der ehemaligen französischen Kolonien; in einigen Fällen ist freilich auch nichts weiter als die Adresse und der Name des Leiters (Kambodscha, Vanuatu) angegeben. Dazwischen stößt man auf Länder, über deren Verzeichnung in einem Adreßbuch für frankophone Länder man sich wundert: Rumänien mag da noch durchgehen, aber Bulgarien und Ägypten? Das Rätsel löst sich dadurch, daß das Aufnahmekriterium die Zugehörigkeit eines Landes zur Gruppe der Etats et Gouvernements membres des Sommets francophones ist. Interessant sind vor allem die Angaben unter Nr. 2, 3 und 6, deren Nutzen jedoch dadurch nachhaltig beeinträchtigt wird, daß nichtfranzösischsprachige Titel grundsätzlich nur in französischer Übersetzung[1] und zudem häufig ohne selbst elementare bibliographische Angaben - von den Nebenreihen der Nationalbibliographien ganz zu schweigen - zitiert werden. Dieses Verfahren liegt natürlich ganz auf der sprachpolitischen Linie der mit viel staatlichen Mitteln geförderten Francophonie und ihren Eindämmungsversuchen gegenüber der englischen Sprache.[2]

In Anbetracht der wichtigen Rolle, die die Nationalbibliotheken bei der nationalen und der darauf aufbauenden internationalen bibliographischen Kontrolle[3] einerseits und der Bereitstellung der nationalen Produktion[4] andererseits spielen, ist jedes gute Verzeichnis über diese aus der Masse herausgehobenen Bibliotheken zu begrüßen; das vorliegende Adreßbuch, das nach Aussage seines Bearbeiters regelmäßig (man wird sehen) aktualisiert werden soll, könnte noch nützlicher sein, wenn die genannten Mängel beseitigt würden.

sh [5]Bzw. einem fehlerhaften Mischmasch wie im Fall der Bibliographie Nationala a Romaniei (S. 147).


[1]
Daß diese keinen nachhaltigen Erfolg haben, belegt folgender Satz aus dem Vorwort des Direktors der Nationalbibliothek von Québec, der den in staatlichem Auftrag tätigen Sprachpuristen in Paris keineswegs gefallen dürfte: "Les bibliothŠques nationales doivent assumer un leadership auprŠs des institutions documentaires de leur pays ... " (S. 13). (zurück)
[2]
Der internationalen Kooperation der Nationalbibliotheken dienen folgende Zusammenschlüsse, die in Anhang 3 des vorliegenden Adreßbuchs zusammengestellt sind: Conference of Directors of National Libraries, Associación de Bibliotecas Nacionales de Iberoamerica, Conference of National Librarians of Southern Africa, von der Sektion der Nationalbibliotheken innerhalb der IFLA ebenso zu schweigen wie von den beiden folgenden, noch im Entstehen begriffenen Zusammenschlüssen: Conférence des Directeurs des BibliothŠques Nationales Européennes und Conseil Maghrébin des BibliothŠques Nationales.
Ein Anhang 4 verzeichnet und beschreibt internationale frankophone Zusammenschlüsse aus dem Bibliotheks-, Dokumentations- und Archivwesen.
Ein gleichfalls aus der Banque Internationale d'Information sur les Etats Francophones (BIEF) abgezogenes Verzeichnis sei wenigstens erwähnt: Répertoire des centres nationaux d'information scientifique et technique des Etats et Gouvernements membres des Sommets francophones / comp. par Lucie Lépine. - Ottawa, 1993. - 45 S. - (BIEF ; 6). (zurück)
[3]
National libraries of the world : an address list. - Boston Spa : IFLA Programme for Universal Availability of Publications, 1992. - 225 S. (zurück)

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