Die beteiligten Agenturen erstellen die Bilddaten selbst, allerdings unter Berücksichtigung grundlegender Prinzipien der Datenstrukturierung. Dennoch ist die Qualität der Informationen zu den einzelnen Bildern und die Informationsaufbereitung nicht einheitlich und wird auch auf Registerebene nicht vereinheitlicht. Es bleibt vielmehr auf allen Ebenen bei der Übernahme der von den Agenturen gelieferten Bildbeschreibung und Bilderschließung und bei einer automatischen Weiterverarbeitung dieser Daten. Jedes Wort aus den Bildbeschreibungen (unterschiedlichen Umfangs und unterschiedlicher Tiefe entsprechend der Datenbankanlage der jeweiligen Agentur) ist in einem einzigen Register der Suchbegriffe recherchierbar; spezifische Register (Personen, Sachbegriffe etc.) fehlen. Komplexe Sachverhalte müssen über Postkoordination von Suchbegriffen mittels der Operatoren UND, ODER, NICHT, OHNE, NAHE umschrieben werden. Daher wird es häufig bei einer gewissen Unschärfe des Rechercheergebnisses bleiben. Die eher primitive Datenstrukturierung, die andererseits aber eine sehr unkomplizierte Handhabung der Datenbank erlaubt, stößt hier schnell an Grenzen.
Wer z.B. Abbildungen des Bundeskanzlers Helmut Kohl sucht, kann am einfachsten über das Suchwort Kohl einsteigen, muß aber darauf gefaßt sein, daß er nicht nur Bildhinweise wie Kohl am Rednerpult, CDU Parteitag in Bremen, Sept. findet, sondern in bunter Mischung mit Bildangaben wie Gemüsemarkt Kartoffeln, Kohl, in Kisten aus Holz, Frau im Dirndl, Sonnenschirmen. Zwar läßt sich dies durch eine kombinierte Suchanfrage wie Helmut UND Kohl oder Bundeskanzler UND Kohl erfolgreich vermeiden, führt aber zu anderem Bildmaterial; das oben aufgeführte Bild wird bei dieser Recherche nicht gefunden, da der Bildtext weder das Suchwort Helmut noch das Suchwort Bundeskanzler enthält. Auch auf Registerebene selbst gibt es keine Normierung der Daten, nicht einmal im Sinne einer rudimentären Ansetzungsnormierung oder wenigstens einer Schreibfehlerkontrolle: so führt das Register neben dem Suchwort bundeskanzler mit 303 Treffern auch die Suchwörter bundeskanzlers mit immerhin noch 7 Hinweisen und bundeskanzller mit weiteren 2 Anzeigen.
Letztlich sind diese Mängel aber sekundäre Aspekte gegenüber der Frage nach dem Inhalt dieser Datenbank und der Überlegung, inwieweit das Bildmaterial aus einer Datenbank, die sich primär an Bildredakteure wendet, auch für Bibliotheken und vergleichbare Institutionen von Interesse ist. Gerade aber zu diesem Punkt vermißt man differenziertere Angaben im Begleitheft oder im Prospektmaterial. Nur über die angegebenen Beispiele und über eigene Testrecherchen läßt sich ermitteln, daß das Gros des Bildmaterials Zeitgeschehen im weitesten Sinne (Land und Leute) betrifft. Daß dabei im Einzelfall interessantes und auch wissenschaftlich nutzbares geographisches, künstlerisches, (zeit)geschichtliches, personenbzogenes Material usw. dabei sein kann, ist unbestritten. Solange aber die thematischen Schwerpunkte diffus bleiben, wird ICONSOURCE für eine gezielte wissenschaftliche Nutzung weniger in Frage kommen. Und letztlich ist auch ein weiterer Aspekt nicht ganz ohne Belang: ICONSOURCE bietet zwar Bilddaten und Bestelladressen; das Bild selbst aber muß gekauft werden.
Angela Karasch