Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 2
[ Bestand in K10plus ]
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Dictionary of international biography


94-2-178
Dictionary of international biography : a biographical record of contemporary achievement / [Hon. gen. ed.: Ernest Kay]. - Cambridge : International Biographical Centre. - 25 cm
[2122]
Ed. 22. 1993/94 (1993). - 799 S. - ISBN 0-948875-90-9 : œ 95.00
94-2-179
Men of achievement / Hon. gen. ed.: Ernest Kay. - Cambridge : International Biographical Centre. - 25 cm
[2123]
Ed. 15 (1992). - 974 S. - ISBN 0-948875-75-5 : œ 95.00

Auf diese beiden Werke aus dem englischen Verlag International Biographical Centre, der zahlreiche biographische Nachschlagewerke herausgibt, können Bibliotheken nicht nur im Hinblick auf die immer knapper werden Erwerbungsetats ohne großen Verlust verzichten. Hauptsächlicher Kritikpunkt sind die dubiosen Auswahlkriterien. Wenn man beim erstgenannten Werk z. B. in der Rubrik Hobbies Angaben wie "Meeting people of high interest" oder "Making friends" findet, so werden solche sicherlich nicht von wirklich "wichtigen" Leuten gemacht, sondern eher von solchen, die sich einen - nach Aussage des Verlages - kostenlosen Eintrag in diesen Verzeichnisssen "leisten" können. Auffallend ist auch, daß auf Grund von Stichproben die hier verzeichneten Deutschen in den beiden zuerst besprochenen Werken fehlen, woraus man nicht etwa auf deren Lückenhaftigkeit sondern auf die Permissivität bzw. Geschäftstüchtigkeit des International Biographical Centre schließen kann. Besonders hervorgehoben werden in jeder Ausgabe 30 Personen, die auf zwei Seiten (davon eine Bildseite) vor den normalen Einträgen stehen. Diesen 30 "dedicated persons" sind die Werke sogar gewidmet. Alle Einträge werden in der Regel nur einmal veröffentlicht und nur wiederholt, wenn "wichtige" Änderungen zur Person zu verzeichnen sind. Worin diese Änderungen bestehen, ist nicht ersichtlich. Ebenso nicht, welche Aufnahmekriterien allgemein sowie speziell für die "honours list" angelegt werden, die im Dictionary of international biography (DIB) 43 Seiten bzw. in Men of achievement 50 Seiten umfaßt.

Seit der Ed. 1 (1963) wurden insgesamt 170.000 Personen vorgestellt. Die vorliegende Ausgabe enthält laut Vorwort 5.000 Einträge. Die Hochrechnung für die Buchstaben A (8,5 pro Seite) und Z (8,9 pro Seite) ergibt bei 800 Seiten aber eher eine Anzahl von ca. 6.500 Einträgen. Die Einträge werden von den Personen selbst erstellt und enthalten folgende Angaben: Name, Geburtsdatum, -ort, -land, Beruf, verheiratet mit wem und seit wann, Kinder, Ausbildung, berufliche Laufbahn, Veröffentlichungen, Mitgliedschaften, Auszeichnungen, Hobbies und Adresse. Falls die Personen auch in anderen biographischen Nachschlagewerken enthalten sind, wird verwiesen; dies ist jedoch nur sehr selten der Fall. Auffallend ist die Tatsache, daß es etliche Einträge für Personen gibt, die miteinander verwandt sind, meist Vater und Sohn bzw. Söhne. Die Untersuchung der Einträge im Hinblick auf die Herkunft ergibt gleichfalls kein repräsentatives Bild: denn daß die meisten immer in den USA wohnen, ist vielleicht noch nachvollziehbar, aber daß es so viele international "wichtige" Leute in Nigeria, Polen oder China gibt, läßt - verglichen mit den "normalen" Zahlen der anderen Länder - eher darauf schließen, daß dort recht agile Verlagsrepräsentanten arbeiten. Bei den untersuchten beiden Buchstaben A und Z stammten die Personen aus 55 Ländern, was bei der aktuellen Länderzahl von 192 eventuell auch ein Indiz dafür ist, daß der Verlag trotz des International in seinem Namen noch nicht in allen Ländern mit Repräsentanten vertreten ist. Stichproben mit den deutschen Parteivorsitzen ergaben, daß zwar Helmut Kohl enthalten ist, aber weder Rudolf Scharping, noch Klaus Kinkel, oder Theo Waigel.

Die Bewertung von Men of Achievement erfolgt anolog zum DIB und es werden nur die abweichenden Befunde aufgeführt. Seit der Ed. 1 (1974) wurden insgesamt 80.000 Personen vorgestellt und die vorliegende enthält laut Vorwort 5.000 Einträge. Die Hochrechnung für die Buchstaben A (7,3 pro Seite) und Z (7,2 pro Seite) ergibt bei 921 Seiten im Haupteil aber eher eine Anzahl von ca. 6.700 Einträgen. Hier ist nicht einmal Helmut Kohl enthalten.

Unter den 40 research associates des Verlags wird für Deutschland Frau Roswitha Sperber-Beck benannt, die in keinem nationalen biographischen Nachschlagewerk zu finden war. Bei den research fellows sind unter den 80 Personen drei aus Deutschland, von denen nur der Mediziner Professor Hermann Weichstaedt aus Berlin zu denen gehört, die selbst "verzeichnungswürdig" sind. Bei beiden Personengruppen stammen mehr als 50 Prozent aus den USA.

In Anbetracht der Inferiorität der beiden Titel des IBC wundert man sich über die relativ vielen Bestandsnachweise in der ZDB; vielleicht hat ja diese Rezension auch die Wirkung, daß die Bibliotheken prüfen, ob diese beiden Verzeichnisse wirklich ihr Geld wert sind, vor allem dann, wenn Bibliotheken die beiden zuerst aufgeführten Titel nicht besitzen.

Karl-Heinz Dietz


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