Datenbankbeschreibung. ECONIS (Economics Information System) ist mit 342 676 Titeln die größte der abgezogenen Datenbanken. Sie wird von der Bibliothek des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel erstellt und ist als Katalog der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften eine hervorragende Quelle für volkswirtschaftliche und länderbezogene Literatur. Das Sammelgebiet dieser Bibliothek umfaßt alle Bereiche der Volkswirtschaft aus allen Ländern der Welt, wobei nicht nur Monographien verzeichnet, sondern auch Zeitschriften und Sammelwerke ausgewertet werden. ECONIS enthält schwerpunktmäßig Nachweise deutschsprachiger Literatur, fremdsprachige ist in der Originalsprache bzw. in deutscher oder englischer Übersetzung nachgewiesen. Da in dieser Datenbank auch die Signaturen der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften enthalten sind, eignet sie sich auch als Nachweismittel für Fernleihbestellungen.
FONDS QUETELET (Ministre des Affaires Economiques, Bibliothque Centrale "Fonds Quetelet") ist eine Datenbank des Ministeriums für Handel und Industrie in Belgien mit 123 595 Literaturnachweisen. Das Sammelgebiet der zugehörigen Bibliothek ist auf den Schwerpunkt Europa ausgerichtet und umfaßt allgemeine Wirtschafts- und Finanzfragen, den Arbeitsmarkt, sowie betriebswirtschaftliche und statistische Veröffentlichungen. Für FONDS QUETELET werden sowohl Monographien als auch Zeitschriften ausgewertet, die überwiegend in englischer oder französischer Sprache verfaßt sind.
Die Datenbank NCOM (Nordic Documentation Center for Mass Communication Research) wird von dem Nordischen Dokumentationszentrum für die Erforschung der Massenkommunikation in Dänemark erstellt und weist in der letzten CD-ROM-Ausgabe 17 297 Monographien und Zeitschriftenartikel nach. Diese sind sowohl in dänischer, finnischer, norwegischer und schwedischer als auch in englischer Sprache verfaßt. Zusammen mit der Datenbank IMA, die von der Wirtschaftshochschule in Helsinki zusammengestellt wird, weist sie skandinavische und internationale Literatur zum Thema Kommunikation und Betriebswirtschaft nach. IMA enthält 4 712 Titel, die vorwiegend in englischer Sprache verfaßt sind und sowohl Monographien als auch Zeitschriften betreffen.
SCANP (Scandinavian Periodicals Index in Economics and Business) ist eine skandinavische Management- und Wirtschaftsbasis, die von führenden skandinavischen Wirtschaftshochschulen (Copenhagen School of Economics; Helsinki School of Economics; Norwegian School of Economics; Stockholm School of Economics; Arhus School of Business Administration, Economics and Modern Languages) erstellt wird. Sie weist 33 244 Monographien und Zeitschriftenaufsätze nach; die meisten Titel sind in dänischer, finnischer, norwegischer, schwedischer oder englischer Sprache geschrieben. SCANP bietet einen umfassenden Nachweis zu allen Bereichen der Volks- und Betriebswirtschaft.
Die letzte zu beschreibende Datenbank ist SCIMP (European Index of Management Periodicals), die Informationen zum westeuropäische Management in europäischen und nordamerikanischen Zeitschriftenartikeln enthält. Sie wird von der European Business Schools Librarians Group (EBSLG) erstellt und enthält 97 376 Nachweise zum Bereich Management, Personalfragen, Finanzierung, Industrie und Marketing. Ab der Version 9 (1994) von HELECON soll SCIMP mit IMA zu IMA/SCIMP zusammengelegt werden.
Datenbankzusammensetzung. Mit dem Abzug der aufgeführten Datenbanken wurde eine umfangreiche Quelle an wirtschaftswissenschaftlicher Literatur geschaffen, die sowohl für den Volks- als auch für den Betriebswirtschaftler eine Fülle an Informationen zu bieten hat. Fraglich jedoch ist, ob diese vom Nutzer einer solchen CD-ROM-Ausgabe sinnvoll und vollständig ausgeschöpft werden können. Da HELECON nicht nur Titel in deutscher, englischer und französischer Sprache enthält, sondern auch eine Vielzahl Titel in den Sprachen der skandinavischen Länder nachweist, sind nicht alle Datenbanken für den deutschsprachigen Benutzer von gleichem Interesse. Es kann davon ausgegangen werden, daß allein für Spezialisten mit entsprechenden Sprachkenntnissen auch die Nachweise an skandinavischer Literatur von besonderem Interesse sind. Da in den meisten Bibliotheken der "Durchschnittsbenutzer" jedoch schon deutlich weniger an französischer Literatur für seine Seminar- und Abschlußarbeit interessiert ist, wird ihm die Auflistung skandinavischer Titel zusätzliche Informationen bieten, die er nicht auswerten kann oder will. Es erscheint somit für den deutschen Markt fraglich, ob eine Zusammenstellung der bisherigen Datenbanken ein sinnvolles Angebot für den Benutzer darstellt. Natürlich ist die große und wirklich herrvorragende Datenmenge der Datenbank ECONIS für den deutschsprachigen Benutzer eine reiche Informationsquelle, jedoch bieten sich gerade hierbei mit der bisher (noch) kostenlosen Online-Nutzung dieser Datenbank Alternativen, die auf jeden Fall in Erwägung gezogen werden müssen.
Datenbankumfang. Bei der Angabe der Titelmenge von 618 900 Dokumenten auf der HELEKON muß in diesem Zusammenhang auch beachtet werden, daß die genannte Zahl nicht den tatsächlich nachweisbaren Suchergebnissen entspricht. Es kommt zu Titelüberschneidungen, die bei der Recherche die absolute Trefferzahl erhöhen, da beim Abzug der Datenbanken keine Filterung mehrfach vertretener Titel vorgenommen wird. So finden sich z.B. bei einer Freitextsuche zum Thema ECU Literaturzitate nicht nur in einer einzelnen, sondern häufig noch in weiteren Datenbanken, die jeweils unterschiedlich verschlagwortet sind.
Aktualität. Zu bemängeln ist weiterhin die mangelnde Aktualität der HELECON. Die neueste Ausgabe dieser CD-ROM weist lediglich 6 374 Titel für das Jahr 1993 nach, obwohl es sich bereits um die zweite Scheibe für das Jahr 1993 handelt. Vergleicht man diese Anzahl mit der Titelmenge der Vorjahre (1992: 45 747 Titel, 1991: 60 860 Titel, 1990: 70 501 Titel), so muß dies als völlig ungenügend beurteilt werden.
Erschließung. Als anwenderfreundlich und rechercheerleichternd ist zu bewerten, daß alle Datenbanken die jeweilige englischsprachige Verschlagwortung beinhalten. SCANP, SCIMP, IMA und NCOM sind sogar ausschließlich in englischer Sprache verschlagwortet; ECONIS beinhaltet sowohl deutsche als auch englische und FONDS QUETELET englische und französische Schlagwörter. Soweit Abstracts für eine Datenbank erstellt werden, sind diese vorwiegend in englischer Sprache verfaßt: ECONIS und SCANP enthalten keine, SCIMP nur wenige Abstracts, die in englischer Sprache geschrieben sind; IMA enthält englischsprachige, NCOM auch schwedische und FONDS QUETELET teilweise französische Abstracts. Die Verwendung englischsprachiger Schlagwörter in allen Datenbanken erleichtert dem Benutzer die Recherche, aber bei Suchen über den Basic-Index müssen die unterschiedlichen Sprachen der Abstracts berücksichtigt werden. Außerdem ist die Erschließungstiefe je nach Schwerpunkt und Zielsetzung der Datenbank sehr unterschiedlich und insgesamt sehr heterogen, was für den Benutzer schwer durchschaubar ist. Leider fehlen in den HELECON beiliegenden Informationen Hinweise darauf, ob und wo ein Thesaurus oder eine Schlagwortliste für die einzelnen Datenbanken zu beziehen ist.
Retrieval. Im weiteren soll auf die Software der HELECON eingegangen werden, die in der Maskenführung dem Standard von DATAWARE entspricht. Eine Mausversion, mit der die einzelnen Optionen direkt angesteuert werden könnten, wird nicht angeboten. Die Benutzeroberfläche ist in englischer, französicher und schwedischer Sprache einstellbar. Die Menüleiste am oberen Bildschirmrand bietet in der Suchmaske die standardmäßigen Programmoptionen HELP, BROWSE, DISPLAY, QUERY, OPTIONS and QUIT, die über Funktionstasten angesteuert werden. In der Suchmaske können bei der Recherche sowohl gezielt einzelne Felder (INDEX, AUTHOR, LANGUAGE, TITLE, YEAR, SOURCE, DOCUMENT TYPE, DATABASE) als auch das Feld FREE TEXT angesteuert werden. Bei der Freitextsuche können Autoren, Titelstichwörter, Schlagwörter, Wörter aus dem Abstract und aus der Quelle (z.B. Zeitschriftentitel und Erscheinungsjahr) eingegeben werden. Einschränkungen auf eine bestimmte Datenbank oder Sprache sind über dieses Feld nicht möglich, können jedoch mit den entsprechenden Feldern der Suchmaske verknüpt werden. Diese Suche über einen Basic-Index ist gerade für den ungeübten Benutzer sehr komfortabel und entspricht allgemeinen Erfahrungen aus Benutzerrecherchen, da sie vom Nutzer keine Zuordnung seiner Suchbegriffe in ein bestimmtes Feld mit der entsprechenden Verknüpfung erwartet. Die einzelnen Felder der Suchmaske sind durch eine voreingestellte UND-Verknüpfung miteinander verknüpft, die durch die Funktion QUERY geändert werden kann (dies ist z.B. notwendig, wenn das Titel- mit dem Index-Feld durch eine ODER-Verknüpfung erweitert werden soll). Wie von anderen DATAWARE-Anwendungen bereits bekannt, kann auch bei der HELECON über die Funktion BROWSE der Index des jeweiligen Feldes aufgerufen werden. Bei dem Autoren- und Schlagwortfeld ist eine Wahl zwischen WORDS (Wortindex) und ENTRIES (Feldindex) zusätzlich möglich. Der Feldindex unterscheidet sich vom Wortindex dadurch, daß ENTRIES auch zusammengesetzte Begriffe (z.B. Eurocurrency Markets bzw. Vor- und Nachname eines Verfassers) beinhalten, die beim Wortindex getrennt wurden.
Über die Funktion DISPLAY kann eine Kurztitelliste der gefundenen Dokumente angezeigt werden. Es erscheint am oberen Bildschirmrand eine weitere Menüleiste, die für die Auflistung, Speicherung und den Ausdruck der Dokumente die jeweiligen Funktionsmöglichkeiten (HELP, FULL, SEARCH, ACTIONS, LINKS, OPTIONS und QUIT) anbietet. Die Auswahl und Bearbeitung der gefundenen Suchergebniss kann in dieser Maske gezielt vom Benutzer angesteuert werden. Hierfür kann über die Funktion ACTIONS der Ausdruck, Datenausgabe auf die Festplatte oder auf Diskette mit den entsprechenden Format- und Bereichsangaben gestartet werden. Weiterhin bietet diese Funktion auch die Möglichkeit, gezielt einzelne Dokumente einer Liste aufzurufen, bestimmte Suchergebnisse zwischenzeitlich zu speichern oder diese nach weiteren Kriterien zu sortieren. Mit diesen flexiblen Optionen sind dem Benutzer vielfältige Alternativen zur Bearbeitung seiner Ergebnisdokumente gegeben, die auf den individuellen Bedarf zugeschnitten genutzt werden können.
Preispolitik. Ein letzter Kritikpunkt gilt der Preispolitik der HELECON. Wie bereits erwähnt, ist auf der neuesten Ausgabe dieser CD-ROM nicht mehr die französische Datenbank DELPHES MANAGEMENT enthalten, die mit einer Datenmenge von nunmehr fast 150 000 Titeln die zweitgrößte Datenbank auf diesem Speichermedium ausmachen würde. Leider hat diese gravierende Änderung im Datenbankangebot keine entsprechende Preiskorrektur nach sich gezogen. Obwohl jetzt insgesamt etwa 100 000 Titel weniger auf der CD-ROM nachgewiesen sind, ist der Preis mit 2 200 US $ unverändert geblieben. Damit hat sich für den Käufer dieses Mediums das Preis-/Leistungsverhältnis entscheidend verschlechtert.
Ein Leistungsvergleich mit den entsprechenden Konkurrenzprodukten sollte auf jeden Fall vorgenommen werden, bevor man sich festlegt. Für den deutschsprachigen Markt kommen hierbei die CD-ROM-Ausgaben WISO (Wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Literatur) und BETRIEBSWIRTSCHAFT in Frage.
WISO wird von der Gesellschaft für Betriebswirtschaftliche Information München (GBI) vertrieben und weist volkswirtschaftliche, betriebswirtschaftliche und sozialwissenschaftliche Literatur nach. Gegenüber der Besprechung in IFB 93-1/2-073 werden für das Jahr 1994 jetzt drei CD-ROMs angeboten:
WISO I enthält die Datenbanken BLISS (Betriebswirtschaftliches Literatursuchsystem) und FITT (Firmeninformationen Tagtäglich);
WISO II enthält ECONIS (Economics Information System), HWWA (Wirtschaftsdatenbank für Wissenschaft und Praxis) sowie IFO, die Datenbank des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München;
WISO III umfaßt die Datenbanken FORIS (Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften) und SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literatursuchsystem).
Ein letztes Mal wird 1994 daneben auch noch die alte Zusammenstellung der WISO auf einer einzigen CD-ROM mit den Datenbanken BLISS, HWWA und SOLIS angeboten. Ab 1995 sollen dann jedoch nur noch WISO I, II und III als Gesamtpaket oder einzeln verkauft werden. Für kleinere Bibliotheken bietet sich dadurch der Vorteil, daß sie gezielter fachliche Schwerpunkte setzen können. Leider sind jedoch die Preise für die einzelnen WISO-Ausgaben so hoch, daß sich viele Bibliotheken diese Anschaffung wohl kaum werden leisten können. So kostet WISO I DM 5000.00, WISO II DM 6000.00 und WISO III DM 4000.00 jeweils zzgl. 15% Mehrwertsteuer. Größere Bibliotheken mit einer sehr heterogenen Benutzerstruktur können dagegen schwer auf eine der CD-ROMs verzichten, ohne daß sich das Informationsangebot für den Benutzer entsprechend verschlechtert. Gerade in Zeiten, in denen öffentliche Gelder knapper fließen und Einsparungen auch den Erwerbungsetat empfindlich belasten, muß es umso kritischer bewertet werden, daß bei der Bestellung des Gesamtpaketes der WISO die Kosten erheblich steigen. Dieses Paket kostet dann DM 12000.00 zzgl. 15% Mehrwertsteuer; im Vergleich dazu kostete die alte Ausgabe der WISO nur DM 7500.00 zzgl. Mehrwertsteuer. Fraglich ist, ob das verbesserte Datenbankangebot die doch sehr beträchtliche Preissteigerung rechtfertigt; aus Sicht der Bibliotheken ist diese neue Vermarktungsstrategie durchaus problematisch.
Abschließend soll noch die CD-ROM BETRIEBSWIRTSCHAFT erwähnt werden, die vom FIZ Technik Frankfurt vertrieben wird. Sie enthält betriebswirtschaftliche Literaturnachweise aus den Datenbanken BLISS und BEFO (Betriebsführung und -organisation) und kostet DM 4000.00 zzgl. 15% Mehrwertsteuer pro Jahr. Diese Produkte stellen interessante Informationsquellen für den Benutzer dar, die je nach Zielgruppe und Schwerpunkt der jeweiligen Bibliothek ausgewählt werden sollten.
Christine Scholz