Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
[ Bestand in K10plus ]

Catalogue of printed music in the British Library to ...


94-1-088
Catalogue of printed music in the British Library to ... : CPM plus. - [CD-ROM-Ausg.], MS-DOS ed. - [London ; München u.a.] : Bowker-Saur. - ISSN 0966-8764
[1988]
1990 (1993). - 1 CD-ROM + User's guide. - ISBN 0-86291-771-9 (Bowker-Saur) - ISBN 0-598-40241-4 (Saur, München) : DM 12850.00

Die British Library (BL) besitzt eine der größten Sammlungen gedruckter Musikwerke. Es ist daher verdienstlich, diesen Katalog, nachdem er bereits mit Stand 1980 in gedruckter Form[1] vorgeglegt wurde, nunmehr auch auf CD-ROM[2] zu veröffentlichen. Die BL beauftragte mit der Datenbankveröffentlichung den Verlag Bowker-Saur (London), welcher wiederum zwei deutsche Firmen unter Vertrag nahm, nämlich das Software-Stammhaus des Saur-Verlags, das Satzrechenzentrum (SRZ) Berlin, mit der Datenaufbereitung (data preparation) und die MPW Lasec mit der Einbrindung der Retrievalsofrware (Optisearch Retrieval System). - Da dem Rezensenten Form und Qualität des elektronischen "Datenurschleims" der BL nicht bekannt sind, können Mängel des CD-ROM-Produkts nicht immer eindeutig auf einen der vier Verursacher (BL, Bowker-Saur, SRZ, Lasec) zurückgeführt werden. (Der Leser möge im Auge behalten, daß die digitale Elektronisierung von Datenbanken das sekundenschnelle, systematische Suchen von Formalfehlern gestattet - im Gegensatz zum Recherchieren in genauso fehlerreichen gedruckten Bibliographien, Katalogen etc.).

Die problemlose Installation der Retrieval-Software auf einem Laufwerk (z.B. c:) erfolgt vom CD-ROM-Laufwerk (z.B. e:) aus mit dem Befehl install e c. Dieser Befehl veranlaßt die Einrichtung eines Verzeichnisses CPM auf dem Laufwerk c:. Nach dem Aufruf mit cpm erscheint ein Logo, der nächste Bildschirm legt die Urheberrechtsverhältnisse dar: Copyright this database (c) 1993 Bowker-Saur Ltd. Copyright the data (c) 1993 The British Library.

Ein beliebiger nächster Tastendruck läßt den ersten Datenbankbild-schirm mit folgenden fünf Feldern aufscheinen (in runden Klammern die Ausdrücke des deutschsprachigen Bildschirms):

 
-  Zeile der Hauptfunktionen
   -  Search (Anfrage)
      -  Query by example
      -  Expert
   -  Browse (Listen, identisch mit den 'Suchbegriffen', s.u.)
   -  Format (Format)
      -  Card Format
      -  MARC Format
      -  Custom Format
      -  Define Custom Format [mit MARC-Datenfeldkodierung]
   -  Language (Sprache)
      -  German
      -  English
      -  French
      -  Italian
   -  Quit (Ende)
   -  Help (Hilfe)
      -  How to use
      -  Further Information
-  Search Terms (Suchbegriffe)
   -  na=Name (Name)
   -  ti=Title (Titel)
   -  se=Series (Serie)
   -  kw=Keyword (Schlagwort [sic!])
   -  pu=Publisher name (Verlag)
   -  no=Publisher number (Verlags-Nummer)
   -  pp=Publication place (Publikationsort)
   -  py=Publication year (Publikationsjahr)
   -  in=Instrument (Instrument)
   -  vo=Voice (Stimme)
   -  so=Source (Quelle)
-  Previous Queries (Bisherige Suchanfragen)
-  Current Search (Eingabe)
-  Zeile der Hauptkommandos
   -   F1 'Help'
   -   F3 'Clear Search'
   -   F4 'Save to File'
   -   F5 'Print'
-  -   F8 'Re-search'
   -  F10 'Brief Citation'
 
Wer die Oberfläche von anderen bibliographischen CD-ROM-Datenbanken des Verlages Bowker und seiner Software-Tochter Online Computer Systems (OCS) kennt, ist über die Ähnlichkeit der Oberflächentypologie verblüfft, die bis zur identischen Funktionstastenbelegung reicht. Das läßt einen Pflichtenhefteintrag von Bowker-Saur vermuten, etwa "... wenn schon deutsche Software-Firmen, dann aber möglichst imagenahe den anderen Bowker-CD-ROMs...".

Die Online-Hilfe-Taste F1 hilft ausschließlich beim Formulieren einer Suche, sagt jedoch nichts über die Listen, d.h. Indizes ausgewählter Datenfelder, oder über die Formate aus - vom Datenbankdesign ganz zu schweigen.

Die englischen Namen der Listen zeigen den ersten gravierenden Fehler, die keyword[/Stichwort]-Liste ist ins Deutsche mit Schlagwort-Liste übersetzt worden. Wer die den ersten und letzten Bildschirm einer jeden der 11 Listen prüft, wird schnell die drei Schritte des Indexgenerierungsprogramms durchschauen:

- Im zu indexierenden Datenfeld werden alle Satzzeichen wie Kommata, Strichpunkte, Bindestriche etc. eliminiert.

- Jede zwischen zwei Leerzeichen stehende Zeichenkette mit Anzahl der Zeichen größer 0 ergibt einen Indexeintrag.

- Eine stopword-Liste wird nicht angewendet.

Das Ergebnis besteht darin, daß unterschiedslos Hochkommata, Ziffern, Artikel wie a, Konjunktionen - allein im Verlagsnamenfeld 13.703 Vorkommen von and - Präpositionen, abgekürzte Vornamen, abgekürzte Verlagsorte etc. in den Indizes nach ASCII-Reihenfolge aufgeführt werden.

Dies wiederum bedeutet, daß beispielsweise die vermutete Gesamtzahl der Druckausgaben von Werken Johann Sebastian Bachs folgendermaßen zusammenzustellen ist:

 
 .1  na=b and na=j and na=s                      3
 .2  na=bach and na=j                           25
 .3  na=bach and na=s                           16
 .4  na=bach and na=j and na=s                   2
 .5  .2 or .3 or .4                                     39
 .6  na=bach and na=johann                   4.035
 .7  na=bach and na=sebastian                3.700
 .8  na=bach and na=johann and na=sebastian  3.680
 .9  .6 or .7 or .8                                   4.055
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Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
[ Bestand in K10plus ] .5 or .9 or .13 4.132
Aus der Differenz der Antworten läßt sich schließen, daß im CPM eine Namensuche mit ausgeschriebenen/trunkiertem Nachnamen und trunkierten Vornamen die formale Vollständigkeit erreichen läßt.

Ansonsten gilt, daß jedem search term eine Liste, d.h. ein Index entspricht. Dies ermöglicht zusammen mit den Booleschen größer- und kleiner-Operatoren die Herstellung von Datenbanktransparenz:

 
  ti=>=0     601.789
  kw=>=0     601.789
  so=>=a     601.781
  pp=>='     601.759
  la=>=a     601.658
  py=>=0     597.177
  na=>=a     594.670
  pu=>=a     441.033
  in=>=a     243.299
  vo=>=a     147.953
  se=>=0      85.805
  no=>=0      21.827
 
Es ist zu vermuten, daß ti, kw, so, pp und la Muß-Felder repräsentieren, die im Falle von so, pp und la nicht immer belegt wurden. Diese Transparenz herzustellen, ist sehr zeitaufwendig, da die CD-ROM von CPM die längsten Zugriffszeiten aller je vom Rezensenten getesteten bibliographischen CD-ROMs aufweist.

Drei Formate sind aufrufbar: Karteikartenformat, MARC-Format und vom Anwender definiertes Format. Positiv abweichend von den OCS-CD-ROMs des Bowker-Verlags, die dem Anwender das Definieren eines eigenen Formats nur während der Installationsroutine gestatten, erlaubt CPM während jeder Suchsitzung beliebige Neudefinitionen - allerdings nur mittels Rekurs auf (d.h. als Teilmengen) von Kodierungen des MARC-Formats.

Zuletzt der Preis. Schon 1991 sollte die die CD-ROM-Ausgabe des CPM auf den Markt kommen, im Februar 1993 war es dann soweit. Doch alle CDs dieser Ausgabe mußten von Bowker-Saur zurückgenommmen werden. Die funktionsfähige Neuausgabe wurde im Sommer 1993 laut Katalog des Saur-Verlags für DM 12850.00 angeboten. Im Herbst 1993 wurde der Preis (befristet bis zum 30.09.93) auf DM 9.800 reduziert, und zwar für Bezieher der gedruckten Ausgabe des CPM. Trotzdem erscheint auch dieser Preis sowohl in Bezug auf die unterdurchschnittlichen Datenbankfunktionen als auch im Vergleich mit anderen Musik-CD-ROMs stark überhöht.

Harald Millonig


[1]
The catalogue of printed music in the British Library to 1980 / [ed. by Laureen Baillie]. - London ; München [u.a.] : Saur, 1981 - 1987. - Vol. 1 - 62. - 31 cm. - ISBN 0-85157-900-0 - 3-598-31400-0 : DM 30265.00. - Vgl. die Rezension in ABUN in ZfBB 28 (1981),2, S. 138 - 140. (zurück)
[2]
Der Rezensent dankt Frau Dr. Gullath, Bayerische Staatsbibliothek, für die Bereitstellung der CD-ROM-Ausgabe des CPM. (zurück)

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