Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
[ Bestand in K10plus ]
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International guide of art experts, specialists and


94-1-076
International guide of art experts, specialists and catalogues raisonnés = Internationaler Führer der Kunstexperten, Spezialisten und Werksverzeichnisse = Guide international des experts, spécialistes et catalogues raisonnés / D. M. Klinger ; Antje Höttler. - Nürnberg : DMK. - 24 cm. - (DMK-Verlag, Hutergasse 4, 90403 Nürnberg)
[1883]
Ed. 1 (1993),1 - 2. - ISBN 3-923642-73-3 (Bd. 1) - 3-923642-76-8 (Bd. 2) : DM 460.00

Da aus Vorwort und Gebrauchsanleitung nur zu entnehmen ist, daß "in dem vorliegenden Werk ... versucht worden ist, sorgfältig die international wichtigsten Händler, Kunstexperten und Untersuchungslabors zusammenzutragen" (eine Gebrauchsanleitung wird trotz der Überschrift nicht gegeben), greift man zum Subskriptionsprospekt, aus dem man erfährt, daß "dieses einzigartige Nachschlagewerk ... die Anschriften von ca. 25.000 meist unveröffentlichten Adressen [sic], die bis zum heutigen Tage den sorgfältig gehüteten Schatz der professionellen Kunsthändler, Auktionatoren und Sammler darstellt". Prüfen wir also zunächst den Hauptteil, der ca. 500 Seiten einnimmt: Verzeichnet sind im Länderalphabet, innerhalb nach Kunstgattungen, ca. 22.500 Kunsthändler- und -galerien lediglich mit den ganz elementaren Adreßinformationen (Name, Anschrift, Telephon) und zwar im Alphabet der Namen, nicht etwa nach dem Ort. Unter Painting finden sich für Deutschland nicht weniger als ca. 2.250 Firmen. Von den 14 Münchener Adressen unter A finden sich 10 auch im International directory of art, hier sogar mit Angabe der gepflegten Spezialgebiete, so daß von "meist unveröffentlichten Adressen" keine Rede sein kann. Und wie sich ein bedauernswerter Kunstliebhaber auf der Suche nach einer Expertise in dieser unzweckmäßig organisierten Masse von Adressen orientieren soll, bleibt unerfindlich. Daß es umgekehrt in Deutschland für Military nur eine Adresse, für Glass ganze 12 und für Coins nur vier Adressen geben soll, ist gleichfalls ganz unwahrscheinlich.

Der zweite Teil verzeichnet ca. 870 Experten unter den Namen von ca. 640 Künstlern (ganz überwiegend seit dem 19. Jh.), darunter zahlreiche Nachfahren von ebendiesen Künstlern, die ja bekanntlich nicht immer die objektivsten Experten sind; dazu kommen kurze Listen von Experten für einzelne Gattungen und Schulen, sowie eine Seite mit Adressen von Untersuchungslabors. Der dritte, ebenso kurze Teil verzeichnet für knapp 1000 Künstler (gleichfalls ganz überwiegend seit dem 19. Jh.) ca. 1300 "Oeuvre-Kataloge", ein Begriff, den man hier nur dann durchgehen lassen kann, wenn man auch Künstlermonographien oder monographische Ausstellungskataloge in den Rang von Oeuvre-Katalogen erhebt. Als Hinweis zur Bewertung dieser beiden Teile mag dienen, daß z.B. weder der Spitzweg-Experte Wichmann noch dessen Oeuvre-Kataloge von Spitzwegs Werken (auch nicht das ältere Verzeichnis von Roennenfahrt) genannt sind. Daß Wichmann womöglich zu denen gehört, die in diesem Verzeichnis nicht genannt werden wollten, ist immerhin möglich, die Spitzweg-Verzeichnisse hätten freilich trotzdem genannt werden können.

Nicht unerwähnt sollen die Einleitungen zu den drei Teilen bleiben, die jeweils mit "Gedanken zur Rubrik ..." beginnen und Aussagen z.B. über "Die Hochform des Kunstverstandes"[1] oder "Den Experten als Mensch" enthalten und die in den beigegebenen englischen und französischen Übersetzungen nicht weniger komisch wirken.

Bibliotheken können völlig auf dieses Machwerk verzichten und die armen, ratsuchenden Kunstliebhaber, auf die dieses Werk vor allem zielt, werden hier in Anbetracht von Inhalt und Anlage von Teil 1 keine Hilfe finden; man könnte auch auf den Gedanken kommen, daß die Bearbeiter das in Kauf nehmen, da auf vielen Seiten eine gleichbleibende Anzeige eingerückt ist, die auf einen Expertenservice aufmerksam macht, der zwar seinen Namen nicht preisgibt, sondern an eine Adresse in Nürnberg verweist, die zufällig identisch mit der des DMK-Verlages ist. Man kann dem Kunstkäufer nur empfehlen, das Geld für dieses fast nutzlose Adreßbuch zu sparen und sein Anliegen bei einem Museum vorzutragen, das entweder spontan Antwort geben wird oder zumindest weitervermitteln kann.

sh


[1]
"Die Hochform, ganz allgemein gesprochen, ist die Verbindung des Gefühls mit dem Verstand, wobei die Blindheit und der Scharfsinn in der Aufrichtigkeit der Herzenskräfte vereint werden. Dieses Gleichgewicht herzustellen, muß das Ziel sein. Es ist die Folge von Einsicht und überwindet eiskalte, irrende und rationale Spekulation wie auch blinde Leidenschaft" (Bd. 1, S. 14). (zurück)

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