Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
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Berlin - Brandenburg


94-1-070
Berlin - Brandenburg / ausgewählt und erl. von Joachim Fait und Reinhardt Hootz. Aufnahmen von Klaus G. und Constantin Beyer. - 4., überarb. Aufl. - Leipzig : Edition Leipzig, 1992. - 475 S. : zahlr. Ill. ; 20 cm. - (Deutsche Kunstdenkmäler, ein Bildhandbuch). - ISBN 3-361-00376-8 : DM 48.00
[1745]
94-1-071
Sachsen / ausgewählt und erl. von Albrecht Dohmann. - 3., überarb. Aufl. - Leipzig : Edition Leipzig, 1993. - 468 S. : zahlr. Ill. ; 20 cm. - (Deutsche Kunstdenkmäler, ein Bildhandbuch). - ISBN 3-361-00391-1 : DM 48.00
[1746]
94-1-072
Sachsen-Anhalt / ausgewählt und erl. von Hans-Joachim Krause. - 2., überarb. Aufl. - Leipzig : Edition Leipzig, 1993. - 510 S. : zahlr. Ill. ; 20 cm. - (Deutsche Kunstdenkmäler, ein Bildhandbuch). - ISBN 3-361-00374-1 : DM 48.00
[1747]
94-1-073
Mecklenburg-Vorpommern / ausgewählt und erl. von Gerd Baier. Aufnahmen von Klaus G. Beyer. - 2., verb. Aufl. - Leipzig : Edition Leipzig, 1992. - 477 S. : zahlr. Ill. ; 20 cm. - (Deutsche Kunstdenkmäler, ein Bildhandbuch). - ISBN 3-361-00352-0 : DM 48.00
[1748]

Nach dem eindrücklichen Bericht darüber, was die Bildarchive auf Mikrofiche leisten, fragt man sich angesichts der 1958 von Reinhardt Hootz mit einem Band über den Niederrhein begründeten ungezählten mehrbändigen Werk Deutsche Kunstdenkmäler : ein Bildhandbuch nach der Existenzberechtigung solcher stark auswählender Bildhandbücher, eine mehr rhetorische Frage, denn daß diese offensichtlich eine Existenzberechtigung haben, kann man nicht nur an wiederholten, meist nicht tiefgreifend veränderten Neuauflagen ablesen, sondern auch daran, daß das Prinzip, nach dem die Bildhandbücher konzipiert sind, sich offensichtlich so bewährt hat, daß nach und nach auch Bände in identischer Aufmachung für die Kunstdenkmäler anderer Länder erschienen sind (Byzanz/Konstantinopel/Istanbul, Frankreich, Griechenland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz, Sowjetunion und Tschechoslowakei), die z.T. ihre Entstehung der Kooperation mit Verlagen in diesen Ländern verdanken. Dies traf auch auf die teilweise unter dem Titel Kunstdenkmäler der DDR erschienenen Bände zu, die bei Edition Leipzig verlegt wurden und die vor der Wiedervereinigung über den Deutschen Kunstverlag in München und - wie alle übrigen Bände auch - als Lizenzausgaben über die Wissenschaftliche Buchgesellschaft in Darmstadt erhältlich waren.

Die Ziele der Reihe und die Bearbeitungsprinzipien haben sich seit Beginn nicht geändert und finden sich fast wortwörtlich auch im Vorwort zu einem der neuesten Bände wieder: "Mit der Reihe ... wird ein Korpus der wichtigsten Kunstdenkmäler im Bild geschaffen, das Fachmann und Kunstfreund einen Eindruck von den Werken der Kunst in den einzelnen deutschen Gebieten vermitteln soll. Das Handbuch will freilich keine Kunstgeschichte der Landschaft bringen, sondern vielmehr ein unter wissenschaftlichen und fotografisch-künstlerischen Gesichtspunkten ausgewähltes Bildmaterial [früher noch: der prägnantesten Denkmäler der Kunst] zu einem handlichen Nachschlagewerk zusammenfügen." Erst in neueren Bänden heißt es dann weiter: "(Das Handbuch) bietet zugleich das reichste Anschauungsmaterial, das heute greifbar und doch praktikabel ist."[1] Was den angeblich unübertroffenen Reichtum des Anschauungsmaterials angeht, so trifft das spätestens seit dem Vorliegen des Marburger Index natürlich nicht mehr zu,[2] weshalb man annehmen kann, daß der Hinweis auf die Praktikabilität der Bildhandbücher auf deren Vorzüge gegenüber den Mikrofiche-Archiven anspielt, die zwar gleichfalls praktikabel sind, die allerdings eines Lesegerätes zur Benutzung bedürfen und darüber hinaus sowohl das Budget als auch die Bedürfnisse zumindest des "Kunstfreundes" übersteigen.

Ein wesentlicher Unterschied zu den Bildarchiven auf Mikrofiche besteht auch darin, daß das Bildhandbuch "die in Museen gelangten Kunstwerke" in aller Regel nicht berücksichtigt. Was die Abgrenzung zu den "Kunstgeschichten der einzelnen Landschaften" betrifft (soweit solche überhaupt existieren), so können die den Bänden vorangestellten knappen Einleitungen mit einem Abriß der Territorialgeschichte, gefolgt von kurzen Übersichten über die kunstgeschichtlichen Epochen solche nicht ersetzen. Den Hauptteil bilden jeweils ca. 350 ganzseitige Schwarzweißphotos (lediglich die zuletzt erschienenen Bände für Italien enthalten vornweg eine kleine Zahl von Farbphotos). Die Anordnung folgt i.a. dem Ortsalphabet; Ausnahmen sind in Sonderfällen möglich, so etwa im ersten der oben aufgeführten Bände, in dem die in etwa chronologisch geordneten Abbildungen zu Berlin denen der Orte Brandenburgs vorangehen. Auf den Bildteil folgt in derselben ortsalphabetischen Anordnung eine knappe, auf Faktisches beschränkte Beschreibung der Denkmäler als Ensemble, häufig von einem Grundriß begleitet und unter Markierung der Details, für die der Bildteil ein Photo bereithält. Ein Hinweis am Schluß dieser Artikel nennt die Koordinaten, in denen der Ort auf der jedem Band beigegebenen Kartenskizze zu finden ist. Der Informationsgehalt dieser Karten ist leider sehr unterschiedlich und für eine sichere Orientierung nicht immer zureichend. So handelt es sich bei der Kartenskizze im Band Mecklenburg-Vorpommern um eine reine Umrißzeichnung mit den Außengrenzen und dem Ostseestrand (was man wissen muß, da eine Beschriftung fehlt), den Umrissen der Seen (gleichfalls ohne Bezeichnung) und schließlich den Orten mit Signaturen in drei unterschiedlichen Größen (die nicht erklärt werden) mit der Namensbeischrift; Flüsse und vor allem Fernstraßen, die zur Orientierung wichtig sind, fehlen ebenso wie ein Vergleichsmaßstab; letztere drei sind bei den übrigen Bänden vorhanden; für Berlin gibt es zusätzlich einen Stadtplan, in dem die Hauptstraßen (allerdings ohne Beschriftung) und die Objekte mit ihren laufenden Nummern eingetragen sind; beschriftet sind lediglich die Stadtteile, ohne daß ihre Begrenzung eingezeichnet wäre. Jeder Band enthält ferner ein Register der abgebildeten Objekte nach kunsthistorischen Epochen sowie ein Register der erwähnten Künstler.

Bleibt zu prüfen, wie sich die neuen Ausgaben von ihren Vorgängern unterscheiden. Während die Verlagswerbung durchweg "völlig neu bearbeitete Auflagen" ankündigt, bezeichnen sich die Bände selbst nur als "überarbeitet", was die Sache eher trifft, und einmal sogar nur als "verbessert". Änderungen waren zum einen wegen der neuen Ziehung der Ländergrenzen nach der Wiedervereinigung nötig, da sich die früheren Auflagen natürlich an den damaligen Bezirksgrenzen orientierten. So beginnt die 3. Aufl. des Bandes Sachsen jetzt mit Annaberg-Buchholz, während in der 1. Aufl. Altenburg am Anfang stand, das man künftig in in der 4. Auflage des Bandes Thüringen[3] suchen muß. Stichproben ergaben, daß, "bestimmt von dem Bemühen, die Kunstwerke in ihrem derzeitigen Zustand darzustellen"[4], relativ wenige Photos unverändert beibehalten wurden, wohl u.a. auch dann, wenn große Restaurierungsmaßnahmen noch nicht abgeschlossen sind oder noch bevorstehen. Andere Photos zeigen bereits den Zustand nach Restaurierungen, wieder andere sind, ohne daß am Objekt Veränderungen sichtbar sind, neu aufgenommen worden, was man manchmal nur an einem leicht verschobenen Blickpunkt oder einem etwas veränderten Ausschnitt feststellen kann. Auch Denkmäler des 19. und 20. Jahrhunderts finden in den neuen Bänden Berücksichtigung, allerdings in geringer Zahl und entsprechend strikter Auswahl, die durch den relativ einheitlichen Umfang der Bände diktiert ist, der eine Vermehrung der Abbildungen für diese Objekte nur auf Kosten der unverzichtbaren Bauten früherer Jahrhunderte ermöglichen würde.

Um zu der eingangs eher rhetorisch gestellten Frage zurückzukommen: natürlich haben die Mikrofiche-Archive und diese Bildhandbücher nebeneinander ihren Platz, haben sie doch beide unterschiedliche Funktionen: Letztere vor allem als Illustration zum nicht illustrierten Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler und zu den inadäquat illustrierten Bänden von Reclams Kunstführer. Deutschland, der übrigens keine Bände für die neuen Bundesländer hat und auch, so wie die Dinge stehen, nie haben wird. Nicht zuletzt dienen die Bildhandbücher dazu, beim reisenden Kunstfreund Appetit zu wecken, den er dann vor Ort mit Dehios oder Reclams Rat stillen kann.

sh


[1]
Berlin-Brandenburg, S. 7. (zurück)
[2]
Sehr reiches Bildmaterial enthalten natürlich auch die Bände der inzwischen nicht mehr fortgeführten ungezählten Reihe Deutsche Lande, deutsche Kunst aus dem Deutschen Kunstverlag und ebenso die Bände aus dessen gleichfalls ungezählter Reihe DKV-Bildhandbücher; beiden gereicht freilich zum Nachteil, daß sie nie "flächendeckend" alle deutschen Kunstlandschaften behandelten, auch wenn jetzt dergleichen anscheinend innerhalb der zweiten Reihe mit einer Unterreihe Franken versucht wird, von der bisher Bände für die Regionen 4, 5 und 7 vorliegen. (zurück)
[3]
Der 1990 als erster nach der Wiedervereinigung erschienene Band Thüringen folgt nämlich noch der alten Einteilung: Thüringen / Erläuterungen und Bildauswahl von Helga Möbius. Aufnahmen von Klaus G. Beyer. - 3., verb. Aufl. - Leipzig : Edition Leipzig, 1990. - 471 S. ; 20 cm. - (Deutsche Kunstdenkmäler, ein Bildhandbuch). - ISBN 3-361-00072-6. - Im neuesten Verlagsprospekt fehlt diese Auflage, so daß man annehmen kann, daß die 4. Aufl. nicht lange auf sich wird warten lassen. (zurück)
[4]
Sachsen, S. 7 (zurück)

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