Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
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Internationale Zeitungsbestände in deutschen Bibliotheken


94-1-026
Internationale Zeitungsbestände in deutschen Bibliotheken : ein Verzeichnis von ... Zeitungen, Amtsblättern und zeitungsähnlichen Periodika mit Besitznachweisen und geographischem Register = International newspaper holdings in German libraries / Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz. Hrsg. von Hartmut Walravens. - München [u.a.] : Saur. - 30 cm. - Ausg. [1]. 1973 (1975) u.d.T.: Standortverzeichnis ausländischer Zeitungen und Illustrierten in Bibliotheken und Institutionen der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West)
[1781]
Ausg. 2 (1993). - XXI, 801 S. - ISBN 3-598-11154-1 : DM 498.00

Die Zählung dieses neuen Gesamtkatalogs von Zeitungsbeständen in deutschen Bibliotheken als Ausg. 2 (1993) läßt sich nur als Beispiel exzessiver Traditionspflege bezeichnen, stammt doch das demnach nachträglich als Ausg. [1]. 1973 (1975) zu zählende Standortverzeichnis ausländischer Zeitungen und Illustrierten in Bibliotheken und Institutionen der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West) (SAZI)[1] sozusagen aus einer anderen Welt, in der es noch keine ZDB gab, die Organisationsstrukturen folglich ganz andere waren und das SAZI seine Entstehung zuvörderst dem persönlichen Einsatz von Martin Winckler verdankte. Auch das Verzeichnis Deutsche Zeitungsbestände in Bibliotheken und Archiven, das ein Verlagsprospekt gleichfalls als Vorläufer vereinnahmt, entsprang der Initiative und Leistung eines Einzelnen, nämlich Gert Hagelweides.[2] Das neue Verzeichnis verdankt, was den alphabetischen Hauptteil betrifft, seine Entstehung allein der kooperativen Leistung der an der ZDB mitarbeitenden Bibliotheken einerseits und der die Arbeit am alten SAZI weiterführenden besonderen Arbeitsstelle innerhalb der Abteilung Überregionale Bibliographische Dienste der Staatsbibliothek zu Berlin andererseits, stellt es doch einen Auszug der etwa 17.250[3] Zeitungen und zeitungsähnlichen Titel aus der ZDB dar und enthält somit ein Vielfaches der 2.680 Titel des SAZI und der 4412 des Hagelweide. Ersteres hat jetzt endlich ausgedient, letzteres ist weiterhin ergänzend heranzuziehen. Die hohe Zahl erklärt sich einerseits aus der ständig ansteigenden Zahl der Teilnehmer an der ZDB, die allerdings nicht alle auch ihre Zeitungen einbringen, und selbst die, die es tun, konnten es in Anbetracht des bei der Katalogisierung dieser Schriftengattung besonders hohen Arbeitsaufwandes früher nicht immer in endgültiger Form. Andererseits wurde das Auswahlkriterium sehr weit gewählt, schlagen doch bei den zeitungsänlichen Titeln vor allem die Mitteilungsblätter der politischen und der kirchlichen Gemeinden stark zu Buche; ferner sind die in den letzten Jahren besonders stark angestiegene Zahl der Stadt(teil)zeitungen und Annoncenblätter zu bedenken aber auch viele Fachzeitungen, die vermutlich allein auf Grund des Begriffes Zeitung im Titel (Typ: Antiquitätenzeitung) berücksichtigt wurden. Auch das Vorwort gibt an einer Stelle zu bedenken, ob man nicht für spätere Ausgaben evtl. die Auswahlkriterien neu (und wohl enger) definieren müsse.

Wie bei allen Teilausgaben aus großen Datenbanken ist nach dem Nutzen solcher separaten Verzeichnisse zu fragen. Im Gegensatz zu dem auf dieselbe Weise entstandenen Verzeichnis rechtswissenschaftlicher Zeitschriften und Serien ...[4], das vor allem für Fachbibliotheken von Interesse ist und zudem überaus teuer zu stehen kommt, ist der vorliegende Zeitungskatalog eher preiswürdig und hat seinen Platz auch in allen großen Bibliotheken, die Zugriff auf die Mikrofiche-, Online- und demnächst CD-ROM-Ausgabe der ZDB haben, von Spezialbibliotheken der Publizistik ganz zu schweigen. Grund dafür ist vor allem, daß nur hier bequem - da in aufbereiteter und übersichtlicher Form - über ein eigenes Register nach Erscheinungs- und Verbreitungsorten recherchiert werden kann, ein für einen Zeitungskatalog unentbehrlicher Service, werden doch Zeitungen in Unkenntnis des oder der genauen Titel sehr häufig unter dem Ort gesucht. Zwar sind die Erscheinungs- und Verbreitungsorte (Bsp.: Felsberger Nachrichten : Gesunger Nachrichten und Nachrichten für die Gemeinde Brunslar ; Wochenzeitung für Altenbrunslar, Altenburg, Beuern ...) in entsprechenden Kategorien des für die ZDB geltenden Datenformats ZETA abgelegt, doch ist es bisher nicht gelungen, diese geordnet nach geographischen / administrativen Einheiten auszugeben. Dieses mußte für das vorliegende Verzeichnis unter großem und Achtung gebietendem Aufwand für die Nachbearbeitung von Hand geleistet werden. Das Register besteht aus einem Alphabet der Ländernamen, innerhalb aus einem Alphabet der Orte in RAK-Ansetzung in der heute gültigen Form mit Verweisungen von früheren Namen (so insbesondere von ehemals selbständigen Ortsteilen[5]) und in seltenen Fällen auch von abweichenden Namen - Titel ohne Ort stehen voran - und weiter aus dem Alphabet der Kurztitel der Zeitungen. Daß das zu gelegentlichen Fehlern führt,[6] mindert den prinzipiellen Wert dieses Registers in keiner Weise und es wäre sogar zu überlegen, ob man in Anbetracht des bei weitem größten Länderteils für Deutschland (89 von insgesamt 127 Seiten) diesen nicht nach Bundesländern untergliedern sollte. Die in den letzten Jahren in Osteuropa eingetretenen Veränderungen der politischen Landkarte konnten sogar z.T. (für die Sowjetunion) bereits berücksichtigt werden.

Daß man bei allen Fernleihbestellungen trotzdem zusätzlich auf die Gesamt-ZDB rekurrieren muß, ergibt sich schon aus der Tatsache, daß nur diese den aktuellen Bestand spiegelt und glücklicherweise manche Bibliotheken neue Titel einbringen oder bisher unzureichend katalogisierte nachträglich mit dem bekannten Aufwand nachbessern. Zu ersteren gehört die östliche Hälfte der Staatsbibliothek zu Berlin, deren "etwa 5000 Signaturen (und) 100.000 Bände" umfassenden Bestände gerade in die ZDB eingebracht werden;[7] auch die Bestände des Instituts für Zeitungsforschung in Dortmund harren noch zum ganz überwiegenden Teil der Aufnahme in die ZDB.

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[1]
Standortverzeichnis ausländischer Zeitungen und Illustrierten in Bibliotheken und Institutionen der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West) : SAZI = Catalogue of foreign newspapers and illustrated papers in German libraries / hrsg. von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Bearb.: Martin Winckler. - Stand: 1. August 1973. - Pullach bei München : Verlag Dokumentation, 1975. - 334 S. - Vgl. die Rezension in ABUN in ZfBB 22 (1975),3, S. 234 - 235. (zurück)
[2]
Deutsche Zeitungsbestände in Bibliotheken und Archiven = German newspapers in libraries and archives / Gert Hagelweide. Hrsg. von der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der Politischen Parteien und dem Verein Deutscher Bibliothekare. - Düsseldorf : Droste, 1974. - 372 S. - (Bibliographien zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien ; 6). - Vgl. die Rezension in ABUN in ZfBB 22 (1975),2, S. 169 - 170. (zurück)
[3]
Auf dem Titelblatt wird diese Zahl gleich auf 18.000 aufgerundet. (zurück)
[4]
Verzeichnis rechtswissenschaftlicher Zeitschriften und Serien in ausgewählten Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West) = Union list of legal serials in selected libraries of the Federal Republic of Germany including Berlin (West) / hrsg.von der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin. Bearb. im Fachreferat Rechtswissenschaft. - München [u.a.] : Saur. - 30 cm. - Vgl. zuletzt die Rezension von Ausg. 3 (1990) in ABUN in ZfBB 37 (1990),5, S. 448 - 451. (zurück)
[5]
Eine generelle Ausnahme bildet Berlin, worunter alle Titel zusammengefaßt sind, auch die in früher selbständigen Ortsteilen erschienenen, mit Verweisungen von den Ortsteilen: Berlin-Charlottenburg s. Berlin. (zurück)
[6]
Nur zwei Zufallsfunde: Felsberg <Fritzlar>: Felsberger Nachrichten steht zum einen richtig unter Felsberg, dann aber auch noch einmal falsch unter dem weit von Fritzlar entfernten Beuern <Gießen>, wofür allerdings die Bearbeiter des Registers nichts können, da die katalogisierende Bibliothek das falsche Beuern aus der GKD herausgesucht hat.
Auf das Konto der Bearbeiter geht allderings, was in Anbetracht der Kompliziertheit des Falles leicht zu entschuldigen ist, daß Leinfelden-Echterdingen fälschlich als Teilort von Leinfelden behandelt wird. Leinfelden-Echterdingen entstand im Zuge der Gemeindereform aus den früher selbständigen Gemeinden Leinfelden, Echterdingen (beide international bekannt durch das Spielkartenmuseum einerseits und den gefährlichen Flughafen andererseits), Stetten (überregional bekannt durch das Filder-Spitzkraut) und Musberg (regional bekannt durch den Piz Mus); folglich müßten alle die Gesamtgemeinde betreffenden Titel unter Leinfelden-Echterdingen subsumiert werden; die Titel dagegen, die die früher selbständigen Orte und heutigen Teilorte Leinfelden und Echterdingen betreffen, müßten unter Leinfelden-Echterdingen-Leinfelden bzw. unter Leinfelden-Echterdingen-Echterdingen verzeichnet sein, so wie es jetzt bereits Eintragungen unter Leinfelden-Echterdingen-Musberg gibt. (zurück)
[7]
Die Rezension in ZfBB (ABUN) 41 (1994),1, S. 80 - 81 weist darauf hin, daß "in der Sigelliste ... zwar einige wissenschaftliche Bibliotheken aus den neuen Bundesländern aufgeführt (sind), aber es konnten ... keine nachgewiesenen Bestände ausfindig gemacht werden" (S. 81, Anm. 12). Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn diejenigen Bibliotheken der neuen Bundesländer, die mit viel Energie ihre Zeitschriften in die ZDB einbringen, fangen verständlicherweise nicht mit dem schwierigen - da meist auch konventionell nur unzureichend katalogisierten - Zeitungsbestand an. (zurück)

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