Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 1
[ Bestand in K10plus ]

Ulrich's plus


94-1-021
Ulrich's plus : the complete international serials database on compact laser disc. - [New Providence, NJ] : Bowker Electronic Publishing. - (Auslfg. über K. G. Saur, München)
[1975]
1993,fall. - ISBN 0-8352-2335-3 (Bowker; Package mit User's guide) - ISBN 3-598-40222-8 (Saur) : DM 1175.00 (für 4 Ausg.)
94-1-022
Ulrich's plus : the complete international serials database on compact laser disc. User's guide. - MS-DOS Ed. - [New Providence, NJ] : Bowker Electronic Publishing. - Losebl.-Ausg. ; 22 cm. - (Auslfg. über K. G. Saur, München)
[1976]
Ed. 4 (1993). - Getr. Zählung. - ISBN 0-8352-2335-3 (Bowker; Package mit CD-ROM) - ISBN 3-598-40222-8 (Saur) : DM 1175.00 (1993, für 4 Ausg.)
94-1-023
The serials directory : EBSCO CD-ROM ; the serials directory database / comp. by EBSCO Publishing. - Birmingham, Ala. : EBSCO Publishing. - (EBSCO Subscription Services, Klenzestr. 55, 80649 München)
[1744]
1993,winter. - 1 CD-ROM + User guide. - $ 575.00 (Abonnement 1993, 4 Ausg., außerhalb Nordamerikas, Luftpost)

Verzeichnisse lieferbarer Zeitschriften dienen den Bibliotheken in erster Linie für die gezielte Suche nach Titeln, Lieferanten, Preisen, Erscheinungshäufigkeit etc., wofür die vorstehend besprochenen konventionellen Ausgaben in den meisten Fällen nicht nur ausreichen, sondern auch schneller und wirtschaftlicher zum gewünschten Ergebnis führen als andere Angebotsformen. Wenn also diese Verzeichnisse den Bibliotheken parallel auch in elektronischer Form angeboten werden, ist zu prüfen, womit die ggf. höheren Ausgaben zu rechtfertigen sind.

Als Online-Datenbank liegt Ulrich's IPD darüber hinaus bei DIALOG (file 480) auf; hier berechnet der Host $ 1.00 pro Minute und $ 0.25 pro Anzeige oder Druck eines vollständigen Datensatzes; bei Abruf großer (!) Datenmengen schlagen außerdem nicht unerhebliche DATEX-P-Auslandsgebühren zu Buche. Diese Angebotsform, die nicht nur den vollen Informationsgehalt von Ulrich's IPD hat, sondern auch alle Vorteile der Online-Recherche (die hier nicht im einzelnen angeführt werden müssen) bietet, ist zweifellos nicht nur komfortabel, sondern auch dann die wirtschaftlichste Version, wenn auf Ulrich's IPD nur gelegentlich zurückgegriffen werden muß oder wenn es sich um fehlerhafte oder unvollständige bibliographische Daten handelt, die mit den Einstiegsmöglichkeiten der Printversion nicht oder nur mühsam ergänzt oder korrigiert werden können. Da die meisten Universitäts- und z.T. auch die Landesbibliotheken ohnehin einen Vertrag mit DIALOG haben, also damit i.d.R. auch auf alle dort aufliegenden Datenbanken Zugriff haben, sollten sie "Problemfälle" schnell und wirtschaftlich online lösen; gleiches gilt übrigens im Bereich der Monographien auch für die Datenbanken LC MARC-Books, Books in print und British books in print, die man gemeinsam im Cluster BOOKS recherchieren kann (OneSearch).

Höhere Ausgaben für CD-ROM-Editionen von Zeitschriftenverzeichnissen wie Ulrich's plus oder EBSCO CD-ROM sind dann gerechtfertigt, wenn die CD-ROM-Datenbank

- Problemfälle aufgrund der vielfältigen Zugriffs- und Verknüpfungsmöglichkeiten leichter lösen hilft (s.o.) und solche Fälle in der Bibliothek häufig anfallen oder

- regelmäßig für die Ausgabe (Druck oder Downloading) großer Datenmengen genutzt wird (z.B. Zeitschriften eines Spezialgebietes, die sowohl bei Ulrich's plus als auch bei EBSCO CD-ROM z.B. über Schlagwörter oder die Notationen von LCC und DDC selektiert werden können) oder

- regelmäßig für Bestellzwecke (Ausdruck konventioneller Bestellungen oder Electronic ordering) bzw. für die Zeitschriftenverwaltung herangezogen wird oder

- ins Netz eingebunden ist und regelmäßig von mehreren Arbeitsplätzen aus (Erwerbung, Katalogisierung, Auskunft, Benutzer-PC in oder außerhalb der Bibliothek) abgefragt wird oder

- die Software den automatischen Abgleich mit dem eigenen Zeitschriftenbestand der Bibliothek erlaubt (wie dies übrigens einzelne deutsche Bibliotheken bereits mit der Online-Version der Zeitschriftendatenbank praktizieren).

Der Inhalt der viermal jährlich erscheinenden CD-ROM-Ausgabe Ulrich's plus[1] entspricht mit über 135.000 Einträgen, darunter ca. 35.000 unregelmäßig erscheinende Titel, dem der anderen Angebotsformen; bei über 49.000 Titeln wurden erstmals kurze Annotationen hinzugefügt. Gegenüber der Printversion, die den Einstieg über Schlagwörter, Titel und ISSN zuläßt, gibt es bei Ulrich's plus insgesamt 23 mögliche Suchkriterien, darunter: Namen von Herausgebern und Verlegern, Herkunftsländer, CODEN, Notationen der LC-Klassifikation und der Dewey Decimal Classification, Stichwörter aus den Annotationen sowie die Auflagenhöhe (sinnvoll anzuwenden mit den Vergleichsoperatoren > und < ); auch für die Suche nach Online- und CD-ROM-Versionen von Zeitschriften und Serien gibt es ein eigenes Suchfeld. Bei der Suche können Verweisungen und Nebeneinträge ausgeschlossen werden. Für den in vielen Fällen sinnvollen und notwendigen Listeneinstieg werden 15 Register angeboten, darunter ein KWIC-Index für die Titel sowie Indizes für CODEN, ISSN, LCC, Schlagwörter, Namen von Herausgebern und Verlegern.

Für die Bewertung von CD-ROM-Produkten sind die Ausgabeformate von besonderem Interesse: Ulrich's plus bietet ein Standardformat an, das weitgehend dem der Printausgabe entspricht; daneben gibt es ein ausführlicheres und übersichtlicheres Vollformat mit vorangestellten Feldbezeichnungen, ein MARC-Ausgabeformat sowie ein formularartiges Bestellformat. Für ein individuelles Anwenderformat kann der Nutzer bei der Installation aus insgesamt 41 (!) Anzeigefeldern auswählen. Bibliotheken, die die Datenbank für die elektronische Bestellung verwenden, können spezifische Firmenformate anlegen.

Die insgesamt als komfortabel zu bewertende Benutzeroberfläche, die für alle Menüpunkte und feldbezogen präzise Hilfefunktionen einschließt, stammt von Online Computer Systems Inc. und entspricht in ihrem Konzept der für die bekannten CD-ROM-Datenbanken VLB-Aktuell, Books in print plus, LISA plus u.a. Datenbanken, die deshalb auch über das Menü von Ulrich's plus direkt angesprochen werden können. Das Benutzerhandbuch ist sehr ausführlich, gut strukturiert und verständlich, doch wäre für den eiligen Nutzer ein Faltblatt mit Erläuterung der Grundfunktionen hilfreich; die verkleinerten Bildschirmabdrucke sind allerdings nicht immer gut lesbar. Seit Herbst 1993 verzichtet der Verlag übrigens erfreulicherweise so lange auf die Rücksendung der durch Neuausgaben überholten CD-ROMs, bis das Abonnement gekündigt wird.

Im Eröffnungsbildschirm der EBSCO CD-ROM werden als Inhalt dieser Zeitschriftendatenbank über 168.000 Titel (darunter über 8.000 Zeitungstitel) mit jeweils bis zu 51 Feldern bzw. Feldinhalten genannt.[2] Bei der überwiegenden Anzahl der Titel sind allerdings nur durchschnittlich 20 Felder gefüllt; selten gibt es mehr als 30 Feldinhalte. Zusätzlich zu den Angaben in Ulrich's plus werden dem Nutzer häufig u.a. folgende Informationen gegeben: Kurztitel oder Abkürzungsform, (neben DDC) die Notationen der UDC und der Klassifikation der National Library of Medicine, die CONSER-Nummer, das Vorhandensein eines (ggf. kumulierenden) Registers oder Inhaltsverzeichnisses, das Vorhandensein von Rezensionen (ggf. auch die Anzahl pro Jahr) sowie der ISI Impact Factor.[3] Der relativ gute bibliographische Standard erklärt sich offensichtlich mit der Übernahme von Fremddaten aus den o.a. Datenbanken der Library of Congress und der ISSN-Datenbank.[4]

Für die Suche kann der Nutzer zwischen zwei Suchmodi wählen: im einfachen aber sehr langsamen Basismodus kann entweder in einem Generalindex mit bis zu drei miteinander verknüpften Suchbegriffen oder über Listen für Schlagwörter, Titelanfänge oder Verlagsnamen recherchiert werden. Im Expertenmodus gibt es neben der Suche über die o.a. Listen und den Basic index direkte Einstiegsmöglichkeiten über Titelstichwörter, Schlagwörter, Herkunftsland, ISSN, Verlagsnamen, Erscheinungshäufigkeit und Sprache; außerdem können bei diesem Modus vorhergehende Suchanfragen wieder aufgegriffen und mit der aktuellen Suche verknüpft werden. Eine Einschränkung der Suche (Limiters = Sekundärsuche) kann durch Einblendung weiterer 18 Suchfelder erfolgen.

Für die Ausgabe (Download, Druck oder Bildschirm) stehen ein Kurzformat und zwei Vollformate zur Verfügung; MARC-Format und individuelles Format (z.B. Bestellformate) müssen über den Eingangsbildschirm eingestellt werden. Für den Ausdruck einer Bibliographie oder Zeitschriftenliste kann über das Menü ein Titelblatt angefordert werden. Suchanfragen können abgespeichert und z.B. für SDI-Läufe wieder aktiviert werden. Interessant ist die Möglichkeit, ein Suchresultat am (vorher gespeicherten) eigenen Zeitschriftenbestand abzugleichen; dies kann wiederum über den Eingangsbildschirm ebenso als Default voreingestellt werden wie verschiedene statistische Erhebungen bei der Nutzung der CD-ROM-Datenbank. Zu diesen "maßgeschneiderten Anpassungen" (tailoring features) zählt u.a. auch die Möglichkeit, Dateien für eigene Lieferanten und kooperierende Bibliotheken anzulegen.

Gegenüber der Software von Ulrich's plus ist die für die EBSCO CD-ROM entwickelte Benutzeroberfläche (Maskenstrukturen und Funktionstastenbelegungen) zunächst gewöhnungsbedürftig; unterstützt wird die Handhabung aber durch ein auf der CD-ROM befindliches Tutorial, das die systematische Einarbeitung ebenso erleichtert wie das mitgelieferte Benutzerhandbuch und die bei jedem Menüpunkt anzusprechenden verständlichen Hilfstexte.

Ulrich's plus und EBSCO CD-ROM sind zwei für wissenschaftliche und große öffentliche Bibliotheken unter den o.a. Voraussetzungen durchaus interessante und wirtschaftlich einzusetzende Produkte, wobei die EBSCO-CD-ROM durch die kontinuierliche Verbesserung und Erweiterung ihres Datenpools mit dem anerkannt soliden Informationsmittel von Bowker mittlerweile durchaus konkurrieren kann. Im Hinblick auf die Herkunft der nachgewiesenem Titel dürfte Ulrich's plus mit seinem wesentlich höhreren Anteil an Titeln aus nicht anglo-amerikanischen Ländern den Anforderungen deutscher Bibliotheken dagegen vermutlich eher Rechnung tragen.[5]

Bernward Hoffmann


[1]
Eine detaillierte Beschreibung von Ulrich's plus im Vergleich mit anderen Zeitschriftenverzeichnissen unterschiedlichen Typs enthält der folgende Beitrag: Zeitschriftennachweise auf CD-ROM / Harald Millonig. // In: ABI-Technik. - 13 (1993),2, S. 107 - 119. (zurück)
[2]
Abweichend hiervon nennt das auf der CD-ROM befindliche Tutorial "over 147.000 titles" und führt insgesamt nur 34 Feldinhalte auf. Der User guide beschreibt im Anhang 44 Felder. (zurück)
[3]
Das Institute of Scientific Information in Philadelphia erhebt regelmäßig die durchschnittliche Zitierhäufigkeit der Aufsätze von bestimmten Zeitschriften. (zurück)
[4]
Daß diese Aufnahmen andererseits eine Informationsfülle enthalten, die für die primären Zwecke eines Verzeichnisses lieferbarer Zeitschriften ganz unnötig ist, wurde bereits in der vorstehenden Rezension der gedruckten Ausgabe von EBSCO gesagt; und wenn man die Titelaufnahmen für die Deutsche Nationalbibliographie und ihrer Vorgänger einmal genauer anschaut, findet man so viele Fehler und Uneinheitlichkeiten, daß man dem Urheber dieser Aufnahmen, ob er in Washington, Paris oder bei EBSCO sitzt, kein gutes Zeugnis ausstellen kann. [sh] (zurück)
[5]
Bei der Suche über den Ländercode kommt man für die EBSCO CD-ROM 1993,winter (erste Zahl) und für Ulrich's plus (zweite Zahl) zu folgendem Ergebnis: Deutschland 7827 : 10802; Österreich 896 : 1614; Schweiz 1925 : 2449; Frankreich 6674 : 7675; Großbritannien 13126 : 16760; Niederlande 3284 : 4160; Dänemark 853 : 2596; Norwegen 469 : 780; Schweden 925 : 1695; Finnland 643 : 776; Polen 1275 : 1834; Ungarn 658 : 704. - Eine Liste, die EBSCO zur Verfügung stellte, deren Zahlen jedoch auf der Ausg. 1993,summer beruht, belegt das erdrückende Übergewicht der Zeitschriften aus Nordamerika: USA 80.429 und Kanada 17.144; es folgt Großbritannien mit 12.516. (zurück)

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