Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
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Katalog der Thomas-Mann-Sammlung


94-3/4-452
Katalog der Thomas-Mann-Sammlung / Universitätsbibliothek Düsseldorf. Hrsg. von Günter Gattermann in Zusammenarb. mit Elisabeth Niggemann. - Bern : Francke, 1991. - 1 - 9. - 31 cm. - (Schriften der Universitätsbibliothek Düsseldorf ; 10). - ISBN 3-317-01770-8 (Francke) - ISBN 3-598-22270-X (Saur) : DM 1800.00. - (K. G. Saur, München)
[2153]
1 - 6. Alphabetischer Katalog. - 2650 S.
7 - 8. Sachkatalog nach Themen. - 851 S.
9. Sachkatalog nach Werken. - 476 S.

Die Ausgangslage ist eigentlich ganz einfach zu beschreiben: Zu dem weit verzweigten Oeuvre Thomas Manns und der umfangreichen Sekundärliteratur in Kritik und Forschung gibt es seit langem vorzügliche Personalbibliographien subjektiver und objektiver Art.[1] 1969 übereignete Hans-Otto Mayer seine höchst beachtliche Thomas-Mann-Sammlung der Universität Düsseldorf.

Was nun? Die Sammlung sollte erschlossen werden. Das Ergebnis liegt nun - gut zwanzig Jahre nach dem Erwerb, gut 10 Jahre nach dem Beginn der Neukatalogisierung - vor: neun monströse Bände, sechs davon alphabetischer Verfasser- und Titelkatalog mit ca. 26.000 Eintragungen, 2 Bände Schlagwortkatalog nach Themen, einer nach Werken; dazu Titel, die nicht der Sammlung, sondern dem allgemeinen Bestand der UB Düsseldorf zugehören. Redaktionsschluß: Januar 1990. Alles in Gestalt der Reproduktion von Titelkarten - immer 10 auf der Seite; schlecht zu lesen, wo das Farbband versagte, mit Textverlust, wo in die Lochung geschrieben wurde.

Was hätte nähergelegen, als zunächst einmal für alle am Gegenstand Interessierten (und wer mit Bürgin und Jonas nicht ständig umgeht, gehört ohnehin nicht dazu) ein Fundament zu legen in Gestalt einfacher und knapper Konkordanzlisten: Bürgin-Nr., Jonas-Nr. und Düsseldorfer Signatur. Damit wäre das unhantierbare Monstrum schon einmal kräftig auf ein vernünftiges Maß reduziert worden, da die Überschneidung erheblich ist. Überschießendes hätte dann in einem zweiten Teil eine sinnvolle Ergänzung zu den Standardbibliographien abgeben können.

Stattdessen plagt man den an Thomas Mann interessierten Benutzer mit all dem Ballast, der sich - Folge der mechanistischen Anwendung von Katalogisierungsregeln - aus Nebeneintragungen unter Serien-, Zeitschriftentiteln usw. ergibt. (Durch solche, für einen allgemeinen Alphabetischen Katalog tauglichen, jedoch für einen Spezialkatalog, der gerade soviel wert ist, wie er einer Fachbibliographie mit Standortnachweis entspricht, absurden Ballast werden die rund 13.000 nachgewiesenen bibliographischen Einheiten zu ca. 26.000 Eintragungen aufgeschwemmt.) Schließlich, um wieviel schneller hätte sich das ganze Unternehmen fertigstellen lassen und wieviel Geld hätte man sparen können. (Von Oktober 1981 bis März 1984 hat die DFG die Katalogisierung gefördert; exakt informiert das Vorwort über das Teilergebnis, daß nach 2 1/2 Jahren 7.259 bibliographische Einheiten durch 10.996 Titelaufnahmen erschlossen waren.)

Was den besonderen Rang der Sammlung Mayer ausmacht, ihr z. B. auch neben dem Thomas-Mann-Archiv an der ETH in Zürich für die Forschung Bedeutung verleiht, ist ein zughöriges Ausschnittarchiv mit ca. 20.000 Dokumenten (Zeitungsartikel, Rezensionen, Prospekte usw.). Daß man nicht die geringsten Bemühungen unternommen hat, sie zu erschließen, muß die Thomas-Mann-Forschung als das eigentliche Skandalon dieser Publikation empfinden. Mit der nichtssagenden Bemerkung, der noch vom Sammler selbst begonnene Standortkatalog zu diesen Dokumenten eigne sich nicht zum Abdruck, wird der Interessent abgespeist, als hätte er nicht gerade auf eine Inhaltserschließung dieser Quellenmaterialien Anspruch und als gäbe es keine Muster für eine solche Arbeit, die sich freilich nicht mechanisch auf RAK oder DIN stützen kann. So bleibt dieser lohnendste Teil des ganzen Erschließungsunternehmens noch zu leisten; man darf hoffen, daß sich sachkundige und mit methodischer Phantasie ausgestattete tüchtige Bibliographen - wie wir in G. Potempa für Thomas Mann einen haben - an diese Aufgabe machen werden.

Schließlich bleibt zu fragen: Mußte das alles im Jahre 1991 noch in die gewählte unhandliche Form gebracht werden? Wenn man schon wider alle Vernunft auf einen Gesamtkatalog der Sammlung in Form der Titelkartendrucke hinauswollte, warum - um alles - dann nicht wenigstens in der Form der Mikrofiche-Ausgabe oder der CD-ROM?

Für den Spezialkatalog gilt wie für die Bibliographie: "Auch entsteht manchmal der Eindruck, daß sich Bibliograph und/oder Verleger beim Herstellen von Bibliographien relativ wenig Gedanken darüber machen, für welchen Adressatenkreis, welche Zielgruppe sie arbeiten, an welchen bibliographischen Interessen oder Suchkategorien sie Anlage und Ordnung ihres Werkes orientieren, welchem Bedarf sie entsprechen wollen."[2] Dem ist nichts hinzuzufügen.

Hans-Albrecht Koch


[1]
Als subjektive Personalbibliographie: Das Werk Thomas Manns / Hans Bürgin. - Frankfurt am Main : Fischer, 1959. - Neudr. - Morsum, Sylt : Cicero-Presse, 1984. - Als objektive Personalbibliographien: Die Thomas-Mann-Literatur / Klaus W. Jonas. - Berlin : E. Schmidt, 1972 - 1979. - Bd. 1 - 2 und Die Literatur über Thomas Mann / Harry Matter. - Berlin [u.a.] : Aufbau-Verlag, 1972. - Bd. 1 - 2. (zurück)
[2]
Bibliographien, Referatenorgane, Datenbanken / von Günter Gattermann. // In: Beiträge zur bibliographischen Lage in der germanistischen Literaturwissenschaft : Referate eines Kolloquiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft / ... hrsg. von Hans-Henrik Krummacher. - Boppard : Boldt, 1981, S. 16. (zurück)

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