Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 2(1994) 3/4
[ Bestand in K10plus ]

Die Autographensammlung des Stuttgarter


94-3/4-405
Die Autographensammlung des Stuttgarter Konsistorialdirektors Friedrich Wilhelm Frommann (1707 - 1787) / beschrieben von Ingeborg Krekler. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1992. - LXIX, 873 S. ; 30 cm. - (Die Handschriften der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart : Sonderreihe ; 2). - ISBN 3-447-03185-9 : DM 198.00
[1900]

Mit der vorliegenden Rezension über eine Autographensammlung ist zunächst eine bemerkenswerte Leistung zu würdigen: Ingeborg Krekler, Mitarbeiterin in der Handschriftenabteilung der Württembergischen Landesbibliothek, legt innerhalb kurzer Zeit einen zweiten gewichtigen Sonderkatalog vor, der wiederum durch exaktes bibliographisches Recherchieren, Lesbarkeit und Genauigkeit überzeugt. Dies ist eine akribisch sorgfältige Arbeit en d‚tail, wie sie eigentlich nur noch die 'gute alte Schule' zu lehren verstand.

Friedrich Wilhelm Frommann (1707 - 1787), Direktor des herzoglichen Konsistoriums, veräußerte 1785, kurz vor seinem Tod, seine über 25.000 Bände umfassende Bibliothek an Herzog Karl Eugen.[1] Die Frommann'sche Sammlung umfaßte etwa 300 Inkunabeln und einige Handschriften,[2] vor allem aber Literatur zur württembergischen Geschichte. Dieser nahezu vollständig erhaltene Nachlaß bildet heute einen wichtigen Grundstock der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart.

Ingeborg Krekler unterrichtet über Leben und Werk Frommanns, wobei sie in großem Umfang bisher unveröffentlichte Archivalien, Briefe und Stammbucheinträge auswertet. Sie beschreibt ausführlich die von Frommann selbst angelegten Kataloge sowie, im Überblick, dessen Handschriften (mit Angabe der Signaturen). Anschließend widmet sie sich Frommanns Autographenkollektion, die ursprünglich 109 Klebebände umfaßte; drei Bände davon zählen heute als Kriegsverlust. Diese Autographensammlung hat Ingeborg Krekler in vorbildlicher Weise erschlossen. In den Katalog der Sammlung nimmt sie Briefe, Stammbucheinträge und -wappen, Dedikationen und Briefe, Schenkungsvermerke und Besitzeinträge auf - also nahezu jeden schriftlich fixierten (Para-)Text. Das Verzeichnis der Autographen enthält alle relevanten Namen (Briefschreiber, Adressat, Stammbuchbesitzer etc.), denen wichtige biographische Daten beigegeben werden; sorgfältig ermittelte Literaturangaben ergänzen den jeweiligen Registereintrag. Die Fülle des Materials ist immens: auf immerhin 634 Seiten (bei ca. 25 Namenseinträgen pro Seite) ordnet und deskribiert Frau Krekler Frommanns Autographensammlung und rekonstruiert in einem ergänzenden Katalogteil die teilweise von Frommann in Einzelblätter zerlegten Stammbücher, um sie nach Möglichkeit in ihren jeweiligen ursprünglichen Kontext zu bringen. Es folgt ein dezidiertes Ortsregister zu diesen wieder hergestellten Stammbüchern.

Ohne Zweifel hat Ingeborg Krekler einen Katalog erstellt, der für Regionalhistoriker, besonders aber für Wissenschaftler, unentbehrlich sein wird, die eine umfassende Untersuchung zu Privat- und Gelehrtenbibliotheken aus dem Zeitalter der Aufklärung vorzulegen beabsichtigen. Dieser Sonderkatalog leistet dazu die entscheidende Vorarbeit.

Reinhard Tenberg


[1]
Es handelte sich dabei um die "größte württembergische Privatbibliothek" jener Zeit; vgl. Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Bd. 8 (1994), S. 283. (zurück)
[2]
Auch einige spätmittelalterliche Kodizes befanden sich im Besitz Frommanns, so z. B.: L. Junius Moderatus Columella: De re rustica (dt., 1491), die erste deutsche Columella-Übersetzung (aus der Bibliothek des Grafen Eberhard im Bart). (zurück)

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