Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4

Informationsmittel auf CD-ROM über Musikliteratur, Noten


93-3/4-206
Informationsmittel auf CD-ROM über Musikliteratur, Noten und Musiktonträger unter dem Aspekt der unterschiedlichen Aufzeichnungs- und Archivierungsformen für Sprache und Musik

Musik und Sprache sind zwei verschiedene Dimensionen der Information. Um die Probleme des am Medium Buch ausgebildeten Bibliothekars mit der Musik zu verdeutlichen, seien vorweg einige Gemeinsamkeiten und Gegensätze der Verwaltung von Sprache und Musik angeführt.

Sprache und Musik, Sprechen und Singen werden über das Gehör wahrgenommen und haben entsprechende Pendants: der Monolog entspricht dem Sologesang, der Dialog dem Responsorialgesang und die Diskussion dem Konzert. Ihre Kodierung erfolgt über Schriftsysteme. Während jedoch Lesen und Schreiben schon über hundert Jahre hinweg weltweit verbindlich gelehrt werden, bleiben Notenlesen und -schreiben interessierten Minderheiten überlassen. Sprache und Musik bilden identische Archivierungsformen aus, nämlich die Druckerzeugnisse Buch und Partitur.

Gänzlich anders ist die nicht-schriftliche Fixierung von Sprache und Musik. Zum Zwecke der möglichst getreuen Aufzeichnung, Verbreitung und Archivierung von Musik entstand aus technischen Experimenten heraus die Musikindustrie. Die immer schneller werdende technische Entwicklung brachte immer wieder neue Archivierungsformen hervor. In nur sechs Jahren von 1984 - 1989 z.B. stellte die Musikindustrie global auf digitale Datenträger (CDs) um. Eine vergleichbare Umstellung der Textverleger auf elektronisches Publizieren hingegen wird Jahrzehnte dauern.

Musikmedien stellen an den Medienverwalter weitergehende Anforderungen als an den Buchverwalter. Die idealtypische Form des textgebundenen Mediums ist die Einverfasserschrift. Musikinteressenten - wie auch Filminteressenten - fragen typischerweise nach Kombinationen, etwa dem Musiker X, der mit dem Gastmusiker Y unter dem Dirigenten Z das Stück A in der Form B oder C in der Konzerthalle D aufführte, indem sie die Instrumente U, V und W benutzten. Die bibliothekarische Erschließungstiefe wird derlei Nachfragen kaum je gerecht.

Informationsmittel zum Thema Musik müssen sich also daran messen lassen, inwieweit sie diesen Anforderungen gerecht werden. Die im folgenden besprochenen CD-ROMs belegen jedoch, daß dem nicht so ist. Vielmehr weisen sie durchgängig zwei Symptome auf: sie enthalten nicht mehr Informationen als ökonomisch notwendig und als Maßstab der Medienverwaltung gilt immer noch das Buch.

Während im ersten Teil dieser Übersicht über Informationsmittel für Musikliteratur, Noten und Musiktonträger auf CD-ROM drei deutsche Handelsverzeichnisse für Tonträger vergleichend besprochen werden, sollen in einem zweiten Teil, der für die nächste Ausgabe von IFB vorgesehen ist, ausländische Verzeichnisse behandelt werden, voraussichtlich Music Library OCLC, Catalogue of Printed Music und Music Index.

Harald Millonig Verzeichnisse lieferbarer Tonträger

Die CD-ROM-Ausgaben der Handelsverzeichnisse von Tonträgern entspringen der Produktdiversifikation: Der schon seit Jahren existierenden Druckmedienversion wird, zunächst testweise, eine nahezu inhalts- und erschließungsidentische CD-ROM-Version nachgeschoben. Im folgenden sind die Angaben zur Druckmedienversion den mediographischen Angaben zur jeweiligen CD-ROM gegenübergestellt.

Alle drei im folgenden besprochenen CD-ROMs wurden von der Farma Dataware Technologies, München unter Verwendung des CD-ROM-Retrieval-Softwarepaketes CD Answer entwickelt und hergestellt. Sie sind somit in ihrer Ausstattung und Benutzeroberfläche ähnlich ausgelegt und die Grundfunktionen der Software sind nahezu identisch. Auf Besonderheiten der Software-Funktionalität wurde daher zunächst nur bei der Besprechung der ersten CD-ROM näher eingegangen; bei den beiden anderen wurden sie entweder weggelassen oder aber auf das zur ersten Gesagte verwiesen.


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