Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4
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Pons-Bildwörterbuch


93-3/4-137
Pons-Bildwörterbuch : deutsch - englisch - französisch - spanisch / von Jean-Claude Corbeil ; Ariane Archambault. - 1. Aufl. - Stuttgart [u.a.] : Ernst-Klett-Verlag für Wissen und Bildung, 1992. - XXX, 959 S. ; 28 cm. - ISBN 3-12-517830-4 : DM 128.00 (Sonderpreis bis 31.12.1992)
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93-3/4-138
Duden-Bildwörterbuch der deutschen Sprache / bearb. von Meyers Lexikonredaktion in Zusammenarbeit mit der Dudenredaktion. - 4., neu bearb. und aktualisierte Aufl. / [Red. Bearb.: Joachim Weiß]. - Mannheim [u.a.] : Dudenverlag, 1992. - 672, 111 S. ; 20 cm. - (Der Duden ; 3). - ISBN 3-411-04034-3 : DM 34.00
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Als Grundidee des Bildwörterbuchs gilt die "Vermittlung der angemessenen sprachlichen Zuordnung von Bezeichnetem und Bezeichnung durch die Zuordnung von Abbildung und gedrucktem Wort."[1] Zwei Wege führen den Informationssuchenden zur Konsultation eines Bildwörterbuchs: Er geht von einem Wort aus und möchte wissen, wie die durch dieses Wort bezeichnete Sache aussieht, oder er trifft auf eine Sache und möchte wissen, mit welchem Wort sie bezeichnet wird.

Die beiden vorliegenden Bildwörterbücher laden zu einem direkten Vergleich ein. Das Duden-Bildwörterbuch, dem Typus des einsprachigen, allgemeinsprachlichen Bildwörterbuch zugehörig, erklärt auf 384 Schautafeln 27.500 Begriffe, während der Pons, zur Gruppe der mehrsprachigen und allgemeinsprachlichen Bildwörterbücher zählend, auf 776 Bildseiten etwa 20.000 Bezeichnungen enthält. Dieser rein rechnerisch vielleicht erstaunliche Befund erklärt sich durch die weit größere Fläche, die im Pons von den Abbildungen eingenommen wird.

Die Ordnung erfolgt in beiden Wörterbüchern nach übergeordneten Sachgebieten bzw. Themenbereichen (Duden-Beispiel: Natur als Umwelt, Land- und Forstwirtschaft, Pons-Beispiel: Geographie), die einschließlich der ihnen zugeordneten Themen (Duden: Futterpflanzen, Pons: Niederschläge) in einem Inhaltsverzeichnis aufgeführt werden. Im Pons wird jedem Themenbereich überdies eine Farbe zugeordnet: Als farbige Markierung am Seitenrand ist sie einer raschen Orientierung im Buch behilflich.

Ein Vergleich der behandelten Themen läßt deutliche Unterschiede erkennen. Im Duden werden die Themen traditioneller bürgerlicher Bildung stärker berücksichtigt. Völkerkunde (im Duden drei Tafeln) und Institutionen (im Duden u.a. Schule, Universität, Streitkräfte) fehlen im Pons, ebenso wie einige abstraktere, konzeptionell anspruchsvollere und weniger anschauliche Themen (im Duden: Atom, Kristalle/Kristallkunde). Der Mathematik sind im Duden fünf Tafeln gewidmet, im Pons werden nur die mathematischen Symbole aufgeführt. Im Duden wird die Vielfalt von Flora und Fauna weit großzügiger abgebildet als im Pons, hingegen findet die Anatomie der Tiere im Pons stärkere Berücksichtigung. Der Pons legt eindeutig den Schwerpunkt auf die Gegenstände der Alltags- und der Warenwelt, ebenso auf die Themenbereiche Kommunikation, Fortbewegung, Kreative Freizeitaktivitäten und Sportarten.

Im Duden werden Bildtafeln und Wortlisten jeweils seitenweise einander gegenübergestellt, im Pons finden sich Abbildungen und Bezeichnungen jeweils auf der gleichen Seite. In den Schautafeln neigt der Pons (mit Ausnahmen, z.B. Geographie) zur Reihung von Gegenständen, während der Duden sie öfter in einen größeren funktionalen Zusammenhang stellt und damit die für viele Bildwörterbücher charakteristischen Szenarios erzeugt, etwa bei der visuellen Vermittlung von Berufen, die im übrigen im Pons fehlen.

Der Duden vermittelt die Gegenstände - mit Ausnahme weniger Farbtafeln (z.B. Tiefseefauna) - durch einfache Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die sich durch visuelle Prägnanz und einen hohen Typisierungsgrad empfehlen; häufig haben sie einen größeren bilddidaktischen Wert als die computergenerierten bunten Illustrationen des Pons, die eher realistisch und fast photographisch wirken und gelegentlich an einen Versandhauskatalog erinnern.

Sowohl der Duden als auch der Pons enthalten alphabetische Stichwortregister, die den Weg vom Wort zum Bild weisen: der Pons weist deren vier auf (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch), der Duden naturgemäß nur eines, das im Gegensatz zum Pons Homonyme durch kursiv gesetzte Bereichsangaben oder Bedeutungshinweise unterscheidet (z.B. Löwe: Astr., Zool.).

Aufgrund seines kanonischen Status ("Duden") und seiner Einbindung in eine dreizehnbändige Duden-Reihe, die man, wenn irgend möglich, in Gänze erwerben sollte, ist das Duden-Bildwörterbuch unverzichtbar für alle Bibliotheken. Wo dieser durch den Standardisierungsanspruch erworbene Status fehlt - wie im Fall des Pons - wird schnell auf ernüchternde Weise deutlich, daß der vielbeschworenen Macht des Bildes zum Trotz Bildwörterbücher als Informationsmittel nur komplementäre Funktionen einnehmen können. Der sprachdidaktische, d.h. vor allem mnemotechnische Wert des Pons, das Vergnügen, das sich auch beim Browsing einstellt, sollen nicht geschmälert werden, doch muß eine Kaufentscheidung, die sich an dessen Funktion als Nachschlagewerk orientiert, insbesondere in Zeiten knapper Etats wohlbedacht werden und sich am Erwerbungsprofil der jeweiligen Bibliothek ausrichten.

Werner Bies


[1]
Das Bildwörterbuch / Werner Scholze-Stubenrecht. // In: Wörterbücher: ein internationales Handbuch zur Lexikographie. - Berlin [u.a.] : de Gruyter. - (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft ; 5). - Tl.bd. 2 (1990), S. 1103 - 1112; Zitat S. 1103. (zurück)

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