Eine Auszählung der ersten 100 Titel (Sachgruppen 1, 2 und 6) ergab
folgende Zahlen: 1. selbständige Bibliographien a) abgeschlossene 28,
b) fortlaufende 25; 2. versteckte Bibliographien a) in Monographien
24, b) in fortlaufenden Sammelwerken 21. Wenn man bedenkt, daß
Bibliographien der Fallgruppe 1 sämtlich in den genannten Reihen der
DNB in weitgehend identischer Form angezeigt werden und daß das
überwiegend auch auf die Fallgruppe 2a zutrifft, bei deren Titeln der
Hinweis auf eine enthaltene Bibliographie zumindest durch eine
entsprechende pauschale Fußnote in den genannten Reihen der DNB
erfolgt, bleibt als echter Zugewinn gegenüber der DNB nur die
Fallgruppe 2b, was ganzen 21% entspricht. Eine Gegenprobe nur im
Hinblick auf die Fallgruppe 2b bei den 82 Titeln der Sachgruppen 55
und 56 ergab 12 und somit sogar nur einen Anteil von knapp 15%. Prüft
man diese 12 Titel genauer, so entfallen allein 4 auf die
Bibliographischen Kalenderblätter der Berliner Stadtbibliothek, der
Rest auf Zeitschriften, deren Auswahl eher willkürlich erscheint. Für
Sachgruppe 56, Klassische Sprach- und Literaturwissenschaft sind
überhaupt keine Titel aus der Fallgruppe 2b nachgewiesen. Dafür
werden, allerdings in der Sachgruppe 63, vier Bibliographien
verzeichnet, die in den Bänden von Aufstieg und Niedergang der
römischen Welt erscheinen. Hier scheint dem Rezensenten allerdings die
(in den Hinweisen nicht behandelte) Definition, was eine Bibliographie
sei und was nicht, unnötig eng zu sein, erlaubt sie doch anscheinend
nicht die Berücksichtigung von titelreichen Literaturberichten, die
sich von den Bibliographien im engen Sinne eigentlich nur durch die
Aufführung der Titel im Kontext unterscheiden. Hätte man diese Art von
Verzeichnis nicht ausgeschlossen, könnte sich der Benutzer über den
Nachweis einer weiteren "Bibliographie" zu Tacitus[3] freuen, und wenn
man darüber hinaus noch die in demselben Band enthaltenen kürzeren,
wenngleich gewichtigen Literaturzusammenstellungen zu Einzelfragen von
Tacitus' Werk verzeichnet hätte, von anderen Beiträgen dieses Bandes,
bei denen es sich gleichfalls um titelreiche Literaturberichte
handelt, ganz zu schweigen, wäre dem Benutzer mehr gedient, als mit
den schmächtigen Literaturzusammenstellungen etwa in Rowohlts
Monographien (Nr. 3584 und 3585) oder in den Goldmann-Klassikern mit
Erläuterungen (Nr. 3588).
Daß sich natürlich auch in der Reihe BB hunderte von
IRB-Literaturauslesen breitmachen, ist nicht zu ändern und man hat
sich ja auch bereits durch den wöchentlichen Umgang mit den Reihen A
und N an deren Masse gewöhnt, die alle anderen Titel unter sich
begräbt, so vor allem in der Sachgruppe 3, die, soweit es sich um
Fachbibliographien handelt, bekanntlich zu einem erheblichen Teil aus
Verweisungen auf andere Fachgruppen besteht.
Die in den Hinweisen explizit ausgeschlossenen Publikationsformen
finden sich dann z.T. doch[4] oder ihr Ausschluß ist nicht einzusehen.[5]
Auf Grund dieser Beobachtungen mißtrauisch geworden, hat der Rezensent
eine Stichprobe mit 22 monographischen Bibliographien aus der
Berichtszeit vorgenommen, die er in ABUN in ZfBB bzw. in IFB
besprochen hat: von diesen fehlten nicht weniger als 17 und da er
dieses Ergebnis nicht für möglich hielt, hat er in Leipzig angerufen
und dabei folgendes erfahren: obwohl diese Titel alle in den Reihen A
und B angezeigt waren, bedeutet das nicht, daß sie automatisch in die
BB gelangen, da der Geschäftsgang für diese Sonderbibliographie völlig
getrennt und dazu mit anderen EDV-Programmen läuft, als die DNB; die
als fehlend festgestellten Titel waren den Bearbeitern der Reihe BB
zwar bekannt, ihre Anzeige aber erst für Jg. 2. 1992 (1993)
vorgesehen. Dieser war seit Mai 1993 in der Herstellung, lag aber erst
zur Buchmesse im Oktober vor. Eine erneute Überprüfung der damals
fehlenden Titel ergab, daß 4 auch jetzt noch fehlten, deren Anzeige,
wie einer erneuten Anfrage in Leizpig zu entnehmen war, nunmehr
endlich im Jg. 3. 1993 (1994) erfolgen soll, möglicherweise aber auch
nur deren drei, da ein Titel in Leipzig gar nicht vorliegt. All dies
spricht für eine beträchtliche Verzugszeit, die übrigens auch die
Vorgängerbibliographie kennzeichnete.[6]
Die Bearbeitung der letzten Stichprobe wurde dadurch beträchtlich
erschwert, daß die BB - wie ihr Vorgänger - über kein Verfasser- und
Sachtitelregister verfügt, ein bei einer EDV-geführten Bibliographie
unnötiger Mangel, selbst wenn man davon ausgehen kann, daß hier der
normale Sucheinstieg über die Sachgruppen bzw. das Schlagwortregister
erfolgt. Letzteres ist dank RSWK (das fehlt gleichfalls in den
Hinweisen) und Permutation entsprechend umfangreich, ohne einen
deutlichen Informationsgewinn gegenüber dem früheren simplen, aber
wesentlich übersichtlicheren Sachregister (Schlag- und Stichwörter) zu
bringen. Beide Register versagen jedoch bei der Beantwortung ebenso
simpler wie berechtigter Fragen, wie z.B. nach dem Vorhandensein von
Übersetzungsbibliographien: beschränkt man sich auf die geprüfte
Sachgruppe 55 (Romanistik), so findet sich die Nr. 3534 zwar im
Register unter Italienisch / Literatur / Übersetzung / Deutsch, der
folgende Titel, eine Bibliographie der deutschen Übersetzungen der
"Astrée" des Honoré d'Urfé jedoch nur unter dem Namen des letzteren,
ebenso wie die Nr. 3550, die auch die deutschen Übersetzungen von Gide
verzeichnet.
Der Rezensent möchte zu bedenken geben, ob es wirklich nötig war,
diese bibliographische Tradition wieder aufleben zu lassen, gehört
doch dieses Verzeichnis zu den freiwilligen Angeboten Der Deutschen
Bibliothek. Da auch nach einer Anlaufzeit nicht zu erwarten ist, daß
die in fortlaufenden Sammelwerken versteckten Bibliographien in ganzer
Breite berücksichtigt werden können, wäre zu überlegen, ob man nicht
besser die z.T. dürftigen Fußnoten in den Reihen A und B aufwerten[7]
und über Eintragungen in den Registern erschließen sollte. Etwas ganz
anderes wäre es - und eine Überlegung allemal wert - von der nicht
mehr ganz zeitgemäßen Beschränkung auf die Bibliographien ganz
abzugehen und stattdessen eine Jahresbibliographie der in den
verschiedenen Reihen der DNB angezeigten und in den Fußnoten in der
gerade angedeuteten Weise besser annotierten Informationsmittel
insgesamt herzustellen, ein Verzeichnis, das sich dann weitgehend
automatisch erzeugen ließe und das dem American reference books annual
an die Seite gestellt werden könnte, wenngleich natürlich ohne dessen
kritische Annotationen.
Trotz des beschränkten Nutzens der Reihe BB ist es ganz
unverständlich, warum Die Deutsche Bibliothek dieses Produkt auf
miserablem, graustichigem Papier (über dessen Säuregehalt man nur
spekulieren kann) erscheinen läßt. Wäre das Papier nicht so glatt,
könnte man meinen, daß da Reste der Vorgängerpublikation verwendet
worden wären, die damals nicht aufgebraucht wurden. Die Papierqualität
liegt selbst weit unter der der Wöchentlichen Verzeichnisse, obwohl
letztere ja unter Benutzungsgesichtspunkten durch die folgenden
Kumulationsstufen ersetzt werden, was auf die Reihe BB nicht
zutrifft.
Zurück an den Bildanfang