Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 3/4
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Bibliographie der Bibliographien


93-3/4-120
Bibliographie der Bibliographien : BB ; Jahresverzeichnis selbständig und unselbständig erschienener Bibliographien / Bearb. und Hrsg.: Die Deutsche Bibliothek (Deutsche Bücherei Leipzig, Deutsche Bibliothek Frankfurt a. M., Deutsches Musikarchiv Berlin). - Frankfurt am Main : Buchhändler-Vereinigung. - 30 cm. - ISSN 0301-4614
[1533]
[N.F. 1]. 1990/91 (1992). - 244 S. - ISBN 3-7657-1726-6 : DM 192.00
N.F. 2. 1992 (1993). - 226 S. - ISBN 3-7657-1775-4 : DM 192.00

Diese neue Jahresbibliographie gehört genau genommen nicht zu den Reihen der DNB im engen Sinne; sie wird aber der Einfachheit halber hier gleichwohl als Reihe BB zitiert und sollte grundsätzlich als DNB-BB abgekürzt werden[1]. Ihr erster Band, der ausnahmsweise zwei Berichtsjahre zusammenfaßt, "führt in neuer Konzeption und Erscheinungsweise" die von der Deutschen Bücherei bearbeitete Monatsbibliographie desselben Titels fort, die mit 25 (1990) ihr Erscheinen eingestellt hatte. Deren Vorläufer führte den Titel Bibliographie der deutschen Bibliographien,[2] was die Sache wesentlich präziser bezeichnete, handelte es sich doch stets zu fast 100% um - der Herkunft nach - deutsche Bibliographien und die minimale Zahl von Bibliographien aus dem Bereich der Auslandsgermanica rechtfertigte weder damals noch rechtfertigt sie heute die jetzige Titelfassung, die etwas vorspiegelt, was der Inhalt nicht hält. Die Vorgängerbibliographie war nach den jeweiligen Sachgruppen geordnet und innerhalb nach folgenden Schriftenklassen: A. Thematisch selbständige Bibliographien mit eigenem Titelblatt bzw. eigener Überschrift ohne Rücksicht auf die Erscheinungsform; B. Ungedruckte Literaturzusammenstellungen aus der Informationspraxis; C. Wichtige Quellennachweise aus Büchern und Zeitschriftenaufsätzen; D. Laufende Bibliographien, deren Anzeige wegen eines neuen Jahrgangs wiederholt wird. Den Hinweisen für den Benutzer der neuen Jahresbibliographie sind folgende Informationen zu entnehmen: berücksichtigt sind selbständige und unselbständige Bibliographien, soweit es sich um "zweckbetonte Zusammenstellungen von Publikationsformen [handelt], die in ihrer Zitierweise selbst wissenschaftlichen Anforderungen genügen und ohne Hinzunahme weiterer Hilfsmittel verständlich sind", eine Formulierung, die man für den nächsten Jahrgang wohl in eine verständlichere Form bringen sollte. Wenn man die Angaben in den Hinweisen recht interpretiert, so werden Bibliographien aus den früheren Gruppen B und C heute nicht mehr berücksichtigt. Es handelt sich demnach um eine gegenüber der Vorgängerbibliographie wesentlich reduzierte Auswahl auf der Grundlage der Reihen A, B, G und M der DNB, ergänzt um eine Auswahl versteckter Bibliographien in fortlaufenden Sammelwerken.

Eine Auszählung der ersten 100 Titel (Sachgruppen 1, 2 und 6) ergab folgende Zahlen: 1. selbständige Bibliographien a) abgeschlossene 28, b) fortlaufende 25; 2. versteckte Bibliographien a) in Monographien 24, b) in fortlaufenden Sammelwerken 21. Wenn man bedenkt, daß Bibliographien der Fallgruppe 1 sämtlich in den genannten Reihen der DNB in weitgehend identischer Form angezeigt werden und daß das überwiegend auch auf die Fallgruppe 2a zutrifft, bei deren Titeln der Hinweis auf eine enthaltene Bibliographie zumindest durch eine entsprechende pauschale Fußnote in den genannten Reihen der DNB erfolgt, bleibt als echter Zugewinn gegenüber der DNB nur die Fallgruppe 2b, was ganzen 21% entspricht. Eine Gegenprobe nur im Hinblick auf die Fallgruppe 2b bei den 82 Titeln der Sachgruppen 55 und 56 ergab 12 und somit sogar nur einen Anteil von knapp 15%. Prüft man diese 12 Titel genauer, so entfallen allein 4 auf die Bibliographischen Kalenderblätter der Berliner Stadtbibliothek, der Rest auf Zeitschriften, deren Auswahl eher willkürlich erscheint. Für Sachgruppe 56, Klassische Sprach- und Literaturwissenschaft sind überhaupt keine Titel aus der Fallgruppe 2b nachgewiesen. Dafür werden, allerdings in der Sachgruppe 63, vier Bibliographien verzeichnet, die in den Bänden von Aufstieg und Niedergang der römischen Welt erscheinen. Hier scheint dem Rezensenten allerdings die (in den Hinweisen nicht behandelte) Definition, was eine Bibliographie sei und was nicht, unnötig eng zu sein, erlaubt sie doch anscheinend nicht die Berücksichtigung von titelreichen Literaturberichten, die sich von den Bibliographien im engen Sinne eigentlich nur durch die Aufführung der Titel im Kontext unterscheiden. Hätte man diese Art von Verzeichnis nicht ausgeschlossen, könnte sich der Benutzer über den Nachweis einer weiteren "Bibliographie" zu Tacitus[3] freuen, und wenn man darüber hinaus noch die in demselben Band enthaltenen kürzeren, wenngleich gewichtigen Literaturzusammenstellungen zu Einzelfragen von Tacitus' Werk verzeichnet hätte, von anderen Beiträgen dieses Bandes, bei denen es sich gleichfalls um titelreiche Literaturberichte handelt, ganz zu schweigen, wäre dem Benutzer mehr gedient, als mit den schmächtigen Literaturzusammenstellungen etwa in Rowohlts Monographien (Nr. 3584 und 3585) oder in den Goldmann-Klassikern mit Erläuterungen (Nr. 3588).

Daß sich natürlich auch in der Reihe BB hunderte von IRB-Literaturauslesen breitmachen, ist nicht zu ändern und man hat sich ja auch bereits durch den wöchentlichen Umgang mit den Reihen A und N an deren Masse gewöhnt, die alle anderen Titel unter sich begräbt, so vor allem in der Sachgruppe 3, die, soweit es sich um Fachbibliographien handelt, bekanntlich zu einem erheblichen Teil aus Verweisungen auf andere Fachgruppen besteht.

Die in den Hinweisen explizit ausgeschlossenen Publikationsformen finden sich dann z.T. doch[4] oder ihr Ausschluß ist nicht einzusehen.[5] Auf Grund dieser Beobachtungen mißtrauisch geworden, hat der Rezensent eine Stichprobe mit 22 monographischen Bibliographien aus der Berichtszeit vorgenommen, die er in ABUN in ZfBB bzw. in IFB besprochen hat: von diesen fehlten nicht weniger als 17 und da er dieses Ergebnis nicht für möglich hielt, hat er in Leipzig angerufen und dabei folgendes erfahren: obwohl diese Titel alle in den Reihen A und B angezeigt waren, bedeutet das nicht, daß sie automatisch in die BB gelangen, da der Geschäftsgang für diese Sonderbibliographie völlig getrennt und dazu mit anderen EDV-Programmen läuft, als die DNB; die als fehlend festgestellten Titel waren den Bearbeitern der Reihe BB zwar bekannt, ihre Anzeige aber erst für Jg. 2. 1992 (1993) vorgesehen. Dieser war seit Mai 1993 in der Herstellung, lag aber erst zur Buchmesse im Oktober vor. Eine erneute Überprüfung der damals fehlenden Titel ergab, daß 4 auch jetzt noch fehlten, deren Anzeige, wie einer erneuten Anfrage in Leizpig zu entnehmen war, nunmehr endlich im Jg. 3. 1993 (1994) erfolgen soll, möglicherweise aber auch nur deren drei, da ein Titel in Leipzig gar nicht vorliegt. All dies spricht für eine beträchtliche Verzugszeit, die übrigens auch die Vorgängerbibliographie kennzeichnete.[6]

Die Bearbeitung der letzten Stichprobe wurde dadurch beträchtlich erschwert, daß die BB - wie ihr Vorgänger - über kein Verfasser- und Sachtitelregister verfügt, ein bei einer EDV-geführten Bibliographie unnötiger Mangel, selbst wenn man davon ausgehen kann, daß hier der normale Sucheinstieg über die Sachgruppen bzw. das Schlagwortregister erfolgt. Letzteres ist dank RSWK (das fehlt gleichfalls in den Hinweisen) und Permutation entsprechend umfangreich, ohne einen deutlichen Informationsgewinn gegenüber dem früheren simplen, aber wesentlich übersichtlicheren Sachregister (Schlag- und Stichwörter) zu bringen. Beide Register versagen jedoch bei der Beantwortung ebenso simpler wie berechtigter Fragen, wie z.B. nach dem Vorhandensein von Übersetzungsbibliographien: beschränkt man sich auf die geprüfte Sachgruppe 55 (Romanistik), so findet sich die Nr. 3534 zwar im Register unter Italienisch / Literatur / Übersetzung / Deutsch, der folgende Titel, eine Bibliographie der deutschen Übersetzungen der "Astrée" des Honoré d'Urfé jedoch nur unter dem Namen des letzteren, ebenso wie die Nr. 3550, die auch die deutschen Übersetzungen von Gide verzeichnet.

Der Rezensent möchte zu bedenken geben, ob es wirklich nötig war, diese bibliographische Tradition wieder aufleben zu lassen, gehört doch dieses Verzeichnis zu den freiwilligen Angeboten Der Deutschen Bibliothek. Da auch nach einer Anlaufzeit nicht zu erwarten ist, daß die in fortlaufenden Sammelwerken versteckten Bibliographien in ganzer Breite berücksichtigt werden können, wäre zu überlegen, ob man nicht besser die z.T. dürftigen Fußnoten in den Reihen A und B aufwerten[7] und über Eintragungen in den Registern erschließen sollte. Etwas ganz anderes wäre es - und eine Überlegung allemal wert - von der nicht mehr ganz zeitgemäßen Beschränkung auf die Bibliographien ganz abzugehen und stattdessen eine Jahresbibliographie der in den verschiedenen Reihen der DNB angezeigten und in den Fußnoten in der gerade angedeuteten Weise besser annotierten Informationsmittel insgesamt herzustellen, ein Verzeichnis, das sich dann weitgehend automatisch erzeugen ließe und das dem American reference books annual an die Seite gestellt werden könnte, wenngleich natürlich ohne dessen kritische Annotationen.

Trotz des beschränkten Nutzens der Reihe BB ist es ganz unverständlich, warum Die Deutsche Bibliothek dieses Produkt auf miserablem, graustichigem Papier (über dessen Säuregehalt man nur spekulieren kann) erscheinen läßt. Wäre das Papier nicht so glatt, könnte man meinen, daß da Reste der Vorgängerpublikation verwendet worden wären, die damals nicht aufgebraucht wurden. Die Papierqualität liegt selbst weit unter der der Wöchentlichen Verzeichnisse, obwohl letztere ja unter Benutzungsgesichtspunkten durch die folgenden Kumulationsstufen ersetzt werden, was auf die Reihe BB nicht zutrifft.


[1]
Die Abkürzung BB verbietet sich deswegen, weil diese immer noch für die Bibliographischen Berichte steht (vgl. zuletzt in ABUN in ZfBB 36 (1989),5, S. 445 - 446). Für die in den 29 Textbänden der BB veröffentlichten Bibliographien sowie für zusätzliche, bisher aus verschiedenen Gründen dort nicht veröffentlichte, befindet sich eine Gesamtkumulation in Vorbereitung. (zurück)
[2]
1.1954 (1957) - 12.1964/65 (1969); [N.F.] 1 (1966) - 6 (1971) mit Titeländerung zu Bibliographie der Bibliographien 7 (1972) - 25 (1990). Davor erschien noch ein bis in die Vorkriegszeit zurückreichender Band Bibliographie der versteckten Bibliographien aus deutschsprachigen Büchern und Zeitschriften der Jahre 1930 - 1953. - Leipzig: Verlag für Buch- und Bibliothekswesen, 1956. - 371 S. - (Sonderbibliographien der Deutschen Bücherei ; 3). (zurück)
[3]
Sie ist in dem 1991 erschienenen Teilband 33 der Abt. II, Prinzipat, enthalten, aus dem unter Nr. 3916 zu Tacitus nur die den Teil V bildende "eigentliche" Bibliographie berücksichtigt ist, während Teil I/IV (S. 1989 - 2222) und das gemeinsame Register zu allen Teilen (S. 2347 - 2382) übergangen werden. (zurück)
[4]
"Nicht angezeigt werden:
Verlags-, Sortiments- und Antiquariatskataloge ... sofern sie nicht die Gesamtproduktion anläßlich eines Firmenjubiläums ... ausweisen": nach diesen Kriterien dürften weder Nr. 41 noch Nr. 72 berücksichtigt werden.
"Bibliothekskataloge, sofern sie nicht Kriterien einer Fachbibliographie aufweisen ... oder den Gesamtbestand ausweisen": ersteres trifft auf die fachlich angelegten Verzeichnisse der Lehrbuchsammlung der Universitätsbibliothek Tübingen (Nr. 68) sicher nicht zu und daß es sich bei den Verzeichnissen jeweils um den Gesamtbestand der Lehrbuchsammlung handelt, rechtfertigt trotzdem nicht deren Verzeichnung.
"Literaturangaben aus Nachschlagewerken" finden sich trotzdem, so z.B. unter Nr. 3049.
Sonstige Literaturverzeichnisse, die, ohne daß der Rezensent das eigens nachgeprüft hätte, wohl kaum zum Fortschritt bibliographischer Erkenntnisse beitragen, finden sich zahlreich, so z.B. die Nr. 5, 46, 48 und 53. (zurück)
[5]
"Nicht angezeigt werden: Literaturverzeichnisse aus Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitationsschriften", wobei nicht klar ist, ob das auch für die dort häufig vorkommenden "zweckbetonten Zusammenstellungen" gilt. Damit fielen dann nämlich sehr zahlreiche und auch wichtige Bibliographien weg, gerade auch bei den Buchhandelsbibliographien, da, wenn überhaupt, nur solche berücksichtigt werden, fehlt doch die Reihe H bei der Aufzählung der Quellen für die Reihe BB. (zurück)
[6]
Deren letzter Jg. 25 (1990) enthält - vorwiegend in den letzten Heften und dann auch nicht zahlreiche - Titel mit Erscheinungsjahr 1990, bei denen es sich mehrheitlich um versteckte Bibliographien aus Zeitschriften handelt, die offensichtlich laufend ausgewertet wurden, während ältere monographische Titel (z.T. bis in die frühen achtziger Jahre zurückreichend) insgesamt deutlich überwiegen. Insofern ist mit einer relativ großen Berichtslücke für monographische Bibliographien zwischen der alten und der neuen Folge zumindest für Titel des Jahres 1990 zu rechnen, obwohl die Berichtszeit rein äußerlich direkt anschließt. Auch das wäre etwas gewesen, was man gerne in den Hinweisen genauer erfahren hätte. (zurück)
[7]
Nur zwei Beispiele aus Jg. 1993 der Reihe A, die zeigen, wie schematisch und glgtl. inadäquat diese Fußnoten gehandhabt werden.
Fremde Frauen : von der Gastarbeiterin zur Bürgerin. - 1992. - 227 S. [DNB93A02,356] mit der Fußnote Literaturangaben und der formalen Beschlagwortung Aufsatzsammlung. Niemand wird auf die Vermutung kommen, daß knapp die Hälfte des Bandes aus einer umfangreichen Bibliographie besteht (S. 147 - 225).
Konzepte eines deutschen Literaturunterrichts im Vormärz / Friedrich Taege. - 1992. - 672 S. [DNB93A13,601] mit der Fußnote Literaturverz. S. 252 - 271 und der formalen Beschlagwortung Bibliographie 1815 - 1860. Der Band enthält in Wirklichkeit mehrere Spezialbibliographien (nicht auf den S. 252 - 271) u.a. der Lesebücher des 19. Jahrhunderts.
Potentiell werden diese Schätze später dann von den Bearbeitern der Reihe BB gehoben werden, doch wären solch interessante und auch leicht feststellbare Inhalte natürlich am besten in den Reihen A und B selbst aufgehoben, die von jedermann konsultiert werden.
Daß die Bearbeiter der Reihe BB zuweilen auch den Inhalt von monographischen Bibliographien mit viel Akribie aufschlüsseln, ohne daß das in allen Fällen wirklich nützlich ist, belegen die Nr. 88, 94 und 95: 88 verzeichnet Quellenkunde zur Pressegeschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark / Gert Hagelweide. - 1990, die beiden folgenden Nr. stellen In-Verweisungen auf denselben Titel für folgende Teile dar: Literatur zur lokalen Pressegeschichte [der Grafschaft Mark], S. 157 - 211 und Literatur zur Pressegeschichte der Grafschaft Mark (insgesamt), S. 165; abgesehen davon, daß diese Abschnitte natürlich auch von Hagelweide stammen und damit wohl richtig unter seinem Namen anzusetzen wären, hätte es genügt (wenn überhaupt), beide als Fußnote bei Nr. 88 zu verzeichnen. Ansonsten müßten die Bearbeiter konsequenterweise dasselbe Verfahren in der einen oder anderen Form auch bei Nr. 97, Bergische Presse / Andreas Macat. - 1991 anwenden, denn auch dort gibt es einen eigenen Abschnitt Literatur zur Bergischen Presse (S. 233 - 242) und sogar einen weiteren höchst interessanten und keineswegs selbstverständlichen über Die illegale Presse im Bergischen Land 1933 - 1945 (S. 243 - 249). - Zu den beiden Bibliographien von Hagelweide und Macat vgl. die Rezensionen in ABUN in ZfBB 37 (1990),2, S. 156 - 157 bzw. 40 (1993),1, S. 73 - 75. (zurück)

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