WISO hat sich mittlerweile zu einem weit verbreiteten und stark benutzten Medium bei Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlern entwickelt. Ausschlaggebend für die Einführung von WISO in Bibliotheken sind nicht nur die hohen Kosten der Online-Recherche in den aktuellen Datenbanken, die bei intensiver Nutzung entstehen, sondern auch der unzureichende bibliographische Nachweis in entsprechenden Printmedien. Konnte die Betriebswirtschaftliche Zeitschriften-Dokumentation (BZD)[1] noch bis zum Jahresende 1991 als Quelle für den Nachweis von fachbezogener Zeitschriftenliteratur herangezogen werden, so stellt sich spätestens mit dem Einstellen dieser Publikation die Frage, in welcher Form dem Benutzer weiterhin qualifizierte Literaturangaben aus dem stark gefragten Bereich der Wirtschaftswissenschaften angeboten werden können. Erfreulich in diesem Zusammenhang ist, daß mit dem Erscheinen der WISO nicht allein die bibliographische Situation für deutschsprachige wirtschaftswissenschaftliche Literatur verbessert wurde, sondern endlich die mangelhafte Nachweissituation auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften behoben werden konnte. So ist der Abzug der Datenbank SOLIS als längst überfällige und sinnvolle Ergänzung anzusehen.
WISO erscheint in drei vollständigen Ausgaben pro Jahr; die Verzugszeit ab dem Erscheinen einzelner Zeitschriftenhefte bis zur Aktualisierung der nächsten CD-ROM-Ausgabe ist mit maximal einem halben Jahr einzuschätzen. Die Januarausgabe 1993 umfaßt 392 259 Dokumente, wobei diese sich auf die einzelnen Datenbanken folgendermaßen verteilen: BLISS 146.594, HWWA 95.179 und SOLIS 150.486 Dokumente. Da einzelne Titel vielfach nicht allein in einer der Datenbanken nachgewiesen sind und zwischen diesen kein Abgleich möglich ist, entsprechen die angegebenen absoluten Zahlen nicht den tatsächlich inhaltlich nachweisbaren Suchergebnissen. Berücksichtigt werden deutsch- und englischsprachige Zeitschriften, Bücher und sonstige Publikationen aus allen Bereichen der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie den Sozialwissenschaften. Damit kann die WISO insbesondere für deutschsprachige (Zeitschriften-)Literatur dieser Fachgebiete einen Großteil aller Benutzeranfragen abdecken. Der Nachweis von englischsprachiger Literatur erscheint sinnvoll, da damit auch wichtige und häufig zunächst im anglo-amerikanischen Sprachraum diskutierte fachliche Entwicklungen erfaßt werden. Für umfassendere Anfragen nach englischsprachiger Literatur muß jedoch auf einschlägige Informationsmittel zurückgegriffen werden. Zu bemängeln in diesem Zusammenhang ist, daß auch selbständige Literatur als Inhalt der Datenbank von den einzelnen Produzenten benannt wird. Diese ist jedoch nur äußerst unvollständig nachgewiesen; Stichproben in allen drei Datenbanken ergaben, daß der Nachweis sowohl an Grundlagen- als auch speziellerer Fachliteratur nur als lückenhaft bezeichnet werden kann. Der Schwerpunkt liegt eindeutig bei der Zeitschriftenverzeichnung.
Ein weiterer Kritikpunkt gilt der inhaltlichen Erschließung der einzelnen Dokumente. Hierbei zeigt sich (mit allen Nachteilen) sehr deutlich, daß WISO eine CD-ROM ist, auf der Datenbanken dreier recht unterschiedlicher Produzenten gespeichert sind. So enthalten die BLISS-Dokumente erst seit 1984 eine inhaltliche Kurzbeschreibung, viele HWWA-Dokumente dagegen werden nicht näher beschrieben (vor allem bei selbständiger Literatur) und SOLIS beinhaltet sehr lange, häufig über eine Bildschirmseite gehende (und damit unübersichtliche) Beschreibungen. Die Heterogenität der sachlichen Erschließung läßt sich auch an den vergebenen Schlagwörtern ablesen. Da kein gemeinsamer Thesaurus vorliegt, ist die Erschließungstiefe sehr unterschiedlich. Bieten der HWWA-Thesaurus und die Schlagwortliste für Sozialwissenschaften noch differenziertere sachliche Suchmöglichkeiten, so ist der BLISS-Thesaurus mehr als grob und unzulänglich (z.B. ist der Begriff "Technologiepark" als Schlagwort nur bei HWWA und SOLIS recherchierbar). Neuere Entwicklungen in den einzelnen Fachgebieten bleiben bei der BLISS-Verschlagwortung völlig unberücksichtigt und daher für den Benutzer über das Schlagwortfeld nicht suchbar. Eine sinnvolle und erschöpfende Ausbeute über ein gemeinsames Schlagwortfeld (wie es bei der WISO angeboten wird) erscheint daher unmöglich. In keinem Verhältnis steht dagegen der überhöhte Preis, zu dem der gedruckte BLISS-Thesaurus angeboten wird.
Die Benutzeroberfläche der Firma Dataware ist in deutscher und englischer Sprache einstellbar. Sie besteht aus der Menüleiste am oberen Bildschirmrand (mit den standardmäßigen Programmoptionen HILFE, LISTE, ANZEIGE, SUCHE, PARAMETER und ENDE, die über Funktionstasten angesteuert werden können) und der Suchmaske mit fest definierten Feldern. Eine Mausversion, mit der die einzelnen Optionen direkt angesteuert werden könnten, wird nicht angeboten. Leider steht im Expertenmodus keine Retrievalsprache zur Verfügung, die eine freie Verknüpfung von Suchbegriffen zuläßt; die Recherche ist grundsätzlich maskenorientiert. Über die Maske des Laienmodus kann eine Suche über Datenbankname, Dokumentennummer, Autor, Titel, Quelle, Abstract, Erscheinungsjahr, SOLIS-Klassifikation, BLISS-Schlagwörter, HWWA-Schlagwörter, SOLIS-Schlagwörter und Schlagwörter aller Datenbanken eingeschränkt werden. Erfahrungen aus der Benutzerschulung zeigen, daß häufig thematisch eng begrenzte Themen gesucht werden. In diesen Fällen ist eine gezielte Suche über die Schlagwortfelder in der Regel nicht möglich (z.B. ist der Begriff "Liebhaberei" aus dem Steuerwesen so in keiner Datenbank als Schlagwort suchbar). Als sinnvoller und möglichst umfassender Sucheinstieg bietet sich daher an, das Titel- mit dem Abstractfeld durch eine "ODER"-Einstellung zu verknüpfen. Gerade im Benutzerbetrieb zeigen sich hierbei jedoch wiederkehrende Schwierigkeiten und mangelnde Kenntnis, da die voreingestellte "UND"-Verknüpfung der Felder in der Suchmaske und die damit verbundene Recherchelogik in den meisten Fällen für den Benutzer nicht transparent ist. Dies führt in der Regel zu eingeschränkten Suchergebnissen, da die einzelnen Felder nicht in sinnvoller Weise miteinander verknüpft werden. Für versiertere Benutzer bieten sich zusätzliche Möglichkeiten, Suchstrategien einzuschränken, indem einzelne Suchbegriffe trunkiert und durch weitere Boolsche-, Kontext- und Vergleichsoperatoren verknüpft werden können. Über den Index der einzelnen Felder können Begriffe in die Suchmaske übernommen werden. Dringend notwendig erscheint jedoch die Bereitstellung eines Basic-Index, um dem Benutzer den bestmöglichen Sucheinstieg bieten zu können, ohne daß nähere Vorkenntnisse über die Unterscheidung verschiedener Begriffsbestimmungen der Felder von ihm gefordert werden. Damit könnte der generelle Betreuungsaufwand vermindert werden, der bisher auf den Bibliothekaren lastet. Positiv zu beurteilen ist, daß sich sowohl die einzelnen Suchschritte als auch Ergebnisdokumente abspeichern lassen und damit für weitere Suchstrategien oder Ausdrucke abrufbar sind. Berücksichtigt man, daß in den meisten Bibliotheken WISO im Selbstbetrieb für Benutzer angeboten wird, so kann man im Vergleich mit der Handhabung einer Online-Oberfläche nicht von geschultem Fachpersonal ausgehen. Daher erscheint eine Weiterentwicklung im Bereich der Oberfläche wünschenswert, die sich vorrangig an den Bedürfnissen und oft geringen Sucherfahrungen der Benutzer orientiert.
Bleibt abschließend noch darauf hinzuweisen, daß mit der CD-ROM FIZ
Technik-Betriebswirtschaft im vergangenen Jahr ein Konkurrenzprodukt
auf den Markt gekommen ist, das für manche Bibliotheken eine
interessante und kostengünstigere[2] Alternative darstellen könnte.
Diese vom FIZ Technik erstellte und dreimal jährlich aktualisierte
CD-ROM enthält ca. 65.000 Literaturnachweise jeweils der letzten drei
Jahre und stellt einen Auszug u. a. aus den Datenbanken BLISS und BEFO
(Betriebsführung und -organisation) dar.
Christine Scholz
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