Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 1/2
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Kindlers neues Literaturlexikon


93-1/2-057
Kindlers neues Literaturlexikon / hrsg. von Walter Jens. Chefred.: Rudolf Radler. - München : Kindler. - 25 cm. - ISBN 3-463-92034-4 (Lw.) : DM 3360.00 (Gesamtwerk), DM 2960.00 (Subskr.Pr.)
[0481]
Bd. 19. Anonyma, Kollektivwerke, Stoffe : La - Zz. Essays. - 1992. - XXXIII, 1066 S. & Reg. - ISBN 3-463-43019-3 (Lw.) : DM 168.00, DM 148.00 (Subskr.-Pr.)
Bd. 20. Essays. Gesamtreg. - 1992. - 416 S. & Autorenreg. zu den Essays, Bd. 19 und 20. - ISBN 3-463-43020-7 (Lw.) : DM 168.00, DM 148.00 (Subskr.-Pr.)

Die Neubearbeitung von KNLL, deren 1988 erschienener erster Band in ABUN in ZfBB 36 (1989),1, S. 51 - 54 ausführlich besprochen wurde, ist erfreulich rasch mit den Bd. 19 und 20 Ende 1992 abgeschlossen worden. Bd. 19 enthält die zweite Alphabethälfte der Anonyma, Kollektivwerke und stoffgeschichtliche Sammelartikel, die in der Neuauflage ein eigenes Alphabet erforderten, da - zur Erinnerung - der Hauptteil jetzt nicht mehr alphabetisch nach Werktiteln, sondern nach Verfassern angelegt ist. Es handelt sich rein zahlenmäßig zum ganz überwiegenden Teil um anonyme Werke. Mit deutlichem Abstand folgen Artikel für Kollektivwerke: "Gelegentlich zwang die Einbeziehung früher Literaturen oder wenig differenzierter Traditionen dazu, das Werklexikon dort, wo originale Einzeltitel fehlen, zum Reallexikon zu modifizieren" (Bd. 1, S. X); Beispiele dafür sind etwa Akkadische Briefe an Götter, Irische Rechtsliteratur oder Nürnberger Fastnachtsspiele). Noch geringer ist die Zahl der stoffgeschichtlichen Artikel (z.B. Griseldis, Magelone, Melusine), die insofern einen Fremdkörper darstellen, als in ihnen nach einer einleitenden Übersicht über die Herkunft des Stoffes etc. Abschnitte für einzelne Werke folgen, die diesen Stoff behandeln und zwar sowohl anonyme als auch Verfasserwerke; erstere hätte man unter dem Einzeltitel im Alphabet der Anonyma erwartet, letztere im Hauptteil unter ihrem Autor, wo jetzt nicht einmal Verweisungen zu finden sind; letztere finden sich nur im weiter unten erwähnten Register der Verfasser und ihrer Werke. Es folgen, verteilt auf Bd. 19 und 20, die "Essays", d. h. Abrisse der Geschichte der Nationalliteraturen, der Literaturen einzelner Sprach- oder Kulturkreise bzw. der Regional- und Minderheitenliteraturen, insgesamt 121 und nicht "mehr als 130", wie die Vorbemerkung in gedankenloser Wiederholung derjenigen der alten Auflage behauptet; die genaue Zahl von damals 132 wurde allerdings nur dadurch erreicht, daß auch 32 Literaturen mitgezählt wurden, die nur Abschnitte innerhalb der Essays für größere Sprachkreise bildeten; geht man also von damals faktisch nur 100 Essays aus, so sind in der neuen Auflage 21 neu hinzugekommen. Die Mehrzahl der Essays wurde aus der Vorauflage übernommen, dabei aber teils von denselben Autoren, teils von anderen fortgeschrieben bzw. völlig neuen Autoren anvertraut (letzteres trifft immerhin auf 7 von 28 überprüfte Fälle zu). Dazu kommen die vorerwähnten 21 neuen Beiträge, z. B. für die moderne hebräische Literatur, die französischsprachigen Literaturen Nord- bzw. Schwarzafrikas, die Literaturen der Karibik, die galicische Literatur und die portugiesischsprachigen Literaturen Brasiliens bzw. Afrikas. Daß diese Essays sehr unterschiedlich ausfallen, verwundert nicht, ist es doch etwas anderes, eine Darstellung z. B. der italienischen Literatur auf 10 S. zu komprimieren oder die Literatur der australischen Aborigines auf 8 S. (jeweils einschließlich Literaturangaben) darzustellen. Daß diese Essays wegen der erzwungenen Komprimierung zuweilen einer Aneinanderreihung von Namen gleichen (vor allem mit zunehmender Nähe zur Gegenwart) ist gleichfalls nicht verwunderlich. Trotzdem sind die Darstellungen gerade der "exotischen" Literaturen von beträchtlichem Nutzen, z. B. auch für Fachreferenten, die "die sonstigen Literaturen" in unseren wissenschaftlichen Bibliotheken betreuen müssen. Um so ärgerlicher ist es, daß der Verlag anscheinend vergessen hat, das Register der in den Essays erwähnten Autoren rechtzeitig in Auftrag zu geben, liegt dieses doch jetzt dem Bd. 20 als loses Supplement bei, ohne daß es jedoch wie die Interimsregister zu den anderen Bänden ausgeschieden werden kann. Den Rest von Bd. 20 nehmen - abgesehen von Beigaben für 1. die Namen der Fachberater und die Verfasser der Essays, 2. den Nekrolog der inzwischen verstorbenen, im Hauptteil behandelten Autoren sowie 3. Berichtigungen - die Gesamtregister ein: 1. der Autoren und ihrer Werke; 2. der Anonyma, Kollektivwerke und stoffgeschichtlichen Sammelartikel und 3. aller Titel. Das im Subkriptionsprospekt versprochene "alphabetische Autoren-Register nach Nationalliteraturen (verkürzt oft das Suchen, bietet einen ersten groben Überblick auf die jeweilige Literatur)" hat der Verlag kurzerhand gestrichen, wohl in der berechtigten Annahme, daß kaum noch jemand sich an das ursprüngliche Versprechen erinnert, geschweigedenn dieses einklagt. - Bedeutung und Nützlichkeit von KNLL wurden in der Rezension des ersten Bandes hervorgehoben und daran ändert auch nichts die vor allem für die Gegenwartsliteratur gelegentlich problematische Auswahl, die einen Rezensenten in der FAZ veranlaßte, seiner Besprechung die Überschrift Zwanzig Bände im Zimmer, denen man nicht recht trauen kann[1] zu geben, was aber auf die Gesamtleistung von KNLL nicht zutrifft.

sh


[1]
Mit dem Zusatz: Was in "Kindlers Neuem Literatur Lexikon" so alles fehlt / von Stephan Opitz. // In: Frankfurter Allgemeine. - 03.10.1992, [Beil.] Bilder und Zeiten, S. [5]. (zurück)

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