Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 1(1993) 1/2
[ Bestand in K10plus ]

Wer war wer - DDR


93-1/2-027
Wer war wer - DDR : ein biographisches Lexikon / hrsg. von Jochen Cerny. - 2., durchges. Aufl. - Berlin : Links, 1992. - 538 S. ; 21 cm. - ISBN 3-86153-042-2 : DM 68.00. - (Ch. Links-Verlag, Zehdenicker Str. 1, O-1054 Berlin)
[1486]

Dieses Wer war wer unterscheidet sich von anderen entsprechend benannten Nachschlagewerken - die, wie z. B. Who was who, die Verstorbenen und deswegen aus den laufenden kurzbiographischen Nachschlagewerken, in diesem Fall also dem Who's who, Ausgeschiedenen zu retrospektiven Bänden zusammenfassen - dadurch, daß dieser Bezug zu einem laufenden Verzeichnis fehlt, daß die Artikel nicht auf Selbstauskunft, sondern weitgehend auf eigenen Recherchen und der Auswertung anderer Nachschlagewerke beruhen und deswegen auch mit den Namenskürzeln von 121 Mitarbeitern gezeichnet sind, daß sie sowohl Lebende als auch bereits Verstorbene berücksichtigen und daß sie schließlich bewußt nicht den neuesten Stand referieren, sondern mit Oktober 1990 abbrechen. Auch wenn letzteres absichtlich geschieht, weil die Epoche zwischen der Staatsgründung der ehemaligen DDR am 1.10.1949[1] und ihrem Ende am 3.10.1990 dokumentiert werden soll, so ist diese Enthaltsamkeit, was die Entwicklung seitdem betrifft, im Interesse der Aktualität zu bedauern, wäre es doch z. B. durchaus interessant, zu sehen, wer trotz seiner Vergangenheit auch heute noch oder schon wieder in Amt und Ehren ist. Verzeichnet sind lt. Vorwort "1515 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der DDR, ausgewählt nach Prominenz und Popularität, Einfluß und Leistung" (S. 7) unter Einschluß auch solcher Personen, die während der Existenz der DDR in den Westen flohen oder ausgebürgert wurden. Trotzdem sind die Auswahlkriterien eher vage: von den Bibliothekaren in hohen Ämtern sind H. Roetzsch (Deutsche Bücherei) und H. Kunze (Deutsche Staatsbibliothek) berücksichtigt, nicht aber z. B. dessen beide Nachfolger.[2] Artikelaufbau: Name, Geburts- und ggf. Todesdaten, Beruf und Funktionen, chronologische Daten zur Vita (ohne Angaben zu den Familienverhältnissen und - bedauerlich - ohne Erwähnung der Auszeichnungen). Bei den zahlreich vertretenen Wissenschaftlern und Künstlern werden deren herausragende Arbeiten exemplarisch genannt, und zwar unter Beschränkung auf Monographien von und über die Person; lediglich bei den Personalbibliographien werden auch unselbständig erschienene verzeichnet. Gemeinsames Register der Personen mit eigenen Artikeln und der in diesen erwähnten Personen. - Daß bereits zwei Monate nach Erscheinen der 1. Aufl. eine 2., durchgesehene Aufl. erschien, zeugt vom Bedarf an einem derartigen Verzeichnis. Das erklärt sich auch daraus, daß die in der Bundesrepublik erschienenen laufenden kurzbiographischen Nachschlagewerke Personen der DDR schon früh nicht mehr berücksichtigen konnten und daß in der DDR, wie in fast allen Ländern des ehemaligen kommunistischen Lagers, keine Verzeichnisse dieser Art erschienen sind und man deshalb auch früher schon auf die im Westen auf Grund eigener Recherchen publizierten Nachschlagewerke angewiesen war, von denen sowohl das Munzinger-Archiv als auch insbesondere das von Günther Buch bearbeitete Nachschlagewerk Namen und Daten wichtiger Personen der DDR [3] zu nennen sind, die für das vorliegende Nachschlagewerk ausgewertet wurden.

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[1]
Aus den Jahren 1945 bis 1949 wurden allerdings "auch wichtige Akteure erfaßt" (S. 7). Die Führungskräfte dieser Epoche sind ausführlich dargestellt in:
SBZ-Handbuch : staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945 - 1949 / hrsg. von Martin Broszat ... - München : Oldenbourg, 1990. - 1106 S. - Die Biographien finden sich auf S. 853 - 1065. (zurück)
[2]
Friedlinde Krause ist in dem in der folgenden Fußnote genannten Nachschlagewerk verzeichnet, während ihr Nachfolger zum Zeitpunkt der 4. Ausg. noch nicht im Amt war und deshalb auch dort fehlt. (zurück)
[3]
Berlin [u.a.] : Dietz. - [1]. 1973. 2. 1979. 3. 1982. 4. 1987. - Die Auswahlkriterien orientierten sich an einem fest umrissenen Katalog politischer und gesellschaftlicher Funktionen; bei Pensionierung oder Entzug der Funktion wurden die Personen in Neuauflagen nicht mehr behandelt, was bedeutet, daß trotz der jeweils ca. 2300 berücksichtigten Personen mit einer nicht unerheblichen Fluktuation zu rechnen ist, weshalb auch die älteren Ausgaben nicht entbehrlich sind.
Hier nicht erwähnt, aber durchaus noch nützlich ist: SBZ-Biographie : ein biographisches Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands / zsgest. vom Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen. Hrsg. vom Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen. - Bonn [u.a.]. - 1961. 1964. Der Vorgänger dieses biographischen Nachschlagewerks erschien u.d.T.: Wer ist wer in der SBZ? - Berlin-Zehlendorf : Verlag für Internationalen Kulturaustausch. - 1958. Auch diese Bände sind weiterhin nicht überholt.
Nach Stichproben zu schließen, sind die Mitglieder der Akademie der Künste der DDR sämtlich berücksichtigt; trotzdem hätte man sich Hinweise auf die Fundstellen im folgenden Verzeichnis gewünscht, da dort nicht nur alle Auszeichnungen, sondern auch die Schriften der Akademiemitglieder verzeichnet sind: Handbuch / Akademie der Künste der Deutschen Demokratischen Republik. - Berlin. - 1982/86 (1988). - 343 S. (zurück)

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