Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 7(1999) 1/4

Vorspann zu 99-1/4-241 bis 99-1/4-250


Alte Meister in München und Berlin
Publikationen aus Anlaß der Wiedereröffnung der Sammlungen
von Angela Karasch

Man trägt wieder Farbe in deutschen Museen, um die Altmeister zu präsentieren! Was in der Stuttgarter Staatsgalerie vor einigen Jahren mit kräftigem Farbstrich an den Wänden den Auftritt der Altmeister fast poppig inszenierte, gibt sich nun in den (wieder-)er"ffneten Häusern in München und Berlin gedämpft-gediegen und zugleich museumshistorisch geadelt: fahlfarbener Samt mußte es jetzt sein, mit Bleichstreifenstruktur, die den Alterungsprozeß gleichsam vorwegnimmt. Auffällig nur die parallele Entscheidungsfindung in München wie Berlin für das plüschige Streifenprodukt; wäre durchgehende Seidenbespannung keine Alternative - zumindest in Berlin - gewesen? Oder gab es gar einen mäzenatischen (Ge)Samtlieferanten?

Nun ist IFB üblicherweise nicht der Ort, Aspekte der Museumsdekoration zu er"rtern oder gar Geschmacksfragen nachzugehen. Dennoch m"gen für einmal solche Exkurse erlaubt sein, besieht man sich die jeweils das Ereignis Museumser"ffnung bzw. Wiederer"ffnung begleitenden Katalogpublikationen: Auch hier war Opulenz angesagt, sollte zum Anlaß vor allem ein repräsentativer Begleitband verfügbar sein; was den Bildern der Samt sollte den Abbildungen der sch"ne Katalog sein. Es schlug also in München, aber auch in Berlin vorrangig die Stunde des Katalogbuchs und nicht allein die des wissenschaftlichen Kompendiums, soviel sei vorab zusammenfassend gesagt. Und so gilt es an dieser Stelle nicht nur den Wert des Produkts als Nachschlagewerk absolut zu sehen, sondern auch Anlaß und Präsentation zu berücksichtigen.

Alte Pinakothek <München>

Die Alte Pinakothek in München präsentiert sich nach vierjähriger Schließung auf den ersten und flüchtigen Blick nur unmerklich verändert; hier floß das Gros der Maßnahmen und Veränderungen in 'innere' Werte. Saniert wurde die Bausubstanz: der 1943 und 1944 zerst"rte Klenze-Bau war zwar in den fünfziger Jahren durch Hans D"llgast unter Erhaltung der verbliebenen Reste wiedererrichtet worden, konnte aber zuletzt den heutigen Belastungen und Anforderungen nicht mehr genügen. Klima- und Lichttechnik wurden ergänzt bzw. erneuert, neueste Sicherheitstechnik eingebaut - ein dringliches Desiderat insbesondere nach dem Säureattentat auf Dürer-Bilder 1988. Die Hängung der Bilder selbst (auf dem bereits erwähnten neuen 'alten' Samt) wurde dagegen nur geringfügig modifiziert. Als auffälligste Neuerungen mochten noch einige Anpassungen an Zeit und Zeitgeist bemerkt werden: Garderobe, Schließfächer, Cafeteria, Museumsshop wurden jetzt im Erdgeschoß eingebaut. Sicher mag das Wegekonzept, das die Museumsbesucher zur altdeutschen Malerei (mit Bildern von Cranach, Holbein usw.) im Erdgeschoß jetzt notgedrungen an der Salattheke der Cafeteria vorbeiführt oder das sie zu den Räumen mit flämischer Malerei im gegenüberliegenden Teil des Erdgeschosses vorab durch das Souvenirsortiment des Museumsshops schleust, aufs Praktischste Kunst und Kommerz verbinden, - ob auch aufs Sch"nste, sei dahingestellt. Allerdings bleibt hier die bescheidene Hoffnung, daß die im August 1998 vorgefundene Wegführung nur eine Interims- oder Ferienl"sung war.


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