.

Kunstdenkmälerinventare für England und neue Instrumente zu ihrer Erschließung


96-2/3-296 bis 96-2/3-297 (Vorspann)

Kunstdenkmälerinventare für England und neue Instrumente zu ihrer Erschließung

von

Angela Karasch

Ganz im Geiste der von Georg Dehio mit der Herausgabe des Handbuchs der deutschen Kunstdenkmäler[1] seit 1905 begründeten Tradition einer ersten "handlichen" Denkmalerfassung[2] stand auch die von Nikolaus Pevsner 1951 begonnene und 1974 abgeschlossene Erfassung der Baudenkmäler Englands; und ebenso ist die persönliche Bedeutung Pevsners für das englische Gesamtunternehmen im Sinne einer Gleichsetzung von Person und Werk mit der Rolle Dehios für den deutschsprachigen Raum - wenn auch erheblich zeitlich versetzt - vergleichbar.[3] Das Ergebnis von Pevsners Inventarisierungsprojekt sind jene 46 kleinformatigen, nach Grafschaften geordneten Bände, in denen für England die wichtigsten sakralen und profanen Baudenkmäler einschließlich ihrer Ausstattung unter Berücksichtigung von Denkmälern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts beschrieben und publiziert wurden. Jeder Band bot dabei in einer allgemeinen Einführung vorab zur betreffenden Grafschaft knappe Informationen zu geographischen Besonderheiten, zur Entwicklungs-, insbesondere Siedlungsgeschichte der Region und schließlich einen zusammenfassenden Überblick zur Baugeschichte. Daran schlossen sich in alphabetischer Ordnung die einzelnen Ortsbeschreibungen an. Abbildungen waren die Ausnahme und wurden nur prototypisch eingesetzt und in einem gesonderten Abbildungsblock in der Bandmitte eingefügt. Übersichtspläne, Grundrisse o.ä. zu den Einzelbeschreibungen waren auf besonders herausragende Objekte beschränkt ebenso wie Ausführungen zur Ortsgeschichte etc. Alle Einträge waren dagegen mit einer Lokalisierungsangabe versehen, die auf eine Gesamtkarte verwies. Ein Glossar am Ende des Bandes und Register der Künstler- und Ortsnamen erleichterten den Zugang zum Inhalt der Artikel. Im übrigen waren die Einträge zur Baugeschichte des jeweiligen Denkmals und zu seiner weiteren Ausstattung knapp gehalten, wenn auch nicht ganz so stichwortartig wie im ersten Dehio, sondern hierin eher vergleichbar den ersten Bänden von Reclams Kunstführern.[4] Wie diese sollten auch die Buildings of England ein breiteres kunstinteressiertes Publikum ansprechen und ihm kunsthistorischer Reisebegleiter sein. Daß dieses Ziel erreicht wurde, zeigt der große Erfolg der Reihe, abzulesen an mehrfachen Nachauflagen fast aller Bände und der gleich nach Abschluß des Gesamtunternehmens einsetzenden korrigierten und revidierten Auflagen einzelner Bände. Alle Neuausgaben von Einzelbänden der Buildings of England folgen dabei trotz der revidierten Grafschaftsordnung von 1974 den Grafschaftseinteilungen der Erstausgaben.

Mit dem Band über die Grafschaft Buckinghamshire erschien 1994 ein Band in einer erweiterten und fast vollständig neu bearbeiteten Ausgabe, die deshalb im folgenden besprochen werden soll.


[1]
Zu Dehios Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, das in 1. Aufl. 1905 - 1912 erschien, und zu den Modifikationen späterer Auflagen vgl. IFB 95-3-403. (zurück)
[2]
Zu den verschiedenen Formen der Denkmalerfassung, zu Einzelaspekten der Inventarisierung und zu den bisherigen Publikationstypen vgl. die grundsätzlichen Ausführungen in IFB 95-3-403. (zurück)
[3]
Für die Kunstgeschichtsschreibung in Großbritannien war Nikolaus Pevsner (1902 - 1983), der 1934 von Deutschland nach England emigrieren mußte, in vielfacher Hinsicht von herausragender Bedeutung: er war nicht nur Autor der Buildings of England, sondern begründete u.a. auch die ergänzenden Reihen der Buildings of Ireland, Scotland and Wales und war Gründungsherausgeber der Pelican history of art. (zurück)
[4]
Zur Konzeption von Reclams Kunstführern vgl. IFB 95-3-403, Abschnitt 4. (zurück)

Zurück an den Bildanfang