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Addenda & Corrigenda zu Cerezo

Anhang zu 95-1-017

[unredigiert, ohne Auszeichnungsschriften, nicht in IFB 95-1-017 abgedruckt, sondern nur dem Verlag mitgeteilt; dafür auf WWW angeboten]
Nr. 1. Afanasyev, Aleksandr.[!] N.: Ribald Russian Classics. Holloway House, L. A.[!], 1966, 8vo, 314 págs. Die Beschreibung weist darauf hin, daß der Text 1897 von Carrington publiziert worden sei und daß es sich um ein wichtiges Werk zur russischen Folklore handele. Es wird auch das Werk des gleichen Autors Russian secret tales. (Neuausgabe) New York 1966 erwähnt. Hier fragt es sich, warum gerade diese Ausgabe des Werkes, das übrigens keinerlei bibliographischen Wert hat, ausgewählt worden ist - eine populäre Taschenbuchausgabe aus Los Angeles. Der in der Beschreibung genannte zweite Titel desselben Autors (es ist sogar dasselbe Werk) enthält demgegenüber eine Einleitung des Spezialisten für erotische Folklore, G. Legman, und die Anmerkungen von Giuseppe Pitré. - Das Werk selbst hat eine etwas verwickelte bibliographische Geschichte, die in der Beschreibung zumindest hätte angedeutet werden sollen:

Aleksandr Nikolaevic] Afanas'ev (1826-1871) hatte bei der Sammlung seiner Russischen Volksmärchen (Narodnye russkie skazki, Moskau 1855-1858) auch erotisches Material aufgenommen, das einen Supplementband bilden sollte. Die Publikation erfolgte aber erst posthum in Genf (1872) mit fingiertem Impressum und unter dem Titel Russkie zavetnye skazki (Verbotene russische Erzählungen). Eine Fortsetzung wurde angekündigt, ist aber zumindest nicht unter diesem Titel erschienen. Möglicherweise enthalten zwei andere Sammlungen dieses Material: Mez]du druz'jami (Exemplar in der BibliothŠque nationale, Paris) und die Fortsetzung Jumor russkogo naroda v skazkach (Der Humor des russischen Volkes in Erzählungen), beide in "Car'grad" ohne Jahr veröffentlicht. Ein Nachdruck des russischen Textes erschien 1879 in Genf. Kurz vor Beginn des Weltkrieges war es in Rußland möglich, die Zavetnye skazki in eine Ausgabe der Russkie narodnye skazki (hrsg. v. A. E. Gruzinskij, Moskau: I. D. Sytin 1913-1914. 5 Bde) zu integrieren. Eine Übersetzung ins Französische, wohl redigiert von Isidore Kopernicky und F. S. Krauss, erschien im 1.Band der Kryptadia (1883), mit Anmerkungen von Pitré. Der bekannte Erotica-Verleger Isidore Liseux publizierte 1891 eine weitere französische Übersetzung Contes secrets russes unter Benutzung der Kryptadia-Fassung. Einen Nachdruck brachte Raoul VŠze 1910 gleichfalls in Paris heraus; eine pseudo-bibliophile Neuausgabe stammt von Kellinckx (Brüssel 1957). Eine englische Textfassung wurde 1897 von Charles Carrington in Paris veröffentlicht. Hierauf gehen die beiden oben genannten Neuausgaben zurück. - Der neueste Nachdruck der Russkie zavetnye skazki erschien Ste.-GeneviŠve-des Bois 1975.

Nr. 11 und 12 geben die Titel zweier Auktionskataloge, sagen aber nicht, um welches Auktionshaus es sich handelte.

Nr. 42 nennt den Arzt Iwan Bloch als den Gründer der Erotica-Sammlung des Berliner Instituts für Sexualwissenschaft; hier liegt möglicherweise eine Verwechslung mit Magnus Hirschfeld vor. Die wichtigsten Werke Blochs - das Monumentalwerk Die Prostitution fehlt aber - werden in Übersetzungen und Bearbeitungen (Nr. 43-46 und 48) ohne Hinweis auf die Originaltitel oder -ausgaben vorgestellt.

Nr. 96 Bibliotheca Carringtonensis. Es handelt sich nicht um ein 1906 in Paris erschienenes Werk, wie der Autor anzunehmen scheint, sondern um die Sammlung von allerlei Prospekten und Werbematerialien, die ein amerikanischer Sammler sich hat zusammenbinden lassen und die sich heute im Institute for Sex Research befindet. Es gibt keine Verbindung zu dem britischen Erotica-Verleger Dugdale, wie die Annotation insinuiert.

Nr. 113 Cheng, Woo Chan: Erotologie de la Chine. Auf diese Camouflage sind schon viele Bibliographen hereingefallen, was bei der Fremdartigkeit des Namens nicht verwunderlich ist. Das Pseudonym lautet Wu-shan-sheng, der "Student (oder Gelehrte) vom Berge Wu", wohinter eine chinesische (erotische) Anekdote steckt. Dem Vernehmen nach ist der wirkliche Name des Autors Jacques Pimpaneau, ein bekannter Sinologe, der bereits bei der Übersetzung des erotischen Romans Jou-p'u-t'uan ins Französische mitgewirkt hat.

Nr. 124 Collas, F.: Der Flagellantismus im Altertum. Leipzig, 1932 - Der Name des Autors ist Georg Friedrich Collas, ein Pseudonym für Karl Felix von Schlichtegroll. Das Werk erschien 1913 bei G. H. Wigand in Leipzig als Band 1 von Geschichte des Flagellantismus unter besonderer Berücksichtigung der Religionsgebräuche, des Erziehungswesens, der Sklaverei, der Strafrechtspflege und verwandter Materien.

Nr. 150.Dawes, Charles Reginald: The French pornographer. ... 1960.

Hier wäre ein Hinweis auf die Originalausgabe angebracht: Restif de la Bretonne, 1734-1806. London: Privately printed, 1946. Brettonne ist natürlich Bretonne, Nicholas ist Nicolas zu lesen.

Nr. 180.Drumond, Perkins: Dictionary of Russian Obscenities. Berkley, 1980, 16vo, 79 págs.

Hier handelt es sich um: Drummond, D. A.; G. Perkins: Dictionary of Russian obscenities. 2nd, revised ed. Berkeley: Berkeley Slavic Specialties, 1980. [Die Umfangsangabe ist richtig.] Nebentitel: Slovar; necenzurnych slov.

Nr. 183.Dufay, Pierre: L'Enfer des classiques. Hier wird mitgeteilt, Carrington habe 1870 Le pantalon féminin veröffentlicht. Carringtons erste Publikationen stammen aus dem Jahre 1893!

Nr. 209 Etiemble, J. ist in Etiemble, René zu verbessern.

Nr. 243 Fuchs, Edward [!]: Illustrierte Sittengeschichte vom Mittelalter bis. [!] Munich, Edici—n privada, 1902-1912, 6 vol. 8vo. Die kurze Beschreibung lautet etwa: Eine reichlich illustrierte Vision der westlichen Unmoral am Beispiel der erotischen Graphik im Laufe der Geschichte. Abgesehen von Unrichtigkeiten im Namen des Autors wie im Titel ist darauf hinzuweisen, daß das Werk im Verlag Albert Langen erschien, und zwar 1909-1912. Die Annotation ist sicherlich nicht falsch, aber um ein reines Illustrationswerk handelt es sich nicht, auch wenn Fuchs seine vorzügliche Graphiksammlung als Grundlage genommen hat. Eine Fülle von Quellentexten ist verarbeitet worden, leider, und dies wäre hier wichtig, ohne ausreichende Quellenangaben, was den Wert des großartigen Werkes bedeutend relativiert. Die leicht sozialistische Tendenz der Darstellung dagegen dürfte heute eher als fortschrittlich gelten.

Nr. 244 Fuchs: Die großen Meister der Erotik bleibt ohne Umfangsangabe und Annotation.

Nr. 245 Fuchs, E., Kind, Alfred: Die Weiberherrschaft in der Geschichte der Menschheit.

Hier ist wiederum bibliographische Konfusion, denn es sind nicht Band 1-2 1913-1914, und Band 3 1930 erschienen, sondern 1-2 1913 und 3 (als Privatdruck) 1914. Die Titelaufnahme bezieht sich nur auf Band 1-2, gibt aber den Umfang für die Bände 1-3. Richtig ist dagegen, daß Band 4 1931 erschienen ist.

Nr. 248 Futilitates. Hierbei sind nicht nur die Namen E. K. Blüuml und Otswald, Hans in Blümml und Ostwald zu korrigieren, sondern hier fehlt der Hinweis, daß es sich um vier Bände mit Stücktiteln handelt:

1.Schamperlieder. Deutsche Volkslieder des 16.-19. Jahrhunderts. Mit Singweisen. Gesammelt u. Hrsg. v. E. K. Blümml. 179 S.

2.Schwänke und Bauernerzählungen aus Nieder-Österreich. Gesammelt u. erl. v. Josef Polsterer. 180 S.

3.Aus den Liederhandschriften des Studenten Clodius, 1669, und des Fräuleins von Crailsheim, 1747-49. Mit Singweisen. Hrsg. v. E. K. Blümml.176 S.

4.Militaria. Eine Sammlung der typischen handschriftlichen Literatur des deutsch-österreichischen Soldatenstandes. Hrsg. v. J. Polsterer. 204 S.

Nr. 251.Catalogue du cabinet secret du Prince G***. Bruxelles 1887.

Dieser bis zu seinem Nachdruck durch Charles Skilton (London 1975) sehr rare Katalog ist keineswegs ein Verzeichnis der Privatsammlung des Fürsten Galicin (meist in französischer Umschrift zitiert: Galitzine), sondern ein Werbetrick des Buchhändlers Lehec, wie Jacques Duprilot nachgewiesen hat: L'énigme du catalogue du Cabinet Secret du Prince G*** ou les ruses du libraire Lehec. (GenŠve 1989.) 128 S. Die Anspielung bezieht sich jedenfalls auf Michail Aleksandrovic] Galicin (Golicyn), dessen "cabinet" bereits 1820 G. Lecointe de Laveau eine Notice de manuscrits, livres rares et ..... gewidmet hatte.

Nr. 259-262 Gay, Jules: Bibliographie des ouvrages relatifs Ö l'amour.

Zu den vier ja ganz unterschiedlichen Ausgaben dieser wichtigen Bibliographie gibt es nur eine kurze Annotation, die weder die Unterschiede noch die Eigenheiten dieser Bibliographie noch eine Bewertung gibt, was für den Novizen dringend nötig wäre!

Nr. 304 Hagen, Albert: Die sexuelle Osphresiologie. Die Annotation verweist auf eine Anmerkung im Katalog des Buchhändlers Scheiner, daß der Autor Iwan Bloch sei (was stimmt und bekannt ist). Doch gibt es keine Verweisung zu Nr. 46, wo unter Bloch eine englische Ausgabe: Odoratus sexualis. New York 1934 erscheint.

Nr. 308 Hamalian, Leo: Nobody knows my names: Samuel Roth and the underside of modern letters. - Der berühmte Erotica-Verleger hätte wenigstens eine Zeile der Erläuterung oder Annotation verdient.

Nr. 388.Kryptadia. Hier ist der Verlag Henninger statt Heiniger zu lesen. Auch sind natürlich nicht alle 12 Bände 1883 erschienen, wie der Autor dann in der Annotation auch richtig sagt, sondern 1883-1912. Die Feststellung, daß alle Bände in Deutschland publiziert worden seien, auch wenn die letzten Bände einen "französischen Verleger" gehabt hätten (Welter), scheint mir unbewiesen. Allerdings könnte die Tatsache, daß der Verleger der deutsche, in Paris tätige Großbuchhändler Hubert Welter war, durchaus dafür sprechen.

Nr. 403.Legman, G.: Rationale on [d.i. of] the dirty joke: An analysis of sexual humor. Second series. - Hier wäre eine Angabe zur First series erwünscht.

Nr. 468.Moreck, Curt: Kultur- und Sittengeschichte der neuesten Zeit ...Ohne Kommentar werden dann unter den Nr.n 469, 471, 472 die Stückti- tel der drei Bände des Werkes als eigene Publikationen verzeichnet: Das Genußleben des modernen Menschen, Die käufliche Liebe bei den Naturvölkern und Geschlechtsleben und Erotik in der Gesellschaft der Gegenwart.

Nr. 519.Ploss/Bartels: Das Weib in der Natur- und Völkerkunde... 1927, erschien nicht zuerst Leipzig 1902 (oder, wie es in der Annotation heißt: Leipzig 1908), sondern 1884.

Nr. 570 Schertel, Ernst: Der Flagellantismus als literarisches Motiv. Parthenon Verlag, s.l., c.1970. Hier und in der folgenden Eintragung wird der Eindruck erweckt, als habe der Leipziger Parthenon-Verlag diese Nachdrucke 1970 publiziert. In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um Nachdrucke, bei denen die Angabe des Originalverlags nicht unterdrückt wurde. Einen ersten Versuch zur Zusammenstellung der zahlreichen Schriften Schertels, meist zum Thema Nacktkultur und Flagellantismus hat übrigens Theo Lamers unternommen (Erotische Literatur. Mitteilungen zur Erforschung und Bibliographie.1.1992,23-27.)

Nr. 590 (Semper, Idem): The Blue Book. ... 1936. - Warum der Autor, der das Lateinische ja gut beherrscht, Semper Idem durch ein Komma zu trennen insistiert, wird nicht klar. Verwunderlicher ist, daß dieser Bordellführer auch unter Nr. 321 unter dem wirklichen Namen des Verfassers (Charles Heartman) erscheint, mit bloßem Hinweis auf die Quelle Besterman.

Nr. 616.Tarasevskyj, H. K. [!]: Das Geschlechtsleben[!] des Ukrainischen Bauern-Volkes. ... - Der Name des Autors ist in Tarasevs'kyj, Pavlo zu berichtigen. Der zweite Teil des Titels ist zu ergänzen: Folkloristische Erhebungen aus der russischen Ukraina. Die Verzeichnung der Fortsetzung des Werkes wäre erwünscht: Das Geschlechtleben des ukrainischen Bauernvolkes in Österreich-Ungarn. Folkloristische Erhebungen von VoÂodymyr Hnatjuk. II.Teil: Vierhundert Schwänke und novellenartige Erzählungen, die in Ostgalizien und Ungarn gesammelt wurden. Leipzig: Ethnologischer Verlag, 1912. XX,468 S. (Beiwerke zum Studium der Anthropophyteia.5.)

Nr. 662.Webb, Peter: The erotic arts. -"Eine gute Studie der alten und neuen Pornographie ..." Diese Bemerkung erweckt möglicherweise Hoffnungen, die unerfüllt bleiben: Webb beschäftigt sich tatsächlich nur mit der erotischen Kunst.

Nr. 666.Weigel, Adolf: Bibliographisches Verzeichnis der Bibliotheken von Professor Dr. Paul H. Brandt and [!] Baron Werner v. Bleichröder. Leipzig, 1930.

Es handelt sich nicht, wie die Annotation vermutet, um eine Bibliographie der Werke Brandts, sondern um einen Verkaufskatalog der beiden Bibliotheken, bzw. Teile derselben. Der Umfang ist mit 56 S. zu ergänzen. Der Katalog gehört zu einer früher von Weigel angefangenen Katalogserie mit dem Obertitel: Kryptadia.

Nr. 679.Wulffen, Erich: Die Erotik in der Photographie. - Wulffen war einer von sieben Mitarbeitern des Werkes, so daß es unpassend erscheint, ihn hier als Verfasser zu bezeichnen.

Nr. 681.X, Jacobus: The bassis [!] of passional psychology. Traditionell und bislang unumstritten wird Dr. Jacobus X... mit Louis Jacolliot identifiziert, einem Vielschreiber, der neben seinen sittengeschichtlichen Kompilationen auch Religionsgeschichtliches und Abenteuerromane verfaßte.

Nr. 684.Yun-yu: Essai sur l'érotisme et l'amour dans la Chine ancienne. - Falls der Doppelpunkt hier Yun-yu als Verfasser interpretieren soll, ist es ein Irrtum, denn es ist Teil des Titels und bedeutet: Wolken und Regen, eine chinesische Metapher für das Liebesspiel. Die englische Übersetzung des Werkes erscheint unter Nr. 209: Etiemble, J.[!]: Yuh Yu [!]. An essay of eroticism and love in ancient China.

Nr. 229.(Farmer, J. S.): Forbidden books - Bei dieser Werbeschrift des Verlags Carrington ist der Autor der Vermutung Legmans gefolgt, indem er John Stephen Farmer als Autor betrachtet. Er hat offensichtlich übersehen, daß er den Titel schon als Nr. 95 mit Charles Carrington als Verfasser und ohne Hinweis auf Farmer angezeigt hatte.

Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen sind die Annotationen weder kritisch noch wertend; sie wirken häufig als Verlegenheitslösung, als ob das betreffende Werk nicht oder nur kurz eingesehen werden konnte. Die befriedigendste Behandlung erfahren naturgemäß die spanischen Titel, die aber nur einen sehr geringen Teil des Materials ausmachen.

Nur am Rande sei bemerkt, daß bei der Groß- und Kleinschreibung der Titel kein einheitliches Prinzip erkennbar ist.

Man könnte Seiten füllen mit derlei bibliographischen Anmerkungen; jedenfalls steht der enormen Findigkeit des Autors eine unbefriedigende Verarbeitung des Materials gegenüber, so daß das Werk, anregend wie es ist, für bibliographische Zwecke nicht empfohlen werden kann. Druck und Aufmachung des Bandes sind dagegen zufriedenstellend. Das rosa Bezugspapier des Deckels ist mit einer erotischen Girlande verziert und liefert einen passenden Rahmen.


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