1. Die Datenbank FORIS
Erstes und wichtigstes Produkt dieser Initiative zur Kommunikationsförderung in den Sozialwissenschaften war die jüngst mit dem cogito-Datenbankpreis ausgezeichnete Datenbank FORIS, dem Forschungsinformationssystem Sozialwissenschaften. Sie basiert auf einer vom IZ selbst durchgeführten freiwilligen Umfrage bei ca. 5000 Instituten aus dem weiten Bereich der Sozialwissenschaften, von der empirischen Sozialforschung bis zu den Wirtschaftswissenschaften. Sie geschieht für die anderen deutschsprachigen Länder in Kooperation mit vergleichbaren nationalen Institutionen wie der Sozialwissenschaftlichen Informationsstelle der Wirtschaftsuniversität Wien, die die gleiche Erhebung in Österreich durchführt. In der Online-Version sind immer mindestens die letzten 10 Jahre der Forschungsprojektnachweise mit rund 40.000 Einheiten abrufbar. Die Informationen basieren auf den Angaben der Forscher selber, werden jedoch vom IZ dokumentarisch aufbereitet.
Da die erhobenen Daten auch für analytische, z.B. wissenschaftssoziologische Zwecke verwendet werden, liegt ein gewisser Schwerpunkt in den Fragen des Erhebungsbogens auf den methodischen Aspekten der Forschungsprojekte. Wichtige Informationsbestandteile sind jedoch auch die Angaben zu den beteiligten Institutionen, wie Auftraggeber oder Finanzierer. So wird diese Datenbank nicht nur zum Nachweis von Experten und Einzelforschern benutzt (deren Telefonnummern in der Regel angegeben sind), sondern dient auch zum Auffinden von Geldquellen oder als Institutionenregister. Ebenfalls wichtiger - oft nicht bekannter - Bestandteil ist ein Feld, in dem teilweise seitenlange Literaturlisten aufgeführt sind, die dem ausgefüllten Fragebogen zur Beantwortung der Frage nach Veröffentlichungen und Arbeitspapieren beiliegen. Hier kann man also fündig werden, insbesondere auf der Suche nach grauer Literatur bzw. nach Texten, die man in anderen klassischen Literaturnachweismitteln nicht gefunden hat.
2. Die Datenbank SOLIS
Zu den klassischen Informationsmitteln gehört die Literaturdokumentation für die deutschsprachigen Sozialwissenschaften, die das IZ mit der Datenbank SOLIS (Sozialwissenschaftliches Literaturinformationssystem) nun ebenfalls seit über fünfzehn Jahren betreibt. Diese zeichnet sich durch eine für die Sozialwissenschaften angemessene Mischung der nachgewiesenen Dokumentarten aus: unselbständige Literatur 50%, Monographien 40% und Graue Literatur 10%. Sie weist Literatur seit 1945 nach und überschritt Anfang 1993 die Zahl von 150.000 Nachweisen. Um den enormen Zuwachs an jährlichen Veröffentlichungen in den Sozialwissenschaften bewältigen zu können, arbeitet das IZ intensiv mit verschiedenen anderen Institutionen, wie z.B. dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit, zusammen. Da zum Zeitpunkt ihres Entstehens auch schon andere Literaturnachweisdatenbanken im weiten Feld der Sozialwissenschaften produziert wurden, z.B. in der Psychologie und in den Wirtschaftswissenschaften, ist der Abdeckungsbereich von SOLIS nicht so breit angelegt wie der von FORIS.
Besonders hervorzuheben ist die Ausführlichkeit der zumeist vom IZ selbst erstellten Abstracts und der Nachweis des Standorts von grauer Literatur. Auch bei SOLIS liegt ein gewisser Schwerpunkt auf der Darstellung der in den nachgewiesenen Dokumenten verwandten Methodik. So wird z.B. dokumentiert, ob in den beschriebenen Literaturquellen numerische Informationen in Form von Tabellen oder Graphiken vorhanden sind. Insofern läßt sich diese Datenbank nicht nur als Literaturnachweisinstrument benutzen, sondern - aufgrund der Regelwerksanweisung, daß empirische Ergebnisse im Abstract erwähnt werden sollen - auch als eine Art Fakteninformationssystem.
3. Online-Zugriff auf die Datenbanken
Beide Datenbanken sind bei drei kommerziellen Datenbankanbietern öffentlich zugänglich: STN International mit einem Umfeld von eher technisch-naturwissenschaftlichen Datenbanken, DIMDI im Zusammenhang mit medizinischen und anderen sozialwissenschaftlichen Datenbanken und GBI in wirtschaftswissenschaftlichem Kontext. Bei allen Hosts sind die Datenbanken in die fachspezifischen "Datenbank-Cluster" integriert und teilweise mit der Funktion der datenbankübergreifenden Dubletteneliminierung versehen. STN unterstützt ebenfalls die Datenbankstrukturen der IZ-Datenbanken für sein auf der letzten Infobase preisgekröntes Personal file system, mit dem Download-Daten auf dem eigenen PC quasi wie auf dem Host geführt werden können. Zu allen recherchespezifischen Problemen kann der jeweilige Helpdesk der Hosts oder die Hotline des IZ (Tel. 0228/2281-100) konsultiert werden, bei der kompetente Sozialwissenschaftler weiterhelfen.
Zur Recherche in den Datenbanken bieten die Hosts mehr oder weniger
ausführliche, datenbankspezifische Benutzermanuals, in denen z.B. die
detaillierten Klassifikationssysteme genauer beschrieben werden. Diese
sollte man unbedingt bei der Recherche konsultieren, da
erfahrungsgemäß einige wichtige rechercheerleichternde Hilfen sich
nicht über trial and error erschließen lassen. Ebenfalls essentielles
Arbeitsmittel für die Informationssuche in den IZ-Datenbanken ist die
kürzlich in überarbeiteter Auflage erschienene Schlagwortliste für die
Sozialwissenschaften,[1] die sich im übrigen auch in anderen Bereichen
zu einem Standardinstrument entwickelt hat.
4. CD-ROM-Version; Diskettendienst
In IFB 93-1/2-073 wurde bereits auf eine wesentliche Präsentationsform
der Datenbank SOLIS hingewiesen: sie ist mittlerweile in vielen
Universitätsbibliotheken auf der CD-ROM WISO zusammen mit den
wirtschaftswissenschaftlichen Datenbanken BLISS und HWWA zugänglich.
Da die CD-ROM jeweils drei komplette Datenbanken enthält, ist ihr
Preis erfahrungsgemäß zu hoch für kleinere Institutionen oder
Einzelpersonen. Aus diesem Grund bietet das IZ mit seinem
Diskettendienst die Möglichkeit, Teile der Datenbank SOLIS als
preiswerte Inhouse-Datenbank auf dem eigenen PC aufzubauen. Die Daten
werden in einem neutralen ASCII-Format geliefert und können entweder
mit dem eigenen Datenbanksystem weiterverarbeitet oder in ein speziell
dafür entwickeltes Retrievalmodul auf der Basis von LARS integriert
werden.
5. Bibliographien, Nachschlagewerke, Dokumentationen
Die Datenbanken mit ihrem mächtigen und flexiblen
Informationsreservoir sind immer wieder Grundlage für gedruckte
Informationsdienste, Nachschlagewerke und Dokumentationen. Zwei
Standardwerke für die sozialwissenschaftliche Informationsarbeit
sollten in keiner einschlägigen Bibliothek fehlen: die Bibliographie
zur deutschen Soziologie 1945 - 1977[2] und die jährlich erscheinende
Dokumentation Forschungsarbeiten in den Sozialwissenschaften,[3] die
regelmäßig die sozialwissenschaftliche Forschungslandschaft der
deutschsprachigen Länder abbildet und somit das Adreßbuch der
aktuellen Forschung darstellt.
Zur laufenden Information über Neuerscheinungen und Projektmeldungen
unterhält das IZ, auf der Grundlage seiner Datenbanken, 33 unter dem
Gesamttitel Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst
zusammengefaßte Referatedienste zu einer breiten Palette von Themen:
von Frauenforschung über Migration und ethnische Konflikte und
Jugendsoziologie bis zu Gesellschaftlicher Wandel in den neuen
Bundesländern.[4] Die zweimal im Jahr erscheinenden, broschierten
Ausgaben werden nicht lediglich maschinell aus den Neuzugängen zu den
Datenbanken abgezogen, sondern sind von Fachwissenschaftlern
intellektuell bearbeitet und mit Registern versehen, so daß diese
Profildienste teilweise als Ersatz für fehlende oder als Ergänzung für
unzulängliche laufende Fachbibliographien benutzt und tatsächlich als
solche vielfach eingesetzt werden.
Von Fall zu Fall erstellt das IZ auch retrospektive Dokumentationen zu
aktuellen Themen. Die letzten Themen, die in dieser Art erschlossen
wurden, sind: Gewalt in der Gesellschaft, Vereine in Deutschland und
Legale Droge Alkohol.[5] In Bearbeitung befindet sich ein Band zur
Asylproblematik. Neben der retrospektiven Dokumentation von Forschung
und Literatur eines spezifischen Themenfeldes beinhalten diese Bände
meist auch Hintergrundartikel wie Forschungsberichte,
wissenschaftssoziologische und bibliometrische Analysen des
Fachgebietes oder historische Einschätzungen. Teilweise werden hier
auch Bilddokumentationen (so z.B. in dem Band zur Vereinsforschung)
mit abgedruckt.
Eine weitere Art von Publikationstätigkeit des IZ ist speziell für den
Auskunftsbereich von Bedeutung. In Zusammenarbeit mit vergleichbaren
Informationszentren anderer europäischer Länder erscheinen ebenfalls
sporadisch thematische, retrospektive Dokumentationen. So zum Beispiel
zuletzt zur aktuellen europäischen Frauenforschung: Women between jobs
and family.[6]
6. Weitere auskunftsrelevante Dienstleistungen des IZ
Aus der großen Palette der informations- und sozialwissenschaftlichen
Aufgabengebiete des IZ soll hier lediglich auf die Bereiche
hingewiesen werden, die für den Auskunftsdienst der Bibliothek
ebenfalls hilfreich sein können. Neben den beiden großen Datenbanken
unterhält das IZ seit kurzem eine weitere Datenbank zur soziologischen
Lehre, die Auskunft geben kann über Dozenten und spezielle
Ansprechpartner mit Lehrerfahrung. Auf diese, aber auch auf andere
Teildatenbanken, die zur Produktion der Online-Datenbanken gepflegt
werden bzw. auf andere internationale Datenbanken im Bereich der
Sozialwissenschaften (z.B. FRANCIS, Social Research Methods oder
Social Science Citation Index, aber auch auf die Datenbanken des
russischen Informationszentrums INION), greift die
Fachinformationsvermittlungsstelle des IZ für eigene Recherchen zu.
Jeder Wissenschaftler kann sich an die IVS des IZ wenden, um mit
spezifisch sozialwissenschaftlicher Retrievalkompetenz
Datenbankrecherchen durchführen zu lassen. Wer jedoch selber
recherchieren lernen möchte, kann sich bei einem der Datenbankseminare
des IZ anmelden. Je nach Bedarf werden Schulungen oder Präsentationen
auch am Hochschulort durchgeführt.
Ein letzter - nicht unwichtiger - Arbeitsbereich des IZ sei hier noch
erwähnt. Die Abteilung Berlin des IZ in der Außenstelle der GESIS[7]
bietet, neben der Aufgabe, die Sozialwissenschaft der DDR der
Öffentlichkeit bekanntzumachen und dokumentarisch aufzubereiten,[8]
Informationsdienstleistungen über Sozialwissenschaften in Osteuropa.
Sie versteht sich als Transfer- und Clearingstelle für Informationen
über bzw. für die osteuropäische Sozialwissenschaft unter dem Eindruck
der dort entstehenden neuen Gesellschaften. Sie gibt zu diesem Zweck
den z.Zt. noch kostenlosen Newsletter Sozialwissenschaften in
Osteuropa heraus, der als Forum der Kommunikation gedacht ist und alle
zwei bis drei Monate erscheint.
Als Infrastruktureinrichtung für die Sozialwissenschaften sind dem IZ
stets Anfragen und Anregungen willkommen, die ihm helfen, seine
Aufgabe nutzergerecht durchzuführen. Sollten Sie an laufenden
Informationen über das IZ interessiert sein, so zögern Sie nicht, sich
an die oben erwähnte Hotline zu wenden und sich das IZ-Telegramm
regelmäßig schicken zu lassen, in dem von Fall zu Fall auch Tips für
die allgemeine Informationssuche in den Sozialwissenschaften zu finden
sind.
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