Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Biographisches Lexikon der Hamburger Sefarden


01-2-462
Biographisches Lexikon der Hamburger Sefarden : die Grabinschriften des Portugiesenfriedhofs an der Königstraße in Hamburg-Altona / Michael Studemund-Halévy. - Hamburg : Christians, 2000 [vielm. 2001]. - 906 S. : Ill. ; 22 cm. - (Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden ; 22). - ISBN 3-7672-1293-5 : DM 98.00
[6401]

Während sich der größte Teil der Sepharden, der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden, im Osmanischen Reich und in Nordafrika niederließen, gingen etwa 5000 nach Portugal, wo sie 1497 zwangsgetauft wurden. Nachdem 1580 der spanische König Philip II. auch König von Portugal wurde, 'verlassen die ersten zwangsgetauften Juden Portugal ... und lassen sich gegen 1590, als Katholiken getarnt, in Hamburg nieder.'[1] Zuvor war bereits in Amsterdam eine Gemeinde jüdischer Emigranten entstanden, zu der die "Portugiesisch-Jüdische Gemeinde Hamburgs" ebenso enge Beziehungen unterhielt, wie zu ihren in Portugal zurückgebliebenen bzw. von dort in die Neue Welt gezogenen Verwandten. Sie hielten auch am Portugiesischen als verbindliche Umgangssprache in der Gemeinde fest. Von den drei Hamburger Portugiesenfriedhöfen ist der an der Königstraße in Hamburg-Altona gelegene der größte und wurde 1960 unter Denkmalschutz gestellt. Trotz starker Kriegszerstörungen ist er das bedeutendste Zeugnis der Portugiesisch-Jüdischen Gemeinde Hamburgs, die am Ende des Zweiten Weltkriegs fast zur Gänze ausgelöscht war.[2] Dem durch einschlägige Publikationen ausgewiesenen Verfasser[3] ist es gelungen, in dem vorliegenden, bereits für April 2000 angekündigten, aber erst ein Jahr später erschienenen Biographischen Lexikon der Hamburger Sefarden biographische und genealogische Daten zu ca. 2500 Angehörigen der Gemeinde zusammenzustellen, und zwar auf Grund der erhaltenen bzw. in anderen Quellen überlieferten Grabinschriften der auf dem genannten Friedhof zwischen 1611 und 1878 Bestatteten. Die Eintragungen sind einheitlich gegliedert: Artikelkopf bestehend aus Nach- und Vorname (in einer aus der portugiesischen und hebräischen Inschrift normierten Form), Geburts- (selten) und Todesdatum nach dem jüdischen und dem gregorianischen Kalender; 1. Genealogie; 2. Biographische Angaben an Hand der Protokollbücher der Gemeinde, der erhaltenen Archivalien und der Forschungsliteratur; dieser Abschnitt fehlt häufig ganz bzw. ist sehr knapp, bei bedeutenden Personen kann er sich auch über viele Spalten erstrecken; 3. Abdruck der hebräischen und der portugiesischen Grabinschriften mit Übersetzung; 4. Lokalisation des Grabes und Beschreibung des Epitaphs; 5. Quellen- und 6. Literaturangaben, deren Siglen im Anhang (S. 858 - 900) aufgelöst sind. - Die ausführliche Einleitung (S. 9 - 151; es folgen auf nicht paginierten Seiten Schwarzweißabbildungen auf 20 Tafeln) behandelt die Geschichte der Hamburger Portugiesen in Abschnitten vom 17. bis 20. Jahrhundert und die der Portugiesen in Altona; es folgen die bereits erwähnte Chronik, Bemerkungen zur Quellen- und Forschungslage sowie eine Beschreibung des Friedhofs. - Eine Geschichte der Hamburger Judenpolitik im Zeitalter lutherischer Orthodoxie (1590 - 1710)[4] ist in derselben Schriftenreihe angekündigt.

Klaus Schreiber


[1]
Aus der Chronik der Portugiesengemeinden in Hamburg und Altona, S. 63 - 74 (hier S. 63). (zurück)
[2]
Von den 1933 in Hamburg gezählten 16.973 Juden (ingesamt) waren Ende April 1945 nur noch 647 am Leben. (zurück)
[3]
Hier S. 895 - 896; es fehlt hier seine Bibliographie zur Geschichte der Juden in Hamburg / Michael Studemund-Halévy. - München [u.a.] : Saur, 1994. - XIV, 255 S. ; 25 cm. - (Bibliographien zur deutsch-jüdischen Geschichte ; 5). - ISBN 3-598-11178-9 : DM 148.00 [2119]. - IFB 95-3-371. - Eine weitere - sehr kritische - Rezension in: Auskunft : Mitteilungsblatt Hamburger Bibliotheken. - 16 (1996),1, S. 92 - 101 (Richard Gerecke). (zurück)
[4]
Hamburger Judenpolitik im Zeitalter lutherischer Orthodoxie (1590 - 1710) / Jutta Braden. - Hamburg : Christians, 2000 [vielm. 2001]. - ca. 600 S. ; 22 cm. - (Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden ; 23). - ISBN 3-7672-1355-9 : ca. DM 88.00. (zurück)

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