Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850


01-2-426
Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850 : ein Handbuch ; Mitglieder, Amtsträger, Lebensdaten, Fraktionen / von Jochen Lengemann. - München ; Jena : Urban & Fischer, 2000. - 447 S. : Ill. ; 25 cm. - (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen : Große Reihe ; 6). - ISBN 3-437-31128-X : DM 128.00
[6188]

Das Erfurter Unionsparlament, das vom 20.3. bis 29.4. 1850 tagte, stand in der Forschung bisher ganz im Schatten der Frankfurter Nationalversammlung.[1] Dabei hat es seinen Auftrag, einen Verfassungsentwurf für die auf Grund des Dreikönigsbündnisses zustandegekommenen Union deutscher Staaten unter preußischer Führung in dieser kurzen Zeit erfüllt. Daß die Union dann doch nicht zustande kam, hat andere Gründe. Immerhin erlebte das Erfurter Unionsparlament "Sternstunde(n) parlamentarischer Rhetorik in Deutschland" (S. 7) und "mit dem Einzug der preußischen Hochkonservativen um Friedrich Julius Stahl, Ernst Ludwig von Gerlach und Otto von Bismarck hat Erfurt die erste nationale Bühne für die parlamentarische Auseinandersetzung zwischen Liberalen und den dann fünfzig Jahre tonangebend werdenden Kräften Preußen-Deutschlands geboten" (Schutzumschlag).

Der durch seine zahlreichen Parlamentsbiographien für Hessen und Thüringen[2] bestens ausgewiesene Verfasser legt nach mehreren Vorarbeiten über die Mitglieder des Erfurter Unionsparlaments aus einzelnen deutschen Regionen[3] nun ein zusammenfassendes biographisches Sammelwerk über alle Mitglieder[4] vor, dem "ein zweiter Band mit den Wahlergebnissen, Daten zur parlamentarischen Arbeit und zum politischen Agieren der Abgeordneten mit Ergänzungen zu ihren Viten" (S. 8) folgen soll. Dem vorliegenden Band ist lediglich ein Abriß der Geschichte und der Bedeutung des Erfurter Unionsparlaments als Einleitung (S. 11 - 27) vorangestellt, auf die Übersichten (S. 29 - 58) über Mitgliedschaft, Amtsträger, Tätigkeit und Sitzungsberichte folgen. Der Hauptteil enthält die Biographien der Mitglieder des Staatenhauses und des Volkshauses des Deutschen Parlaments (S. 59 - 352), insgesamt 223 (von de jure 261 Mitgliedern; die sich aus der Differenz ergebenden Sitze wurden nicht besetzt). Anlage im Namenalphabet mit folgenden Angaben, die nach Inhalt und Anlage weitestgehend mit den Thüringen-Bänden übereinstimmen: 1. Nachname und Sigle der Fraktion, Vornamen; Geburts- und Todesdatum und -ort; Genealogisches und Verwandtschaft mit anderen Parlamentariern; berufliche und politische Laufbahn, nebenberufliche Tätigkeiten und Mitgliedschaften; Publikationen; Ehrungen und Auszeichnungen; Mitgliedschaft in anderen Parlamenten sowie im Unionsparlament (Wahlkreis, Fraktion; Ämter); Literaturangaben und Quellen. Von den im Anhang enthaltenen Verzeichnissen seien erwähnt: Namenlisten u.a. der auch in die Frankfurter Nationalversammlung Abgeordneten sowie Verzeichnisse der Parlamentarier nach den Unionsstaaten (getrennt nach Staatenhaus und Volkshaus), nach Fraktionen u.a.; Quellen und Literaturverzeichnis; Register der Personen (nicht der Autoren) und der Geographica.

Klaus Schreiber


[1]
Im Jubiläumsjahr erschien folgender Sammelband: Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850 / hrsg. von Gunther Mai. - Köln [u.a.] : Böhlau, 2000. - 470 S. ; 24 cm. - ISBN 3-412-02300-0 : DM 78.00. - Ferner: Das Deutsche Parlament von 1850 : Orte, Männer, Entscheidungen ; ein Album / Jochen Lengemann // In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde von Erfurt. - N.F. 8 (2000), S. 83 - 119. (zurück)
[2]
IFB 99-B09-621 - 623. (zurück)
[3]
Für Kurhessen und Waldeck in: Zeitschrift für Hessische Geschichte und Landeskunde. - 99 (1994), S. 127 - 150 : Ill. - Für Provinzsachsen in: Mühlhäuser Beiträge. - 19 (1996), S. 57 - 72. - Für Thüringen in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte. - 47 (1993), S. 99 - [115]. (zurück)
[4]
Potentiell fehlt Franz Josef Aldenhoven (1803 - 1872), der lt. Bd. 1 der von Vera Torunsky bearbeiteten Parlamentsbiographie für die Rheinischen Provinziallandtage (s.u. IFB 01-2-479) "1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlamentes (Volkshaus)" gewesen sein soll (S. 27). Dieser Widerspruch erklärt sich vermutlich damit, daß Aldenoven zwar gewählt wurde, sein Mandat aber nicht antrat. (zurück)

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