Diese Tradition pflegte auch die 1648 gegründete alte Universität Bamberg, die Academia Ottoniana bzw. Universitas Ottoniana-Fridericiana. Wie fast alle katholischen Universitäten des Alten Reiches bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1773 von den Jesuiten geleitet, war auch sie eine Hochschule mit eindeutig theologisch-philosophischem Schwerpunkt. Eine juristische Fakultät kam erst 1735 hinzu, eine medizinische gar erst 1769/1770. Im 18. Jahrhundert rangierte Bamberg von der Anzahl der Studenten her im Mittelfeld der deutschen Universitäten.
Die hier beschriebenen Thesen- und Promotionsblätter entstammen also ganz überwiegend dem Lehrbetrieb der philosophischen und - schon eindeutig weniger - der theologischen Fakultät. Er erstaunt wenig, daß sie in Bamberger Sammlungen besonders vollständig vorhanden sind. Unter den an anderen Institutionen wie Gymnasien/Lyzeen, Klöstern entstandenen Drucken ragt nur die benachbarte Universität Würzburg zahlenmäßig hervor. Insgesamt werden 161 verschiedene Blätter in 222 Exemplaren verzeichnet, darunter 60 Promotions- und 70 Thesenblätter sowie 31 ohne Text und damit nicht zuordenbar.
Im aufgeschlagenen Katalog stehen dem Benutzer jeweils rechts die
Photos der Dokumente und links deren bibliographisch-ikonographische
Beschreibung zur Verfügung, eine gerade bei dieser Schriftengattung
sehr gelungene Methode. Der detaillierten ikonographischen
Beschreibung des Motivs und der Angabe der gewählten künstlerischen
Technik - fast immer Schabkunst oder Kupferstich - folgen die
bibliographischen Daten zu Präses und Defendent/Respondent, Titel bei
Thesenblättern oder zu Promotoren sowie die namentliche Aufführung der
Promovierten bei Promotionsblättern. Es folgen Hinweise auf auswärtige
Bestände, Belegstellen der genannten Personen in der Bamberger
universitätsgeschichtlichen Literatur wie der Matrikel[1] oder der
grundlegenden bildungsgeschichtlichen Abhandlung von Weber[2] sowie auf
ein noch nicht publiziertes, von Werner Taegert bearbeitetes
Verzeichnis der alten Bamberger Dissertationen und Thesen.
Abgeschlossen wird die Beschreibung durch den detaillierten
Besitznachweis.
Am Ende der Publikation finden wir einen umfangreichen, solide
gearbeiteten Register- und Konkordanzenteil, der fast jeden
erdenklichen Zugriff auf die verzeichneten Dokumente ermöglicht. Der
Kunsthistoriker ist dankbar für die Chronologie der abgebildeten
Blätter, die Auflistung der ikonographischen Motive in alphabetischer
Anordnung, das mit biographischen Eckdaten angereicherte Register der
Künstler und Drucker, der Universitätshistoriker für die Konkordanz
der Thesen- und Promotionsblätter, der Thesenblätter und
Dissertationen (nach Taegert), die Übersicht über die Verteilung von
Magisterium und Bakkalaureat gemäß den Promotionsblättern sowie das
Register der Promotoren, Präsiden und Respondenten. Daß dort und auch
im Hauptteil die promovierten Magister und Bakkalaureen nicht einzeln
aufgeführt sind, mag der Universitätshistoriker bedauern, liegt aber
bei insgesamt 4234 Namen (1775 Magister, 2459 Bakkalaureen) nahe. In
vielen Fällen sind zudem die Namen auf der Abbildung des
Promotionsblattes - wenn auch manchmal nur mit Lupe - erkennbar. Die
Bearbeiter haben mit diesem vorzüglichen Nachschlagewerk einen
wichtigen kunst- und universitätsgeschichtlichen Beitrag geliefert,
der die in den letzten Jahren erschienenen Publikationen gerade zum
Thesenblatt trefflich ergänzt.[3] Wenn jetzt auch noch Taegerts
Verzeichnis hinzukommt, verfügt die Universität Bamberg über eine
recht umfassende, wenn auch längst noch nicht vollständige
Dokumentation ihrer alten Drucke. Bei den Promotionsblätter klaffen
doch noch gerade für das 17. Jahrhundert große Lücken und es ist sehr
fraglich, ob sie sich aus auswärtigen Sammlungen noch nennenswert
ergänzen lassen.
Manfred Komorowski
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