Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Kleines Wörterbuch der europäischen Gartenkunst


01-2-326
Kleines Wörterbuch der europäischen Gartenkunst / von Gabriele Uerscheln und Michaela Kalusok. - Stuttgart : Reclam, 2001. - 286 S. : Ill. ; 15 cm. - (Universal-Bibliothek ; 18115). - ISBN 3-15-018115-1 : DM 14.00
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Die zunehmende Beliebtheit der Gartenkunst hat den Verlag bewogen, dazu ein preiswertes Lexikon anzubieten. In der Einleitung werden auf ca. 25 Seiten 12 Gartenstile Europas beschrieben, beginnend mit dem antiken griechischen Garten über den holländischen Garten bis zum Garten der Postmodernen. Das Lexikon enthält ca. 550 Eintragungen aus folgenden Bereichen: Fachausdrücke, Personen mit Kurzbiographien und eine Auswahl von ca. 60 europäischen Gärten, die meistens unter ihrem Ort verzeichnet werden, z.B. Kassel, Schloßpark Wilhelmshöhe. Hinweispfeile im Text führen zu weiteren verwandten Stichwörtern. Der Anhang bietet eine Übersicht über die im Lexikon beschriebenen nach Ländern. Ein Literaturverzeichnis führt 16 Quellen (ältere Druckwerke bis etwa 1900) und 59 Allgemeine Darstellungen auf. Angereichert wird das Bändchen durch 30 Schwarzweiß-Abbildungen aus älteren Quellen.

Insgesamt ist es wieder ein sorgfältig redigiertes Werk. Lediglich in zwei Fällen fielen Unklarheiten auf: unter dem Stichwort Laube findet sich ein Hinweis auf Schrebergarten, dort wird man jedoch wieder nur auf Laube zurückverwiesen; von Zoologischer Garten wird der Leser ohne Erläuterungen nur auf Tiergarten verwiesen. Dieser wird definiert als Jagdgarten für Aufzucht, Pflege und Jagd von Wild, mit Hinweis auf Jagdgarten und Menagerie für weitergehende Informationen. Zoologische Gärten dienen aber noch anderen, z.B. wissenschaftlichen Zwecken, die man unter dem Stichwort nennen sollte; ebenfalls sollte auf den anderen Vorläufer des Zoologischen Gartens, die Menagerie, direkt und nicht über den Umweg Tiergarten verwiesen werden. Es fehlen auch die bekannten Namen Hagenbeck und Grzimek. Ein Schreibfehler: der unter den Literaturhinweisen aufgeführte Autor Jesberg heißt Paulgerd und nicht Paulgard.

Zum Inhalt: Leider werden keine Institutionen aufgeführt, die sich mit Gartenkunst befassen (z.B. Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst oder The Royal Horticultural Society), es fehlen auch Richtlinien oder Empfehlungen, dies umso wichtiger, da es davon nicht allzuviele gibt, z.B. die für die Gesamtheit aller historischen Gärten geltende "Charta von Florenz" von 1981 oder die bereits 1961 entstandene "Grüne Charta von der Mainau". Mainau und damit verbunden der Name Graf Lennart Bernadotte sind Stichwörter, die man ebenfalls vermißt. Auch Joseph Monier (1823 - 1906) hätte einen Eintrag verdient: er war Gärtner und wollte Blumenkübel leichter machen. Dazu legte er ein Drahtgeflecht in Mörtel ein und erfand damit den Stahlbeton. Der Ausdruck Moniereisen ist heute noch üblich.

Die kunstgeschichtlichen Studien- und Arbeitsschwerpunkte der Autorinnen, Leiterin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des "Aufbau Gartenkunstmuseum Schloß Benrath", liegen zeitlich im Mittelalter und Neuzeit bis etwa 1900. Das mag der Grund dafür sein, daß die moderne Gartenkunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ihre Strömungen etwas zu wenig bedacht wurden, sowohl in dem Abschnitt Gartenstile Europas als auch in den Stichwörtern. Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als die "Postmoderne". Der Ökologie- und Umweltgedanke erscheint gar nicht (außer im Vorwort), ebenso fehlen solche Stichwörter (Ökologie, Biotop, Wildgarten, naturnahe Gestaltung). Wenn Land Art, eine in den USA entstandene Kunstrichtung, zitiert wird, für die man als einziges europäisches Beispiel ein wieder zugeschüttetes Erdloch in München anführt (S. 33), hätte die aus dem asiatischen Raum kommende Idee des "Feng-Shui" nicht fehlen dürfen, die seit einigen Jahren auch bei uns die Gartenkunst und Architektur beeinflußt.

Wie im Titel zum Ausdruck gebracht, handelt es sich um ein kleines Wörterbuch, und das Literaturverzeichnis belegt, daß keine Spezialwerke herangezogen wurden. Für die Gartenkunst bis Mitte des 20. Jahrhunderts ist es ein solides Nachschlagewerk. Die uneingeschränkte Kaufempfehlung, die bereits für das Reclam-Bändchen Meisterwerke der Architektur (IFB 01-1-077) gegeben wurde, gilt auch für dieses Werk.

Angelika Weber


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