Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Architektur- und Kunstgeschichte: Bildrecherche


01-2-317
Architektur- und Kunstgeschichte: Bildrecherche : Abbildungssammlungen und Bilddatenbanken im Überblick / Angela Karasch. - Stand: April 2001. - Freiburg : Universitätsbibliothek, 2001. - 169 S. : Ill. ; 29 cm. - (UB-Tutor / Universitätsbibliothek Freiburg ; 8) (Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau ; 26). - ISBN 3-928969-12-9. - Internetangebot: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/119. - DM 15.00, DM 10.00 (für Universitätsangehörige). - (Universitätsbibliothek Freiburg, Postfach 1629, 79016 Freiburg i.Br., E-Mail: info@ub.uni-freiburg.de)
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Wie komme ich an die Abbildungen heran? Vor dieser Frage stehen Studenten der Architektur, Archäologie und Kunstgeschichte häufig. Seminararbeiten und Referate, Magister- und Doktorarbeiten, Aufsätze und Monographien dieser bildintensiven Fachrichtungen fordern in der Regel eine Bebilderung. Wie man sich der Bildrecherche systematisch nähert, zeigt der hier anzuzeigende Band[1] von Angela Karasch, der die lokalen Verhältnisse in der Universitätsstadt Freiburg i. Br. besonders berücksichtigt. Vorgestellt werden, was vielleicht zu selbstverständlich ist, als daß man es erwähnen müßte, publizierte Bildersammlungen. Dieser Sachverhalt und der Umstand, daß unsere Forschungsinstitute im Ausland studentisches Sperrgebiet sind, erklärt wohl den fehlenden Hinweis auf große Phototheken wie die des Kunsthistorischen Instituts in Florenz oder der Bibliotheca Hertziana in Rom, deren hochkarätige Bildersammlungen ganze Häuser füllen. Blicken wir auf das, was wir haben.

Angela Karasch trennt gemäß der Erscheinungsform digitale, solche auf Mikrofiche und gedruckte Bildersammlungen. Sie beginnt ihre Übersicht - dem Trend der Zeit folgend und im umgekehrten Verhältnis zum Nutzen - mit Bildarchiven im Internet. Das Bildangebot im World Wide Web ist unüberschaubar. Kaum eine Bibliothek, die nicht an einem in der Regel hochspezialisiertem Digitalisierungsprojekt arbeitet, von anderen öffentlichen Einrichtungen und Privatpersonen ganz zu schweigen. Die Autorin tut gut daran, aus diesem speziellen Angebot nur einige wenige Vorhaben exemplarisch vorzustellen wie Synagogen in Deutschland oder Images of France (1811 - 1830), weil sich nur wenige Fachleute für derart ausgewählte Bildangebote interessieren. Sieht man also von hochspezialisierten, außereuropäischer Kunst vorbehaltenen, kostenpflichtigen oder im Aufbau befindlichen Bildersammlungen im WWW ab, bleibt nicht mehr viel übrig - für Deutschland das Bildarchiv zur Kunst und Kultur, für Frankreich Joconde und die Agence photographique und für die Vereinigten Staaten Amico, ein Konsortium, das Werke europäischer und amerikanischer Kunst aus amerikanischen Museen vorstellt.

Das Bildarchiv zur Kunst und Kultur in Deutschland fußt auf dem seit 1977 als Mikrofiche veröffentlichten Marburger Index und beinhaltet beeindruckende 1.030.000 Photographien, die man aber nicht sehen kann - was die Autorin im Oktober 2000 schreibt, gilt noch heute (Stand 18.7.2001). Sie nähert sich diesem und allen anderen Produkten unabhängig von der Erscheinungsform immer nach dem gleichen Schema: Der Adresse des jeweiligen Anbieters - Angaben zu Kosten für Abzüge und etwaige Reproduktionsgebühren fehlen leider - folgt ein Absatz zu Entstehungsgeschichte, Sammlungsumfang, Verfügbarkeit, in der die Kerndaten der jeweiligen Bildersammlung beschrieben sind. Wieviel Mühe gerade dieses Kapitel der Autorin gemacht haben muß, kann man nur erahnen. Jeder, der schon einmal ein Datenbankprotokoll erstellt hat, weiß, wie schwierig es sein kann, schon allein die elementarsten Informationen zu einer Datenbank zusammenzutragen, da Datenbanken über sich in der Regel wenig zu erzählen wissen und Begleithefte häufig fehlen. Dem Abriß des Themas folgen die Abschnitte Erschließung und Recherchebeispiele - eine Stärke dieser Publikation, da Schritt für Schritt und Bild für Bild (mit Pfeilen!) erklärt wird, wie man zu einem positiven Rechercheergebnis gelangt. Die Suche nach Gemälden von Rubens bei Amico bringt im Ergebnis allerdings nur 4 und nicht wie geschrieben 42 Treffer. Die Freude an der Didaktik wird übertrieben, wenn - durch die vorgegebene Gliederung nach Erscheinungsformen bedingt - der Marburger Index gleich an drei Stellen vorgestellt wird, und zwar in seiner Internet-, CD-ROM- und Mikrofiche-Version. Die Mikrofiche-Ausgabe, für dessen verlegerische Betreuung das Bildarchiv Foto Marburg der Verlag K. G. Saur als Kooperationspartner gewonnen hat, genügt wissenschaftlichen Maßstäben. Neben dem Anspruch photographisches Gesamtinventar der Kunst in Deutschland zu sein, zeichnet ihn auch die Kombination von Bild und ausführlicher Inventarisation aus. Kann man das von der ebenfalls vorgestellten Datenbank Joconde nur noch sehr eingeschränkt behaupten, so sind die Web-Angebote der Agence photographique de la Réunion des Musées Nationaux und Amico für eine unmittelbare Verwertung unbrauchbar - und um die geht es den Studenten vor allem. Die daumennagelgroßen Abbildungen von Amico sind nur für Subskribenten vergrößerbar. Kleinformatige Bildformate findet der Surfer auch bei der Agence photographique vor, die als zentraler Anbieter für Abbildungen von Kunstwerken aus staatlichen französischen Museen von Photobestellungen lebt. Insgesamt ist die Güte von Bilddokumenten im WWW enttäuschend. Ob das im April an den Start gegangene, mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanzierte Verbundprojekt PROMETHEUS Abhilfe schaffen wird, bleibt gerade im Hinblick auf urheberrechtliche Fragen abzuwarten. An PROMETHEUS sind u.a. das Kunstgeschichtliche Seminar der Humboldt-Universität (Berlin), die FH Anhalt und die Justus-Liebig-Universität Gießen mit einzelnen Einrichtungen sowie die Universität Köln mit drei Instituten beteiligt. Bildressourcen sollen ortsunabhäbgig vernetzt und Studierenden sowie Lehrenden zur Verfügung gestellt werden.[2]

Sind die Bildersammlungen auf CD-ROM überwiegend Einzelfragen gewidmet, so verdienen vor allem die länderorientierten Mikrofiche-Sammlungen die Bezeichnung Bildarchiv.[3] Den Grundstock legt auch hier der Marburger Index mit seinen Derivaten für Frankreich, die Beneluxländer, Italien, Spanien und Portugal. Zu diesen Bildarchiven gesellt die Autorin weitere wichtige Bildarchive: für Italien das Alinari photo archive, das besonders an Aufnahmen italienischer Kunst und Architektur aus der zweiten Hälfte des Ottocento reich ist, allerdings hat die Qualität ihren Preis. Auf das Kernproblem dieser Sammlungen macht Karasch aufmerksam. Ihnen liegt häufig kein systematischer Inventarisierungsansatz zugrunde, so daß man bei den Recherchen häufig enttäuscht wird. Hinweise auf gedruckte Abbildungssammlungen wie den Hollstein und den Katalog der graphischen Porträts in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel[4] runden diese Publikation ab. Besonders hilfreich ist das Register am Ende des Bandes, das je nach Gattung und Land die in Frage kommenden Abbildungssammlungen aufführt und auf die jeweiligen Kapitel verweist. Dem Rechercheur wird so rasch klar, wo er ansetzen kann.

Studenten und Wissenschaftlern wird hier ein informatives Arbeitsinstrument in die Hand gegeben, das m.W. einen erstmaligen Versuch unternimmt, einen Überblick über einschlägige Bildarchive und deren Zugänge zu geben und somit über die engen Grenzen des Freiburger Campus hinaus der Wissenschaftsgemeinschaft insgesamt zur Kenntnis gelangen sollte. Unter der oben angegeben Adresse ist die jeweils neueste Version abrufbar.

Johannes Pommeranz


[1]
Er erschien zuerst nur in der Reihe UB-Tutor der Universitätsbibliothek Freiburg und sowohl der Vertrieb außerhalb der Universität als auch die Ablieferung von Pflichtexemplaren wurden von der Bibliotheksleitung verweigert. Erst nach erneuter Publikation als Bd. 26 der Schriften der Universitätsbibliothek Freiburg im Breisgau wurde der Band allgemein zugänglich. [sh]
Architektur- und Kunstgeschichte: Bildrecherche : Abbildungssammlungen und Bilddatenbanken im Überblick / Angela Karasch. - Freiburg : Universitätsbibliothek, 2000. - 169 S. : Ill. ; 29 cm. - (UB-Tutor / Universitätsbibliothek Freiburg ; 8). - Internetangebot: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/119. - DM 15.00, DM 10.00 (für Universitätsanghörige). - (Universitätsbibliothek Freiburg, Postfach 1629, 79016 Freiburg i.Br., E-Mail: info@ub-uni-freiburg.de) (zurück)
[2]
Vgl. Neue Medien in der Bildung: PROMETHEUS - das verteilte digitale Bildarchiv für Forschung und Lehre / Ingeborg Reichle. // In: Kritische Berichte. - 29 (2001),2, S. 87 - 89 sowie
http://www.des.hs-anhalt.de/prometheus/ (zurück)
[3]
Vgl. die Komplexrezension von Angela Karasch über Bildarchive auf Mikrofiche in IFB 94-1-059 - 069. (zurück)
[4]
IFB 99-B09-171. (zurück)

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