Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
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Peter-Weiss-Bibliographie


01-2-304
Peter-Weiss-Bibliographie : (PWB) ; internationales Schrifttumverzeichnis der Primär- und Sekundärliteratur unter Einschluß der bildenden Künste und der Filme mit Berücksichtigung der frühen künstlerischen Versuche / Peer-Ingo Litschke. - 1. Aufl. - Aachen : Mainz, 2000. - 5, 138 S. ; 21 cm. - ISBN 3-89653-774-1 : DM 69.00
[6454]

Das Inhaltsverzeichnis suggeriert eine auf Vollständigkeit zielende subjektive und objektive Personalbibliographie. Was man in Händen hält, kann man jedoch selbst bei gutem Willen allenfalls als die unfreiwillige Karikatur einer solchen bezeichnen. Von den zwei Voraussetzungen, die das Gelingen einer Bibliographie bedingen - der Kenntnis des Gegenstands und der Beherrschung des bibliographischen Handwerks -, verfügt der Bearbeiter höchstens über die erstere.

Dafür ist das Bändchen voll der Skurrilitäten: Warum bloß stehen z.B. unter dem Inhaltsverzeichnis, das fünf Seiten lang ist, Ort, Monat und Jahr in der Handschrift des Bearbeiters, dessen Unterschrift gleich daneben auch noch faksimiliert ist? Zum Inhaltsverzeichnis noch ein Wort: Irgendwo etwa auf halber Wegstrecke verliert sich die Übereinstimmung zwischen den Seitenangaben des Inhaltsverzeichnisses und denen auf den Seiten selbst. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, was da wohl wieder für ein Programmierfehler aufgetreten sein mag. Denn mit den Angeboten des PC kämpft der Bearbeiter auf beinahe jeder Seite so tapfer wie einst Don Quixote mit der Windmühle.

Mangelhafte Beherrschung des Handwerks, auf diesen Begriff lassen sich alle inhaltlichen Einwände bringen. Zum Beleg ein Beispiel statt vieler ein Eintrag:

Durzak, Manfred: Solipsismus als Problem: 'Der Turm'.
In: ders.: Dürrenmatt, Frisch, Weiß: deutsches Drama der Gegenwart zwischen Kritik und Utopie.
S. 256-262.

Wenn man schon die angelsächsische Mode - mehr als eine Mode, oder besser eine Marotte, ist das ja nicht, da es keinen Erkenntnisgewinn bringt, schlimmstenfalls sogar zu Unklarheiten führen kann, wenn in der Vorlage selbst Kursivierungen vorkommen - mitmachen will, Teile der Titelaufnahme zu kursivieren, dann aber doch bitte wenigstens unter Beachtung der Grundregel, daß in jeder Aufnahme nur ein Teil kursiv gesetzt werden darf, freilich nicht irgendein Teil. Schlimmer aber dies: Zum Ausgleich für die zweifache Kursivierung fehlt dem Titel das Erscheinungsjahr.

Wie der Bearbeiter mit Übersetzungen der Texte von Weiß verfährt, dafür ein paar Proben:

- dänisch:
Forundersogelsen. Kopenhagen 1966, Übers.: Benny Andersen.

- englisch:
The investigation; oratio in 11 cantos. London: Calder & Boyars 1966. Übers.: Alexander Gross. 206 S.
The investigation; a play. New York: Atheneum 1966. 270 S. Außerdem: Chicago: Dramatic Pib. Co. 1966. 311 S. Übers.: Jon Swan, Ulu Grosbard. Auch als Taschenbuch erschienen: New York: Pocket Books 1967. 273 S. (Pocket Books; 95075).
[...]
- italienisch:
L'Istruttoria. Torino: Einaudi 1967. 251 S. Übers.: Giorgio Zampa. (Collezione di teatro; 106) ...

Die Angaben bald vollständiger, bald unvollständiger - von bibliographischer Beschreibung keine Spur; die Übersetzer nie mit der Formel der Titelei angeführt; Ortsnamen nicht in Vorlageform usw. usf.

Ein wenig peinlich, daß im Vorwort einigen Notabeln der Zunft ausdrücklich gedankt wird, denen diese Höflichkeit eine Mitverantwortung für das Resultat auflädt. Am besten steht noch der gleichfalls bedankte Verlagslektor von einst da, der das Manuskript abgelehnt hat.

Das Ungeschick des Selfmademan im Umgang mit dem PC führt zu ridikülen Seitenumbrüchen, bei denen zuweilen gerade noch eine Zeile zwischen das Ende der Kolumne und den Papierrand paßte. Wehe der Bibliothek, die sich entschiede, den nur mit einer Broschur ausgestatteten Band dem Buchbinder zur Verstärkung des Einbands zu überlassen: Textverlust beim Beschneiden dürfte sich kaum vermeiden lassen. So ärgerlich das alles ist, für den großen bibliographischen Apparat wird man auch an diesem Wechselbalg mit dem stolzen Akronym PWB nicht vorbeikommen.

Hans-Albrecht Koch


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