Für Stringenz sorgt zusätzlich auch die Entscheidung, alle Abschnitte des Hauptteils - er macht rund vier Fünftel des Bandes aus - nach demselben Schema zu gliedern: Zunächst unterrichtet die Autorin über Entstehung, Quellen und Kontext eines einzelnen Werks oder einer Werkgruppe, referiert dann wichtige Positionen der Forschung, trägt unter der Überschrift Analyse eigene Deutungen vor und schließt mit Ausführungen zu Aufnahme und Wirkung. Dabei werden auch weniger bekannte Arbeiten - etwa zum Epigramm, zum Leben des Tragikers Sophokles, zur Fabel - genauso gründlich behandelt wie die im akademischen Unterricht bevorzugten Arbeiten Lessings.
Eher knapp fallen demgegenüber die einführenden Abschnitte zu Lessings Biographie im Kontext des 18. Jahrhunderts, zu den wechselnden Lessing-Bildern der Rezeptionsgeschichte des Autors - einmal nicht nur zu Franz Mehrings Die Lessing-Legende, sondern auch zu Ideologemen, die sich selbst gegen den Versailler Vertrag noch auf Lessings Kritik der französischen Literatur berufen haben - und zur philosophischen, theologischen und ideengeschichtlichen Situierung des Autors sowie zu seiner Stellung in der Literatur des 18. Jahrhunderts. Ein wenig knapp fällt das Kapitel zur Biographie aus - da bietet erfreulicherweise der fast gleichzeitig erschienene Reclam-Band von Peter J. Brenner (s.u. IFB 01-2-297) zum Ausgleich mehr Details.
Etwa 1200 Titel umfaßt die Bibliographie im Anhang; sie ist lediglich in die Abschnitte Quellen und Sekundärliteratur unterteilt; durch Kurzzitate wird am Ende der Kapitel auf diese Titel verwiesen.
Hans-Albrecht Koch