Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 2
[ Bestand in K10plus ]

Handschriftencensus der kleineren Sammlungen in den


01-2-211
Handschriftencensus der kleineren Sammlungen in den östlichen Bundesländern Deutschlands : Bestandsaufnahme der ehemaligen Arbeitsstelle "Zentralinventar Mittelalterlicher Handschriften bis 1500 in den Sammlungen der DDR" (ZIH) / zsgest. und bearb. von Renate Schipke und Kurt Heydeck. Unter Verwendung der Beschreibungen von Jutta Fliege ... - Wiesbaden : Harrassowitz, 2000. - 323 S. ; 25 cm. - (Kataloge der Handschriftenabteilung / Staatbibliothek zu Berlin - Preussischer Kulturbesitz ; Sonderband). - ISBN 3-447-04365-2 : DM 198.00
[6523]

Die Tiefenerschließung von Beständen mittelalterlicher Handschriften erfordert einen hohen Aufwand an Zeit und Fördermitteln. Da noch immer zahlreiche Bestände überhaupt nicht durch Kataloge erschlossen werden konnten, ist die Inventarisierung in einem Handschriftencensus ein durchaus wünschenswerter Behelf, der das Fernziel der Beschreibung nach DFG-Richtlinien jedoch keinesfalls in Vergessenheit geraten lassen darf. Für die Sammlungen in Nordrhein-Westfalen liegt mit den Bänden zum Rheinland und zu Westfalen eine imposante Bestandsaufnahme vor, die in gewisser Weise das Vorbild für den jetzt im Druck vorliegenden Census der Handschriften in den östlichen Bundesländern abgegeben hat.[1]

Die Vorarbeiten dazu reichen weit zurück. Waren Vorüberlegungen zu einem Gesamtkatalog im Jahr 1952 noch erfolglos, weil sie ohne staatliche Unterstützung blieben, so konnte seit 1972 relativ kontinuierlich am Zentralinventar Mittelalterlicher Handschriften (ZIH) in der Berliner Staatsbibliothek gearbeitet werden. Zwischen 1984 und 1990 haben R. Schipke und J. Fliege Kataloge zu Handschriftenbeständen in Wittenberg, Dresden, Dessau und Zwickau vorgelegt.[2] Ein Katalog Bosauer Handschriften in Schulpforte von R. Schipke ist im Jahr 2000 erschienen.[3]

Die Bestände von 34 kleineren und größeren Institutionen, insgesamt 430 Codices, sind im vorliegenden Band unter 491 Nummern verzeichnet.[4] Die großen Sammlungen in Erfurt, Gotha, Greifswald, Jena, Leipzig, Weimar und Berlin bleiben dabei unberücksichtigt, da für diese Bestände bereits mehrere Katalogisierungsprojekte mit DFG-Förderung angelaufen sind. Es wäre wünschenswert gewesen, wie z.B. im Falle von Rostock (Katalog "im Druck"), so auch für diese Bestände knappe Hinweise über den Stand der bisherigen, auch älteren Katalogisierungsarbeiten zu geben, die dem Benutzer in diesen Fällen den Griff nach Kristellers Katalogverzeichnis ersparen würden.[5]

Die Beschreibungen im Rahmen eines Census müssen sich auf äußerste Knappheit beschränken. Dies betrifft vor allem die kodikologischen Daten und Angaben zum Buchschmuck. Aber auch die Inhaltsangaben bestehen lediglich aus Autorennamen und Werktiteln. Literaturangaben können nur in wenigen Ausnahmefällen geboten werden. Die hier verzeichneten Bestände umfassen zumeist lateinische Handschriften und Fragmente aus dem 15. Jahrhundert, wobei liturgische, theologische und juristische Inhalte überwiegen. Mehrere Register erschließen den Band; sie betreffen Schriftheimat, Datierte Handschriften, Schreiber, Vorbesitzer und Orte, Frühere Signaturen sowie Verfasser und Titel. Auf den Abdruck eines Initienregisters wurde verzichtet; rund 7000 Initien zu den hier inventarisierten Handschriften sind verzettelt in der Staatsbibliothek Berlin zu benutzen. Die Übertragung von Initienregister und vorliegendem Inventar in eine elektronische Version und die Einspeisung in die Marburger Handschriftendatenbank[6] bleiben ein Desiderat.

Die hier verzeichneten Handschriften werden durch die Veröffentlichung des Census zum großen Teil erstmals der Forschung zugänglich gemacht und damit hoffentlich Gegenstand intensiver Beschäftigung und Erschließung.

Christian Heitzmann


[1]
Handschriftencensus Rheinland : Erfassung mittelalterlicher Handschriften im rheinischen Landesteil von Nordrhein-Westfalen ; mit einem Inventar / hrsg. von Günter Gattermann. Bearb. von Heinz Finger (Projektleitung) ... - Wiesbaden : Reichert, 1993. - (Schriften der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf ; 18). - ISBN 3-88226-597-3 : DM 280.00 [2177]. - Bd. 1 - 2 + Reg.-Bd. - Rez.: IFB 95-1-002. - Handschriftencensus Westfalen / bearb. von Ulrich Hinz. Hrsg. von der Universitäts- und Landesbibliothek Münster. - Wiesbaden : Reichert, 1999. - XXXIV, 483 S. ; 25 cm. - (Schriften der Universitäts- und Landesbibliothek Münster ; 18). - ISBN 3-89500-122-8 : DM 98.00 [6070]. - Rez.: IFB 00-1/4-004. (zurück)
[2]
Diese Kataloge sind auf der Internetseite Manuscripta mediaevalia (Marburg) vollständig digitalisiert:
http://www.fotomr.uni-marburg.de/hs/kataloge-online.htm (zurück)
[3]
Scriptorium und Bibliothek des Benediktinerklosters Bosau bei Zeitz : die Bosauer Handschriften in Schulpforte / beschrieben von Renate Schipke. - Wiesbaden : Harrassowitz, 2000. - 143, 12 S. : Ill. ; 25 cm. - ISBN 3-447-04207-9 : DM 116.00. (zurück)
[4]
Den weitaus größten Bestand stellen die Beschreibungen von lateinischen Handschriften der ULB Halle dar (Nr. 141 - 383). Die deutschsprachigen mittelalterlichen Handschriften der ULB Halle sollen in naher Zukunft nach DFG-Richtlinien erschlossen werden. (zurück)
[5]
Latin manuscript books before 1600 : a list of the printed catalogues and unpublished inventories of extant collections / by Paul Oskar Kristeller. - 4. rev. and enlarged ed. / Sigrid Krämer. - München : Monumenta Germaniae Historica, 1993. - XXXVI, 941 S. ; 22 cm. - (Monumenta Germaniae Historica : Hilfsmittel ; 13). - ISBN 3-88612-113-5 : DM 98.00 [2388]. - Rez.: IFB 95-1-001. (zurück)
[6]
http://www.fotomr.uni-marburg.de/hsbank.htm (zurück)

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