Auch wenn man sich künftig auch in solchen Fachwörterbüchern wohl oder übel an die neue deutsche Rechtschreibung gewöhnen muß, wirken die neuen Schreibweisen beispielsweise für Gämse oder Blässhuhn weiterhin recht befremdlich.
Verweilen wir noch ein wenig beim Vorwort und dem sich daran
anschließenden englischsprachigen Preface: Im Vorwort findet man den
Hinweis auf eine CD-ROM, die aber nicht dem Buch beiliegt, sondern
separat erhältlich ist.[1] Dem Preface fehlt der Hinweis auf die CD-ROM,
offensichtlich findet man sie hier überflüssig. Dafür werden im
Preface einige für die Inhaltsrecherche nützliche Bibliotheken
genannt, auf die man im Vorwort verzichtet hat. Auf die der
Bearbeitung zugrundeliegenden Werke wird im Vorwort hingewiesen
"(siehe Anhang)", dieser Vermerk wiederum fehlt im Preface. Ist es so
schwierig, den Inhalt des Vorwortes exakt als Preface wiederzugeben?
Die Zielgruppe dieses Lexikons reicht vom Wissenschaftler über
spezielle Interessengruppen (genannt werden u.a. Pelzhändler) bis zum
Hobbybiologen, also wieder mal die gesamte Spannbreite der biologisch
Interessierten.
Der erste Teil verzeichnet die Tiernamen dreispaltig in der
Reihenfolge lateinisch - deutsch - englisch und ist sicher anhand der
weltweit gültigen Fachterminologie einfacher zu handhaben (auch wenn
sich Gattungsnamen bisweilen ändern) als der zweite Teil mit der
Reihenfolge deutsch - lateinisch - englisch. Im ersten Teil fällt
allerdings auf, daß des öfteren der englische Tiername fehlt[2] und daß
merkwürdige deutsche Namenszusammensetzungen gewählt werden. Seit wann
kombiniert man etwa bei der deutschen Bezeichnung eines Namens eine
Zahl mit einem Substantiv?[3] Warum nimmt man solche Tiernamen überhaupt
auf? Teilweise werden auch sehr seltene Tierarten erwähnt, wie z.B.
Rhagomys rufescens = Brasilianische Baummaus von der die Smithsonian
Institution, Washington, lapidar bemerkt: "known only by two
specimens".[4]
Erhebliche Schwierigkeiten in der Benutzung bereitet der zweite Teil.
Das Problem hierbei sind die Populärnamen, von denen es im Deutschen
zu viele unterschiedliche gibt. Sucht man beispielsweise nach der in
der Natur recht auffälligen Schnabelschwebfliege, die auch unter dem
Namen Schnauzenschwebfliege bekannt ist, findet man lediglich einen
Eintrag Schnabelfliege = Mecoptera = scorpion flies. Die Mecopteren
sind aber keine Schwebfliegen (= Syrphidae). Auch die Suche unter dem
möglichen Synonym "Feld-Schnabelschwebfliege" führt ins Leere. Kennt
man aber den wissenschaftlichen Namen Rhingia campestris findet man
die Schwebfliege sehr wohl im ersten Teil.[5] Und die Bezeichnung
Gebrannte Mandel (Barbatia amygdalumtostum), eine Muschel, erinnert
eher an einen Weihnachtsmarkt als an ein Tier.
Verzwickt wird die Suche, wenn die Bildung des deutschen Namens aus
dem Artnamen als Adjektiv und dem Gattungsname als Substantiv erfolgt.
Sucht man nach dem landläufigen Begriff "Miesmuschel" findet man
lediglich die lateinische Familienbezeichnung Mytilidae, aber keinen
Hinweis auf die verschiedene Arten, wie z.B. die auch im Handel
angebotene gängige "Mytilus edulis" (edulis = eßbar), die man aber
nicht unter "Eßbare Miesmuschel" suchen sollte, sondern unter Gemeine
Miesmuschel. So geht es allerdings vielen gemeinen Tieren, die dank
dieses unspezifischen Adjektivs immerhin 6 Seiten füllen. Hingegen
sind unter der Gattung Mytilus im ersten Teil 9 Arten aufgeführt. Hier
wäre es sehr hilfreich, wenn die Eintragung unter dem Substantiv
erfolgte.
Das vierseitige Literaturverzeichnis enthält wichtige
Nachschlagewerke, auf die man bei speziellen Tiergruppen zurückgreifen
wird. Abgerundet wird das Wörterbuch durch vier Kurzportraits von
Darwin, Linné, Lamarck und Cuvier auf Umschlagrückseite und Vorsatz.
Wer allerdings Näheres über Leben und Werk dieser berühmten
Wissenschaftler wissen möchte, wird zu anderen Nachschlagewerken
greifen.
Fazit: Das Wörterbuch der Tiernamen füllt sicher eine Lücke in den
zoologischen Nachschlagewerken und ist wissenschaftlichen Bibliotheken
trotz des recht hohen Preises zu empfehlen. Die lexikalischen Teile
sollten jedoch generell auf ihre Stimmigkeit hin überprüft und
speziell der zweite Teil aus Gründen der besseren Auffindbarkeit stark
überarbeitet werden, denn die Suche nach Tiernamen erweist sich in
manchen Fällen als recht mühsam. Ob sich die Suche über die CD-ROM
effektiver gestaltet, konnte nicht überprüft werden.
Joachim Ringleb
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