Bibliotheksservice-Zentrum (BSZ) Baden-Württemberg // Südwestdeutscher Bibliotheksverbund
Rezension aus:
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB) 9(2001) 1
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Wörterbuch der Tiernamen


01-1-204
Wörterbuch der Tiernamen : Latein, deutsch, englisch ; deutsch, Latein, englisch / Theodor C. H. Cole. - Heidelberg ; Berlin : Spektrum, Akademischer Verlag, 2000. - 970 S. ; 25 cm. - ISBN 3-8274-0589-0 : DM 148.00
[6275]

Dieses zweiteilig aufgebaute Wörterbuch trifft eine Auswahl von annähernd 16.000 Tiernamen aus den über 1,4 Millionen heute bekannten Tierarten, wobei der Schwerpunkt auf der europäischen Fauna (zwei Drittel Wirbeltiere, ein Drittel Wirbellose) liegen soll - woran man beim Durchblättern des lexikalischen Teils seine Zweifel haben kann - und ist somit sicherlich, entgegen der Aussage im Vorwort, kein "Querschnitt des gesamten Tierreiches". Um einen repräsentativen Querschnitt abzubilden, müßten andere Schwerpunkte gesetzt werden.

Auch wenn man sich künftig auch in solchen Fachwörterbüchern wohl oder übel an die neue deutsche Rechtschreibung gewöhnen muß, wirken die neuen Schreibweisen beispielsweise für Gämse oder Blässhuhn weiterhin recht befremdlich.

Verweilen wir noch ein wenig beim Vorwort und dem sich daran anschließenden englischsprachigen Preface: Im Vorwort findet man den Hinweis auf eine CD-ROM, die aber nicht dem Buch beiliegt, sondern separat erhältlich ist.[1] Dem Preface fehlt der Hinweis auf die CD-ROM, offensichtlich findet man sie hier überflüssig. Dafür werden im Preface einige für die Inhaltsrecherche nützliche Bibliotheken genannt, auf die man im Vorwort verzichtet hat. Auf die der Bearbeitung zugrundeliegenden Werke wird im Vorwort hingewiesen "(siehe Anhang)", dieser Vermerk wiederum fehlt im Preface. Ist es so schwierig, den Inhalt des Vorwortes exakt als Preface wiederzugeben?

Die Zielgruppe dieses Lexikons reicht vom Wissenschaftler über spezielle Interessengruppen (genannt werden u.a. Pelzhändler) bis zum Hobbybiologen, also wieder mal die gesamte Spannbreite der biologisch Interessierten.

Der erste Teil verzeichnet die Tiernamen dreispaltig in der Reihenfolge lateinisch - deutsch - englisch und ist sicher anhand der weltweit gültigen Fachterminologie einfacher zu handhaben (auch wenn sich Gattungsnamen bisweilen ändern) als der zweite Teil mit der Reihenfolge deutsch - lateinisch - englisch. Im ersten Teil fällt allerdings auf, daß des öfteren der englische Tiername fehlt[2] und daß merkwürdige deutsche Namenszusammensetzungen gewählt werden. Seit wann kombiniert man etwa bei der deutschen Bezeichnung eines Namens eine Zahl mit einem Substantiv?[3] Warum nimmt man solche Tiernamen überhaupt auf? Teilweise werden auch sehr seltene Tierarten erwähnt, wie z.B. Rhagomys rufescens = Brasilianische Baummaus von der die Smithsonian Institution, Washington, lapidar bemerkt: "known only by two specimens".[4]

Erhebliche Schwierigkeiten in der Benutzung bereitet der zweite Teil. Das Problem hierbei sind die Populärnamen, von denen es im Deutschen zu viele unterschiedliche gibt. Sucht man beispielsweise nach der in der Natur recht auffälligen Schnabelschwebfliege, die auch unter dem Namen Schnauzenschwebfliege bekannt ist, findet man lediglich einen Eintrag Schnabelfliege = Mecoptera = scorpion flies. Die Mecopteren sind aber keine Schwebfliegen (= Syrphidae). Auch die Suche unter dem möglichen Synonym "Feld-Schnabelschwebfliege" führt ins Leere. Kennt man aber den wissenschaftlichen Namen Rhingia campestris findet man die Schwebfliege sehr wohl im ersten Teil.[5] Und die Bezeichnung Gebrannte Mandel (Barbatia amygdalumtostum), eine Muschel, erinnert eher an einen Weihnachtsmarkt als an ein Tier.

Verzwickt wird die Suche, wenn die Bildung des deutschen Namens aus dem Artnamen als Adjektiv und dem Gattungsname als Substantiv erfolgt. Sucht man nach dem landläufigen Begriff "Miesmuschel" findet man lediglich die lateinische Familienbezeichnung Mytilidae, aber keinen Hinweis auf die verschiedene Arten, wie z.B. die auch im Handel angebotene gängige "Mytilus edulis" (edulis = eßbar), die man aber nicht unter "Eßbare Miesmuschel" suchen sollte, sondern unter Gemeine Miesmuschel. So geht es allerdings vielen gemeinen Tieren, die dank dieses unspezifischen Adjektivs immerhin 6 Seiten füllen. Hingegen sind unter der Gattung Mytilus im ersten Teil 9 Arten aufgeführt. Hier wäre es sehr hilfreich, wenn die Eintragung unter dem Substantiv erfolgte.

Das vierseitige Literaturverzeichnis enthält wichtige Nachschlagewerke, auf die man bei speziellen Tiergruppen zurückgreifen wird. Abgerundet wird das Wörterbuch durch vier Kurzportraits von Darwin, Linné, Lamarck und Cuvier auf Umschlagrückseite und Vorsatz. Wer allerdings Näheres über Leben und Werk dieser berühmten Wissenschaftler wissen möchte, wird zu anderen Nachschlagewerken greifen.

Fazit: Das Wörterbuch der Tiernamen füllt sicher eine Lücke in den zoologischen Nachschlagewerken und ist wissenschaftlichen Bibliotheken trotz des recht hohen Preises zu empfehlen. Die lexikalischen Teile sollten jedoch generell auf ihre Stimmigkeit hin überprüft und speziell der zweite Teil aus Gründen der besseren Auffindbarkeit stark überarbeitet werden, denn die Suche nach Tiernamen erweist sich in manchen Fällen als recht mühsam. Ob sich die Suche über die CD-ROM effektiver gestaltet, konnte nicht überprüft werden.

Joachim Ringleb


[1]
Die Recherche in Buchhandelsverzeichnissen ergab folgende Preisgestaltung: Buch ohne CD-ROM bzw. CD-ROM alleine: DM 148.00; Buch mit CD-ROM: DM 248.00. (zurück)
[2]
Z.B. S. 96: Chilostoma planospirum = Flache Felsenschnecke = ? (zurück)
[3]
S. 384: Rhaphigaster nebulosa = 8Gartenwanze = ? (zurück)
[4]
Mammal species of the world: http://nmnhgoph.si.edu/msw (zurück)
[5]
S. 385: Rhingia campestris = Feld-Schnabelschwebfliege = ? (zurück)

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